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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Aus den deutschen volksrciten

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werbetreibende, die freien Berufe, alle Kate¬
gorien der Beamtenschaft und der Angestellten,
der Handwerker, der Arbeiter und der Heeres¬
angehörigen. Nach vollzogener Wahl des
Volksrats entfernen sich die Erschienenen bis
auf die Gewählten, Diese wählen nun aus
ihrer Mitte einen Obmann, derselbe ist gleich¬
zeitig Kreisdelegierter, außerdem werden je
nach der Größe der Bezirke ein bis zwei
weitere Kceisdelegierte gewählt.

Diese Kreisdelegierten bilden den Kreis¬
volksrat. Die Verhandlungen des Kreisvolks¬
rats sind öffentlich. Sobald eS der Fort¬
schritt der Organisation im Kreise gestattet,
tiersammeln sich die Kreisdelegierten und
wählen sich einen Obmann und 11 Mitglieder,
die zusammen den Arbeitsausschuß bilden.
Den Mitgliedern des Ausschusses sollen Reise¬
kosten und Aufwendungen ersetzt werden.

Der Kreisvolksrat unterhält ein ständiges
Bureau, das von einem Schriftführer verwaltet
wird, der nach Möglichkeit besoldet ist. Es
ist zu erstreben, einen Schriftführer im Haupt¬
amt auzustellon.

Zur Schaffung eines Kreisvermögens
zahlt grundsätzlich die ländliche Bevölkerung
0,ö0 Mark Pro Morgen, Gewerbetreibende,
Beamte, Arbeiter einen entsprechenden Teil
ihres Einkommens als einmaligen Beitrag.
Für nicht im Erwerb stehende Familienmit¬
glieder braucht ein Beitrag nicht erhoben zu
werden. Die Beiträge werden auf ein Konto
des Deutschen Volksrats des Stadt- oder
Landkreises eingezahlt und bleiben der Ver¬
wendung für die Bedürfnisse des Kreises vor¬
behalten. Ihre Verwaltung erfolgt durch den
Kreisvolksrat gemeinsam mit einem "Kassen-
Delegierten" des Zentralbureaus der Deut'
scheu Vereinigung.

Zweck der Deutschen Bolksriite. Der
Grundgedanke der Vol'sräte ist kein Kind
der jüngsten Revolution. Er findet sich bereits
in deit Schriften des Freiherrn vom Stein,
wurde von Fichte und Anibe vertreten und
ist von den Sozialdemokraten Adler und
Renner in Osterreich verwertet worden, um
das Deutschtum gegen den übermäßigen Druck
des Slawentums zu schützen. Diesem letzten
Zweck soll er zunächst in den gemischt¬
sprachigen Gebieten Deutschlands dienen. Er

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soll eine Parallelorganisation zur wohl-
orgnnisierten Rada Luduwa der Polen sein.
Als solche hat er zunächst folgende Aufgaben:

1. Begründung des sozialen Friedens unter
den Deutschen,
2. kulturelle und wirtschaftliche Förderung
der Deutschen,
3. Ausbau einer nationalen Selbstver¬
waltung,
4. Abwehr gewaltsamer Polnischer Über¬
griffe.

Tätigkeit.

1. Erweckung und Stärkung des Zu¬
sammengehörigkeitsgefühls aller Deutschen ohne
Unterschied der Partei und des Standes.

2. Überwachung der Maßnahmen der
Behörde bezüglich ihrer Wirkung für das
Deutschtum.

5. Vorbereitung und örtliche Durchführung
von Maßnahmen, die das Deutschtum fördern,
den deutschen Besitz und die deutsche Wirt¬
schaft erhalten.

4. Schaffung eines Sprachrohres, durch
das auch die Wünsche des kleinen Mannes
und der abgelegensten Ortschaften zu den
höchsten Behörden dringen.

6. Verselbständigung des Politischen Ur¬
teils durch Politische Aufklärung, durch sach¬
liche wirtschaftlich-politische Vorträge unter
Ausschluß jeder Parteipolitik.

6. Gewinnung der -Frauen zur Betätigung
im deutschen Sinne und Anregung zur tätigen
Mitarbeit.

7. Pädagogische Vorträge über Jugend¬
erziehung und Gewinnung der Jugend für
ideelle Aufgaben.

8. Bevölkerungspolitik nach ethischen
Grundsätzen.

9. Nutzbarmachung der Ansiedelungsgesetze
für das Bedürfnis der deutschen Kriegsange¬
sessenen.

1V. Zusammenschluß der Deutschen für
die Wähle" im Kreise als Gegengewicht gegen
die Polen.

Der Deutsche Volksrat soll den wirtschaft-
licken Niedergang der Deutschen gegenüber
dem geschlossenen Polentum verhindern, soll
alle Deutschen wie in einer großen Familie
zusammenschmieden, allen Kastengeist ver¬
treiben, allen Ständen Freude an Kunst und

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Aus den deutschen volksrciten

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werbetreibende, die freien Berufe, alle Kate¬
gorien der Beamtenschaft und der Angestellten,
der Handwerker, der Arbeiter und der Heeres¬
angehörigen. Nach vollzogener Wahl des
Volksrats entfernen sich die Erschienenen bis
auf die Gewählten, Diese wählen nun aus
ihrer Mitte einen Obmann, derselbe ist gleich¬
zeitig Kreisdelegierter, außerdem werden je
nach der Größe der Bezirke ein bis zwei
weitere Kceisdelegierte gewählt.

Diese Kreisdelegierten bilden den Kreis¬
volksrat. Die Verhandlungen des Kreisvolks¬
rats sind öffentlich. Sobald eS der Fort¬
schritt der Organisation im Kreise gestattet,
tiersammeln sich die Kreisdelegierten und
wählen sich einen Obmann und 11 Mitglieder,
die zusammen den Arbeitsausschuß bilden.
Den Mitgliedern des Ausschusses sollen Reise¬
kosten und Aufwendungen ersetzt werden.

Der Kreisvolksrat unterhält ein ständiges
Bureau, das von einem Schriftführer verwaltet
wird, der nach Möglichkeit besoldet ist. Es
ist zu erstreben, einen Schriftführer im Haupt¬
amt auzustellon.

Zur Schaffung eines Kreisvermögens
zahlt grundsätzlich die ländliche Bevölkerung
0,ö0 Mark Pro Morgen, Gewerbetreibende,
Beamte, Arbeiter einen entsprechenden Teil
ihres Einkommens als einmaligen Beitrag.
Für nicht im Erwerb stehende Familienmit¬
glieder braucht ein Beitrag nicht erhoben zu
werden. Die Beiträge werden auf ein Konto
des Deutschen Volksrats des Stadt- oder
Landkreises eingezahlt und bleiben der Ver¬
wendung für die Bedürfnisse des Kreises vor¬
behalten. Ihre Verwaltung erfolgt durch den
Kreisvolksrat gemeinsam mit einem „Kassen-
Delegierten" des Zentralbureaus der Deut'
scheu Vereinigung.

Zweck der Deutschen Bolksriite. Der
Grundgedanke der Vol'sräte ist kein Kind
der jüngsten Revolution. Er findet sich bereits
in deit Schriften des Freiherrn vom Stein,
wurde von Fichte und Anibe vertreten und
ist von den Sozialdemokraten Adler und
Renner in Osterreich verwertet worden, um
das Deutschtum gegen den übermäßigen Druck
des Slawentums zu schützen. Diesem letzten
Zweck soll er zunächst in den gemischt¬
sprachigen Gebieten Deutschlands dienen. Er

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soll eine Parallelorganisation zur wohl-
orgnnisierten Rada Luduwa der Polen sein.
Als solche hat er zunächst folgende Aufgaben:

1. Begründung des sozialen Friedens unter
den Deutschen,
2. kulturelle und wirtschaftliche Förderung
der Deutschen,
3. Ausbau einer nationalen Selbstver¬
waltung,
4. Abwehr gewaltsamer Polnischer Über¬
griffe.

Tätigkeit.

1. Erweckung und Stärkung des Zu¬
sammengehörigkeitsgefühls aller Deutschen ohne
Unterschied der Partei und des Standes.

2. Überwachung der Maßnahmen der
Behörde bezüglich ihrer Wirkung für das
Deutschtum.

5. Vorbereitung und örtliche Durchführung
von Maßnahmen, die das Deutschtum fördern,
den deutschen Besitz und die deutsche Wirt¬
schaft erhalten.

4. Schaffung eines Sprachrohres, durch
das auch die Wünsche des kleinen Mannes
und der abgelegensten Ortschaften zu den
höchsten Behörden dringen.

6. Verselbständigung des Politischen Ur¬
teils durch Politische Aufklärung, durch sach¬
liche wirtschaftlich-politische Vorträge unter
Ausschluß jeder Parteipolitik.

6. Gewinnung der -Frauen zur Betätigung
im deutschen Sinne und Anregung zur tätigen
Mitarbeit.

7. Pädagogische Vorträge über Jugend¬
erziehung und Gewinnung der Jugend für
ideelle Aufgaben.

8. Bevölkerungspolitik nach ethischen
Grundsätzen.

9. Nutzbarmachung der Ansiedelungsgesetze
für das Bedürfnis der deutschen Kriegsange¬
sessenen.

1V. Zusammenschluß der Deutschen für
die Wähle» im Kreise als Gegengewicht gegen
die Polen.

Der Deutsche Volksrat soll den wirtschaft-
licken Niedergang der Deutschen gegenüber
dem geschlossenen Polentum verhindern, soll
alle Deutschen wie in einer großen Familie
zusammenschmieden, allen Kastengeist ver¬
treiben, allen Ständen Freude an Kunst und

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[0490] Aus den deutschen volksrciten werbetreibende, die freien Berufe, alle Kate¬ gorien der Beamtenschaft und der Angestellten, der Handwerker, der Arbeiter und der Heeres¬ angehörigen. Nach vollzogener Wahl des Volksrats entfernen sich die Erschienenen bis auf die Gewählten, Diese wählen nun aus ihrer Mitte einen Obmann, derselbe ist gleich¬ zeitig Kreisdelegierter, außerdem werden je nach der Größe der Bezirke ein bis zwei weitere Kceisdelegierte gewählt. Diese Kreisdelegierten bilden den Kreis¬ volksrat. Die Verhandlungen des Kreisvolks¬ rats sind öffentlich. Sobald eS der Fort¬ schritt der Organisation im Kreise gestattet, tiersammeln sich die Kreisdelegierten und wählen sich einen Obmann und 11 Mitglieder, die zusammen den Arbeitsausschuß bilden. Den Mitgliedern des Ausschusses sollen Reise¬ kosten und Aufwendungen ersetzt werden. Der Kreisvolksrat unterhält ein ständiges Bureau, das von einem Schriftführer verwaltet wird, der nach Möglichkeit besoldet ist. Es ist zu erstreben, einen Schriftführer im Haupt¬ amt auzustellon. Zur Schaffung eines Kreisvermögens zahlt grundsätzlich die ländliche Bevölkerung 0,ö0 Mark Pro Morgen, Gewerbetreibende, Beamte, Arbeiter einen entsprechenden Teil ihres Einkommens als einmaligen Beitrag. Für nicht im Erwerb stehende Familienmit¬ glieder braucht ein Beitrag nicht erhoben zu werden. Die Beiträge werden auf ein Konto des Deutschen Volksrats des Stadt- oder Landkreises eingezahlt und bleiben der Ver¬ wendung für die Bedürfnisse des Kreises vor¬ behalten. Ihre Verwaltung erfolgt durch den Kreisvolksrat gemeinsam mit einem „Kassen- Delegierten" des Zentralbureaus der Deut' scheu Vereinigung. Zweck der Deutschen Bolksriite. Der Grundgedanke der Vol'sräte ist kein Kind der jüngsten Revolution. Er findet sich bereits in deit Schriften des Freiherrn vom Stein, wurde von Fichte und Anibe vertreten und ist von den Sozialdemokraten Adler und Renner in Osterreich verwertet worden, um das Deutschtum gegen den übermäßigen Druck des Slawentums zu schützen. Diesem letzten Zweck soll er zunächst in den gemischt¬ sprachigen Gebieten Deutschlands dienen. Er soll eine Parallelorganisation zur wohl- orgnnisierten Rada Luduwa der Polen sein. Als solche hat er zunächst folgende Aufgaben: 1. Begründung des sozialen Friedens unter den Deutschen, 2. kulturelle und wirtschaftliche Förderung der Deutschen, 3. Ausbau einer nationalen Selbstver¬ waltung, 4. Abwehr gewaltsamer Polnischer Über¬ griffe. Tätigkeit. 1. Erweckung und Stärkung des Zu¬ sammengehörigkeitsgefühls aller Deutschen ohne Unterschied der Partei und des Standes. 2. Überwachung der Maßnahmen der Behörde bezüglich ihrer Wirkung für das Deutschtum. 5. Vorbereitung und örtliche Durchführung von Maßnahmen, die das Deutschtum fördern, den deutschen Besitz und die deutsche Wirt¬ schaft erhalten. 4. Schaffung eines Sprachrohres, durch das auch die Wünsche des kleinen Mannes und der abgelegensten Ortschaften zu den höchsten Behörden dringen. 6. Verselbständigung des Politischen Ur¬ teils durch Politische Aufklärung, durch sach¬ liche wirtschaftlich-politische Vorträge unter Ausschluß jeder Parteipolitik. 6. Gewinnung der -Frauen zur Betätigung im deutschen Sinne und Anregung zur tätigen Mitarbeit. 7. Pädagogische Vorträge über Jugend¬ erziehung und Gewinnung der Jugend für ideelle Aufgaben. 8. Bevölkerungspolitik nach ethischen Grundsätzen. 9. Nutzbarmachung der Ansiedelungsgesetze für das Bedürfnis der deutschen Kriegsange¬ sessenen. 1V. Zusammenschluß der Deutschen für die Wähle» im Kreise als Gegengewicht gegen die Polen. Der Deutsche Volksrat soll den wirtschaft- licken Niedergang der Deutschen gegenüber dem geschlossenen Polentum verhindern, soll alle Deutschen wie in einer großen Familie zusammenschmieden, allen Kastengeist ver¬ treiben, allen Ständen Freude an Kunst und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/490>, abgerufen am 09.11.2024.