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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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tief unter dem deutschen steht: Sie ist ein¬
heitlicher, zielstrebiger auf den einen,
alium 'Ausschlaggebenden Gesichtspunkt
redigiert, nämlich den nationalen. Diesem
Gesichtspunkte haben sich alle anderen
unterzuordnen; von der nationalen Warte
aus bewertet, verarbeitet und veröffent¬
licht die polnische Presse all die Nach¬
richten, die sie für ihre Leser geeignet
hält. Diese enge Einseitigkeit kann ihr
nicht schaden, da sie von vornherein nichts
weiter sein will, als Kampforgan für
die Erweckuig und Belebung des pol¬
nischen Chauvinismus in den engeren und
'engsten Provinziellen und lokalen Teilen.
Sie verzichtet darauf, über die Grenzen
Provinz, der Ostmarf, hinaus, und
sei es auch nur in geistiger oder kul¬
tureller Beziehung, irgend eine Bedeu¬
tung zu gewinnen, sie wviß ferner, daß
sie den Ansprüchen der polnischen In¬
telligenz nicht genügen könnte, sie ist aber
mit Recht überzeugt, daß der gebildete
polnische Leser mit dieser Tendenz aus
dem dem eigenen übergeordneten natio¬
nalen Interesse vollkommen einverstanden
ist, sie kann also auf seine Förderung und
Mitarbeit rechnen. Die chauvinistische
Engigkeit hebt die Polnische Presse aber
"und weit über den Stand der deutschen
Durchschnittspresse (etwa zwei Drittel der
so?^nannten kleinen Zeitungen) hinaus.
Diese beschränkt sich darauf, kritiklose
oder höchstens Don oinem --> meistens
farblosen -- Parteistandpunkt (der na¬
turgemäß noch enger als der nationale
^t) aus redigierte Nachrichtenverbreitnng
5N üben, wobei in sehr vielen Fällen
wesentliche Inhalt der Blätter be¬
reits fix .und fertig aus Berlin bezogen
^>rd, und die lokale Redaktion nur nötig
^t, dazu noch die Inserate und kleineren
lokalen Neuigkeiten hinzuzudrucken. Die
Kraftlosigkeit dieser deutschen Blätter kann
auf die geistige und nationale Erziehung ihrer
^°ser keinen Einfluß ausüben. Für die Star-
^"us des nationalen Gedankens haben
°'ehe Blätter schon aus dem Grunde nichts
"brig, weil sie weder im Hinblick ans

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die Mitarbeiterqualität noch auch tech¬
nisch befähigt sind, größere Artikel -- die
für die Bildung der öffentlichen Mei¬
nung in Bezug auf die engere Heimat
von Einfluß sein können -- zu verfassen,
geschweige denn zu drucken. Aber auch
der höher stehenden deutschen Presse fehlt
immer noch die Einsicht für ihre Haupt¬
aufgabe: Gegengewicht gegen die pol¬
irische Wühlarbeit. Vor allein mangelt es
an einer unbeteiligten, wohlinformierten
Stelle, von der aus die gesamten deutschen
Blätter schnellstens nach einem bestimmten Ge¬
sichtspunkt mit der Parole des Tages, mit
Stich- und Schlagworten inspiziert werden
können (etwa Presseamt der Ostmark). So
arbeitet der größte Teil der deutschen Presse --
ganz zu schweigen etwa von den in deutscher
Sprache erscheinenden Blättern, die wie
z. B. "Lobcnser Zeitung", in polnischem
Besitz sind -- selbst bei bestem Willen
ziemlich planlos und erfolglos nebenein¬
ander.

Ganz anders die polnische. Auch sie
leidet an dem -- auf finanziellem Grunde
beruhenden -- Mangel einer zu selbst-
ständiger Arbeit befähigten Mitarbeiter-
schaft, sie füllt diese Lücke aber reichlich
dadurch aus, daß sie in lausgedehntem
Maße ans der großen polnischen Presse
Artikel übernimmt, die nach außen hin
als eigene frisiert werden. Daneben er¬
hält sie ganz ausgezeichnetes, für die be¬
stimmten lokalen Bedürfnisse berechnetes
Material zugesandt, das in der gleichen
Aufmachung veröffentlicht wird. Alle
Veröffentlichungen werden, wie schon ge¬
sagt, nur von dein e i n e n Gedanken be¬
herrscht, dem Chauvinismus.

Um die der polnischen Sprache nicht
kundige deutsche Bevölkerung für den pol¬
nischen Gedanken zu gewinnen, haben die
Polen in den letzten Monaten polnische
Blätter in deutscher Sprache gegrün¬
det, die in hoher Auflage in der Ostmark
vertrieben werden. Es sind dies: "Pol¬
nische Warte" (Danzig), "Polnische Nach¬
richten" (Altenstein), "Der Weiße Adler"
(Oppeln). Da letztgenanntes Blatt wegen

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tief unter dem deutschen steht: Sie ist ein¬
heitlicher, zielstrebiger auf den einen,
alium 'Ausschlaggebenden Gesichtspunkt
redigiert, nämlich den nationalen. Diesem
Gesichtspunkte haben sich alle anderen
unterzuordnen; von der nationalen Warte
aus bewertet, verarbeitet und veröffent¬
licht die polnische Presse all die Nach¬
richten, die sie für ihre Leser geeignet
hält. Diese enge Einseitigkeit kann ihr
nicht schaden, da sie von vornherein nichts
weiter sein will, als Kampforgan für
die Erweckuig und Belebung des pol¬
nischen Chauvinismus in den engeren und
'engsten Provinziellen und lokalen Teilen.
Sie verzichtet darauf, über die Grenzen
Provinz, der Ostmarf, hinaus, und
sei es auch nur in geistiger oder kul¬
tureller Beziehung, irgend eine Bedeu¬
tung zu gewinnen, sie wviß ferner, daß
sie den Ansprüchen der polnischen In¬
telligenz nicht genügen könnte, sie ist aber
mit Recht überzeugt, daß der gebildete
polnische Leser mit dieser Tendenz aus
dem dem eigenen übergeordneten natio¬
nalen Interesse vollkommen einverstanden
ist, sie kann also auf seine Förderung und
Mitarbeit rechnen. Die chauvinistische
Engigkeit hebt die Polnische Presse aber
"und weit über den Stand der deutschen
Durchschnittspresse (etwa zwei Drittel der
so?^nannten kleinen Zeitungen) hinaus.
Diese beschränkt sich darauf, kritiklose
oder höchstens Don oinem —> meistens
farblosen — Parteistandpunkt (der na¬
turgemäß noch enger als der nationale
^t) aus redigierte Nachrichtenverbreitnng
5N üben, wobei in sehr vielen Fällen
wesentliche Inhalt der Blätter be¬
reits fix .und fertig aus Berlin bezogen
^>rd, und die lokale Redaktion nur nötig
^t, dazu noch die Inserate und kleineren
lokalen Neuigkeiten hinzuzudrucken. Die
Kraftlosigkeit dieser deutschen Blätter kann
auf die geistige und nationale Erziehung ihrer
^°ser keinen Einfluß ausüben. Für die Star-
^"us des nationalen Gedankens haben
°'ehe Blätter schon aus dem Grunde nichts
"brig, weil sie weder im Hinblick ans

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die Mitarbeiterqualität noch auch tech¬
nisch befähigt sind, größere Artikel — die
für die Bildung der öffentlichen Mei¬
nung in Bezug auf die engere Heimat
von Einfluß sein können — zu verfassen,
geschweige denn zu drucken. Aber auch
der höher stehenden deutschen Presse fehlt
immer noch die Einsicht für ihre Haupt¬
aufgabe: Gegengewicht gegen die pol¬
irische Wühlarbeit. Vor allein mangelt es
an einer unbeteiligten, wohlinformierten
Stelle, von der aus die gesamten deutschen
Blätter schnellstens nach einem bestimmten Ge¬
sichtspunkt mit der Parole des Tages, mit
Stich- und Schlagworten inspiziert werden
können (etwa Presseamt der Ostmark). So
arbeitet der größte Teil der deutschen Presse —
ganz zu schweigen etwa von den in deutscher
Sprache erscheinenden Blättern, die wie
z. B. „Lobcnser Zeitung", in polnischem
Besitz sind — selbst bei bestem Willen
ziemlich planlos und erfolglos nebenein¬
ander.

Ganz anders die polnische. Auch sie
leidet an dem — auf finanziellem Grunde
beruhenden — Mangel einer zu selbst-
ständiger Arbeit befähigten Mitarbeiter-
schaft, sie füllt diese Lücke aber reichlich
dadurch aus, daß sie in lausgedehntem
Maße ans der großen polnischen Presse
Artikel übernimmt, die nach außen hin
als eigene frisiert werden. Daneben er¬
hält sie ganz ausgezeichnetes, für die be¬
stimmten lokalen Bedürfnisse berechnetes
Material zugesandt, das in der gleichen
Aufmachung veröffentlicht wird. Alle
Veröffentlichungen werden, wie schon ge¬
sagt, nur von dein e i n e n Gedanken be¬
herrscht, dem Chauvinismus.

Um die der polnischen Sprache nicht
kundige deutsche Bevölkerung für den pol¬
nischen Gedanken zu gewinnen, haben die
Polen in den letzten Monaten polnische
Blätter in deutscher Sprache gegrün¬
det, die in hoher Auflage in der Ostmark
vertrieben werden. Es sind dies: „Pol¬
nische Warte" (Danzig), „Polnische Nach¬
richten" (Altenstein), „Der Weiße Adler"
(Oppeln). Da letztgenanntes Blatt wegen

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[0467] Materialien zur ostdeutschen Frage tief unter dem deutschen steht: Sie ist ein¬ heitlicher, zielstrebiger auf den einen, alium 'Ausschlaggebenden Gesichtspunkt redigiert, nämlich den nationalen. Diesem Gesichtspunkte haben sich alle anderen unterzuordnen; von der nationalen Warte aus bewertet, verarbeitet und veröffent¬ licht die polnische Presse all die Nach¬ richten, die sie für ihre Leser geeignet hält. Diese enge Einseitigkeit kann ihr nicht schaden, da sie von vornherein nichts weiter sein will, als Kampforgan für die Erweckuig und Belebung des pol¬ nischen Chauvinismus in den engeren und 'engsten Provinziellen und lokalen Teilen. Sie verzichtet darauf, über die Grenzen Provinz, der Ostmarf, hinaus, und sei es auch nur in geistiger oder kul¬ tureller Beziehung, irgend eine Bedeu¬ tung zu gewinnen, sie wviß ferner, daß sie den Ansprüchen der polnischen In¬ telligenz nicht genügen könnte, sie ist aber mit Recht überzeugt, daß der gebildete polnische Leser mit dieser Tendenz aus dem dem eigenen übergeordneten natio¬ nalen Interesse vollkommen einverstanden ist, sie kann also auf seine Förderung und Mitarbeit rechnen. Die chauvinistische Engigkeit hebt die Polnische Presse aber "und weit über den Stand der deutschen Durchschnittspresse (etwa zwei Drittel der so?^nannten kleinen Zeitungen) hinaus. Diese beschränkt sich darauf, kritiklose oder höchstens Don oinem —> meistens farblosen — Parteistandpunkt (der na¬ turgemäß noch enger als der nationale ^t) aus redigierte Nachrichtenverbreitnng 5N üben, wobei in sehr vielen Fällen wesentliche Inhalt der Blätter be¬ reits fix .und fertig aus Berlin bezogen ^>rd, und die lokale Redaktion nur nötig ^t, dazu noch die Inserate und kleineren lokalen Neuigkeiten hinzuzudrucken. Die Kraftlosigkeit dieser deutschen Blätter kann auf die geistige und nationale Erziehung ihrer ^°ser keinen Einfluß ausüben. Für die Star- ^"us des nationalen Gedankens haben °'ehe Blätter schon aus dem Grunde nichts "brig, weil sie weder im Hinblick ans die Mitarbeiterqualität noch auch tech¬ nisch befähigt sind, größere Artikel — die für die Bildung der öffentlichen Mei¬ nung in Bezug auf die engere Heimat von Einfluß sein können — zu verfassen, geschweige denn zu drucken. Aber auch der höher stehenden deutschen Presse fehlt immer noch die Einsicht für ihre Haupt¬ aufgabe: Gegengewicht gegen die pol¬ irische Wühlarbeit. Vor allein mangelt es an einer unbeteiligten, wohlinformierten Stelle, von der aus die gesamten deutschen Blätter schnellstens nach einem bestimmten Ge¬ sichtspunkt mit der Parole des Tages, mit Stich- und Schlagworten inspiziert werden können (etwa Presseamt der Ostmark). So arbeitet der größte Teil der deutschen Presse — ganz zu schweigen etwa von den in deutscher Sprache erscheinenden Blättern, die wie z. B. „Lobcnser Zeitung", in polnischem Besitz sind — selbst bei bestem Willen ziemlich planlos und erfolglos nebenein¬ ander. Ganz anders die polnische. Auch sie leidet an dem — auf finanziellem Grunde beruhenden — Mangel einer zu selbst- ständiger Arbeit befähigten Mitarbeiter- schaft, sie füllt diese Lücke aber reichlich dadurch aus, daß sie in lausgedehntem Maße ans der großen polnischen Presse Artikel übernimmt, die nach außen hin als eigene frisiert werden. Daneben er¬ hält sie ganz ausgezeichnetes, für die be¬ stimmten lokalen Bedürfnisse berechnetes Material zugesandt, das in der gleichen Aufmachung veröffentlicht wird. Alle Veröffentlichungen werden, wie schon ge¬ sagt, nur von dein e i n e n Gedanken be¬ herrscht, dem Chauvinismus. Um die der polnischen Sprache nicht kundige deutsche Bevölkerung für den pol¬ nischen Gedanken zu gewinnen, haben die Polen in den letzten Monaten polnische Blätter in deutscher Sprache gegrün¬ det, die in hoher Auflage in der Ostmark vertrieben werden. Es sind dies: „Pol¬ nische Warte" (Danzig), „Polnische Nach¬ richten" (Altenstein), „Der Weiße Adler" (Oppeln). Da letztgenanntes Blatt wegen 10*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/467>, abgerufen am 09.11.2024.