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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Aus den deutschen Volksräten

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auf die Provinz Posen, sondern auch ein
wirtschaftliches. Deutschland braucht die
Kornkammer, die ihm im Verlaufe der Re¬
volution durch schnöden Verrat und Unfähig¬
keit seiner Unterhändler entrissen worden
ist. Darum hat die Regierung, wenn sie
auf des Volkes Stimme hören will, gar keine
andere Wahl, als das Verbleiben Posens
beim Deutschen Reiche unbedingt zu fordern
und keinen Frieden zu schließen, der uns
entrechtet. Sollte es zum Äußersten kommen,
dann würde an der gesammten polnischen
Front der Kampf von neuem beginnen. Mit
Gewalt müßten wir uns holen, was uns
die Friedensunterhändler nicht erringen
konnten. Das mögen sich unsere Feinde
gesagt sein lassen. Wenn sie uns gänzlich
Zu zertreten beabsichtigen, wie es den An¬
schein hat -- sie sollen und werden sich irren.
Unsere Front ist stark und unsere Kraft im
Wachsen. Von der Regierung müssen wir
verlangen, daß sie unsere Interessen nun¬
wehr mit der äußersten Energie vertritt.
Kuh selbst aber möge immer jener Geist er¬
füllen, der das Schweizer Volk beseelte, als
es seine Freiheit sich erkämpfte. "Wir wollen
sein ein freies Volk von Brüdern I"

Diese Gedanken waren es im wesent¬
lichen, die Herr Rechtsanwalt Kittel nach
einigen einleitenden Worten der Vertrauens-
wänner des hiesigen Grenzschutzbataillons,
des Herrn Schmidt, und der Ortsgruppe
des hiesigen Heimatbundes Posener Flücht¬
ige, Herrn Cedur, in längerer Rede zum
Ausdruck brachte. Daß die Versammlung
sich völlig mit dem Redner eins fühlte, be¬
wies sie dnrch ihre begeisterten Kundgebungen
während und am Schlüsse des Vortraget
Darauf wandte sich der Kommandeur des
hiesigen Grenzschutzes, Herr Oberleutnant
Rohleder, an die Versammlung und ins¬
besondere an die Kameraden des Grenz¬
schutzes. Er betonte vor allem die sittliche
Pflicht eines jeden, mitzuarbeiten und das
setzte herzugeben, wenn es gälte, das Heimat-
"ud zu befreien. Was wir in den vierein-
Mlb Kriegsjnhren geleistet haben wie kein
anderes Volk in der Geschichte, beweise unsere
gewaltige Kraft und gebe uns Mut und
Hoffnung für die Zukunft. Aber aufwachen

[Spaltenumbruch]

müssen wir und die Waffen, die wir in
falscher Sicherheit wieder beiseite gelegt
haben, aufs neue ergreifen und uns so stark
machen als es nur irgend möglich ist, damit
wieder, wenn die Stunde der Erlösung
unserer Heimatprovinz ruft, jeder auf seinem
Posten sei. -- In diesen Appell an die
Wehrhaftmachung des Volkes gipfelten die
Ausführungen des Redners. Sie unterstützten
in wirksamer Weise das Vvrhergesagte und
verfehlten ihre Wirkung nicht. Schließlich
verlas Bürgermeister Buh ein vom Ministerium!
des Innern kürzlich eingegangenes Antwort¬
telegramm auf die von der Volksversammlung
Vom 29. März gefaßte Entschließung. In
diesem Telegramm wird zum Ausdruck ge¬
bracht, daß die Regierung auch bezüglich der
Provinz Posen dafür eintritt, daß der Be¬
stand des Staates erhalten bleibt, und daß
jedenfalls kein Gebiet unzweifelhaft deutschen
Volkstums unter die Gewalt eines anderen
Staates falle, sowie daß die preußische
Staatsregierung damit in voller Überein¬
stimmung mit der Neichsregierung stehe.
Der Redner knüpfte daran die Hoffnung,
daß es bei entschlossenem Vorgehen gelingen
würde, die ganze Provinz Posen wieder zu
gewinnen.

Von der Versammlung wurde darauf
folgende Entschließung, die an alle ma߬
gebenden Instanzen abgesandt werden soll,
einstimmig gut geheißen:

Ans Hilfe heischende Rufe der Posener
Flüchtlinge haben sich Tausende deutscher
Bürger in Berthchen, und Umgegend mit
ihren siegreichen treubewnhrten Grenzschutz,
ihren städtischen Vertretungen, den deutschen
Volksräten, Bürgerwehren und Frauen¬
vereinen heute zu einer gewaltigen Massen¬
kundgebung unter freiemHimmel in Berthchen
versammelt. Gestützt auf das durch die Ge¬
schichte verbriefte Recht der Zugehörigkeit
Posens zum Preußischen Staate verlangen
wir, daß Recht Recht bleibt. Das deutsche
Vaterland braucht die Provinz auch weiterhin
als Kornkammer und darf ihren Raub nie¬
mals zulassen, wenn es nicht wirtschaftlich
zugrunde gehen will. Deutsches Blut ist
um unsere teure Heimat geflossen. Tausende
haben, von den Polen Vertrieben, Haus und

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Aus den deutschen Volksräten

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auf die Provinz Posen, sondern auch ein
wirtschaftliches. Deutschland braucht die
Kornkammer, die ihm im Verlaufe der Re¬
volution durch schnöden Verrat und Unfähig¬
keit seiner Unterhändler entrissen worden
ist. Darum hat die Regierung, wenn sie
auf des Volkes Stimme hören will, gar keine
andere Wahl, als das Verbleiben Posens
beim Deutschen Reiche unbedingt zu fordern
und keinen Frieden zu schließen, der uns
entrechtet. Sollte es zum Äußersten kommen,
dann würde an der gesammten polnischen
Front der Kampf von neuem beginnen. Mit
Gewalt müßten wir uns holen, was uns
die Friedensunterhändler nicht erringen
konnten. Das mögen sich unsere Feinde
gesagt sein lassen. Wenn sie uns gänzlich
Zu zertreten beabsichtigen, wie es den An¬
schein hat — sie sollen und werden sich irren.
Unsere Front ist stark und unsere Kraft im
Wachsen. Von der Regierung müssen wir
verlangen, daß sie unsere Interessen nun¬
wehr mit der äußersten Energie vertritt.
Kuh selbst aber möge immer jener Geist er¬
füllen, der das Schweizer Volk beseelte, als
es seine Freiheit sich erkämpfte. „Wir wollen
sein ein freies Volk von Brüdern I"

Diese Gedanken waren es im wesent¬
lichen, die Herr Rechtsanwalt Kittel nach
einigen einleitenden Worten der Vertrauens-
wänner des hiesigen Grenzschutzbataillons,
des Herrn Schmidt, und der Ortsgruppe
des hiesigen Heimatbundes Posener Flücht¬
ige, Herrn Cedur, in längerer Rede zum
Ausdruck brachte. Daß die Versammlung
sich völlig mit dem Redner eins fühlte, be¬
wies sie dnrch ihre begeisterten Kundgebungen
während und am Schlüsse des Vortraget
Darauf wandte sich der Kommandeur des
hiesigen Grenzschutzes, Herr Oberleutnant
Rohleder, an die Versammlung und ins¬
besondere an die Kameraden des Grenz¬
schutzes. Er betonte vor allem die sittliche
Pflicht eines jeden, mitzuarbeiten und das
setzte herzugeben, wenn es gälte, das Heimat-
"ud zu befreien. Was wir in den vierein-
Mlb Kriegsjnhren geleistet haben wie kein
anderes Volk in der Geschichte, beweise unsere
gewaltige Kraft und gebe uns Mut und
Hoffnung für die Zukunft. Aber aufwachen

[Spaltenumbruch]

müssen wir und die Waffen, die wir in
falscher Sicherheit wieder beiseite gelegt
haben, aufs neue ergreifen und uns so stark
machen als es nur irgend möglich ist, damit
wieder, wenn die Stunde der Erlösung
unserer Heimatprovinz ruft, jeder auf seinem
Posten sei. — In diesen Appell an die
Wehrhaftmachung des Volkes gipfelten die
Ausführungen des Redners. Sie unterstützten
in wirksamer Weise das Vvrhergesagte und
verfehlten ihre Wirkung nicht. Schließlich
verlas Bürgermeister Buh ein vom Ministerium!
des Innern kürzlich eingegangenes Antwort¬
telegramm auf die von der Volksversammlung
Vom 29. März gefaßte Entschließung. In
diesem Telegramm wird zum Ausdruck ge¬
bracht, daß die Regierung auch bezüglich der
Provinz Posen dafür eintritt, daß der Be¬
stand des Staates erhalten bleibt, und daß
jedenfalls kein Gebiet unzweifelhaft deutschen
Volkstums unter die Gewalt eines anderen
Staates falle, sowie daß die preußische
Staatsregierung damit in voller Überein¬
stimmung mit der Neichsregierung stehe.
Der Redner knüpfte daran die Hoffnung,
daß es bei entschlossenem Vorgehen gelingen
würde, die ganze Provinz Posen wieder zu
gewinnen.

Von der Versammlung wurde darauf
folgende Entschließung, die an alle ma߬
gebenden Instanzen abgesandt werden soll,
einstimmig gut geheißen:

Ans Hilfe heischende Rufe der Posener
Flüchtlinge haben sich Tausende deutscher
Bürger in Berthchen, und Umgegend mit
ihren siegreichen treubewnhrten Grenzschutz,
ihren städtischen Vertretungen, den deutschen
Volksräten, Bürgerwehren und Frauen¬
vereinen heute zu einer gewaltigen Massen¬
kundgebung unter freiemHimmel in Berthchen
versammelt. Gestützt auf das durch die Ge¬
schichte verbriefte Recht der Zugehörigkeit
Posens zum Preußischen Staate verlangen
wir, daß Recht Recht bleibt. Das deutsche
Vaterland braucht die Provinz auch weiterhin
als Kornkammer und darf ihren Raub nie¬
mals zulassen, wenn es nicht wirtschaftlich
zugrunde gehen will. Deutsches Blut ist
um unsere teure Heimat geflossen. Tausende
haben, von den Polen Vertrieben, Haus und

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[0457] Aus den deutschen Volksräten auf die Provinz Posen, sondern auch ein wirtschaftliches. Deutschland braucht die Kornkammer, die ihm im Verlaufe der Re¬ volution durch schnöden Verrat und Unfähig¬ keit seiner Unterhändler entrissen worden ist. Darum hat die Regierung, wenn sie auf des Volkes Stimme hören will, gar keine andere Wahl, als das Verbleiben Posens beim Deutschen Reiche unbedingt zu fordern und keinen Frieden zu schließen, der uns entrechtet. Sollte es zum Äußersten kommen, dann würde an der gesammten polnischen Front der Kampf von neuem beginnen. Mit Gewalt müßten wir uns holen, was uns die Friedensunterhändler nicht erringen konnten. Das mögen sich unsere Feinde gesagt sein lassen. Wenn sie uns gänzlich Zu zertreten beabsichtigen, wie es den An¬ schein hat — sie sollen und werden sich irren. Unsere Front ist stark und unsere Kraft im Wachsen. Von der Regierung müssen wir verlangen, daß sie unsere Interessen nun¬ wehr mit der äußersten Energie vertritt. Kuh selbst aber möge immer jener Geist er¬ füllen, der das Schweizer Volk beseelte, als es seine Freiheit sich erkämpfte. „Wir wollen sein ein freies Volk von Brüdern I" Diese Gedanken waren es im wesent¬ lichen, die Herr Rechtsanwalt Kittel nach einigen einleitenden Worten der Vertrauens- wänner des hiesigen Grenzschutzbataillons, des Herrn Schmidt, und der Ortsgruppe des hiesigen Heimatbundes Posener Flücht¬ ige, Herrn Cedur, in längerer Rede zum Ausdruck brachte. Daß die Versammlung sich völlig mit dem Redner eins fühlte, be¬ wies sie dnrch ihre begeisterten Kundgebungen während und am Schlüsse des Vortraget Darauf wandte sich der Kommandeur des hiesigen Grenzschutzes, Herr Oberleutnant Rohleder, an die Versammlung und ins¬ besondere an die Kameraden des Grenz¬ schutzes. Er betonte vor allem die sittliche Pflicht eines jeden, mitzuarbeiten und das setzte herzugeben, wenn es gälte, das Heimat- "ud zu befreien. Was wir in den vierein- Mlb Kriegsjnhren geleistet haben wie kein anderes Volk in der Geschichte, beweise unsere gewaltige Kraft und gebe uns Mut und Hoffnung für die Zukunft. Aber aufwachen müssen wir und die Waffen, die wir in falscher Sicherheit wieder beiseite gelegt haben, aufs neue ergreifen und uns so stark machen als es nur irgend möglich ist, damit wieder, wenn die Stunde der Erlösung unserer Heimatprovinz ruft, jeder auf seinem Posten sei. — In diesen Appell an die Wehrhaftmachung des Volkes gipfelten die Ausführungen des Redners. Sie unterstützten in wirksamer Weise das Vvrhergesagte und verfehlten ihre Wirkung nicht. Schließlich verlas Bürgermeister Buh ein vom Ministerium! des Innern kürzlich eingegangenes Antwort¬ telegramm auf die von der Volksversammlung Vom 29. März gefaßte Entschließung. In diesem Telegramm wird zum Ausdruck ge¬ bracht, daß die Regierung auch bezüglich der Provinz Posen dafür eintritt, daß der Be¬ stand des Staates erhalten bleibt, und daß jedenfalls kein Gebiet unzweifelhaft deutschen Volkstums unter die Gewalt eines anderen Staates falle, sowie daß die preußische Staatsregierung damit in voller Überein¬ stimmung mit der Neichsregierung stehe. Der Redner knüpfte daran die Hoffnung, daß es bei entschlossenem Vorgehen gelingen würde, die ganze Provinz Posen wieder zu gewinnen. Von der Versammlung wurde darauf folgende Entschließung, die an alle ma߬ gebenden Instanzen abgesandt werden soll, einstimmig gut geheißen: Ans Hilfe heischende Rufe der Posener Flüchtlinge haben sich Tausende deutscher Bürger in Berthchen, und Umgegend mit ihren siegreichen treubewnhrten Grenzschutz, ihren städtischen Vertretungen, den deutschen Volksräten, Bürgerwehren und Frauen¬ vereinen heute zu einer gewaltigen Massen¬ kundgebung unter freiemHimmel in Berthchen versammelt. Gestützt auf das durch die Ge¬ schichte verbriefte Recht der Zugehörigkeit Posens zum Preußischen Staate verlangen wir, daß Recht Recht bleibt. Das deutsche Vaterland braucht die Provinz auch weiterhin als Kornkammer und darf ihren Raub nie¬ mals zulassen, wenn es nicht wirtschaftlich zugrunde gehen will. Deutsches Blut ist um unsere teure Heimat geflossen. Tausende haben, von den Polen Vertrieben, Haus und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/457>, abgerufen am 09.11.2024.