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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Inhalt: Glossen zum Tage -- Materialien zur ostdeutschen Frage: Die Besitztitel Preußens
für den Netzedistrikt und Posen. Die Friedenslage sür Posen. Die Nationalitäten-
karte des polnischen Komitees. Zur Charakterisierung der Polnischen Presse -- Aus
den Deutschen Volksräten -- Pressestimmen: 1. Polnische Presse. 2. Auslands¬
presse -- Kleine Nachrichten.


lsssen zum Tage


Westpreußen deutsch oder polnisch?

Einige Fragen und Antworten zur Nachdenken.

Weshalb soll nach polnischer Meinung Westpreußen polnisch werden?

Weil es schon einmal, von 1869--1772 polnische Provinz gewesen ist.

Was hat Westpreußen als polnische Provinz erlebt?

Daß aus dem reichen Ordenslande ein armes Land wurde, daß die freien
deutschen Bauern zu Leibeigenen der im Ausland lebenden reichen polnischen
Adligen wurden; daß durch .Krankheit und Hunger die ehemals dichtbevölkerten
Gebiete und die Städte verödeten und entvölkert wurden; daß infolge des Elends
die Bevölkerung Tieren ähnlicher sah als Menschen.

Womit begründen die Polen ihre Ansprüche aus Westpreußen?

Mit dem Programm des Präsidenten Wilson, in dessen dreizehnten Punkt
heißt: "Es soll ein polnischer Staat gebildet werden, der alle Gebiete umfaßt,
d>e von unbestreitbar polnischen Nationalitäten bewohnt sind, usw."

Ast Westpreußen ein unbestreitbar politisches Gebiet?

Nein; denn von seinen 1703744 Einwohnern im Jahre 1910 waren deutsch
1097 943, polnisch aber nur 475 853, der Nest mit 107 199 sind Kassuben --
"verwandte der märkischen Wenden, keine Polen.

Es kommen also in Westpreußen auf 100 Polen 231 Deutsche, oder von
l00 Einwohnern Westpreußens sind 65 deutsch.

Was bezwecken die Polen, wenn sie in ihren und den ausländischen Zeitungen
uniner von dem polnischen Westpreußen schreiben?

Sie wollen der Welt etwas vormachen. Uns Deutsche aber wollen sie
^schüchtern; denn sie glauben, daß uns der verlorene Krieg und die Revolution
wehrws gemacht hat, daß wir gegen die 475 000 Polen nichts ausrichten
Mulm, Sie wollen uns aber auch mit Versprechungen, die nichts sind als eitel
^ugen, verlocken, damit wir unser Deutschtum vergessen sollen.


Mitteilungen 9


Inhalt: Glossen zum Tage — Materialien zur ostdeutschen Frage: Die Besitztitel Preußens
für den Netzedistrikt und Posen. Die Friedenslage sür Posen. Die Nationalitäten-
karte des polnischen Komitees. Zur Charakterisierung der Polnischen Presse — Aus
den Deutschen Volksräten — Pressestimmen: 1. Polnische Presse. 2. Auslands¬
presse — Kleine Nachrichten.


lsssen zum Tage


Westpreußen deutsch oder polnisch?

Einige Fragen und Antworten zur Nachdenken.

Weshalb soll nach polnischer Meinung Westpreußen polnisch werden?

Weil es schon einmal, von 1869—1772 polnische Provinz gewesen ist.

Was hat Westpreußen als polnische Provinz erlebt?

Daß aus dem reichen Ordenslande ein armes Land wurde, daß die freien
deutschen Bauern zu Leibeigenen der im Ausland lebenden reichen polnischen
Adligen wurden; daß durch .Krankheit und Hunger die ehemals dichtbevölkerten
Gebiete und die Städte verödeten und entvölkert wurden; daß infolge des Elends
die Bevölkerung Tieren ähnlicher sah als Menschen.

Womit begründen die Polen ihre Ansprüche aus Westpreußen?

Mit dem Programm des Präsidenten Wilson, in dessen dreizehnten Punkt
heißt: „Es soll ein polnischer Staat gebildet werden, der alle Gebiete umfaßt,
d>e von unbestreitbar polnischen Nationalitäten bewohnt sind, usw."

Ast Westpreußen ein unbestreitbar politisches Gebiet?

Nein; denn von seinen 1703744 Einwohnern im Jahre 1910 waren deutsch
1097 943, polnisch aber nur 475 853, der Nest mit 107 199 sind Kassuben —
"verwandte der märkischen Wenden, keine Polen.

Es kommen also in Westpreußen auf 100 Polen 231 Deutsche, oder von
l00 Einwohnern Westpreußens sind 65 deutsch.

Was bezwecken die Polen, wenn sie in ihren und den ausländischen Zeitungen
uniner von dem polnischen Westpreußen schreiben?

Sie wollen der Welt etwas vormachen. Uns Deutsche aber wollen sie
^schüchtern; denn sie glauben, daß uns der verlorene Krieg und die Revolution
wehrws gemacht hat, daß wir gegen die 475 000 Polen nichts ausrichten
Mulm, Sie wollen uns aber auch mit Versprechungen, die nichts sind als eitel
^ugen, verlocken, damit wir unser Deutschtum vergessen sollen.


Mitteilungen 9
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[0449] Ur. 9Verantwortlich: Dr. Max Hildebevt Boehln Schriftleitung: Brombevg, WolHienPlatz 1^ Fernruf Ur. 3217. Mai 1919 Inhalt: Glossen zum Tage — Materialien zur ostdeutschen Frage: Die Besitztitel Preußens für den Netzedistrikt und Posen. Die Friedenslage sür Posen. Die Nationalitäten- karte des polnischen Komitees. Zur Charakterisierung der Polnischen Presse — Aus den Deutschen Volksräten — Pressestimmen: 1. Polnische Presse. 2. Auslands¬ presse — Kleine Nachrichten. lsssen zum Tage Westpreußen deutsch oder polnisch? Einige Fragen und Antworten zur Nachdenken. Weshalb soll nach polnischer Meinung Westpreußen polnisch werden? Weil es schon einmal, von 1869—1772 polnische Provinz gewesen ist. Was hat Westpreußen als polnische Provinz erlebt? Daß aus dem reichen Ordenslande ein armes Land wurde, daß die freien deutschen Bauern zu Leibeigenen der im Ausland lebenden reichen polnischen Adligen wurden; daß durch .Krankheit und Hunger die ehemals dichtbevölkerten Gebiete und die Städte verödeten und entvölkert wurden; daß infolge des Elends die Bevölkerung Tieren ähnlicher sah als Menschen. Womit begründen die Polen ihre Ansprüche aus Westpreußen? Mit dem Programm des Präsidenten Wilson, in dessen dreizehnten Punkt heißt: „Es soll ein polnischer Staat gebildet werden, der alle Gebiete umfaßt, d>e von unbestreitbar polnischen Nationalitäten bewohnt sind, usw." Ast Westpreußen ein unbestreitbar politisches Gebiet? Nein; denn von seinen 1703744 Einwohnern im Jahre 1910 waren deutsch 1097 943, polnisch aber nur 475 853, der Nest mit 107 199 sind Kassuben — "verwandte der märkischen Wenden, keine Polen. Es kommen also in Westpreußen auf 100 Polen 231 Deutsche, oder von l00 Einwohnern Westpreußens sind 65 deutsch. Was bezwecken die Polen, wenn sie in ihren und den ausländischen Zeitungen uniner von dem polnischen Westpreußen schreiben? Sie wollen der Welt etwas vormachen. Uns Deutsche aber wollen sie ^schüchtern; denn sie glauben, daß uns der verlorene Krieg und die Revolution wehrws gemacht hat, daß wir gegen die 475 000 Polen nichts ausrichten Mulm, Sie wollen uns aber auch mit Versprechungen, die nichts sind als eitel ^ugen, verlocken, damit wir unser Deutschtum vergessen sollen. Mitteilungen 9

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/449>, abgerufen am 09.11.2024.