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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Aus den deutschen Volksräten

[Beginn Spaltensatz]

halt des Transportes aus irgend einem
Grunde in Kreuz unterbleibt und daß Sicher¬
heiten von der Entente verlangt werden
dahingehend, daß die Hallerschen Truppen
nichts gegen die unbesetzten Teile der Pro¬
vinz Posen unternehmen.

Lissa i. Posen, 9. April. Folgendes Tele-
gramm wurde an das Auswärtige Amt,
Berlin, Reichsregierung Weimar und an den
Abg. Beuermcmn (Nationalversammlung) ab¬
gesandt:

Die Deutschen West- und Südposens und
die auf treuer Wacht gegen die Polen
stehenden Heimatschutztruppen erheben in
vollster Einmütigkeit gegen die Absicht, die
polnischen Divisionen des Generals Haller,
in die viele aus der Provinz Posen ge¬
bürtige ehemals dem deutschen Heere ange¬
hörende und in französische Kriegsgefangen¬
schaft geratene Polen eingereiht sind, über
Lissa zu transportieren, den schärfsten Ein¬
spruch. Was für Danzig geltend gemacht
worden ist, gilt noch vielmehr für Lissa.
Die deutsche Bevölkerung, die ihr alles im
Kampfe gegen die Polen eingesetzt, sich noch
heute bis zu dieser Stunde gemeinsam mit dem
Heimatschutz trotz des Waffenstillstandes der
fortgesetzten Angriffe der Polen zu erwehren
hat und mit dem größten Mißtrauen der Über¬
führung der die Polenfront verstärkenden
polnischen Divisionen entgegensieht, ist aufs
tiefste beunruhigt über die Nachgiebigkeit
der Negierung der Entente gegenüber, ist
entrüstet über die Leichtfertigkeit des Ver¬
treters der Regierung, der ohne Kenntnis
oder Berücksichtigung der Stimmung des
bauschen Volkes und der Heimatschutztruppen,
Vereinbarungen mit der Entente trifft, die
uns alle, die wir uns preisgegeben glauben
müssen, zur Selbsthilfe treiben muß. In
letzter Stunde mahnen wir die Negierung,
die Vereinbarung, die polnischen Divisionen
Über Lissa zu überführen, rückgängig zu
Machen. Wir müssen sonst der Negierung die
Verantwortung für eine Volkserhebung, für
°u>en Widerstand der Garnisonen des Heimat-
ichutzes und für einen Kampf um Sein oder
Nichtsein zuschieben, deren Wucht und Folgen
undt einzudämmen und unabsehbar wären.

[Spaltenumbruch]

Beim Deutschen Volksrat in Lissa ging
folgendes Telegramm der Deutschen Waffen-
stillstandskommission ein:

Seitens der Entente ist volle Garantie
gegeben, daß die Hallerschen Divistonen nicht
innerhalb der Reichsgrenzen von 1914,
sondern nur zur Aufrechterhaltung der
Ordnung in den von Deutschland geräumten,
ehemals russischen Gebieten verwendet werden.
Schärfste Manneszucht der Truppen, Unter¬
lassung aller nationalistischen Kundgebungen
sind in jeder Beziehung gewährleistet.
Transporte werden von besonders ausge¬
wählten Begleitoffizieren der Entente be¬
gleitet, die für Durchführung der getroffenen
Vereinbarungen verantwortlich sind und mit
den deutschen Bahnhofskommandanten zu¬
sammenarbeiten. Im vaterländischen Interesse
liegt es, daß die Durchführung der Trans¬
porte glatt erfolgt und daß ihnen keinerlei
Hindernisse in den Weg gelegt werden, be¬
sonders auch jegliche Kundgebung von
deutscher Seite gegen die Polnischen Truppen
unterbleibt. Alles muß getan werden, da¬
mit die aus vaterländischer Gesinnung ge¬
borenen Befürchtungen nicht zu Schritten
führen, die die schwersten Folgen für den
deutschen Osten und unser Vaterland haben
könnten. Überall bitte ich zu verbreiten,
daß Befürchtungen für die Heimat aus An¬
laß der Transporte polnischer Truppen durch
Deutschland unbegründet sind und die
größte Zurückhaltung gegenüber diesen
Transporten vaterländische Pflicht ist.

Deutsche Waffenstillstandskommission.
General von Hammerstein.

Am 28. März d. I. sandte der Deutsche
Volksrat Fordo" an das Auswärtige Amt,
Ministerpräsident Scheidemann und an die
Waffenstillstandskommission folgenden Protest:
"Dadurch, daß Reichsminister Erzberger auf
der Versammlung am Sonntag, den 23. März,
keine ausreichende Antwort über das Schicksal
Posens geben konnte, ist die Unruhe der
Bevölkerung des Netzedistrikts erschrecklich
gesteigert worden. Die Neichsregierung sei
dessen gewiß, daß eine Preisgabe unserer
Heimat mit blutigem Kampfe beantwortet
werden wird. Haben wir vier Jahre hindurch
für unsere Heimat gekämpft, so kämpfen wir
weiter."

[Ende Spaltensatz]
Die vereinigten deutschen Volksräte
Westposens
gez. Kriescl.
Aus den deutschen Volksräten

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halt des Transportes aus irgend einem
Grunde in Kreuz unterbleibt und daß Sicher¬
heiten von der Entente verlangt werden
dahingehend, daß die Hallerschen Truppen
nichts gegen die unbesetzten Teile der Pro¬
vinz Posen unternehmen.

Lissa i. Posen, 9. April. Folgendes Tele-
gramm wurde an das Auswärtige Amt,
Berlin, Reichsregierung Weimar und an den
Abg. Beuermcmn (Nationalversammlung) ab¬
gesandt:

Die Deutschen West- und Südposens und
die auf treuer Wacht gegen die Polen
stehenden Heimatschutztruppen erheben in
vollster Einmütigkeit gegen die Absicht, die
polnischen Divisionen des Generals Haller,
in die viele aus der Provinz Posen ge¬
bürtige ehemals dem deutschen Heere ange¬
hörende und in französische Kriegsgefangen¬
schaft geratene Polen eingereiht sind, über
Lissa zu transportieren, den schärfsten Ein¬
spruch. Was für Danzig geltend gemacht
worden ist, gilt noch vielmehr für Lissa.
Die deutsche Bevölkerung, die ihr alles im
Kampfe gegen die Polen eingesetzt, sich noch
heute bis zu dieser Stunde gemeinsam mit dem
Heimatschutz trotz des Waffenstillstandes der
fortgesetzten Angriffe der Polen zu erwehren
hat und mit dem größten Mißtrauen der Über¬
führung der die Polenfront verstärkenden
polnischen Divisionen entgegensieht, ist aufs
tiefste beunruhigt über die Nachgiebigkeit
der Negierung der Entente gegenüber, ist
entrüstet über die Leichtfertigkeit des Ver¬
treters der Regierung, der ohne Kenntnis
oder Berücksichtigung der Stimmung des
bauschen Volkes und der Heimatschutztruppen,
Vereinbarungen mit der Entente trifft, die
uns alle, die wir uns preisgegeben glauben
müssen, zur Selbsthilfe treiben muß. In
letzter Stunde mahnen wir die Negierung,
die Vereinbarung, die polnischen Divisionen
Über Lissa zu überführen, rückgängig zu
Machen. Wir müssen sonst der Negierung die
Verantwortung für eine Volkserhebung, für
°u>en Widerstand der Garnisonen des Heimat-
ichutzes und für einen Kampf um Sein oder
Nichtsein zuschieben, deren Wucht und Folgen
undt einzudämmen und unabsehbar wären.

[Spaltenumbruch]

Beim Deutschen Volksrat in Lissa ging
folgendes Telegramm der Deutschen Waffen-
stillstandskommission ein:

Seitens der Entente ist volle Garantie
gegeben, daß die Hallerschen Divistonen nicht
innerhalb der Reichsgrenzen von 1914,
sondern nur zur Aufrechterhaltung der
Ordnung in den von Deutschland geräumten,
ehemals russischen Gebieten verwendet werden.
Schärfste Manneszucht der Truppen, Unter¬
lassung aller nationalistischen Kundgebungen
sind in jeder Beziehung gewährleistet.
Transporte werden von besonders ausge¬
wählten Begleitoffizieren der Entente be¬
gleitet, die für Durchführung der getroffenen
Vereinbarungen verantwortlich sind und mit
den deutschen Bahnhofskommandanten zu¬
sammenarbeiten. Im vaterländischen Interesse
liegt es, daß die Durchführung der Trans¬
porte glatt erfolgt und daß ihnen keinerlei
Hindernisse in den Weg gelegt werden, be¬
sonders auch jegliche Kundgebung von
deutscher Seite gegen die Polnischen Truppen
unterbleibt. Alles muß getan werden, da¬
mit die aus vaterländischer Gesinnung ge¬
borenen Befürchtungen nicht zu Schritten
führen, die die schwersten Folgen für den
deutschen Osten und unser Vaterland haben
könnten. Überall bitte ich zu verbreiten,
daß Befürchtungen für die Heimat aus An¬
laß der Transporte polnischer Truppen durch
Deutschland unbegründet sind und die
größte Zurückhaltung gegenüber diesen
Transporten vaterländische Pflicht ist.

Deutsche Waffenstillstandskommission.
General von Hammerstein.

Am 28. März d. I. sandte der Deutsche
Volksrat Fordo» an das Auswärtige Amt,
Ministerpräsident Scheidemann und an die
Waffenstillstandskommission folgenden Protest:
„Dadurch, daß Reichsminister Erzberger auf
der Versammlung am Sonntag, den 23. März,
keine ausreichende Antwort über das Schicksal
Posens geben konnte, ist die Unruhe der
Bevölkerung des Netzedistrikts erschrecklich
gesteigert worden. Die Neichsregierung sei
dessen gewiß, daß eine Preisgabe unserer
Heimat mit blutigem Kampfe beantwortet
werden wird. Haben wir vier Jahre hindurch
für unsere Heimat gekämpft, so kämpfen wir
weiter."

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Die vereinigten deutschen Volksräte
Westposens
gez. Kriescl.
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[0439] Aus den deutschen Volksräten halt des Transportes aus irgend einem Grunde in Kreuz unterbleibt und daß Sicher¬ heiten von der Entente verlangt werden dahingehend, daß die Hallerschen Truppen nichts gegen die unbesetzten Teile der Pro¬ vinz Posen unternehmen. Lissa i. Posen, 9. April. Folgendes Tele- gramm wurde an das Auswärtige Amt, Berlin, Reichsregierung Weimar und an den Abg. Beuermcmn (Nationalversammlung) ab¬ gesandt: Die Deutschen West- und Südposens und die auf treuer Wacht gegen die Polen stehenden Heimatschutztruppen erheben in vollster Einmütigkeit gegen die Absicht, die polnischen Divisionen des Generals Haller, in die viele aus der Provinz Posen ge¬ bürtige ehemals dem deutschen Heere ange¬ hörende und in französische Kriegsgefangen¬ schaft geratene Polen eingereiht sind, über Lissa zu transportieren, den schärfsten Ein¬ spruch. Was für Danzig geltend gemacht worden ist, gilt noch vielmehr für Lissa. Die deutsche Bevölkerung, die ihr alles im Kampfe gegen die Polen eingesetzt, sich noch heute bis zu dieser Stunde gemeinsam mit dem Heimatschutz trotz des Waffenstillstandes der fortgesetzten Angriffe der Polen zu erwehren hat und mit dem größten Mißtrauen der Über¬ führung der die Polenfront verstärkenden polnischen Divisionen entgegensieht, ist aufs tiefste beunruhigt über die Nachgiebigkeit der Negierung der Entente gegenüber, ist entrüstet über die Leichtfertigkeit des Ver¬ treters der Regierung, der ohne Kenntnis oder Berücksichtigung der Stimmung des bauschen Volkes und der Heimatschutztruppen, Vereinbarungen mit der Entente trifft, die uns alle, die wir uns preisgegeben glauben müssen, zur Selbsthilfe treiben muß. In letzter Stunde mahnen wir die Negierung, die Vereinbarung, die polnischen Divisionen Über Lissa zu überführen, rückgängig zu Machen. Wir müssen sonst der Negierung die Verantwortung für eine Volkserhebung, für °u>en Widerstand der Garnisonen des Heimat- ichutzes und für einen Kampf um Sein oder Nichtsein zuschieben, deren Wucht und Folgen undt einzudämmen und unabsehbar wären. Beim Deutschen Volksrat in Lissa ging folgendes Telegramm der Deutschen Waffen- stillstandskommission ein: Seitens der Entente ist volle Garantie gegeben, daß die Hallerschen Divistonen nicht innerhalb der Reichsgrenzen von 1914, sondern nur zur Aufrechterhaltung der Ordnung in den von Deutschland geräumten, ehemals russischen Gebieten verwendet werden. Schärfste Manneszucht der Truppen, Unter¬ lassung aller nationalistischen Kundgebungen sind in jeder Beziehung gewährleistet. Transporte werden von besonders ausge¬ wählten Begleitoffizieren der Entente be¬ gleitet, die für Durchführung der getroffenen Vereinbarungen verantwortlich sind und mit den deutschen Bahnhofskommandanten zu¬ sammenarbeiten. Im vaterländischen Interesse liegt es, daß die Durchführung der Trans¬ porte glatt erfolgt und daß ihnen keinerlei Hindernisse in den Weg gelegt werden, be¬ sonders auch jegliche Kundgebung von deutscher Seite gegen die Polnischen Truppen unterbleibt. Alles muß getan werden, da¬ mit die aus vaterländischer Gesinnung ge¬ borenen Befürchtungen nicht zu Schritten führen, die die schwersten Folgen für den deutschen Osten und unser Vaterland haben könnten. Überall bitte ich zu verbreiten, daß Befürchtungen für die Heimat aus An¬ laß der Transporte polnischer Truppen durch Deutschland unbegründet sind und die größte Zurückhaltung gegenüber diesen Transporten vaterländische Pflicht ist. Deutsche Waffenstillstandskommission. General von Hammerstein. Am 28. März d. I. sandte der Deutsche Volksrat Fordo» an das Auswärtige Amt, Ministerpräsident Scheidemann und an die Waffenstillstandskommission folgenden Protest: „Dadurch, daß Reichsminister Erzberger auf der Versammlung am Sonntag, den 23. März, keine ausreichende Antwort über das Schicksal Posens geben konnte, ist die Unruhe der Bevölkerung des Netzedistrikts erschrecklich gesteigert worden. Die Neichsregierung sei dessen gewiß, daß eine Preisgabe unserer Heimat mit blutigem Kampfe beantwortet werden wird. Haben wir vier Jahre hindurch für unsere Heimat gekämpft, so kämpfen wir weiter." Die vereinigten deutschen Volksräte Westposens gez. Kriescl.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/439>, abgerufen am 18.12.2024.