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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Materialien zur ostdeutschen Frage

Seite so gut wie nichts getan wurde, während die ganz oder wenigstens in ihrem
schiffbaren Mittel- und Unterlaufe deutschen Ströme der Oder, der Elbe, der Weser
und des Rheins sich der eingehenden Fürsorge des Staates erfreuten.

Begünstigt wird der Verkehr Danzigs durch die überaus glückliche Gestaltung
seines Hafens. Die Danziger Bucht liegt unter dem Schutze der Halbinsel Hela
und dadurch ist der Umsegelung eine Sicherheit gewährleistet, wie sie nicht leicht
wieder zu finden ist. Der Hafen ist, weil an einem 27 Kilometer oberhalb Neu-'
fahrwosfer durch Schleusen abgesperrten Mündungsarin der Weichsel gelegen, frei
Von jeder Strömung. Diese ganze 27 Kilometer lange Wasserfläche, die "Tote
Weichsel", mit ihren Abzweigungen bietet ebenso für den Seeschisfsverkehr wie
für den Binnenschiffahrtsverkchr, wie schließlich auch für den Holzverkehr, und
zwar sowohl für die Lagerung wie für die Verladung von Holz, die denkbar
geeignetesten Bedingungen dar.

Von wesentlicher Bedeutung ist ferner die nahe Lage Danzigs zur See.
Man denke an den mehr als 4(> Kilometer langen Weg der Schiffe von Pillau
durch das,Frische Haff nach Königsberg, an die noch größeren Entfernungen
zwischen Swinemünde und Stettin, zwischen Kuxhaven und Hamburg, zwischen
Bremerhaven und Bremen usw. und vergleiche damit die Kürze des Hafcnrcviers
in Danzig. Wie schwierig ist es für Königsberg und Stettin im Winter den
Hafenvcrlchr von Eishivdernissen freizuhalten, während für Danzig ebenso wegen
feines kurzen Reviers die Frage sich so einfach löst, daß praktisch Danzig als
völlig eisfreier Hafen angesehen werden kann.

Von großer Bedeutung ist für den Handelsverkehr Danzigs der Umstand,
daß sich die Stadt eines Freibezirkö erfreut. Hier kann ohne jede zollamtliche
Aufficht der Umschlag von Waren besorgt werden. Die Forderung Polens einen
freien Zugang zum Meere zu erhalten, ist durch das Bestehen dieses Freibezirks
zum größten Teil bereits erfüllt. Denn wie jeder andere Verkehr, so kann sich
in ihm auch der polnische in völlig freier Weise abspielen. In Frage könnte
allerdings kommen, ob der Freibezirk dem nach Friedensschluß zu erwartenden
größeren Verkehr gewachsen ist. Von Nußland wurde seit je eine bewußt verkehrs¬
feindliche Politik betrieben. Von dem Polnischen Staat darf wohl angenommen
werden, daß er mit dieser Politik brechen wird, und dann würde allerdings der
Danziger Freibezirk, über den sich doch ein großer Teil der polnischen, Ein- und
Ausfuhr bewegen wird, nicht genügen. Hier werden sich aber Mittel und Wege
finden, um dem Danziger Freibezirk die erforderliche Liistnngsfähigkeit zu geben.
Schafft man dann noch nach dem Vorbild der Nheinakte eine Weichselakle, die
die freie Schiffahrt ans der Weichsel gewährleistet -- tatsächlich hat sie ans deutscher
Seite schon von jeher bestanden -- und werden entsprechende Bestimmungen auch
für den Eisenbahnverkehr getroffen, so läßt sich die Wilsonsche Forderung, daß
Polen einen freien und gesicherten Zugang zum Meere erhallen soll, erfüllen, ohne
das ebenfalls von Wilson anerkannte Selbstbestimmungsrecht der Völker den
Deutschen in Wesipreußcn gegenüber in gröblichster Weise dadurch zu verletzen,
daß man Westpreußen und insbesondere Danzig zwangsweise und gegen ihren
ausgesprochenen Willen polnisch macht.

Danzigs Ausfuhr bestand -- jetzt ruht der Seeverkehr so gilt wie ganz --
vorzugsweise aus den Bodenerzeugnissen seines Hinterlandes und aus Fabrikaten,
die aus den Urprvdukten unmittelbar gewonnen werden. Sie gilt daher nament¬
lich den Artikeln Getreide, Olsaaten. Mehl. Zucker. Melasse und Holz. Ziel der
Ausfuhr waren vorzugsweise die westeuropäischen Häfen, vornehmlich die englischen
und die niederländischen und belgischen.

Die Zahlen des Danziger Ausfuhrhandels haben von je ein starkes Aus
und Ab gezeigt. Es liegt das in der Natur dieses Teiles seines Handels be¬
gründet: er war groß oder klein, je nachdem die Getreide- und Zuckerrüvenernte
in seinem Hinterkante und je nachdem der Holzeinschlag im Winter und die
Waldabfuhr zu den Vcrflößungsstellen groß oder klein waren.


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Seite so gut wie nichts getan wurde, während die ganz oder wenigstens in ihrem
schiffbaren Mittel- und Unterlaufe deutschen Ströme der Oder, der Elbe, der Weser
und des Rheins sich der eingehenden Fürsorge des Staates erfreuten.

Begünstigt wird der Verkehr Danzigs durch die überaus glückliche Gestaltung
seines Hafens. Die Danziger Bucht liegt unter dem Schutze der Halbinsel Hela
und dadurch ist der Umsegelung eine Sicherheit gewährleistet, wie sie nicht leicht
wieder zu finden ist. Der Hafen ist, weil an einem 27 Kilometer oberhalb Neu-'
fahrwosfer durch Schleusen abgesperrten Mündungsarin der Weichsel gelegen, frei
Von jeder Strömung. Diese ganze 27 Kilometer lange Wasserfläche, die „Tote
Weichsel", mit ihren Abzweigungen bietet ebenso für den Seeschisfsverkehr wie
für den Binnenschiffahrtsverkchr, wie schließlich auch für den Holzverkehr, und
zwar sowohl für die Lagerung wie für die Verladung von Holz, die denkbar
geeignetesten Bedingungen dar.

Von wesentlicher Bedeutung ist ferner die nahe Lage Danzigs zur See.
Man denke an den mehr als 4(> Kilometer langen Weg der Schiffe von Pillau
durch das,Frische Haff nach Königsberg, an die noch größeren Entfernungen
zwischen Swinemünde und Stettin, zwischen Kuxhaven und Hamburg, zwischen
Bremerhaven und Bremen usw. und vergleiche damit die Kürze des Hafcnrcviers
in Danzig. Wie schwierig ist es für Königsberg und Stettin im Winter den
Hafenvcrlchr von Eishivdernissen freizuhalten, während für Danzig ebenso wegen
feines kurzen Reviers die Frage sich so einfach löst, daß praktisch Danzig als
völlig eisfreier Hafen angesehen werden kann.

Von großer Bedeutung ist für den Handelsverkehr Danzigs der Umstand,
daß sich die Stadt eines Freibezirkö erfreut. Hier kann ohne jede zollamtliche
Aufficht der Umschlag von Waren besorgt werden. Die Forderung Polens einen
freien Zugang zum Meere zu erhalten, ist durch das Bestehen dieses Freibezirks
zum größten Teil bereits erfüllt. Denn wie jeder andere Verkehr, so kann sich
in ihm auch der polnische in völlig freier Weise abspielen. In Frage könnte
allerdings kommen, ob der Freibezirk dem nach Friedensschluß zu erwartenden
größeren Verkehr gewachsen ist. Von Nußland wurde seit je eine bewußt verkehrs¬
feindliche Politik betrieben. Von dem Polnischen Staat darf wohl angenommen
werden, daß er mit dieser Politik brechen wird, und dann würde allerdings der
Danziger Freibezirk, über den sich doch ein großer Teil der polnischen, Ein- und
Ausfuhr bewegen wird, nicht genügen. Hier werden sich aber Mittel und Wege
finden, um dem Danziger Freibezirk die erforderliche Liistnngsfähigkeit zu geben.
Schafft man dann noch nach dem Vorbild der Nheinakte eine Weichselakle, die
die freie Schiffahrt ans der Weichsel gewährleistet — tatsächlich hat sie ans deutscher
Seite schon von jeher bestanden — und werden entsprechende Bestimmungen auch
für den Eisenbahnverkehr getroffen, so läßt sich die Wilsonsche Forderung, daß
Polen einen freien und gesicherten Zugang zum Meere erhallen soll, erfüllen, ohne
das ebenfalls von Wilson anerkannte Selbstbestimmungsrecht der Völker den
Deutschen in Wesipreußcn gegenüber in gröblichster Weise dadurch zu verletzen,
daß man Westpreußen und insbesondere Danzig zwangsweise und gegen ihren
ausgesprochenen Willen polnisch macht.

Danzigs Ausfuhr bestand — jetzt ruht der Seeverkehr so gilt wie ganz —
vorzugsweise aus den Bodenerzeugnissen seines Hinterlandes und aus Fabrikaten,
die aus den Urprvdukten unmittelbar gewonnen werden. Sie gilt daher nament¬
lich den Artikeln Getreide, Olsaaten. Mehl. Zucker. Melasse und Holz. Ziel der
Ausfuhr waren vorzugsweise die westeuropäischen Häfen, vornehmlich die englischen
und die niederländischen und belgischen.

Die Zahlen des Danziger Ausfuhrhandels haben von je ein starkes Aus
und Ab gezeigt. Es liegt das in der Natur dieses Teiles seines Handels be¬
gründet: er war groß oder klein, je nachdem die Getreide- und Zuckerrüvenernte
in seinem Hinterkante und je nachdem der Holzeinschlag im Winter und die
Waldabfuhr zu den Vcrflößungsstellen groß oder klein waren.


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[0410] Materialien zur ostdeutschen Frage Seite so gut wie nichts getan wurde, während die ganz oder wenigstens in ihrem schiffbaren Mittel- und Unterlaufe deutschen Ströme der Oder, der Elbe, der Weser und des Rheins sich der eingehenden Fürsorge des Staates erfreuten. Begünstigt wird der Verkehr Danzigs durch die überaus glückliche Gestaltung seines Hafens. Die Danziger Bucht liegt unter dem Schutze der Halbinsel Hela und dadurch ist der Umsegelung eine Sicherheit gewährleistet, wie sie nicht leicht wieder zu finden ist. Der Hafen ist, weil an einem 27 Kilometer oberhalb Neu-' fahrwosfer durch Schleusen abgesperrten Mündungsarin der Weichsel gelegen, frei Von jeder Strömung. Diese ganze 27 Kilometer lange Wasserfläche, die „Tote Weichsel", mit ihren Abzweigungen bietet ebenso für den Seeschisfsverkehr wie für den Binnenschiffahrtsverkchr, wie schließlich auch für den Holzverkehr, und zwar sowohl für die Lagerung wie für die Verladung von Holz, die denkbar geeignetesten Bedingungen dar. Von wesentlicher Bedeutung ist ferner die nahe Lage Danzigs zur See. Man denke an den mehr als 4(> Kilometer langen Weg der Schiffe von Pillau durch das,Frische Haff nach Königsberg, an die noch größeren Entfernungen zwischen Swinemünde und Stettin, zwischen Kuxhaven und Hamburg, zwischen Bremerhaven und Bremen usw. und vergleiche damit die Kürze des Hafcnrcviers in Danzig. Wie schwierig ist es für Königsberg und Stettin im Winter den Hafenvcrlchr von Eishivdernissen freizuhalten, während für Danzig ebenso wegen feines kurzen Reviers die Frage sich so einfach löst, daß praktisch Danzig als völlig eisfreier Hafen angesehen werden kann. Von großer Bedeutung ist für den Handelsverkehr Danzigs der Umstand, daß sich die Stadt eines Freibezirkö erfreut. Hier kann ohne jede zollamtliche Aufficht der Umschlag von Waren besorgt werden. Die Forderung Polens einen freien Zugang zum Meere zu erhalten, ist durch das Bestehen dieses Freibezirks zum größten Teil bereits erfüllt. Denn wie jeder andere Verkehr, so kann sich in ihm auch der polnische in völlig freier Weise abspielen. In Frage könnte allerdings kommen, ob der Freibezirk dem nach Friedensschluß zu erwartenden größeren Verkehr gewachsen ist. Von Nußland wurde seit je eine bewußt verkehrs¬ feindliche Politik betrieben. Von dem Polnischen Staat darf wohl angenommen werden, daß er mit dieser Politik brechen wird, und dann würde allerdings der Danziger Freibezirk, über den sich doch ein großer Teil der polnischen, Ein- und Ausfuhr bewegen wird, nicht genügen. Hier werden sich aber Mittel und Wege finden, um dem Danziger Freibezirk die erforderliche Liistnngsfähigkeit zu geben. Schafft man dann noch nach dem Vorbild der Nheinakte eine Weichselakle, die die freie Schiffahrt ans der Weichsel gewährleistet — tatsächlich hat sie ans deutscher Seite schon von jeher bestanden — und werden entsprechende Bestimmungen auch für den Eisenbahnverkehr getroffen, so läßt sich die Wilsonsche Forderung, daß Polen einen freien und gesicherten Zugang zum Meere erhallen soll, erfüllen, ohne das ebenfalls von Wilson anerkannte Selbstbestimmungsrecht der Völker den Deutschen in Wesipreußcn gegenüber in gröblichster Weise dadurch zu verletzen, daß man Westpreußen und insbesondere Danzig zwangsweise und gegen ihren ausgesprochenen Willen polnisch macht. Danzigs Ausfuhr bestand — jetzt ruht der Seeverkehr so gilt wie ganz — vorzugsweise aus den Bodenerzeugnissen seines Hinterlandes und aus Fabrikaten, die aus den Urprvdukten unmittelbar gewonnen werden. Sie gilt daher nament¬ lich den Artikeln Getreide, Olsaaten. Mehl. Zucker. Melasse und Holz. Ziel der Ausfuhr waren vorzugsweise die westeuropäischen Häfen, vornehmlich die englischen und die niederländischen und belgischen. Die Zahlen des Danziger Ausfuhrhandels haben von je ein starkes Aus und Ab gezeigt. Es liegt das in der Natur dieses Teiles seines Handels be¬ gründet: er war groß oder klein, je nachdem die Getreide- und Zuckerrüvenernte in seinem Hinterkante und je nachdem der Holzeinschlag im Winter und die Waldabfuhr zu den Vcrflößungsstellen groß oder klein waren.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/410>, abgerufen am 18.12.2024.