Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.Aus den Deutschen Volksräten [Beginn Spaltensatz] daß er sich bemühen werde, für eine Lösung Die Protestbewegung Namens der in den Deutschen Bollsriitcn In voller Würdigung der großen Schwie¬ müssen, an denen von der Entente allein Die WaffcnstillstnndSkommission in Spaa Aus den Deutschen Volksräten [Beginn Spaltensatz] daß er sich bemühen werde, für eine Lösung Die Protestbewegung Namens der in den Deutschen Bollsriitcn In voller Würdigung der großen Schwie¬ müssen, an denen von der Entente allein Die WaffcnstillstnndSkommission in Spaa <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0345" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335757"/> <fw type="header" place="top"> Aus den Deutschen Volksräten</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_1499" prev="#ID_1498"> daß er sich bemühen werde, für eine Lösung<lb/> der Frage in unserm Sinne in der inter-<lb/> allierten Kommission einzutreten. Er erklärte<lb/> Positiv, daß das ganze Abkommen in seinem<lb/> ersten Artikel eine rein militärische Maßnahme<lb/> darstelle und keinerlei politische Folgewir-<lb/> kungen nach sich ziehen könne, .dasz also auch<lb/> durch die Abgrenzung dieser Gebiete in keiner<lb/> Weise der Erledigung des dreizehnten Punktes<lb/> des Wilsonschen Programms vorgegriffen<lb/> werden solle. Es bleibt den künftigen Ver¬<lb/> handlungen überlassen, dasz den von uns<lb/> geränmten Gebieten ein genügender Schutz<lb/> geleistet wird. Wichtig ist, daß nach den<lb/> Versicherungen der Alliierten auch die Polen<lb/> jede militärische Offensivbewegung gegen<lb/> Deutschland einzustellen haben."</p> <div n="3"> <head> Die Protestbewegung</head> <p xml:id="ID_1500"> Namens der in den Deutschen Bollsriitcn<lb/> der Provinz Puselt zusammengeschlossenen<lb/> 800000 Deutschen ging am 20. Februar fol¬<lb/> gende Drahtnng an die Nationalversammlung,<lb/> an den Reichskanzler und an die Waffen¬<lb/> stillstandskommission:</p> <p xml:id="ID_1501" next="#ID_1502"> In voller Würdigung der großen Schwie¬<lb/> rigkeiten, unter denen die Waffenstillstands¬<lb/> rommission die Gesnmtintercssen des deutschen<lb/> Volkes und in ihrem Nahmen auch unsere<lb/> ostmürkischen Lebensnotwendigkeiten zu ver¬<lb/> teidigen hat und in Anerkennung der bisher<lb/> geleisteten Arbeit dieser Kommission erheben<lb/> wir gegen die Vergewaltigung der ostmärli-<lb/> schon Deutschen durch die Entente flammenden<lb/> Protest. Die wirtschaftliche und kulturelle<lb/> Struktur des im Kern deutschen Landes wird<lb/> durch eine äußerliche, von polnischer Seite<lb/> vielfach tendenziös mißbrauchte Nationalitäten¬<lb/> statistik nicht wirklichkeitsgetreu erfaßt. Der<lb/> gesamte kulturelle Bestand des seinerzeit in<lb/> völliger Verwahrlosung dem zerfallenden<lb/> Polenstaate entglittenen Landes verdankt deut¬<lb/> schem Fleiß und Erfindungsgeist sein Dasein.<lb/> Da im demokratischen Deutschland den Polen<lb/> weitherzige Gewährung kultureller und natio¬<lb/> naler Autonomie sicher ist, liegt kein Anlaß<lb/> zu Gebietsabtrennungen vor, die die Lebens¬<lb/> interessen des deutschen Volkes, vor allem auf<lb/> dem Gebiete des Ernährungswesens, bedrohen<lb/> und deshalb den Keim zu neuen europäischen<lb/> Verwicklungen und Friedensstörungen legen</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_1502" prev="#ID_1501"> müssen, an denen von der Entente allein<lb/> Frankreich ein egoistisches Interesse hat Die<lb/> den ausdrücklichen Kundgebungen Wilsdns<lb/> und der Entente zuwiderlaufende Präjudi-<lb/> zierung der FriedenSverhnndlungen und damit<lb/> das erschütterte Ergebnis der letzten Wasfen-<lb/> stillstandsverhandlungen wurden den Polen<lb/> durch einen militärischen Landfriedensbruch<lb/> möglich, der die unentrinnbare Folge der<lb/> Unterlassungssünden unserer Rsgicrnng in<lb/> den Monaten November und Dezember ge¬<lb/> wesen ist. Eine weitere Erschwerung der<lb/> Stellung unserer Delegation bei den end¬<lb/> gültigen Friedensverhnndlungen ist nur durch<lb/> Verhinderung weiterer militärischer wie auch<lb/> verwaltungstechnischer Übergriffe und Prn-<lb/> judizieruugen der Polen abzuwehren. Erste<lb/> Voraussetzung ist die durchgreifende Abwehr<lb/> aller Banden, die unter polnischer Flagge<lb/> vielfach rein bolschewistische Tendenzen ver¬<lb/> bergen, durch gut disziplinierte Truppen.<lb/> Ferner ist eine unabweisliche Forderung die<lb/> Wiederherstellung der Verwallungseiuheit der<lb/> Provinz Posen bis zum endgültigen Spruche<lb/> des Friedenskongresses und die einstweilige<lb/> Belassung der zentralen Funktionen für die<lb/> ganze Provinz bei den Bromberger Behörden.<lb/> Damit ist ein Verzicht des Obersten polnischen<lb/> Volksrates auf seine angemaßten Hoheiis-<lb/> recbte gefordert. Gelingt es nicht, das schiver<lb/> erschütterte Ansehen der rechtmäßigen Re-<lb/> gierungsgewalt in der Ostmark unverzüglich<lb/> wiederherzustellen, so ist damit eine Einbuße<lb/> an Neichssreudigleit und Zutnnftsglauben auch<lb/> bei drei Millionen Deutschen der Ostmark<lb/> mit Sicherheit zu erwarten. Für die politi¬<lb/> schen Folgen solchen nationalen Zusammen¬<lb/> bruches lehnen wir die Verantwortung feier¬<lb/> lich ab, da wir die verfehlte Poulet des<lb/> Ministerialdirektors von G^rlach und der von<lb/> ihm informierten Berliner Stellen unter Vor¬<lb/> aussicht der inzwischen eingetretenen Folgen<lb/> durch Warnungen und Proteste von An¬<lb/> beginn auf das entschiedenste bekämpft haben.</p> <note type="bibl"> gez. Cleinow.</note> <p xml:id="ID_1503" next="#ID_1504"> Die WaffcnstillstnndSkommission in Spaa<lb/> hat auf das namens der in den Deutschen<lb/> Volrsriitcn der Provinz Posen zusammen¬<lb/> geschlossenen 800 000 Deutschen abgegangene<lb/> Prvtesttelegrnmm an Geheimrat Georg<lb/> Cleinow in Bromberg folgende Antwort ge-</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0345]
Aus den Deutschen Volksräten
daß er sich bemühen werde, für eine Lösung
der Frage in unserm Sinne in der inter-
allierten Kommission einzutreten. Er erklärte
Positiv, daß das ganze Abkommen in seinem
ersten Artikel eine rein militärische Maßnahme
darstelle und keinerlei politische Folgewir-
kungen nach sich ziehen könne, .dasz also auch
durch die Abgrenzung dieser Gebiete in keiner
Weise der Erledigung des dreizehnten Punktes
des Wilsonschen Programms vorgegriffen
werden solle. Es bleibt den künftigen Ver¬
handlungen überlassen, dasz den von uns
geränmten Gebieten ein genügender Schutz
geleistet wird. Wichtig ist, daß nach den
Versicherungen der Alliierten auch die Polen
jede militärische Offensivbewegung gegen
Deutschland einzustellen haben."
Die Protestbewegung Namens der in den Deutschen Bollsriitcn
der Provinz Puselt zusammengeschlossenen
800000 Deutschen ging am 20. Februar fol¬
gende Drahtnng an die Nationalversammlung,
an den Reichskanzler und an die Waffen¬
stillstandskommission:
In voller Würdigung der großen Schwie¬
rigkeiten, unter denen die Waffenstillstands¬
rommission die Gesnmtintercssen des deutschen
Volkes und in ihrem Nahmen auch unsere
ostmürkischen Lebensnotwendigkeiten zu ver¬
teidigen hat und in Anerkennung der bisher
geleisteten Arbeit dieser Kommission erheben
wir gegen die Vergewaltigung der ostmärli-
schon Deutschen durch die Entente flammenden
Protest. Die wirtschaftliche und kulturelle
Struktur des im Kern deutschen Landes wird
durch eine äußerliche, von polnischer Seite
vielfach tendenziös mißbrauchte Nationalitäten¬
statistik nicht wirklichkeitsgetreu erfaßt. Der
gesamte kulturelle Bestand des seinerzeit in
völliger Verwahrlosung dem zerfallenden
Polenstaate entglittenen Landes verdankt deut¬
schem Fleiß und Erfindungsgeist sein Dasein.
Da im demokratischen Deutschland den Polen
weitherzige Gewährung kultureller und natio¬
naler Autonomie sicher ist, liegt kein Anlaß
zu Gebietsabtrennungen vor, die die Lebens¬
interessen des deutschen Volkes, vor allem auf
dem Gebiete des Ernährungswesens, bedrohen
und deshalb den Keim zu neuen europäischen
Verwicklungen und Friedensstörungen legen
müssen, an denen von der Entente allein
Frankreich ein egoistisches Interesse hat Die
den ausdrücklichen Kundgebungen Wilsdns
und der Entente zuwiderlaufende Präjudi-
zierung der FriedenSverhnndlungen und damit
das erschütterte Ergebnis der letzten Wasfen-
stillstandsverhandlungen wurden den Polen
durch einen militärischen Landfriedensbruch
möglich, der die unentrinnbare Folge der
Unterlassungssünden unserer Rsgicrnng in
den Monaten November und Dezember ge¬
wesen ist. Eine weitere Erschwerung der
Stellung unserer Delegation bei den end¬
gültigen Friedensverhnndlungen ist nur durch
Verhinderung weiterer militärischer wie auch
verwaltungstechnischer Übergriffe und Prn-
judizieruugen der Polen abzuwehren. Erste
Voraussetzung ist die durchgreifende Abwehr
aller Banden, die unter polnischer Flagge
vielfach rein bolschewistische Tendenzen ver¬
bergen, durch gut disziplinierte Truppen.
Ferner ist eine unabweisliche Forderung die
Wiederherstellung der Verwallungseiuheit der
Provinz Posen bis zum endgültigen Spruche
des Friedenskongresses und die einstweilige
Belassung der zentralen Funktionen für die
ganze Provinz bei den Bromberger Behörden.
Damit ist ein Verzicht des Obersten polnischen
Volksrates auf seine angemaßten Hoheiis-
recbte gefordert. Gelingt es nicht, das schiver
erschütterte Ansehen der rechtmäßigen Re-
gierungsgewalt in der Ostmark unverzüglich
wiederherzustellen, so ist damit eine Einbuße
an Neichssreudigleit und Zutnnftsglauben auch
bei drei Millionen Deutschen der Ostmark
mit Sicherheit zu erwarten. Für die politi¬
schen Folgen solchen nationalen Zusammen¬
bruches lehnen wir die Verantwortung feier¬
lich ab, da wir die verfehlte Poulet des
Ministerialdirektors von G^rlach und der von
ihm informierten Berliner Stellen unter Vor¬
aussicht der inzwischen eingetretenen Folgen
durch Warnungen und Proteste von An¬
beginn auf das entschiedenste bekämpft haben.
gez. Cleinow. Die WaffcnstillstnndSkommission in Spaa
hat auf das namens der in den Deutschen
Volrsriitcn der Provinz Posen zusammen¬
geschlossenen 800 000 Deutschen abgegangene
Prvtesttelegrnmm an Geheimrat Georg
Cleinow in Bromberg folgende Antwort ge-
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