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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Stadt, aus all den schönen und heiteren Dingen, die ihr Leben bis dahin zu
einem anmutigen Genutz, einem naiven Sonnendasein gemacht hatten, eine ge¬
waltige Pyramide aufzuhäufen, und alles, Lauten und Bilder, Sonette und
Sialuen, Prunkgewänder und edles Geräte, alles was Heiterkeit erdacht und
Schönsinn geformt hatte, erbarmungslos zu verbrennen, weil es nicht taugte
zum "wahren" Leben und abzog den Sinn von dem. was das wahre Leben war.
Solch ein Autodafö ist auch das neue Buch von Wassermann. Seine Keimzelle,
sein Grunderlebnis ist die gewissensbang gestellte Früge: wie kann so viel Genutz
und Genufzfreudigkeit in der Welt sein neben so vielem abgrundtiefem Elend?
Christian Wahnschaffe lebt das schönheitserfüllte, mühsalentladene, staubenthobene
Leben des ..reichen Jünglings", ein schönes edles Tier, gedankenlos, ohne Ziel
und zweckgl'löst. bis er infolge verschiedener Erlebnisse dieses menschlich teils- und
lcidfernen Lebens überdrüssig wird und, biblisch ausgedrückt, "hingeht und alles,
verkauft, was er halte". Also eine seelische Entwicklung, wie wir sie aus den
großen Tolstoischen Romanen kennen. Aber Tolstoi war ein Mensch, Wassermann ist
nur ein Poet. Tolstoi glaubte an die Erlösung durch die werktägliche Tat,
Wassermann hat auch für diese nur leidvolle Skepsis, seinem Helden ist es vorder¬
hand nur ums "Wissen" zu tun und um Erkenntnis dessen, was das Leben sei.
Die Schwierigkeit für den Reichen, an dieses Leben überhaupt heranzukommen,
ist sehr richtig erkannt worden, das Ergebnis dieser Erkenntnis unterschlägt uns
jedoch der Dichter, er gibt uns lediglich eine Welt von Menschen, deren Schicksal
ihr Charakter ist. Kein Sinn des Lebens sonst und es sieht aus. als sei dieser
Roman mit dem Herzblut des Dichters geschrieben und als sei Christian Wahn¬
schaffe der suchende Dichter selber. Künstlerisch hat das Werk leider bedenkliche
Mängel. Wohl sind die Gestalten, die in reichster Fülle den Helden als Follen
umstehen, die leichtsinnigen und leidenschaftlichen, leidenden und zynischen, die
Elenden und Glücklichen, Genützlinge und Eroberer, Künstler und Verbrecher,
Emporkömmlinge und Entartete, unter einer Sonne^erschaffen, aber sie sind mit
verschiedenen Mitteln gestaltet. Wassermann hat hier alle Seiten seiner reich¬
begabten Künstlerschaft angewandt, aber er hat sie bei den einzelnen Figuren
isoliert angewandt. An der einen hat der typisierende Fabulierer gearbeitet, an
der anderen der sorgfältig feilende Anekdotiker, hier der notizenreihende Naturalist,
dort der analysierende Psychologe und an vielen Stellen der schwermütige Lyriker,
es ist, als wollte jemand in ein Fresko mit Ol und Pastell hineinmalen und
Plastiker und Wandteppiche einfügen. Daher mag es kommen, datz auch der
Aufbau des Werkes nur oberflächlichen Zusammenhalt hat, und im einzelnen
neben vielem Wunderschönen, tief Empfundenen, sinnlich Erdachten und anmutig
Gestalteten, viel Flüchtiges, Komödiantenhaftes, Phrasenhaft-Geschwollenes stehen¬
geblieben ist. Dennoch steht das Buch mit Recht in der Sammlung "Der grotze
Roman", denn für die Zeit ist es überaus bedeutsam. Alle Tendenzen des Zeit¬
alters sind darin, seine Hast und seine Spielerei, seine Genutzsucht und sein
Egoismus, seine Sensationslust und seine Müdigkeit, seine Leidenschaftlichkeit und
R. Schacht Skepsis, seine Zerrissenheit und seine Sehnsucht nach Frieden.




Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rückseirdung
nicht verbürgt werden kann.




Nachdrn" sämtlicher ""fsiiyr "ur mit irilSdrticklicher KrlunbniS deS "erla"s "Mallet.
Verantwortlich: Dr. Mathilde Kelchner in Berlin-Halensee, -- Manustnptfendungen und Briefe werden erbeten
unier der Adresse:
An die "chrtftleiwna der Grenzboten in Berlin SW N, Tempels-fer Ufer SS".
FernZprecher des Herausgebers: Amt LiSterf-lde 49", des Verlag" und der Schrittleitung: Amt Lützow VSl0.
"erlag: Berlag der GreiizKoten N. in. b. H. in Berlin SW II, Tempelhofer Ufer "S->.
Druck: .Der Retchtboi"" ". in. b. H. in Verte" SW II. Deflau-r Strase M/N7.
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Stadt, aus all den schönen und heiteren Dingen, die ihr Leben bis dahin zu
einem anmutigen Genutz, einem naiven Sonnendasein gemacht hatten, eine ge¬
waltige Pyramide aufzuhäufen, und alles, Lauten und Bilder, Sonette und
Sialuen, Prunkgewänder und edles Geräte, alles was Heiterkeit erdacht und
Schönsinn geformt hatte, erbarmungslos zu verbrennen, weil es nicht taugte
zum „wahren" Leben und abzog den Sinn von dem. was das wahre Leben war.
Solch ein Autodafö ist auch das neue Buch von Wassermann. Seine Keimzelle,
sein Grunderlebnis ist die gewissensbang gestellte Früge: wie kann so viel Genutz
und Genufzfreudigkeit in der Welt sein neben so vielem abgrundtiefem Elend?
Christian Wahnschaffe lebt das schönheitserfüllte, mühsalentladene, staubenthobene
Leben des ..reichen Jünglings", ein schönes edles Tier, gedankenlos, ohne Ziel
und zweckgl'löst. bis er infolge verschiedener Erlebnisse dieses menschlich teils- und
lcidfernen Lebens überdrüssig wird und, biblisch ausgedrückt, „hingeht und alles,
verkauft, was er halte". Also eine seelische Entwicklung, wie wir sie aus den
großen Tolstoischen Romanen kennen. Aber Tolstoi war ein Mensch, Wassermann ist
nur ein Poet. Tolstoi glaubte an die Erlösung durch die werktägliche Tat,
Wassermann hat auch für diese nur leidvolle Skepsis, seinem Helden ist es vorder¬
hand nur ums „Wissen" zu tun und um Erkenntnis dessen, was das Leben sei.
Die Schwierigkeit für den Reichen, an dieses Leben überhaupt heranzukommen,
ist sehr richtig erkannt worden, das Ergebnis dieser Erkenntnis unterschlägt uns
jedoch der Dichter, er gibt uns lediglich eine Welt von Menschen, deren Schicksal
ihr Charakter ist. Kein Sinn des Lebens sonst und es sieht aus. als sei dieser
Roman mit dem Herzblut des Dichters geschrieben und als sei Christian Wahn¬
schaffe der suchende Dichter selber. Künstlerisch hat das Werk leider bedenkliche
Mängel. Wohl sind die Gestalten, die in reichster Fülle den Helden als Follen
umstehen, die leichtsinnigen und leidenschaftlichen, leidenden und zynischen, die
Elenden und Glücklichen, Genützlinge und Eroberer, Künstler und Verbrecher,
Emporkömmlinge und Entartete, unter einer Sonne^erschaffen, aber sie sind mit
verschiedenen Mitteln gestaltet. Wassermann hat hier alle Seiten seiner reich¬
begabten Künstlerschaft angewandt, aber er hat sie bei den einzelnen Figuren
isoliert angewandt. An der einen hat der typisierende Fabulierer gearbeitet, an
der anderen der sorgfältig feilende Anekdotiker, hier der notizenreihende Naturalist,
dort der analysierende Psychologe und an vielen Stellen der schwermütige Lyriker,
es ist, als wollte jemand in ein Fresko mit Ol und Pastell hineinmalen und
Plastiker und Wandteppiche einfügen. Daher mag es kommen, datz auch der
Aufbau des Werkes nur oberflächlichen Zusammenhalt hat, und im einzelnen
neben vielem Wunderschönen, tief Empfundenen, sinnlich Erdachten und anmutig
Gestalteten, viel Flüchtiges, Komödiantenhaftes, Phrasenhaft-Geschwollenes stehen¬
geblieben ist. Dennoch steht das Buch mit Recht in der Sammlung „Der grotze
Roman", denn für die Zeit ist es überaus bedeutsam. Alle Tendenzen des Zeit¬
alters sind darin, seine Hast und seine Spielerei, seine Genutzsucht und sein
Egoismus, seine Sensationslust und seine Müdigkeit, seine Leidenschaftlichkeit und
R. Schacht Skepsis, seine Zerrissenheit und seine Sehnsucht nach Frieden.




Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rückseirdung
nicht verbürgt werden kann.




Nachdrn» sämtlicher ««fsiiyr »ur mit irilSdrticklicher KrlunbniS deS «erla«s „Mallet.
Verantwortlich: Dr. Mathilde Kelchner in Berlin-Halensee, — Manustnptfendungen und Briefe werden erbeten
unier der Adresse:
An die «chrtftleiwna der Grenzboten in Berlin SW N, Tempels-fer Ufer SS».
FernZprecher des Herausgebers: Amt LiSterf-lde 49«, des Verlag« und der Schrittleitung: Amt Lützow VSl0.
«erlag: Berlag der GreiizKoten N. in. b. H. in Berlin SW II, Tempelhofer Ufer «S->.
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[0312] Neue Bücher Stadt, aus all den schönen und heiteren Dingen, die ihr Leben bis dahin zu einem anmutigen Genutz, einem naiven Sonnendasein gemacht hatten, eine ge¬ waltige Pyramide aufzuhäufen, und alles, Lauten und Bilder, Sonette und Sialuen, Prunkgewänder und edles Geräte, alles was Heiterkeit erdacht und Schönsinn geformt hatte, erbarmungslos zu verbrennen, weil es nicht taugte zum „wahren" Leben und abzog den Sinn von dem. was das wahre Leben war. Solch ein Autodafö ist auch das neue Buch von Wassermann. Seine Keimzelle, sein Grunderlebnis ist die gewissensbang gestellte Früge: wie kann so viel Genutz und Genufzfreudigkeit in der Welt sein neben so vielem abgrundtiefem Elend? Christian Wahnschaffe lebt das schönheitserfüllte, mühsalentladene, staubenthobene Leben des ..reichen Jünglings", ein schönes edles Tier, gedankenlos, ohne Ziel und zweckgl'löst. bis er infolge verschiedener Erlebnisse dieses menschlich teils- und lcidfernen Lebens überdrüssig wird und, biblisch ausgedrückt, „hingeht und alles, verkauft, was er halte". Also eine seelische Entwicklung, wie wir sie aus den großen Tolstoischen Romanen kennen. Aber Tolstoi war ein Mensch, Wassermann ist nur ein Poet. Tolstoi glaubte an die Erlösung durch die werktägliche Tat, Wassermann hat auch für diese nur leidvolle Skepsis, seinem Helden ist es vorder¬ hand nur ums „Wissen" zu tun und um Erkenntnis dessen, was das Leben sei. Die Schwierigkeit für den Reichen, an dieses Leben überhaupt heranzukommen, ist sehr richtig erkannt worden, das Ergebnis dieser Erkenntnis unterschlägt uns jedoch der Dichter, er gibt uns lediglich eine Welt von Menschen, deren Schicksal ihr Charakter ist. Kein Sinn des Lebens sonst und es sieht aus. als sei dieser Roman mit dem Herzblut des Dichters geschrieben und als sei Christian Wahn¬ schaffe der suchende Dichter selber. Künstlerisch hat das Werk leider bedenkliche Mängel. Wohl sind die Gestalten, die in reichster Fülle den Helden als Follen umstehen, die leichtsinnigen und leidenschaftlichen, leidenden und zynischen, die Elenden und Glücklichen, Genützlinge und Eroberer, Künstler und Verbrecher, Emporkömmlinge und Entartete, unter einer Sonne^erschaffen, aber sie sind mit verschiedenen Mitteln gestaltet. Wassermann hat hier alle Seiten seiner reich¬ begabten Künstlerschaft angewandt, aber er hat sie bei den einzelnen Figuren isoliert angewandt. An der einen hat der typisierende Fabulierer gearbeitet, an der anderen der sorgfältig feilende Anekdotiker, hier der notizenreihende Naturalist, dort der analysierende Psychologe und an vielen Stellen der schwermütige Lyriker, es ist, als wollte jemand in ein Fresko mit Ol und Pastell hineinmalen und Plastiker und Wandteppiche einfügen. Daher mag es kommen, datz auch der Aufbau des Werkes nur oberflächlichen Zusammenhalt hat, und im einzelnen neben vielem Wunderschönen, tief Empfundenen, sinnlich Erdachten und anmutig Gestalteten, viel Flüchtiges, Komödiantenhaftes, Phrasenhaft-Geschwollenes stehen¬ geblieben ist. Dennoch steht das Buch mit Recht in der Sammlung „Der grotze Roman", denn für die Zeit ist es überaus bedeutsam. Alle Tendenzen des Zeit¬ alters sind darin, seine Hast und seine Spielerei, seine Genutzsucht und sein Egoismus, seine Sensationslust und seine Müdigkeit, seine Leidenschaftlichkeit und R. Schacht Skepsis, seine Zerrissenheit und seine Sehnsucht nach Frieden. Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rückseirdung nicht verbürgt werden kann. Nachdrn» sämtlicher ««fsiiyr »ur mit irilSdrticklicher KrlunbniS deS «erla«s „Mallet. Verantwortlich: Dr. Mathilde Kelchner in Berlin-Halensee, — Manustnptfendungen und Briefe werden erbeten unier der Adresse: An die «chrtftleiwna der Grenzboten in Berlin SW N, Tempels-fer Ufer SS». FernZprecher des Herausgebers: Amt LiSterf-lde 49«, des Verlag« und der Schrittleitung: Amt Lützow VSl0. «erlag: Berlag der GreiizKoten N. in. b. H. in Berlin SW II, Tempelhofer Ufer «S->. Druck: .Der Retchtboi«" «. in. b. H. in Verte» SW II. Deflau-r Strase M/N7.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/312>, abgerufen am 18.12.2024.