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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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tvcisende Haltung ein. Das obige Blan blieb indes bei seiner Behauptung
bestehen. Der"Taswir-i-Eftiar" nannte sogar schon die Waffenstillstandsbedingungen:

1. Abzug aller deutschen und österreichischen Truppen,
2. Öffnung der Dardanellen,
3. Einsetzung einer Ententekommission in Konstantinopel.

Besonders erregte die Gemüter die in griechischen Kreisen Verlautbarte Behauptung,
Venizelos hätte bei der Entente die Teilnahme griechischer Truppen am Einzug
verlangt. Inzwischen hat, dem Hilal zufolge, der auf Prinkipo internierte englische
General Townshend seinen bisherigen Aufenthaltsort verlassen und sich zu' Ver¬
handlungen nach Smyrna begeben. Auch der Prinz Abdurrachmen Effendi soll
an den Waffenstillstandsverhaudlu.ngen teilnehmen. Der Maki von Smyrna wurde
seiner Stellung enthoben, angeblich, weil er bei den Verhandlungen seine eigenen
Interessen über diejenigen des Staates gesetzt hatte. Noch am 25. dementierte
"Tauin" offiziell alle aus Waffenstillstand und Sonderfrieden bezüglichen Ver¬
mutungen; am 26. Oktober erklärte indessen der Grvßwesir, die Waffenstillstands-
verhandlungen seien eingeleitet und nehmen einen günstigen Verlauf. Nach
offizieller Mitteilung der Mittl-Ageniur vom 26. Oktober abends sind am 24. Ok¬
tober abends in Ergänzung der bisher in verschiedenen Formen von der Regierung
angeknüpften Verhandlungen der Marineminister Naus Bey, der Unterstaatssekretär
des Auswärtigen und der Generalstabschef der VIII. Armee auf dem Seeweg nach
dem Verhandlungsort abgereist. Der unter der Hand bereits eingeleitete Ab¬
transport deuischen und österreichischen Personals und Materials wird uach der
erfolgten offiziellen Verlautbarung offenkundig mit Beschleunigung fortgesetzt.

Das Resultat der in Smyrna stattfindenden Verhandlungen über den
Sonderwaffenstillstand ist für den 28. Oktober oder 29. Oktober zu erwarten.

29. Oktober bis 3. November. Die Verhältnisse trieben unaufhaltsam der
Katastrophe zu. Nachdem die türkische Regierung bis zuletzt die bereits der
Straße bekannte Tatsache von Souderftiedensverhandlungen geleugnet hatte,
konnte sie um das Spiel nicht länger in dieser Art weiter betreiben. Der
Ministerrat entschloß sich, Farbe zu bekennen. Auffallend ist, daß sich bereits die
englischen Kriegsgefangenen frei in der Stadt bewegen; die Straßen der besonders
von Griechen und Levantinerpack bewohnten Stadtteile in Per" tragen reichsten
FliUMnschmuck in den Ententefarben. In den öffentlichen Konzertgärtcu drängt
sich das Straßengesindel, es "feiert den Waffenstillstand", ein widerliches Bildl

Die Lokalpresse, insbesondere die griechische, die sich eines nie versiegenden
von der Entente gespeisten Geldborns erfreut, schreibt in schamloser Tonart gegen
alles, was deutsch ist. Die illustrierten Winkelblätter sproßen gleich Unkraut aus
der Erde und überbieten sich gegenseitig in gehässigen Deutschenschmähungen, oft
w so niedriger, gemeiner Weise die Person des Kaisers beschmutzend, daß es nicht
"nederzuc-eben ist.

Über die Bedingungen des inzwischen tatsächlich abgeschlossenen Waffen¬
stillstandes gehen die verschiedensten Berichte um: tu der Hauptsache interessiert
den Soldaten natürlich das Militärische --: Auslieferung der deutschen Fahrzeuge
türkischen Häfen, Öffnung der Dardanellen, Evakuierung aller deutschen Militär-
"ut Zivilpersonen. Drinn'war das Schicksal besiegelt. Zugleich versiegten durch
den Ausbruch der Revolution in Ungarn die spärlichen Nachrichtenguellen, die
uns bisher noch zuweilen Kunde über die Verhältnisse in Bulgarien, Österreich-
Ungar" und vor allem in Deutschland gebracht hatten.

Wir stehen allein. Die Abschiedsstunde naht mit Riesenschritten! Obwohl
Zunächst beabsichtigt war, wie oben erwähnt, Goeben mit den vorhandenen fahr¬
bereiten Unterseebooten nach Sewastopol zu schicken, muß dieser Gedanke jetzt vor
ven Druck seitens der türkischen Regierung fallen gelassen werden.

, " England sieht Goeben als ein rein türkisches Kriegsschiff an und droht,
talis das Schiff auslaufen würde, die Verhandlungen abzubrechen, bezw. im


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tvcisende Haltung ein. Das obige Blan blieb indes bei seiner Behauptung
bestehen. Der„Taswir-i-Eftiar" nannte sogar schon die Waffenstillstandsbedingungen:

1. Abzug aller deutschen und österreichischen Truppen,
2. Öffnung der Dardanellen,
3. Einsetzung einer Ententekommission in Konstantinopel.

Besonders erregte die Gemüter die in griechischen Kreisen Verlautbarte Behauptung,
Venizelos hätte bei der Entente die Teilnahme griechischer Truppen am Einzug
verlangt. Inzwischen hat, dem Hilal zufolge, der auf Prinkipo internierte englische
General Townshend seinen bisherigen Aufenthaltsort verlassen und sich zu' Ver¬
handlungen nach Smyrna begeben. Auch der Prinz Abdurrachmen Effendi soll
an den Waffenstillstandsverhaudlu.ngen teilnehmen. Der Maki von Smyrna wurde
seiner Stellung enthoben, angeblich, weil er bei den Verhandlungen seine eigenen
Interessen über diejenigen des Staates gesetzt hatte. Noch am 25. dementierte
„Tauin" offiziell alle aus Waffenstillstand und Sonderfrieden bezüglichen Ver¬
mutungen; am 26. Oktober erklärte indessen der Grvßwesir, die Waffenstillstands-
verhandlungen seien eingeleitet und nehmen einen günstigen Verlauf. Nach
offizieller Mitteilung der Mittl-Ageniur vom 26. Oktober abends sind am 24. Ok¬
tober abends in Ergänzung der bisher in verschiedenen Formen von der Regierung
angeknüpften Verhandlungen der Marineminister Naus Bey, der Unterstaatssekretär
des Auswärtigen und der Generalstabschef der VIII. Armee auf dem Seeweg nach
dem Verhandlungsort abgereist. Der unter der Hand bereits eingeleitete Ab¬
transport deuischen und österreichischen Personals und Materials wird uach der
erfolgten offiziellen Verlautbarung offenkundig mit Beschleunigung fortgesetzt.

Das Resultat der in Smyrna stattfindenden Verhandlungen über den
Sonderwaffenstillstand ist für den 28. Oktober oder 29. Oktober zu erwarten.

29. Oktober bis 3. November. Die Verhältnisse trieben unaufhaltsam der
Katastrophe zu. Nachdem die türkische Regierung bis zuletzt die bereits der
Straße bekannte Tatsache von Souderftiedensverhandlungen geleugnet hatte,
konnte sie um das Spiel nicht länger in dieser Art weiter betreiben. Der
Ministerrat entschloß sich, Farbe zu bekennen. Auffallend ist, daß sich bereits die
englischen Kriegsgefangenen frei in der Stadt bewegen; die Straßen der besonders
von Griechen und Levantinerpack bewohnten Stadtteile in Per« tragen reichsten
FliUMnschmuck in den Ententefarben. In den öffentlichen Konzertgärtcu drängt
sich das Straßengesindel, es „feiert den Waffenstillstand", ein widerliches Bildl

Die Lokalpresse, insbesondere die griechische, die sich eines nie versiegenden
von der Entente gespeisten Geldborns erfreut, schreibt in schamloser Tonart gegen
alles, was deutsch ist. Die illustrierten Winkelblätter sproßen gleich Unkraut aus
der Erde und überbieten sich gegenseitig in gehässigen Deutschenschmähungen, oft
w so niedriger, gemeiner Weise die Person des Kaisers beschmutzend, daß es nicht
"nederzuc-eben ist.

Über die Bedingungen des inzwischen tatsächlich abgeschlossenen Waffen¬
stillstandes gehen die verschiedensten Berichte um: tu der Hauptsache interessiert
den Soldaten natürlich das Militärische —: Auslieferung der deutschen Fahrzeuge
türkischen Häfen, Öffnung der Dardanellen, Evakuierung aller deutschen Militär-
"ut Zivilpersonen. Drinn'war das Schicksal besiegelt. Zugleich versiegten durch
den Ausbruch der Revolution in Ungarn die spärlichen Nachrichtenguellen, die
uns bisher noch zuweilen Kunde über die Verhältnisse in Bulgarien, Österreich-
Ungar» und vor allem in Deutschland gebracht hatten.

Wir stehen allein. Die Abschiedsstunde naht mit Riesenschritten! Obwohl
Zunächst beabsichtigt war, wie oben erwähnt, Goeben mit den vorhandenen fahr¬
bereiten Unterseebooten nach Sewastopol zu schicken, muß dieser Gedanke jetzt vor
ven Druck seitens der türkischen Regierung fallen gelassen werden.

, „ England sieht Goeben als ein rein türkisches Kriegsschiff an und droht,
talis das Schiff auslaufen würde, die Verhandlungen abzubrechen, bezw. im


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[0263] Konstcmtinopeler Hcrbstcrimierungi,'» tvcisende Haltung ein. Das obige Blan blieb indes bei seiner Behauptung bestehen. Der„Taswir-i-Eftiar" nannte sogar schon die Waffenstillstandsbedingungen: 1. Abzug aller deutschen und österreichischen Truppen, 2. Öffnung der Dardanellen, 3. Einsetzung einer Ententekommission in Konstantinopel. Besonders erregte die Gemüter die in griechischen Kreisen Verlautbarte Behauptung, Venizelos hätte bei der Entente die Teilnahme griechischer Truppen am Einzug verlangt. Inzwischen hat, dem Hilal zufolge, der auf Prinkipo internierte englische General Townshend seinen bisherigen Aufenthaltsort verlassen und sich zu' Ver¬ handlungen nach Smyrna begeben. Auch der Prinz Abdurrachmen Effendi soll an den Waffenstillstandsverhaudlu.ngen teilnehmen. Der Maki von Smyrna wurde seiner Stellung enthoben, angeblich, weil er bei den Verhandlungen seine eigenen Interessen über diejenigen des Staates gesetzt hatte. Noch am 25. dementierte „Tauin" offiziell alle aus Waffenstillstand und Sonderfrieden bezüglichen Ver¬ mutungen; am 26. Oktober erklärte indessen der Grvßwesir, die Waffenstillstands- verhandlungen seien eingeleitet und nehmen einen günstigen Verlauf. Nach offizieller Mitteilung der Mittl-Ageniur vom 26. Oktober abends sind am 24. Ok¬ tober abends in Ergänzung der bisher in verschiedenen Formen von der Regierung angeknüpften Verhandlungen der Marineminister Naus Bey, der Unterstaatssekretär des Auswärtigen und der Generalstabschef der VIII. Armee auf dem Seeweg nach dem Verhandlungsort abgereist. Der unter der Hand bereits eingeleitete Ab¬ transport deuischen und österreichischen Personals und Materials wird uach der erfolgten offiziellen Verlautbarung offenkundig mit Beschleunigung fortgesetzt. Das Resultat der in Smyrna stattfindenden Verhandlungen über den Sonderwaffenstillstand ist für den 28. Oktober oder 29. Oktober zu erwarten. 29. Oktober bis 3. November. Die Verhältnisse trieben unaufhaltsam der Katastrophe zu. Nachdem die türkische Regierung bis zuletzt die bereits der Straße bekannte Tatsache von Souderftiedensverhandlungen geleugnet hatte, konnte sie um das Spiel nicht länger in dieser Art weiter betreiben. Der Ministerrat entschloß sich, Farbe zu bekennen. Auffallend ist, daß sich bereits die englischen Kriegsgefangenen frei in der Stadt bewegen; die Straßen der besonders von Griechen und Levantinerpack bewohnten Stadtteile in Per« tragen reichsten FliUMnschmuck in den Ententefarben. In den öffentlichen Konzertgärtcu drängt sich das Straßengesindel, es „feiert den Waffenstillstand", ein widerliches Bildl Die Lokalpresse, insbesondere die griechische, die sich eines nie versiegenden von der Entente gespeisten Geldborns erfreut, schreibt in schamloser Tonart gegen alles, was deutsch ist. Die illustrierten Winkelblätter sproßen gleich Unkraut aus der Erde und überbieten sich gegenseitig in gehässigen Deutschenschmähungen, oft w so niedriger, gemeiner Weise die Person des Kaisers beschmutzend, daß es nicht "nederzuc-eben ist. Über die Bedingungen des inzwischen tatsächlich abgeschlossenen Waffen¬ stillstandes gehen die verschiedensten Berichte um: tu der Hauptsache interessiert den Soldaten natürlich das Militärische —: Auslieferung der deutschen Fahrzeuge türkischen Häfen, Öffnung der Dardanellen, Evakuierung aller deutschen Militär- "ut Zivilpersonen. Drinn'war das Schicksal besiegelt. Zugleich versiegten durch den Ausbruch der Revolution in Ungarn die spärlichen Nachrichtenguellen, die uns bisher noch zuweilen Kunde über die Verhältnisse in Bulgarien, Österreich- Ungar» und vor allem in Deutschland gebracht hatten. Wir stehen allein. Die Abschiedsstunde naht mit Riesenschritten! Obwohl Zunächst beabsichtigt war, wie oben erwähnt, Goeben mit den vorhandenen fahr¬ bereiten Unterseebooten nach Sewastopol zu schicken, muß dieser Gedanke jetzt vor ven Druck seitens der türkischen Regierung fallen gelassen werden. , „ England sieht Goeben als ein rein türkisches Kriegsschiff an und droht, talis das Schiff auslaufen würde, die Verhandlungen abzubrechen, bezw. im 2t»

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/263>, abgerufen am 18.12.2024.