Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Aufgaben der Museen in der neuen Zeit

lungen. Sie zeigen zunächst die verschiedenen Spielarten der Naturerscheinungen
in ihren typischen Formen. Daneben aber ziehen sie auch die Abweichungen von
diesen typischen Forme" mit bewußtem Nachdruck in ihren Kreis! Ähnlich steht
es mit den Völkerkundemuseen, die zunächst die für die einzelnen Völker charakte¬
ristischen Lebensformen zusammenstellen, daneben aber auch gerade diejenigen
Stücke eifrig begehren, die durch die besondere Kunst ihrer Verfertiger über das
Durchschnittliche erhoben sind, und die demnach auch in das Sammelgebiet der
Kunstmuseen fallen.

Die historischen Museen beschränken sich auf ein Sammelgebiet, das örtlich
oder -- bei den vorgeschichtlichen Sammlungen -- zeitlich oder endlich -- bei
den neuentstandenen technologischen Sammlungen -- sachlich begrenzt ist. Inner¬
halb dieser Beschränkung wollen sie, ähnlich wie die Völkerkundcmuseen, einerseits
das Typische, andererseits aber auch das Ungewöhnliche, das Außerordentliche zur
Anschauung bringen.

Der Einfluß, den die Verhältnisse der kommenden Zeit auf die Sammcl-
cnbeit dieser verschiedenen Museumsarten ausüben müssen, wird nun nicht in
jeder Beziehung gleichartig sein. Nach einer Richtung werden sie freilich alle in
gleicher Weise betroffen. So reiche Mittel, wie ihnen vor dem Kriege aus öffent¬
lichen und privaten Zuweisungen zuflössen, werden ihnen in den kommenden
Jahrzehnten nicht zur Verfügung stehen. Ihre Kaufüaft wird geringer, und das
?u einer Zeit, in der infolge der allgemeinen Preissteigerung und des vermehrten
Wettbewerbes des Auslandes die Anforderungen des Handels immer größer werden.

Die Museen werden dadurch -- nicht immer zu ihrem Schaden -- gezwungen
werden, ihre Sammeltätigkeit, die vor dem Kriege vielfach bis über die gesunden
Grenzen ausgedehnt war, in engerem Rahmen zu hallen und sich auf das für die
jeweiligen Zwecke Wesentliche zu beschränken. Nach einer Richtung bedeutet dieser
äußere Zwang natürlich eine starke Behinderung. Das kann aber nach einer
anderen Richtung zum guten Teil wieder ausgeglichen werden, wenn aus der
Not eine Tugend gemacht wird, wenn man besonders bei den Kunstsammlungen,
den völkerkuudlicheu und den historischen Museen auf die vergangene große Zeit
des Scnnmelns nunmehr eine neue große Zeit des Sichtens und der Wohlordnung
folgen läßt.

Hier liegen in der Tat große Aufgaben, die den Museen, für die kommenden
Jahrzehnte gestellt sind. Die auch heute noch oft erdrückende Überfülle der Schall¬
sammlungen muß gelichtet werden, womit man übrigens schon vor dem .Kriege
vielfach begonnen hatte. Nur das wirklich Wertvolle darf am gestellt bleiben, und
es muß so allsgestellt werden, daß es in seiner Bedeutuug möglichst stark zur
Geltung kommt. Was nur in zweiter Linie von Belang ist. was nur für die
Spozialstndicn des Fachmannes in Betracht kommt, das gehört in die Magazine,
und die Museilmsverwaltungen werden lernen müssen, was ihnen in vielen Fällen
bisher kaum zum Bewußtsein gekommen ist, daß sie auch ihre Magazine für die
Benutzung in Sonderfällen herzurichten und bereit zu stellen beiden.

Bei dieser Bearbeitung der Magazine wird sich zweierlei ergeben. Einmal
wird es möglich sein, sie -- mit der nötigen Vorsicht -- von allerlei wertlosen
Dingen zu befreien, die sich bei jedem Museum im Laufe der Jahre anzusammeln
pflegen, die ohne eine Muscumsbedeutung zu haben, doch einen gewissen Handels-
ware besitzen, und deren Erlös den Sammlungen zugute kommen kann. Viel
wichtiger aber ist ein Zweites. Die Museen müssen endlich den früher nicht selten
befolgten Standpunkt aufgeben, bei dem sie nur an sich selbst, nicht aber an die
Nachbarsammlungcn dachten. Dieser frühere starke gegenseitige Wettbewerb hat
zwar das eine Gute gehabt, daß er das Abwandern von sammlungswürdigen
Gegenständen in das Ausland zum Teil verhindert hat. Daneben aber hat er
auch dazu geführt, daß er in kaufkräftige Sammlungen eine große Reihe von
Stücken gebracht hat, die bat zuerst sehr willkommen schienen, die dann aber vor
besseren Stücken zurücktraten und wohl gar in die Magazine wanderten, während
ihnen in ihrem engeren heimatlichen Kreise eine sehr viel höhere Bedeutung zu-


Die Aufgaben der Museen in der neuen Zeit

lungen. Sie zeigen zunächst die verschiedenen Spielarten der Naturerscheinungen
in ihren typischen Formen. Daneben aber ziehen sie auch die Abweichungen von
diesen typischen Forme« mit bewußtem Nachdruck in ihren Kreis! Ähnlich steht
es mit den Völkerkundemuseen, die zunächst die für die einzelnen Völker charakte¬
ristischen Lebensformen zusammenstellen, daneben aber auch gerade diejenigen
Stücke eifrig begehren, die durch die besondere Kunst ihrer Verfertiger über das
Durchschnittliche erhoben sind, und die demnach auch in das Sammelgebiet der
Kunstmuseen fallen.

Die historischen Museen beschränken sich auf ein Sammelgebiet, das örtlich
oder — bei den vorgeschichtlichen Sammlungen — zeitlich oder endlich — bei
den neuentstandenen technologischen Sammlungen — sachlich begrenzt ist. Inner¬
halb dieser Beschränkung wollen sie, ähnlich wie die Völkerkundcmuseen, einerseits
das Typische, andererseits aber auch das Ungewöhnliche, das Außerordentliche zur
Anschauung bringen.

Der Einfluß, den die Verhältnisse der kommenden Zeit auf die Sammcl-
cnbeit dieser verschiedenen Museumsarten ausüben müssen, wird nun nicht in
jeder Beziehung gleichartig sein. Nach einer Richtung werden sie freilich alle in
gleicher Weise betroffen. So reiche Mittel, wie ihnen vor dem Kriege aus öffent¬
lichen und privaten Zuweisungen zuflössen, werden ihnen in den kommenden
Jahrzehnten nicht zur Verfügung stehen. Ihre Kaufüaft wird geringer, und das
?u einer Zeit, in der infolge der allgemeinen Preissteigerung und des vermehrten
Wettbewerbes des Auslandes die Anforderungen des Handels immer größer werden.

Die Museen werden dadurch — nicht immer zu ihrem Schaden — gezwungen
werden, ihre Sammeltätigkeit, die vor dem Kriege vielfach bis über die gesunden
Grenzen ausgedehnt war, in engerem Rahmen zu hallen und sich auf das für die
jeweiligen Zwecke Wesentliche zu beschränken. Nach einer Richtung bedeutet dieser
äußere Zwang natürlich eine starke Behinderung. Das kann aber nach einer
anderen Richtung zum guten Teil wieder ausgeglichen werden, wenn aus der
Not eine Tugend gemacht wird, wenn man besonders bei den Kunstsammlungen,
den völkerkuudlicheu und den historischen Museen auf die vergangene große Zeit
des Scnnmelns nunmehr eine neue große Zeit des Sichtens und der Wohlordnung
folgen läßt.

Hier liegen in der Tat große Aufgaben, die den Museen, für die kommenden
Jahrzehnte gestellt sind. Die auch heute noch oft erdrückende Überfülle der Schall¬
sammlungen muß gelichtet werden, womit man übrigens schon vor dem .Kriege
vielfach begonnen hatte. Nur das wirklich Wertvolle darf am gestellt bleiben, und
es muß so allsgestellt werden, daß es in seiner Bedeutuug möglichst stark zur
Geltung kommt. Was nur in zweiter Linie von Belang ist. was nur für die
Spozialstndicn des Fachmannes in Betracht kommt, das gehört in die Magazine,
und die Museilmsverwaltungen werden lernen müssen, was ihnen in vielen Fällen
bisher kaum zum Bewußtsein gekommen ist, daß sie auch ihre Magazine für die
Benutzung in Sonderfällen herzurichten und bereit zu stellen beiden.

Bei dieser Bearbeitung der Magazine wird sich zweierlei ergeben. Einmal
wird es möglich sein, sie — mit der nötigen Vorsicht — von allerlei wertlosen
Dingen zu befreien, die sich bei jedem Museum im Laufe der Jahre anzusammeln
pflegen, die ohne eine Muscumsbedeutung zu haben, doch einen gewissen Handels-
ware besitzen, und deren Erlös den Sammlungen zugute kommen kann. Viel
wichtiger aber ist ein Zweites. Die Museen müssen endlich den früher nicht selten
befolgten Standpunkt aufgeben, bei dem sie nur an sich selbst, nicht aber an die
Nachbarsammlungcn dachten. Dieser frühere starke gegenseitige Wettbewerb hat
zwar das eine Gute gehabt, daß er das Abwandern von sammlungswürdigen
Gegenständen in das Ausland zum Teil verhindert hat. Daneben aber hat er
auch dazu geführt, daß er in kaufkräftige Sammlungen eine große Reihe von
Stücken gebracht hat, die bat zuerst sehr willkommen schienen, die dann aber vor
besseren Stücken zurücktraten und wohl gar in die Magazine wanderten, während
ihnen in ihrem engeren heimatlichen Kreise eine sehr viel höhere Bedeutung zu-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0254" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335664"/>
          <fw type="header" place="top"> Die Aufgaben der Museen in der neuen Zeit</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1052" prev="#ID_1051"> lungen. Sie zeigen zunächst die verschiedenen Spielarten der Naturerscheinungen<lb/>
in ihren typischen Formen. Daneben aber ziehen sie auch die Abweichungen von<lb/>
diesen typischen Forme« mit bewußtem Nachdruck in ihren Kreis! Ähnlich steht<lb/>
es mit den Völkerkundemuseen, die zunächst die für die einzelnen Völker charakte¬<lb/>
ristischen Lebensformen zusammenstellen, daneben aber auch gerade diejenigen<lb/>
Stücke eifrig begehren, die durch die besondere Kunst ihrer Verfertiger über das<lb/>
Durchschnittliche erhoben sind, und die demnach auch in das Sammelgebiet der<lb/>
Kunstmuseen fallen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1053"> Die historischen Museen beschränken sich auf ein Sammelgebiet, das örtlich<lb/>
oder &#x2014; bei den vorgeschichtlichen Sammlungen &#x2014; zeitlich oder endlich &#x2014; bei<lb/>
den neuentstandenen technologischen Sammlungen &#x2014; sachlich begrenzt ist. Inner¬<lb/>
halb dieser Beschränkung wollen sie, ähnlich wie die Völkerkundcmuseen, einerseits<lb/>
das Typische, andererseits aber auch das Ungewöhnliche, das Außerordentliche zur<lb/>
Anschauung bringen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1054"> Der Einfluß, den die Verhältnisse der kommenden Zeit auf die Sammcl-<lb/>
cnbeit dieser verschiedenen Museumsarten ausüben müssen, wird nun nicht in<lb/>
jeder Beziehung gleichartig sein. Nach einer Richtung werden sie freilich alle in<lb/>
gleicher Weise betroffen. So reiche Mittel, wie ihnen vor dem Kriege aus öffent¬<lb/>
lichen und privaten Zuweisungen zuflössen, werden ihnen in den kommenden<lb/>
Jahrzehnten nicht zur Verfügung stehen. Ihre Kaufüaft wird geringer, und das<lb/>
?u einer Zeit, in der infolge der allgemeinen Preissteigerung und des vermehrten<lb/>
Wettbewerbes des Auslandes die Anforderungen des Handels immer größer werden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1055"> Die Museen werden dadurch &#x2014; nicht immer zu ihrem Schaden &#x2014; gezwungen<lb/>
werden, ihre Sammeltätigkeit, die vor dem Kriege vielfach bis über die gesunden<lb/>
Grenzen ausgedehnt war, in engerem Rahmen zu hallen und sich auf das für die<lb/>
jeweiligen Zwecke Wesentliche zu beschränken. Nach einer Richtung bedeutet dieser<lb/>
äußere Zwang natürlich eine starke Behinderung. Das kann aber nach einer<lb/>
anderen Richtung zum guten Teil wieder ausgeglichen werden, wenn aus der<lb/>
Not eine Tugend gemacht wird, wenn man besonders bei den Kunstsammlungen,<lb/>
den völkerkuudlicheu und den historischen Museen auf die vergangene große Zeit<lb/>
des Scnnmelns nunmehr eine neue große Zeit des Sichtens und der Wohlordnung<lb/>
folgen läßt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1056"> Hier liegen in der Tat große Aufgaben, die den Museen, für die kommenden<lb/>
Jahrzehnte gestellt sind. Die auch heute noch oft erdrückende Überfülle der Schall¬<lb/>
sammlungen muß gelichtet werden, womit man übrigens schon vor dem .Kriege<lb/>
vielfach begonnen hatte. Nur das wirklich Wertvolle darf am gestellt bleiben, und<lb/>
es muß so allsgestellt werden, daß es in seiner Bedeutuug möglichst stark zur<lb/>
Geltung kommt. Was nur in zweiter Linie von Belang ist. was nur für die<lb/>
Spozialstndicn des Fachmannes in Betracht kommt, das gehört in die Magazine,<lb/>
und die Museilmsverwaltungen werden lernen müssen, was ihnen in vielen Fällen<lb/>
bisher kaum zum Bewußtsein gekommen ist, daß sie auch ihre Magazine für die<lb/>
Benutzung in Sonderfällen herzurichten und bereit zu stellen beiden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1057" next="#ID_1058"> Bei dieser Bearbeitung der Magazine wird sich zweierlei ergeben. Einmal<lb/>
wird es möglich sein, sie &#x2014; mit der nötigen Vorsicht &#x2014; von allerlei wertlosen<lb/>
Dingen zu befreien, die sich bei jedem Museum im Laufe der Jahre anzusammeln<lb/>
pflegen, die ohne eine Muscumsbedeutung zu haben, doch einen gewissen Handels-<lb/>
ware besitzen, und deren Erlös den Sammlungen zugute kommen kann. Viel<lb/>
wichtiger aber ist ein Zweites. Die Museen müssen endlich den früher nicht selten<lb/>
befolgten Standpunkt aufgeben, bei dem sie nur an sich selbst, nicht aber an die<lb/>
Nachbarsammlungcn dachten. Dieser frühere starke gegenseitige Wettbewerb hat<lb/>
zwar das eine Gute gehabt, daß er das Abwandern von sammlungswürdigen<lb/>
Gegenständen in das Ausland zum Teil verhindert hat. Daneben aber hat er<lb/>
auch dazu geführt, daß er in kaufkräftige Sammlungen eine große Reihe von<lb/>
Stücken gebracht hat, die bat zuerst sehr willkommen schienen, die dann aber vor<lb/>
besseren Stücken zurücktraten und wohl gar in die Magazine wanderten, während<lb/>
ihnen in ihrem engeren heimatlichen Kreise eine sehr viel höhere Bedeutung zu-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0254] Die Aufgaben der Museen in der neuen Zeit lungen. Sie zeigen zunächst die verschiedenen Spielarten der Naturerscheinungen in ihren typischen Formen. Daneben aber ziehen sie auch die Abweichungen von diesen typischen Forme« mit bewußtem Nachdruck in ihren Kreis! Ähnlich steht es mit den Völkerkundemuseen, die zunächst die für die einzelnen Völker charakte¬ ristischen Lebensformen zusammenstellen, daneben aber auch gerade diejenigen Stücke eifrig begehren, die durch die besondere Kunst ihrer Verfertiger über das Durchschnittliche erhoben sind, und die demnach auch in das Sammelgebiet der Kunstmuseen fallen. Die historischen Museen beschränken sich auf ein Sammelgebiet, das örtlich oder — bei den vorgeschichtlichen Sammlungen — zeitlich oder endlich — bei den neuentstandenen technologischen Sammlungen — sachlich begrenzt ist. Inner¬ halb dieser Beschränkung wollen sie, ähnlich wie die Völkerkundcmuseen, einerseits das Typische, andererseits aber auch das Ungewöhnliche, das Außerordentliche zur Anschauung bringen. Der Einfluß, den die Verhältnisse der kommenden Zeit auf die Sammcl- cnbeit dieser verschiedenen Museumsarten ausüben müssen, wird nun nicht in jeder Beziehung gleichartig sein. Nach einer Richtung werden sie freilich alle in gleicher Weise betroffen. So reiche Mittel, wie ihnen vor dem Kriege aus öffent¬ lichen und privaten Zuweisungen zuflössen, werden ihnen in den kommenden Jahrzehnten nicht zur Verfügung stehen. Ihre Kaufüaft wird geringer, und das ?u einer Zeit, in der infolge der allgemeinen Preissteigerung und des vermehrten Wettbewerbes des Auslandes die Anforderungen des Handels immer größer werden. Die Museen werden dadurch — nicht immer zu ihrem Schaden — gezwungen werden, ihre Sammeltätigkeit, die vor dem Kriege vielfach bis über die gesunden Grenzen ausgedehnt war, in engerem Rahmen zu hallen und sich auf das für die jeweiligen Zwecke Wesentliche zu beschränken. Nach einer Richtung bedeutet dieser äußere Zwang natürlich eine starke Behinderung. Das kann aber nach einer anderen Richtung zum guten Teil wieder ausgeglichen werden, wenn aus der Not eine Tugend gemacht wird, wenn man besonders bei den Kunstsammlungen, den völkerkuudlicheu und den historischen Museen auf die vergangene große Zeit des Scnnmelns nunmehr eine neue große Zeit des Sichtens und der Wohlordnung folgen läßt. Hier liegen in der Tat große Aufgaben, die den Museen, für die kommenden Jahrzehnte gestellt sind. Die auch heute noch oft erdrückende Überfülle der Schall¬ sammlungen muß gelichtet werden, womit man übrigens schon vor dem .Kriege vielfach begonnen hatte. Nur das wirklich Wertvolle darf am gestellt bleiben, und es muß so allsgestellt werden, daß es in seiner Bedeutuug möglichst stark zur Geltung kommt. Was nur in zweiter Linie von Belang ist. was nur für die Spozialstndicn des Fachmannes in Betracht kommt, das gehört in die Magazine, und die Museilmsverwaltungen werden lernen müssen, was ihnen in vielen Fällen bisher kaum zum Bewußtsein gekommen ist, daß sie auch ihre Magazine für die Benutzung in Sonderfällen herzurichten und bereit zu stellen beiden. Bei dieser Bearbeitung der Magazine wird sich zweierlei ergeben. Einmal wird es möglich sein, sie — mit der nötigen Vorsicht — von allerlei wertlosen Dingen zu befreien, die sich bei jedem Museum im Laufe der Jahre anzusammeln pflegen, die ohne eine Muscumsbedeutung zu haben, doch einen gewissen Handels- ware besitzen, und deren Erlös den Sammlungen zugute kommen kann. Viel wichtiger aber ist ein Zweites. Die Museen müssen endlich den früher nicht selten befolgten Standpunkt aufgeben, bei dem sie nur an sich selbst, nicht aber an die Nachbarsammlungcn dachten. Dieser frühere starke gegenseitige Wettbewerb hat zwar das eine Gute gehabt, daß er das Abwandern von sammlungswürdigen Gegenständen in das Ausland zum Teil verhindert hat. Daneben aber hat er auch dazu geführt, daß er in kaufkräftige Sammlungen eine große Reihe von Stücken gebracht hat, die bat zuerst sehr willkommen schienen, die dann aber vor besseren Stücken zurücktraten und wohl gar in die Magazine wanderten, während ihnen in ihrem engeren heimatlichen Kreise eine sehr viel höhere Bedeutung zu-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/254
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/254>, abgerufen am 18.12.2024.