Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.Die Aufteilung Kleinasiens Maharadscha von Vikanir im Namen von 00 Millionen Muselmanen erklären, Mau sieht aus diesem notgedrungen summarischen, in den Einzelheiten noch Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdritcklicher Erlaubnis des Berl-ins "cftnttct. Verantwortlich: Dr. Mathilde Kclchner in Berlin-Holensee, -- Mmiuslriptsendnngen und Briefe werden erbeten unter der Adresse: An die "christleltun" der Grenzliorcn i" Berlin SW 11, Tempclli"fer Ufer 35". F"rniprech"r des Herausgeber": Amte Lichtertelde des BerlagS und der Schriitleiwng: Amt LStzo" >S1<>. Verlag Verlag der Grenzboten G. in. b, H. In Berlin SW 1t, Tempelhofer User M". Dr>,>?: .Der R-IchSoot-- S>. in. b. H, in Rerlt" SW it. D-kjauer Straß- SK/S7. Die Aufteilung Kleinasiens Maharadscha von Vikanir im Namen von 00 Millionen Muselmanen erklären, Mau sieht aus diesem notgedrungen summarischen, in den Einzelheiten noch Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdritcklicher Erlaubnis des Berl-ins »cftnttct. Verantwortlich: Dr. Mathilde Kclchner in Berlin-Holensee, — Mmiuslriptsendnngen und Briefe werden erbeten unter der Adresse: An die «christleltun» der Grenzliorcn i» Berlin SW 11, Tempclli»fer Ufer 35». F«rniprech«r des Herausgeber«: Amte Lichtertelde des BerlagS und der Schriitleiwng: Amt LStzo» >S1<>. Verlag Verlag der Grenzboten G. in. b, H. In Berlin SW 1t, Tempelhofer User M». Dr>,>?: .Der R-IchSoot-- S>. in. b. H, in Rerlt» SW it. D-kjauer Straß- SK/S7. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0244" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335654"/> <fw type="header" place="top"> Die Aufteilung Kleinasiens</fw><lb/> <p xml:id="ID_1001" prev="#ID_1000"> Maharadscha von Vikanir im Namen von 00 Millionen Muselmanen erklären,<lb/> daß eine Verlegung des Kalifats nach Mekka in Indien ungern gesehen werden<lb/> würde. Schon vorher hatte man vermöge des Selbstbestimmungsrechts der Völker<lb/> dos Reich des Hcdschaskönigs über Mossul und Damaskus ausgedehnt, wodurch<lb/> Frankreich von Persien und Klein-Arnnnien abgedrängt und Syrien konsequent<lb/> auf einen schmalen Küstenstreifen beschränkt wurde. Als Ersatz wurde daun neuer¬<lb/> dings vorgeschlagen, die nordanatolischen Wilajets Brussa, Kastamuni und Angora<lb/> mit Trapezunt unter französischen Schutz zu stellen. Die Türkei soll dann mit<lb/> Konsiantinopel, etwas Hinterland, den Meerengen und einem Zipfel Kleinasien<lb/> lieber noch einstweilen, "da man sich doch nicht einigen kann, als neutraler Staat<lb/> bestehen bleiben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1002"> Mau sieht aus diesem notgedrungen summarischen, in den Einzelheiten noch<lb/> durch vmlänfig nicht zu erlangende bestimmtere Nachrichten sehr ergänzungs¬<lb/> bedürftigen Überblick, daß Marcel Sembat dieser Tage mit Recht schreiben konnte,<lb/> hier sei der Gesellschaft der Nationen ein Betätigungsfeld geboten, an dem sie sich<lb/> zu erproben reichliche Gelegenheit haben würde. Im Grunde hat man einen neuen<lb/> Balkan nur mit ungleich bedeutenderen und wegen der Unzuverlässigkeit der ver¬<lb/> schiedenen Volksstämme, namentlich der Araber, noch schwieriger zu behandelnden<lb/> Reibungsflächen geschaffen. Über Konsiantinopel ist wegen der Rivalität Englands<lb/> zu Frankreich, dessen mögliches Zusammenarbeiten mit einem gestärkten Griechen-<lb/> land immerhin in Betracht gezogen werden muß, auch nach Ausschaltung des<lb/> Jahrhunderte alten Wettbewerbers Nußland noch immer keine endgültige Ent¬<lb/> scheidung erzielt. Auf Palästina, dessen Wert als Aufmarschgebiet gegen den<lb/> Suezkanal der Krieg zu erkennen gelehrt hat, will man in England jetzt, nachdem<lb/> man es in nicht genügender Erwägung der durch die großen militärischen Erfolge<lb/> des Generals Allenby gegebenen Möglichkeiten, etwas voreilig den Zionisten zu¬<lb/> gesprochen hat, zum Mißbehagen der Franzosen ungern verzichten. Frankreich<lb/> grollt wegen zu starker Beschneidung Syriens, widersetzt sich zur Wahrung seines<lb/> Einflusses der gänzlichen Auflösung des Ottomanen-Reiches, fürchtet durch die<lb/> auf amerikanisches Andringen nach Vorderasien entsandte Untersuchungskommission<lb/> entstehende Intrigen und betrachtet die offenkundiger Bestrebungen Englands<lb/> maßgebende Kräfte des Islam unter seine Gewalt zu bekommen mit kaum ver¬<lb/> hohlenem Mißtrauen. Die Übertragung des armenischen Maubads an Amerika<lb/> schafft entweder nur neue Reibungen oder einen scharfen Konkurrenten; am<lb/> meisten verstimmt aber sind die Italiener, die Auswanderungskolonien brauchen,<lb/> und neuerdings (?in22a, I^a nostra pace Loloniale) nicht nur Konstantinopel und<lb/> Armenien für Rußland (I), sondern Smyrna, Koula, Adana, nebst den Berg¬<lb/> werken von Herakles, Aar und Argune, aber auch Alexandrette und vor allem<lb/> den strikten Ausschluß des bereits um Epirus und den Dodekcmes kon¬<lb/> kurrierenden Griechenlands fordern. Wie die zu einem wirklich erfolgreichen, die<lb/> gerade glücklich in die Wege geleiteten deutschen Bestrebungen in für das Land<lb/> selbst geeigneter Weise fortsetzenden Aufschließen erforderlichen Kapitalien von den<lb/> durch Tilgung der Kriegslasten zum Teil schon überreichlich in Anspruch ge¬<lb/> nommenen Ländern aufgebracht, wie künftige Konflikte bezüglich der Bahnen und<lb/> Häfen usw. vermieden werden sollen, bleibt rülselhaft, es hat aber den Anschein,<lb/> als ob sich mehr als einer der eiligen Esser an seinen Bissen übernehmen wird.<lb/> Die Völker Anatoliens aber werden fürs erste wenig Freude an ihren neuen<lb/><note type="byline"> Menenius</note> Herren erleben. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1003"> Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung<lb/> nicht verbürgt werden kann.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdritcklicher Erlaubnis des Berl-ins »cftnttct.<lb/> Verantwortlich: Dr. Mathilde Kclchner in Berlin-Holensee, — Mmiuslriptsendnngen und Briefe werden erbeten<lb/> unter der Adresse:<lb/> An die «christleltun» der Grenzliorcn i» Berlin SW 11, Tempclli»fer Ufer 35».<lb/> F«rniprech«r des Herausgeber«: Amte Lichtertelde des BerlagS und der Schriitleiwng: Amt LStzo» >S1<>.<lb/> Verlag Verlag der Grenzboten G. in. b, H. 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Die Aufteilung Kleinasiens
Maharadscha von Vikanir im Namen von 00 Millionen Muselmanen erklären,
daß eine Verlegung des Kalifats nach Mekka in Indien ungern gesehen werden
würde. Schon vorher hatte man vermöge des Selbstbestimmungsrechts der Völker
dos Reich des Hcdschaskönigs über Mossul und Damaskus ausgedehnt, wodurch
Frankreich von Persien und Klein-Arnnnien abgedrängt und Syrien konsequent
auf einen schmalen Küstenstreifen beschränkt wurde. Als Ersatz wurde daun neuer¬
dings vorgeschlagen, die nordanatolischen Wilajets Brussa, Kastamuni und Angora
mit Trapezunt unter französischen Schutz zu stellen. Die Türkei soll dann mit
Konsiantinopel, etwas Hinterland, den Meerengen und einem Zipfel Kleinasien
lieber noch einstweilen, "da man sich doch nicht einigen kann, als neutraler Staat
bestehen bleiben.
Mau sieht aus diesem notgedrungen summarischen, in den Einzelheiten noch
durch vmlänfig nicht zu erlangende bestimmtere Nachrichten sehr ergänzungs¬
bedürftigen Überblick, daß Marcel Sembat dieser Tage mit Recht schreiben konnte,
hier sei der Gesellschaft der Nationen ein Betätigungsfeld geboten, an dem sie sich
zu erproben reichliche Gelegenheit haben würde. Im Grunde hat man einen neuen
Balkan nur mit ungleich bedeutenderen und wegen der Unzuverlässigkeit der ver¬
schiedenen Volksstämme, namentlich der Araber, noch schwieriger zu behandelnden
Reibungsflächen geschaffen. Über Konsiantinopel ist wegen der Rivalität Englands
zu Frankreich, dessen mögliches Zusammenarbeiten mit einem gestärkten Griechen-
land immerhin in Betracht gezogen werden muß, auch nach Ausschaltung des
Jahrhunderte alten Wettbewerbers Nußland noch immer keine endgültige Ent¬
scheidung erzielt. Auf Palästina, dessen Wert als Aufmarschgebiet gegen den
Suezkanal der Krieg zu erkennen gelehrt hat, will man in England jetzt, nachdem
man es in nicht genügender Erwägung der durch die großen militärischen Erfolge
des Generals Allenby gegebenen Möglichkeiten, etwas voreilig den Zionisten zu¬
gesprochen hat, zum Mißbehagen der Franzosen ungern verzichten. Frankreich
grollt wegen zu starker Beschneidung Syriens, widersetzt sich zur Wahrung seines
Einflusses der gänzlichen Auflösung des Ottomanen-Reiches, fürchtet durch die
auf amerikanisches Andringen nach Vorderasien entsandte Untersuchungskommission
entstehende Intrigen und betrachtet die offenkundiger Bestrebungen Englands
maßgebende Kräfte des Islam unter seine Gewalt zu bekommen mit kaum ver¬
hohlenem Mißtrauen. Die Übertragung des armenischen Maubads an Amerika
schafft entweder nur neue Reibungen oder einen scharfen Konkurrenten; am
meisten verstimmt aber sind die Italiener, die Auswanderungskolonien brauchen,
und neuerdings (?in22a, I^a nostra pace Loloniale) nicht nur Konstantinopel und
Armenien für Rußland (I), sondern Smyrna, Koula, Adana, nebst den Berg¬
werken von Herakles, Aar und Argune, aber auch Alexandrette und vor allem
den strikten Ausschluß des bereits um Epirus und den Dodekcmes kon¬
kurrierenden Griechenlands fordern. Wie die zu einem wirklich erfolgreichen, die
gerade glücklich in die Wege geleiteten deutschen Bestrebungen in für das Land
selbst geeigneter Weise fortsetzenden Aufschließen erforderlichen Kapitalien von den
durch Tilgung der Kriegslasten zum Teil schon überreichlich in Anspruch ge¬
nommenen Ländern aufgebracht, wie künftige Konflikte bezüglich der Bahnen und
Häfen usw. vermieden werden sollen, bleibt rülselhaft, es hat aber den Anschein,
als ob sich mehr als einer der eiligen Esser an seinen Bissen übernehmen wird.
Die Völker Anatoliens aber werden fürs erste wenig Freude an ihren neuen
Menenius Herren erleben.
Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.
Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdritcklicher Erlaubnis des Berl-ins »cftnttct.
Verantwortlich: Dr. Mathilde Kclchner in Berlin-Holensee, — Mmiuslriptsendnngen und Briefe werden erbeten
unter der Adresse:
An die «christleltun» der Grenzliorcn i» Berlin SW 11, Tempclli»fer Ufer 35».
F«rniprech«r des Herausgeber«: Amte Lichtertelde des BerlagS und der Schriitleiwng: Amt LStzo» >S1<>.
Verlag Verlag der Grenzboten G. in. b, H. In Berlin SW 1t, Tempelhofer User M».
Dr>,>?: .Der R-IchSoot-- S>. in. b. H, in Rerlt» SW it. D-kjauer Straß- SK/S7.
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Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
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