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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Vermehrt als das geringere. Das Ergebnis dieses Prozesses muß eine sich lang¬
sam vollziehende, heute freilich noch verdeckte Hsravminderung der durchschnitt¬
lichen seelischen Tüchtigkeit des Volkes sein.

Aus diesem Grunde ist praktische Rassenhygiene kein Zukunftsideal, son¬
dern eine dringende Tagesforderung. Die rasseschädigenden Nebenwirkungen
der Kultur müssen durch mu letzterer vereinbare, aus ur> idunmchmt une ,5>>>cht-
barkeit der überdurchschnittlich Tüchtigen hinzielende Maßnahmen ausgeglichen
werden. Dann werden wir unser Volk im Gegensatz zu der Mehrzahl der alten
Kulturvölker vor dem Tode bewahren können. Denn der Völkertod ist kein
natürlicher Alterstod, kein Naturgesetz, wie von soziologischer Seite zuweilen be¬
hauptet wird, sondern nur eine dermeidbare geschichtliche Erscheinung; "die
Mittel des modernen Staates zur Beeinflussung des Nasseprozesses sind.....
mannigfaltig und mächtig und die kulturelle Begabung des deutschen Volkes ist
besonders reich".

Diesen Mitteln widmet Schallmayer in dem 2. Hauptteil seines Werkes
"Ziel und Wege des Rassedienstes" -- (der erste behandelt "Die wissenschaft¬
lichen Grundlagen des Rassedienstes") -- eine eingehende, gedankenreiche Dar¬
stellung. Rassenhygienische Eheverbote, Sterilisierung, Zwangsasylierung, Be¬
einflussung der Fortpflanzungsallslese durch die Sexualordnung, pures das Er-
ziehungs- und Schulwesen, durch eugenische Auszeichnungen, durch das Straf¬
recht, durch Heilkunde und Personenhygiene, durch Reform einer Verteilung des
Volksleinlonunens, durch die "Wehrsteuer", Beeinflussung -der Gattenwahl, Ver¬
hütung der Keimvergistnngen und so weiter werden einer eingehenden Kritik
unterzogen. Mit Recht wird besonderer Nachdruck auf die ^r^ietiuna zur rassen-
lHgienischen Moral, d. h. auf die Entwicklung sozialer Alllagen im weitesten
Sinne gelegt.

Von besonderem Gegenwartsinteresse sind das Schlußkapitel "Staaten¬
vereinigung in rassenhygienischen Interesse" und die Ausführungen über "die
Auslesewirkungen der Kriege" im 1. Hauptteil.

Ich muß mich mit diesen kurzen Hinweisen begnügen. Nur ein Punkt,
in -welchem ich von dem Verfasser etwas abweiche, sei hier noch kurz berührt.
Schallmayer wirft die Frage auf: "Ist das ,nordische Blut^ zu bevorzugen?"
Sie wird von ihm entschieden verneint. Es ist ihm durcharls beizupflichten, daß
die Gobineausche Theorie von der gewaltigen Überlegenheit der nordischen Rasse
auf schwachen Füßen steht, daß von Reinrasfigkeit bei uns keine Rede sein kann
und daß dieselbe sogar nicht einmal erwünscht ist. Er hat auch darin recht, daß
die Entfachung des Rafsehcisses in Deutschland, namentlich zwischen nordischer
und alpiner Rasse, tief beklagenswert wäre. Er nimmt aber einige "Germanen¬
schwärmer" offenbar viel zu" ernst. Auch entspricht seine Fragestellung nicht den
bei uns in Nordostdeutschland herrschenden Verhältnissen. Es ist dies begreiflich,
da er einem süddeutschen Geschlecht entstammt und den allergrößten Teil seines
Gebens in Süddeutschland.zugebracht hat. Bei uns handelt es sich nicht um die
Frage "Ist das nordische Blut zu bevorzugen?", fondern um diejenige: "Ver¬
dienen die im Volke enthaltenen, im Rückgange begriffenen und durch Zustrom
fremder Rassenelemente von Osten ständig bedrohten spezifisch nordischen Erbein¬
heiten geschützt zu werden?" Eine Frage, die nieines Erachtens zweifellos be¬
lade werden muß. Daß einer Bevorzugung staatlicherseits schwere Bedenken
^ltgegenstcheu, gebe ich zu. Von Staats wegen kann zum Schutze des nordischen
Elementes nichts anderes als eine Erschwerung der Einbürgerung zuwandernder
^assefremdlinge, zu denen außer Semiten auch" die, einige nordische Erbeinheiten
U! sich tragenden Slawen zu rechnen sind, geschehen. Wenn Schallmayer meint,
vie Franzosen seien politisch zu geschult, um dnrch Auswerfung der Rassenfrage
Zwietracht unter sich zu säen, so 'ist zu bedenken, daß die diesbezüglichen Verhält-
urlse in Frankreich gang anders liegen als in Nordostdeutschland, welches die
westwärts gerichtete semitisch-slawische Flut aufzufangen hat. Die geographischen
Verhältnisse sind auch der Grund dafür, daß in England die Judenfrage nicht
entfernt die Rolle spielt wie bei uns. Ich befinde mich darin in Uberein-


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Vermehrt als das geringere. Das Ergebnis dieses Prozesses muß eine sich lang¬
sam vollziehende, heute freilich noch verdeckte Hsravminderung der durchschnitt¬
lichen seelischen Tüchtigkeit des Volkes sein.

Aus diesem Grunde ist praktische Rassenhygiene kein Zukunftsideal, son¬
dern eine dringende Tagesforderung. Die rasseschädigenden Nebenwirkungen
der Kultur müssen durch mu letzterer vereinbare, aus ur> idunmchmt une ,5>>>cht-
barkeit der überdurchschnittlich Tüchtigen hinzielende Maßnahmen ausgeglichen
werden. Dann werden wir unser Volk im Gegensatz zu der Mehrzahl der alten
Kulturvölker vor dem Tode bewahren können. Denn der Völkertod ist kein
natürlicher Alterstod, kein Naturgesetz, wie von soziologischer Seite zuweilen be¬
hauptet wird, sondern nur eine dermeidbare geschichtliche Erscheinung; „die
Mittel des modernen Staates zur Beeinflussung des Nasseprozesses sind.....
mannigfaltig und mächtig und die kulturelle Begabung des deutschen Volkes ist
besonders reich".

Diesen Mitteln widmet Schallmayer in dem 2. Hauptteil seines Werkes
„Ziel und Wege des Rassedienstes" — (der erste behandelt „Die wissenschaft¬
lichen Grundlagen des Rassedienstes") — eine eingehende, gedankenreiche Dar¬
stellung. Rassenhygienische Eheverbote, Sterilisierung, Zwangsasylierung, Be¬
einflussung der Fortpflanzungsallslese durch die Sexualordnung, pures das Er-
ziehungs- und Schulwesen, durch eugenische Auszeichnungen, durch das Straf¬
recht, durch Heilkunde und Personenhygiene, durch Reform einer Verteilung des
Volksleinlonunens, durch die „Wehrsteuer", Beeinflussung -der Gattenwahl, Ver¬
hütung der Keimvergistnngen und so weiter werden einer eingehenden Kritik
unterzogen. Mit Recht wird besonderer Nachdruck auf die ^r^ietiuna zur rassen-
lHgienischen Moral, d. h. auf die Entwicklung sozialer Alllagen im weitesten
Sinne gelegt.

Von besonderem Gegenwartsinteresse sind das Schlußkapitel „Staaten¬
vereinigung in rassenhygienischen Interesse" und die Ausführungen über „die
Auslesewirkungen der Kriege" im 1. Hauptteil.

Ich muß mich mit diesen kurzen Hinweisen begnügen. Nur ein Punkt,
in -welchem ich von dem Verfasser etwas abweiche, sei hier noch kurz berührt.
Schallmayer wirft die Frage auf: „Ist das ,nordische Blut^ zu bevorzugen?"
Sie wird von ihm entschieden verneint. Es ist ihm durcharls beizupflichten, daß
die Gobineausche Theorie von der gewaltigen Überlegenheit der nordischen Rasse
auf schwachen Füßen steht, daß von Reinrasfigkeit bei uns keine Rede sein kann
und daß dieselbe sogar nicht einmal erwünscht ist. Er hat auch darin recht, daß
die Entfachung des Rafsehcisses in Deutschland, namentlich zwischen nordischer
und alpiner Rasse, tief beklagenswert wäre. Er nimmt aber einige „Germanen¬
schwärmer" offenbar viel zu" ernst. Auch entspricht seine Fragestellung nicht den
bei uns in Nordostdeutschland herrschenden Verhältnissen. Es ist dies begreiflich,
da er einem süddeutschen Geschlecht entstammt und den allergrößten Teil seines
Gebens in Süddeutschland.zugebracht hat. Bei uns handelt es sich nicht um die
Frage „Ist das nordische Blut zu bevorzugen?", fondern um diejenige: „Ver¬
dienen die im Volke enthaltenen, im Rückgange begriffenen und durch Zustrom
fremder Rassenelemente von Osten ständig bedrohten spezifisch nordischen Erbein¬
heiten geschützt zu werden?" Eine Frage, die nieines Erachtens zweifellos be¬
lade werden muß. Daß einer Bevorzugung staatlicherseits schwere Bedenken
^ltgegenstcheu, gebe ich zu. Von Staats wegen kann zum Schutze des nordischen
Elementes nichts anderes als eine Erschwerung der Einbürgerung zuwandernder
^assefremdlinge, zu denen außer Semiten auch" die, einige nordische Erbeinheiten
U! sich tragenden Slawen zu rechnen sind, geschehen. Wenn Schallmayer meint,
vie Franzosen seien politisch zu geschult, um dnrch Auswerfung der Rassenfrage
Zwietracht unter sich zu säen, so 'ist zu bedenken, daß die diesbezüglichen Verhält-
urlse in Frankreich gang anders liegen als in Nordostdeutschland, welches die
westwärts gerichtete semitisch-slawische Flut aufzufangen hat. Die geographischen
Verhältnisse sind auch der Grund dafür, daß in England die Judenfrage nicht
entfernt die Rolle spielt wie bei uns. Ich befinde mich darin in Uberein-


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[0105] Neue Bücher Vermehrt als das geringere. Das Ergebnis dieses Prozesses muß eine sich lang¬ sam vollziehende, heute freilich noch verdeckte Hsravminderung der durchschnitt¬ lichen seelischen Tüchtigkeit des Volkes sein. Aus diesem Grunde ist praktische Rassenhygiene kein Zukunftsideal, son¬ dern eine dringende Tagesforderung. Die rasseschädigenden Nebenwirkungen der Kultur müssen durch mu letzterer vereinbare, aus ur> idunmchmt une ,5>>>cht- barkeit der überdurchschnittlich Tüchtigen hinzielende Maßnahmen ausgeglichen werden. Dann werden wir unser Volk im Gegensatz zu der Mehrzahl der alten Kulturvölker vor dem Tode bewahren können. Denn der Völkertod ist kein natürlicher Alterstod, kein Naturgesetz, wie von soziologischer Seite zuweilen be¬ hauptet wird, sondern nur eine dermeidbare geschichtliche Erscheinung; „die Mittel des modernen Staates zur Beeinflussung des Nasseprozesses sind..... mannigfaltig und mächtig und die kulturelle Begabung des deutschen Volkes ist besonders reich". Diesen Mitteln widmet Schallmayer in dem 2. Hauptteil seines Werkes „Ziel und Wege des Rassedienstes" — (der erste behandelt „Die wissenschaft¬ lichen Grundlagen des Rassedienstes") — eine eingehende, gedankenreiche Dar¬ stellung. Rassenhygienische Eheverbote, Sterilisierung, Zwangsasylierung, Be¬ einflussung der Fortpflanzungsallslese durch die Sexualordnung, pures das Er- ziehungs- und Schulwesen, durch eugenische Auszeichnungen, durch das Straf¬ recht, durch Heilkunde und Personenhygiene, durch Reform einer Verteilung des Volksleinlonunens, durch die „Wehrsteuer", Beeinflussung -der Gattenwahl, Ver¬ hütung der Keimvergistnngen und so weiter werden einer eingehenden Kritik unterzogen. Mit Recht wird besonderer Nachdruck auf die ^r^ietiuna zur rassen- lHgienischen Moral, d. h. auf die Entwicklung sozialer Alllagen im weitesten Sinne gelegt. Von besonderem Gegenwartsinteresse sind das Schlußkapitel „Staaten¬ vereinigung in rassenhygienischen Interesse" und die Ausführungen über „die Auslesewirkungen der Kriege" im 1. Hauptteil. Ich muß mich mit diesen kurzen Hinweisen begnügen. Nur ein Punkt, in -welchem ich von dem Verfasser etwas abweiche, sei hier noch kurz berührt. Schallmayer wirft die Frage auf: „Ist das ,nordische Blut^ zu bevorzugen?" Sie wird von ihm entschieden verneint. Es ist ihm durcharls beizupflichten, daß die Gobineausche Theorie von der gewaltigen Überlegenheit der nordischen Rasse auf schwachen Füßen steht, daß von Reinrasfigkeit bei uns keine Rede sein kann und daß dieselbe sogar nicht einmal erwünscht ist. Er hat auch darin recht, daß die Entfachung des Rafsehcisses in Deutschland, namentlich zwischen nordischer und alpiner Rasse, tief beklagenswert wäre. Er nimmt aber einige „Germanen¬ schwärmer" offenbar viel zu" ernst. Auch entspricht seine Fragestellung nicht den bei uns in Nordostdeutschland herrschenden Verhältnissen. Es ist dies begreiflich, da er einem süddeutschen Geschlecht entstammt und den allergrößten Teil seines Gebens in Süddeutschland.zugebracht hat. Bei uns handelt es sich nicht um die Frage „Ist das nordische Blut zu bevorzugen?", fondern um diejenige: „Ver¬ dienen die im Volke enthaltenen, im Rückgange begriffenen und durch Zustrom fremder Rassenelemente von Osten ständig bedrohten spezifisch nordischen Erbein¬ heiten geschützt zu werden?" Eine Frage, die nieines Erachtens zweifellos be¬ lade werden muß. Daß einer Bevorzugung staatlicherseits schwere Bedenken ^ltgegenstcheu, gebe ich zu. Von Staats wegen kann zum Schutze des nordischen Elementes nichts anderes als eine Erschwerung der Einbürgerung zuwandernder ^assefremdlinge, zu denen außer Semiten auch" die, einige nordische Erbeinheiten U! sich tragenden Slawen zu rechnen sind, geschehen. Wenn Schallmayer meint, vie Franzosen seien politisch zu geschult, um dnrch Auswerfung der Rassenfrage Zwietracht unter sich zu säen, so 'ist zu bedenken, daß die diesbezüglichen Verhält- urlse in Frankreich gang anders liegen als in Nordostdeutschland, welches die westwärts gerichtete semitisch-slawische Flut aufzufangen hat. Die geographischen Verhältnisse sind auch der Grund dafür, daß in England die Judenfrage nicht entfernt die Rolle spielt wie bei uns. Ich befinde mich darin in Uberein-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/105>, abgerufen am 27.07.2024.