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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.

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gedungen großen Umfanges, die zwar verhältnismäßig gutartig verliefen, die man
aber dennoch kaum anders denn als Meutereien bezeichnen kann. Hören wir auch
hierzu einige englische Pressestimmen:

"Labour Leader", 9. Januar : "Eine Anzahl Soldaten hat diese Woche
in dramatischer Weise ihre Unzufriedenheit über die Langsamkeit, mit der die
Demobilisierung vor sich geht, Ausdruck gegeben .... Der Ausbruch ist ein
Symptom allgemeiner Unruhe im Heere, und wenn die Negierung sich mit der
Demobilisierung nicht beeilt, ist es nicht unwahrscheinlich, daß es zu weiteren
Ausschreitungen kommt."
"

"Common Sense, 11. Januar: "Eine lange amtliche Kundgebung er¬
klärte, das Heer habe in durchaus ordentlicher Weise, aber in beträchtlichem
Umfange gegen die Verzögerung und den Wirrwarr in der Demobilmachung
gestreikt. Eigentlich können ja Soldaten nicht streiken, sondern nur mentem;
aber General Sir William Robertson war doch der verständigen Ansicht, es
helfe nichts, wenn man die beteiligten 8--9000 Soldaten vor ein Kriegsgericht
stelle. Die Demonstrationszüge der Soldaten verliefen wohl alle ganz ordent¬
lich, stellen aber doch einen furchtbaren Bruch der Disziplin dar."
"

"Truth, 8. Januar: "Ich würde mich gar nicht wundern, wenn
nächstens Teile unserer Kölner Truppen eine Versammlung einberufen würden,
um unter Umgehung der militärischen Vorgesetzten sich eigenmächtig ihr Recht
zu verschaffen. Nach den Unruhen in Folcestone zu urteilen, kann man sich ja
vorstellen, in welcher Gemütsverfassung erst die Soldaten sein werden, die sich
noch in Frankreich, Deutschland, Rußland, der Türkei, Mazedonien und
Palästina befinden, zumal da diese Millionen britischer Krieger nicht einmal
Aussicht auf Erlangung eines Heimatsurlaubs haben. Inzwischen wird be¬
richtet, daß sich der erste Soldatenrat in England gebildet hat. Zweifellos
werden die Arbeiter nur zu gern bereit sein, nach dem Vorbilde der L^ozialisten
des Kontinents nun auch ihrerseits Arbeiterräte zu bilden."

"Labour Leader", 16. Januar: "Die Soldaten haben bewiesen, wie un¬
mittelbares Vorgehen auf eine Regierung wirkt, die sich durch Druck beeinflussen
läßt. Einige Tage lang waren Negierung und Kriegsministerium im Zustande
der Bestürzung, und es ergingen Befehle, daß durchaus nichts geschehen dürfe,
um die Leute zu reizen."
"

"Daily News, 10. Februar: "Die Szenen, die sich am 8. Februar im
Kasernenhof der Horse Guards und in der Vtttona°Station abspielten, zeigen uns
die allgemeine.Gärung von einer neuen, bedrohlichen Seite .... Wenn man
diese Demonstrationen noch ferner gestattet, muß der Geist der Insubordination
überHand nehmen und die Armee zum direktionslosen Haufen werden. Sie
würde nicht demobilisiert, sondern in einer Weise zersetzt werden, die nicht ohne
schwere Besorgnis betrachtet werden kann .... Die Demonstranten wurden
auf dem Kasernenhof der Horse Guards umzingelt, und Hunderte von englischen
Soldaten wurden gefangen abgeführt."

Die hierin ausgesprochene Vermutung, daß es bei den Fronttruppen im
besetzten Gebiet mindestens nicht besser als bei den revoltierende?, Urlaubern von
Folkestone und Dover aussehe, ist inzwischen mannigfach bestätigt worden. Die
Ententepresse darf zwar hierüber nichts schreiben, aber bei der Bevölkerung des
Rheinlands spricht alle Welt davon, daß in Mainz die Gefängnisse voll von
französischen, in Köln von englischen Deserteuren stecken, daß in Koblenz kürzlich
zahlreiche verwundete Amerikaner eingeliefert wurden, die Opfer von Kämpfen
bei Unruhen im Hinterland, angeblich in Lille, geworden waren usw. Aus der
Schweiz wurde gemeldet, daß zahlreiche franzölische Soldaten ihre Gewehre in
den Rhein warfen und in die Heimat zurückkehrten. Besonders das zweite fran¬
zösische Korps soll sich durch Meutereien "ausgezeichnet" haben. Die "Morning
Post" gestand am 11. Februar: "Die Heeresmacht der Verbündeten schmolz wie
Schnee im Frühling". Und der holländische "Nienwe Rötterdmnsche Courant"
schrieb am 29. Januar:


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gedungen großen Umfanges, die zwar verhältnismäßig gutartig verliefen, die man
aber dennoch kaum anders denn als Meutereien bezeichnen kann. Hören wir auch
hierzu einige englische Pressestimmen:

„Labour Leader", 9. Januar : „Eine Anzahl Soldaten hat diese Woche
in dramatischer Weise ihre Unzufriedenheit über die Langsamkeit, mit der die
Demobilisierung vor sich geht, Ausdruck gegeben .... Der Ausbruch ist ein
Symptom allgemeiner Unruhe im Heere, und wenn die Negierung sich mit der
Demobilisierung nicht beeilt, ist es nicht unwahrscheinlich, daß es zu weiteren
Ausschreitungen kommt."
"

„Common Sense, 11. Januar: „Eine lange amtliche Kundgebung er¬
klärte, das Heer habe in durchaus ordentlicher Weise, aber in beträchtlichem
Umfange gegen die Verzögerung und den Wirrwarr in der Demobilmachung
gestreikt. Eigentlich können ja Soldaten nicht streiken, sondern nur mentem;
aber General Sir William Robertson war doch der verständigen Ansicht, es
helfe nichts, wenn man die beteiligten 8—9000 Soldaten vor ein Kriegsgericht
stelle. Die Demonstrationszüge der Soldaten verliefen wohl alle ganz ordent¬
lich, stellen aber doch einen furchtbaren Bruch der Disziplin dar."
"

„Truth, 8. Januar: „Ich würde mich gar nicht wundern, wenn
nächstens Teile unserer Kölner Truppen eine Versammlung einberufen würden,
um unter Umgehung der militärischen Vorgesetzten sich eigenmächtig ihr Recht
zu verschaffen. Nach den Unruhen in Folcestone zu urteilen, kann man sich ja
vorstellen, in welcher Gemütsverfassung erst die Soldaten sein werden, die sich
noch in Frankreich, Deutschland, Rußland, der Türkei, Mazedonien und
Palästina befinden, zumal da diese Millionen britischer Krieger nicht einmal
Aussicht auf Erlangung eines Heimatsurlaubs haben. Inzwischen wird be¬
richtet, daß sich der erste Soldatenrat in England gebildet hat. Zweifellos
werden die Arbeiter nur zu gern bereit sein, nach dem Vorbilde der L^ozialisten
des Kontinents nun auch ihrerseits Arbeiterräte zu bilden."

„Labour Leader", 16. Januar: „Die Soldaten haben bewiesen, wie un¬
mittelbares Vorgehen auf eine Regierung wirkt, die sich durch Druck beeinflussen
läßt. Einige Tage lang waren Negierung und Kriegsministerium im Zustande
der Bestürzung, und es ergingen Befehle, daß durchaus nichts geschehen dürfe,
um die Leute zu reizen."
"

„Daily News, 10. Februar: „Die Szenen, die sich am 8. Februar im
Kasernenhof der Horse Guards und in der Vtttona°Station abspielten, zeigen uns
die allgemeine.Gärung von einer neuen, bedrohlichen Seite .... Wenn man
diese Demonstrationen noch ferner gestattet, muß der Geist der Insubordination
überHand nehmen und die Armee zum direktionslosen Haufen werden. Sie
würde nicht demobilisiert, sondern in einer Weise zersetzt werden, die nicht ohne
schwere Besorgnis betrachtet werden kann .... Die Demonstranten wurden
auf dem Kasernenhof der Horse Guards umzingelt, und Hunderte von englischen
Soldaten wurden gefangen abgeführt."

Die hierin ausgesprochene Vermutung, daß es bei den Fronttruppen im
besetzten Gebiet mindestens nicht besser als bei den revoltierende?, Urlaubern von
Folkestone und Dover aussehe, ist inzwischen mannigfach bestätigt worden. Die
Ententepresse darf zwar hierüber nichts schreiben, aber bei der Bevölkerung des
Rheinlands spricht alle Welt davon, daß in Mainz die Gefängnisse voll von
französischen, in Köln von englischen Deserteuren stecken, daß in Koblenz kürzlich
zahlreiche verwundete Amerikaner eingeliefert wurden, die Opfer von Kämpfen
bei Unruhen im Hinterland, angeblich in Lille, geworden waren usw. Aus der
Schweiz wurde gemeldet, daß zahlreiche franzölische Soldaten ihre Gewehre in
den Rhein warfen und in die Heimat zurückkehrten. Besonders das zweite fran¬
zösische Korps soll sich durch Meutereien „ausgezeichnet" haben. Die „Morning
Post" gestand am 11. Februar: „Die Heeresmacht der Verbündeten schmolz wie
Schnee im Frühling". Und der holländische „Nienwe Rötterdmnsche Courant"
schrieb am 29. Januar:


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[0165] Vae vietonbusl gedungen großen Umfanges, die zwar verhältnismäßig gutartig verliefen, die man aber dennoch kaum anders denn als Meutereien bezeichnen kann. Hören wir auch hierzu einige englische Pressestimmen: „Labour Leader", 9. Januar : „Eine Anzahl Soldaten hat diese Woche in dramatischer Weise ihre Unzufriedenheit über die Langsamkeit, mit der die Demobilisierung vor sich geht, Ausdruck gegeben .... Der Ausbruch ist ein Symptom allgemeiner Unruhe im Heere, und wenn die Negierung sich mit der Demobilisierung nicht beeilt, ist es nicht unwahrscheinlich, daß es zu weiteren Ausschreitungen kommt." " „Common Sense, 11. Januar: „Eine lange amtliche Kundgebung er¬ klärte, das Heer habe in durchaus ordentlicher Weise, aber in beträchtlichem Umfange gegen die Verzögerung und den Wirrwarr in der Demobilmachung gestreikt. Eigentlich können ja Soldaten nicht streiken, sondern nur mentem; aber General Sir William Robertson war doch der verständigen Ansicht, es helfe nichts, wenn man die beteiligten 8—9000 Soldaten vor ein Kriegsgericht stelle. Die Demonstrationszüge der Soldaten verliefen wohl alle ganz ordent¬ lich, stellen aber doch einen furchtbaren Bruch der Disziplin dar." " „Truth, 8. Januar: „Ich würde mich gar nicht wundern, wenn nächstens Teile unserer Kölner Truppen eine Versammlung einberufen würden, um unter Umgehung der militärischen Vorgesetzten sich eigenmächtig ihr Recht zu verschaffen. Nach den Unruhen in Folcestone zu urteilen, kann man sich ja vorstellen, in welcher Gemütsverfassung erst die Soldaten sein werden, die sich noch in Frankreich, Deutschland, Rußland, der Türkei, Mazedonien und Palästina befinden, zumal da diese Millionen britischer Krieger nicht einmal Aussicht auf Erlangung eines Heimatsurlaubs haben. Inzwischen wird be¬ richtet, daß sich der erste Soldatenrat in England gebildet hat. Zweifellos werden die Arbeiter nur zu gern bereit sein, nach dem Vorbilde der L^ozialisten des Kontinents nun auch ihrerseits Arbeiterräte zu bilden." „Labour Leader", 16. Januar: „Die Soldaten haben bewiesen, wie un¬ mittelbares Vorgehen auf eine Regierung wirkt, die sich durch Druck beeinflussen läßt. Einige Tage lang waren Negierung und Kriegsministerium im Zustande der Bestürzung, und es ergingen Befehle, daß durchaus nichts geschehen dürfe, um die Leute zu reizen." " „Daily News, 10. Februar: „Die Szenen, die sich am 8. Februar im Kasernenhof der Horse Guards und in der Vtttona°Station abspielten, zeigen uns die allgemeine.Gärung von einer neuen, bedrohlichen Seite .... Wenn man diese Demonstrationen noch ferner gestattet, muß der Geist der Insubordination überHand nehmen und die Armee zum direktionslosen Haufen werden. Sie würde nicht demobilisiert, sondern in einer Weise zersetzt werden, die nicht ohne schwere Besorgnis betrachtet werden kann .... Die Demonstranten wurden auf dem Kasernenhof der Horse Guards umzingelt, und Hunderte von englischen Soldaten wurden gefangen abgeführt." Die hierin ausgesprochene Vermutung, daß es bei den Fronttruppen im besetzten Gebiet mindestens nicht besser als bei den revoltierende?, Urlaubern von Folkestone und Dover aussehe, ist inzwischen mannigfach bestätigt worden. Die Ententepresse darf zwar hierüber nichts schreiben, aber bei der Bevölkerung des Rheinlands spricht alle Welt davon, daß in Mainz die Gefängnisse voll von französischen, in Köln von englischen Deserteuren stecken, daß in Koblenz kürzlich zahlreiche verwundete Amerikaner eingeliefert wurden, die Opfer von Kämpfen bei Unruhen im Hinterland, angeblich in Lille, geworden waren usw. Aus der Schweiz wurde gemeldet, daß zahlreiche franzölische Soldaten ihre Gewehre in den Rhein warfen und in die Heimat zurückkehrten. Besonders das zweite fran¬ zösische Korps soll sich durch Meutereien „ausgezeichnet" haben. Die „Morning Post" gestand am 11. Februar: „Die Heeresmacht der Verbündeten schmolz wie Schnee im Frühling". Und der holländische „Nienwe Rötterdmnsche Courant" schrieb am 29. Januar:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335181/165>, abgerufen am 05.02.2025.