Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.Papst Benedikt der Fünfzehnte und die Friedenskonferenz Italiens Verlangen im Londoner Geheimabkommen, den Heiligen Stuhl bei "der Woodrow Wilson, in gewisser Beziehung und zu gewissen Zeiten als das Gesteht schon Italiens Regierung, bei verschiedenen Gelegenheiten, dem Dazu hat sich Bleuedikt der Fünfzehnte persönlich .als wahrer Friedens- Benedikts Unparteilichkeit steht hoch erhaben über jeden Zweifel, mag sie Papst Benedikt der Fünfzehnte und die Friedenskonferenz Italiens Verlangen im Londoner Geheimabkommen, den Heiligen Stuhl bei „der Woodrow Wilson, in gewisser Beziehung und zu gewissen Zeiten als das Gesteht schon Italiens Regierung, bei verschiedenen Gelegenheiten, dem Dazu hat sich Bleuedikt der Fünfzehnte persönlich .als wahrer Friedens- Benedikts Unparteilichkeit steht hoch erhaben über jeden Zweifel, mag sie <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0139" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335321"/> <fw type="header" place="top"> Papst Benedikt der Fünfzehnte und die Friedenskonferenz</fw><lb/> <p xml:id="ID_571" prev="#ID_570"> Italiens Verlangen im Londoner Geheimabkommen, den Heiligen Stuhl bei „der<lb/> diplomatischen Aktion bezüglich des Friedensschlusses und der Lösung der mit<lb/> dem Kriege verbundenen Fragen" auszuschließen, ist die anscheinend zuerst nur<lb/> aufgeschobene Antwort unterblieben., In begreiflicher Verlegenheit bei einem<lb/> Staate, der gerade während des Weltkrieges die Neueinrichtung einer diplomati¬<lb/> schen Vertretung bei der Kurie -für notwendig erachtet hatte. Eine Verlegenheit,<lb/> die sogar in den Antworten nicht zu verkennen ist, welche Staatsoberhäupter von<lb/> Ententemächten der päpstlichen Friedensnote tatsächlich haben zuteil werden<lb/> lassen. Solche Antworten sind erfolgt von feiten des Präsidenten der Vereinig¬<lb/> ten Staaten von Nordamerika am 30. August und König Werth von Belgien<lb/> am 24. Dezember 1917. Immer klarer tritt endlich Frankreichs Absicht zutage,<lb/> seine diplomatischen Beziehungen zu der Kurie, schon in Rücksicht auf fein<lb/> Protektorat über die Katholiken im Orient, wieder aufzunehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_572"> Woodrow Wilson, in gewisser Beziehung und zu gewissen Zeiten als das<lb/> Haupt der Entente anerkannt, hat sich auf jene Antwort nicht beschränkt, er hat<lb/> mir 4. Januar 1919 sogar Benedikt dem Fünfzehnten einen Besuch abgestattet.<lb/> Von .welcher Seite die Initiative zu diesem Besuche lausgegangen ist, ist ungewiß.<lb/> Nach der „Agenzia Information" soll der Papst den Besuch Wilsons gewünscht<lb/> und Wilson sich zu einem solchen im Einvernehmen mit Clemenceau, Lloyd<lb/> George und Orlando bereit erklärt haben. Dieses Einvernehmen zwischen den<lb/> Häuptern der Entente, einschließlich des leitenden Staatsmannes Italiens, be¬<lb/> traf auch, wie ausdrücklich versichert wird, „die Ausgabe der Kirche bei der Rege¬<lb/> lung des Friedens". Mehr noch! Das offiziöse Organ der italienischen Negie¬<lb/> rung, das „Giornale d'Italia", hatte fast mit denselben Worten die Friedens¬<lb/> aufgabe der Kirche, schon anläßlich des Abdruckes der päpstlichen Friedensnote,<lb/> betont: Die Kirche, im Sinne Benedikts des Fünfzehnten zur höchsten geistlichen<lb/> Institution erhoben, „könne allein, durch höhere Inspiration, den Völkern der<lb/> Erde das sein, was das Haager Schiedsgericht — bei seiner Materialität vergeb¬<lb/> lich — ihnen hatte sein wollen".</p><lb/> <p xml:id="ID_573"> Gesteht schon Italiens Regierung, bei verschiedenen Gelegenheiten, dem<lb/> gegenwärtigen Papste eine solche Mission zu, so ist eine Ausschaltung des Papstes<lb/> aus meiner Friedenskonferenz, aus der ein wirklicher Völkerbund erstehen soll, ein¬<lb/> fach unverständlich!</p><lb/> <p xml:id="ID_574"> Dazu hat sich Bleuedikt der Fünfzehnte persönlich .als wahrer Friedens-<lb/> fürst ,in Sinne echter Menschlichkeit, im Sinne wahren Christentums, nicht auf<lb/> Worte und Erlasse beschränkt. Er hat im edelsten Sinne selbständig gehandelt.<lb/> Allerdings ist mancher seiner menschenfreundlichen Absichten, wie seinem Vor¬<lb/> schlage zur Waffenruhe, wie der oben behandelten Friedensnote der ersehnte<lb/> Erfolg versagt geblieben. Tatsache laber ist, daß seiner Initiative Tausende' und<lb/> aber Tausende von Kriegs- und Zivilgefangenen eine Milderung ihres schweren<lb/> Loses verdanken, daß von ihm allein die heilsame Idee des Austausches der<lb/> kriegsuntauglich gewordenen Kriegsgefangenen noch während des Fortganges<lb/> der furchtbaren Kämpfe stammt.</p><lb/> <p xml:id="ID_575"> Benedikts Unparteilichkeit steht hoch erhaben über jeden Zweifel, mag sie<lb/> sich auch mitunter in Urteilen und Erklärungen gegen uns offenbart haben,<lb/> wie bezüglich der Deportation belgischer Einwohner und sonstiger Bedrückungen,<lb/> die unseren Landsleuten in der feindlichen Presse nachgesagt worden sind. Ost<lb/> genug ist seine Objektivität, seine Neutralität den Absichten der Mittelmächte,<lb/> zum Verdruß ihrer Gegner, gerecht geworden. Die Teilnahme eines derartig<lb/> veranlagten Friedensfürsten aus dem von historischen und ethischen Traditionen<lb/> umwobenen Papstthrone, das Erscheinen seines Vertreters lauf der Friedens¬<lb/> konferenz würde dieser, auf der rücksichtsloseste .Gewaltpolitik Menschen- und<lb/> Völkerrechte zu unterdrücken droht, lauf die aber schon der Bolschewismus ge-<lb/> spensterhaft seinen Schatten wirft, erst die eigentliche moralische Weihe geben!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0139]
Papst Benedikt der Fünfzehnte und die Friedenskonferenz
Italiens Verlangen im Londoner Geheimabkommen, den Heiligen Stuhl bei „der
diplomatischen Aktion bezüglich des Friedensschlusses und der Lösung der mit
dem Kriege verbundenen Fragen" auszuschließen, ist die anscheinend zuerst nur
aufgeschobene Antwort unterblieben., In begreiflicher Verlegenheit bei einem
Staate, der gerade während des Weltkrieges die Neueinrichtung einer diplomati¬
schen Vertretung bei der Kurie -für notwendig erachtet hatte. Eine Verlegenheit,
die sogar in den Antworten nicht zu verkennen ist, welche Staatsoberhäupter von
Ententemächten der päpstlichen Friedensnote tatsächlich haben zuteil werden
lassen. Solche Antworten sind erfolgt von feiten des Präsidenten der Vereinig¬
ten Staaten von Nordamerika am 30. August und König Werth von Belgien
am 24. Dezember 1917. Immer klarer tritt endlich Frankreichs Absicht zutage,
seine diplomatischen Beziehungen zu der Kurie, schon in Rücksicht auf fein
Protektorat über die Katholiken im Orient, wieder aufzunehmen.
Woodrow Wilson, in gewisser Beziehung und zu gewissen Zeiten als das
Haupt der Entente anerkannt, hat sich auf jene Antwort nicht beschränkt, er hat
mir 4. Januar 1919 sogar Benedikt dem Fünfzehnten einen Besuch abgestattet.
Von .welcher Seite die Initiative zu diesem Besuche lausgegangen ist, ist ungewiß.
Nach der „Agenzia Information" soll der Papst den Besuch Wilsons gewünscht
und Wilson sich zu einem solchen im Einvernehmen mit Clemenceau, Lloyd
George und Orlando bereit erklärt haben. Dieses Einvernehmen zwischen den
Häuptern der Entente, einschließlich des leitenden Staatsmannes Italiens, be¬
traf auch, wie ausdrücklich versichert wird, „die Ausgabe der Kirche bei der Rege¬
lung des Friedens". Mehr noch! Das offiziöse Organ der italienischen Negie¬
rung, das „Giornale d'Italia", hatte fast mit denselben Worten die Friedens¬
aufgabe der Kirche, schon anläßlich des Abdruckes der päpstlichen Friedensnote,
betont: Die Kirche, im Sinne Benedikts des Fünfzehnten zur höchsten geistlichen
Institution erhoben, „könne allein, durch höhere Inspiration, den Völkern der
Erde das sein, was das Haager Schiedsgericht — bei seiner Materialität vergeb¬
lich — ihnen hatte sein wollen".
Gesteht schon Italiens Regierung, bei verschiedenen Gelegenheiten, dem
gegenwärtigen Papste eine solche Mission zu, so ist eine Ausschaltung des Papstes
aus meiner Friedenskonferenz, aus der ein wirklicher Völkerbund erstehen soll, ein¬
fach unverständlich!
Dazu hat sich Bleuedikt der Fünfzehnte persönlich .als wahrer Friedens-
fürst ,in Sinne echter Menschlichkeit, im Sinne wahren Christentums, nicht auf
Worte und Erlasse beschränkt. Er hat im edelsten Sinne selbständig gehandelt.
Allerdings ist mancher seiner menschenfreundlichen Absichten, wie seinem Vor¬
schlage zur Waffenruhe, wie der oben behandelten Friedensnote der ersehnte
Erfolg versagt geblieben. Tatsache laber ist, daß seiner Initiative Tausende' und
aber Tausende von Kriegs- und Zivilgefangenen eine Milderung ihres schweren
Loses verdanken, daß von ihm allein die heilsame Idee des Austausches der
kriegsuntauglich gewordenen Kriegsgefangenen noch während des Fortganges
der furchtbaren Kämpfe stammt.
Benedikts Unparteilichkeit steht hoch erhaben über jeden Zweifel, mag sie
sich auch mitunter in Urteilen und Erklärungen gegen uns offenbart haben,
wie bezüglich der Deportation belgischer Einwohner und sonstiger Bedrückungen,
die unseren Landsleuten in der feindlichen Presse nachgesagt worden sind. Ost
genug ist seine Objektivität, seine Neutralität den Absichten der Mittelmächte,
zum Verdruß ihrer Gegner, gerecht geworden. Die Teilnahme eines derartig
veranlagten Friedensfürsten aus dem von historischen und ethischen Traditionen
umwobenen Papstthrone, das Erscheinen seines Vertreters lauf der Friedens¬
konferenz würde dieser, auf der rücksichtsloseste .Gewaltpolitik Menschen- und
Völkerrechte zu unterdrücken droht, lauf die aber schon der Bolschewismus ge-
spensterhaft seinen Schatten wirft, erst die eigentliche moralische Weihe geben!
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