Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.![]() paxst Benedikt XV. und die Friedenskonferenz Dr, I- Lulvös von Archivrat le bevorstehende große Friedenskonferenz hat gewissermaßen zwei' Unvergessen ist die Streitfrage, die jedesmal bei der Ein¬ Wer erinnert sich dabei nicht des genialen Gedanken Bismarcks, in dem Beide Konferenzen sind in der Hauptsache ergebnislos geblieben. Die Greuzl'vier I 1"U) S
![]() paxst Benedikt XV. und die Friedenskonferenz Dr, I- Lulvös von Archivrat le bevorstehende große Friedenskonferenz hat gewissermaßen zwei' Unvergessen ist die Streitfrage, die jedesmal bei der Ein¬ Wer erinnert sich dabei nicht des genialen Gedanken Bismarcks, in dem Beide Konferenzen sind in der Hauptsache ergebnislos geblieben. Die Greuzl'vier I 1«U) S
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0137" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335319"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341909_335181/figures/grenzboten_341909_335181_335319_000.jpg"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> paxst Benedikt XV. und die Friedenskonferenz<lb/><note type="byline"> Dr, I- Lulvös</note> von Archivrat</head><lb/> <p xml:id="ID_562"> le bevorstehende große Friedenskonferenz hat gewissermaßen zwei'<lb/> Vorläuserinwen in den Haager Friedenskonferenzen der Jahre<lb/> 1899 und 1907 gehabt.</p><lb/> <p xml:id="ID_563"> Unvergessen ist die Streitfrage, die jedesmal bei der Ein¬<lb/> berufung ausgeworfen wurde, ob unter den Souveränen und<lb/> Staaten, die einzuladen feien, auch der Papst figurieren dürfe.<lb/> Für die Heranziehung des Oberhauptes der katholischen Kirche sprachen mehrere<lb/> Erwägungen, vor allem die Tradition, daß so oft schon Träger des Papsttums<lb/> als Friedensvermittler von streitenden Parteien angerufen worden waren.</p><lb/> <p xml:id="ID_564"> Wer erinnert sich dabei nicht des genialen Gedanken Bismarcks, in dem<lb/> Zwiste zwischen Deutschland und Spanien wegen des Besitzes der Karolinen-<lb/> Inseln Leo den Dreizehnter als Schiedsrichter vorzuschlagen/ Der Papst hatte<lb/> sich des Anliegens in geschickter Weise entledigt, dadurch zugleich diese Tradition<lb/> des Heiligen Stuhls zu neuen Ehren gebracht. Da war es vollkommen verständ¬<lb/> lich, wenn der geistige Vater der Haager Friedenskonferenz-Idee, Zar Nikolaus<lb/> der Zweite, sich an Leo mit der eindringlichen Bitte wandte, die Idee durch seine<lb/> moralische Autorität zu unterstützen. In weitestgehenden Maße wurde die Bitte<lb/> erfüllt! Sielbstverständlich beabsichtigte die russische Regierung, den Papst zur<lb/> Haager Konferenz Hinzuzlehen. Auch Frankveuh soll sich für diesen Plan ein¬<lb/> gesetzt haben Die italienische Regierung aber befürchtete eine Wiederaufrollung<lb/> der römischen Frage, sie wollte unter allen Umständen sich einer Erörterung über<lb/> das Thema der feit dem Falle Roms, feit dem 20. September 1870, schwebenden<lb/> Päpstlichen Territorial- und Souverämtätsanfprüche entziehen. Darum erklärte<lb/> sie zu Anfang 1899, an der Haager Konferenz nicht teilnehmen zu wollen, wenn<lb/> der Papst auf ihr vertreten wäre. Wohl wurde des letzteren „wertvolle moralische<lb/> Unterstützung" für die Konferenz und ihre großen Aufgaben auch von der<lb/> Königin Wilhelmine von Holland erbeten, wohl ward in beiden Kammern der<lb/> holländischen Gen,ralstaaten eine gleichlautende Protestnote gegen die Aus¬<lb/> schließung des Papstes von der Konferenz eingebracht; trotz Moden wurde sie<lb/> aus Rücksicht auf die Bedenken und Prätensionen der italienischen Regierung<lb/> durchgeführt. Ebensowenig wie 1899 ist 1907 ein Vertreter des Papstes zur<lb/> Haager Konferenz hmzugegezogen worden.'</p><lb/> <p xml:id="ID_565"> Beide Konferenzen sind in der Hauptsache ergebnislos geblieben. Die<lb/> Nichtteilnahme des Papstes erschien fast allgemein als Fehler; von den meisten<lb/> Bölkerrechtslehrern und vielen Staatsmännern wurde sie bedauert. Trotzdem<lb/> droht der bevorstehenden Friedenskonferenz das gleiche Verhängnis!</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Greuzl'vier I 1«U) S</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0137]
[Abbildung]
paxst Benedikt XV. und die Friedenskonferenz
Dr, I- Lulvös von Archivrat
le bevorstehende große Friedenskonferenz hat gewissermaßen zwei'
Vorläuserinwen in den Haager Friedenskonferenzen der Jahre
1899 und 1907 gehabt.
Unvergessen ist die Streitfrage, die jedesmal bei der Ein¬
berufung ausgeworfen wurde, ob unter den Souveränen und
Staaten, die einzuladen feien, auch der Papst figurieren dürfe.
Für die Heranziehung des Oberhauptes der katholischen Kirche sprachen mehrere
Erwägungen, vor allem die Tradition, daß so oft schon Träger des Papsttums
als Friedensvermittler von streitenden Parteien angerufen worden waren.
Wer erinnert sich dabei nicht des genialen Gedanken Bismarcks, in dem
Zwiste zwischen Deutschland und Spanien wegen des Besitzes der Karolinen-
Inseln Leo den Dreizehnter als Schiedsrichter vorzuschlagen/ Der Papst hatte
sich des Anliegens in geschickter Weise entledigt, dadurch zugleich diese Tradition
des Heiligen Stuhls zu neuen Ehren gebracht. Da war es vollkommen verständ¬
lich, wenn der geistige Vater der Haager Friedenskonferenz-Idee, Zar Nikolaus
der Zweite, sich an Leo mit der eindringlichen Bitte wandte, die Idee durch seine
moralische Autorität zu unterstützen. In weitestgehenden Maße wurde die Bitte
erfüllt! Sielbstverständlich beabsichtigte die russische Regierung, den Papst zur
Haager Konferenz Hinzuzlehen. Auch Frankveuh soll sich für diesen Plan ein¬
gesetzt haben Die italienische Regierung aber befürchtete eine Wiederaufrollung
der römischen Frage, sie wollte unter allen Umständen sich einer Erörterung über
das Thema der feit dem Falle Roms, feit dem 20. September 1870, schwebenden
Päpstlichen Territorial- und Souverämtätsanfprüche entziehen. Darum erklärte
sie zu Anfang 1899, an der Haager Konferenz nicht teilnehmen zu wollen, wenn
der Papst auf ihr vertreten wäre. Wohl wurde des letzteren „wertvolle moralische
Unterstützung" für die Konferenz und ihre großen Aufgaben auch von der
Königin Wilhelmine von Holland erbeten, wohl ward in beiden Kammern der
holländischen Gen,ralstaaten eine gleichlautende Protestnote gegen die Aus¬
schließung des Papstes von der Konferenz eingebracht; trotz Moden wurde sie
aus Rücksicht auf die Bedenken und Prätensionen der italienischen Regierung
durchgeführt. Ebensowenig wie 1899 ist 1907 ein Vertreter des Papstes zur
Haager Konferenz hmzugegezogen worden.'
Beide Konferenzen sind in der Hauptsache ergebnislos geblieben. Die
Nichtteilnahme des Papstes erschien fast allgemein als Fehler; von den meisten
Bölkerrechtslehrern und vielen Staatsmännern wurde sie bedauert. Trotzdem
droht der bevorstehenden Friedenskonferenz das gleiche Verhängnis!
Greuzl'vier I 1«U) S
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