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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

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Das britische Jndiameerreich
1. Englische Besitzungen vor dem Kriege:
Einwohner Einfuhr Ausfuhr Deutschlands Anteil
in in Millionen Mark Einfuhr Ausfuhr
Millionen 1912/13 in Millionen Mark
"
Australien und Inseln .... 7,8 2076 1961 96. 285)
Britisch-Jndien u. Malaische Inseln 323,1 4239 6326 124 597
Somali, Sansibar, Mauritius, Sey¬
chellen und andere kleine Inseln 1,0 106 103 0,4 0,S
Sudan, Süd-Afrika, Nyassaland,
Br.-Ost-Afrika......12,0 968 14os, 44 "7
Uganda, Ägypten . . . . . . 19,0 498 647 41 118
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362,9 7936 S382 306,4 1067,3
17313**)
2. Von England besetzte Gebiete:
Deutsch-Ost-Afrika...... 7,6 60.3 31.4 17 14
Deutsch-Südwest-Afrika .... 0,08 32,6 59 16 6
Deutsch-Neuguinea. .. ... 0,6 9 12 2 6
Mesopotamien .... ... 0,3_? ?__?_?
8,6 91,8 82,4 84 SS
3. Noch unabhängige Gebietsteile:
Abessinien, französische, holländische,
Portugiesische Kolonien, Persien
(,,T.)......... 70,3 1283 1481 93 161
--
Afghanistan........4,6 2, 18 --

Die Zahlen reden eine deutliche Sprache. Der hier England zufallende
Gewinn ist unübersehbar und gefahrdrohend. Der Gedanke des Wirtschafts¬
krieges nach dem Weltkriege findet gerade in den an tropischen Rohstoffen über¬
reichen Uferländern des Indischen Ozeans feine sicheren Stützen.

- An uns und unserer verbündeten Diplomaten Arbeit und Kunst muß es
liegen, das, was die Waffen in jenen fernen Landen nicht haben wirken können,
durch den militärischen und diplomatischen Sieg der Mittemächte in Europa zu
erreichen. Andernfalls ist Englands Ansehen und Macht, seine ganze geo¬
graphische Ausdehnung auf der Welt größer als zuvor, und der mitteleuropäische
Wirtfchciftsbnd in seiner aufstrebenden Weiterentwicklung bedroht. Nicht darf
das Wort Cecil Rhodes' recht behalten: "Lassen wir die andern nur arbeiten; in
das Bett, das sie bereiten, legen wir uns doch hinein." Vergessen wir vor allem
in Zukunft jenes nur zu wahre Wort eines 'Engländers nicht: "Wenn irgend
jemand wissen will, wie England sich, sei es als Neutraler, sei es als Krieg¬
führender, in Zukunft verhalten wird, so können wir ihn nur auf unfer Ver¬
halten in der Vergangenheit hinweisen."^) Danach sollte sich auch unser Ver¬
halten bei kommenden Friedensbesprechungm richten.







*) Einfuhr 6,6 Prozent, Ausfuhr ---- 9 Prozent des australischen GesamthandelZ;
Englands Ant-ilzahlen sind für Einfuhr ---- 68,7 Prozent, Ausfuhr ^ 40 Prozent.
*"
) Vgl. dazu Eesamthandel der Ver. Staaten Amerikas ^ 16,2 Milliarden Mark,
Deutschlands Gesamteinfuhr 17,6 Milliarden Mark, Gesamtausfuhr 8,1 Milliarden Mark (1910).
"
***) Zu finden in der April-Numnier 1917 des "Nineteenth Century, Artikel von
Sir Herbert Stephen: "Der amerikanische Friedenstraum".
Das britische Jndiameerreich
1. Englische Besitzungen vor dem Kriege:
Einwohner Einfuhr Ausfuhr Deutschlands Anteil
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«
Australien und Inseln .... 7,8 2076 1961 96. 285)
Britisch-Jndien u. Malaische Inseln 323,1 4239 6326 124 597
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chellen und andere kleine Inseln 1,0 106 103 0,4 0,S
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2. Von England besetzte Gebiete:
Deutsch-Ost-Afrika...... 7,6 60.3 31.4 17 14
Deutsch-Südwest-Afrika .... 0,08 32,6 59 16 6
Deutsch-Neuguinea. .. ... 0,6 9 12 2 6
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3. Noch unabhängige Gebietsteile:
Abessinien, französische, holländische,
Portugiesische Kolonien, Persien
(,,T.)......... 70,3 1283 1481 93 161
Afghanistan........4,6 2, 18 —

Die Zahlen reden eine deutliche Sprache. Der hier England zufallende
Gewinn ist unübersehbar und gefahrdrohend. Der Gedanke des Wirtschafts¬
krieges nach dem Weltkriege findet gerade in den an tropischen Rohstoffen über¬
reichen Uferländern des Indischen Ozeans feine sicheren Stützen.

- An uns und unserer verbündeten Diplomaten Arbeit und Kunst muß es
liegen, das, was die Waffen in jenen fernen Landen nicht haben wirken können,
durch den militärischen und diplomatischen Sieg der Mittemächte in Europa zu
erreichen. Andernfalls ist Englands Ansehen und Macht, seine ganze geo¬
graphische Ausdehnung auf der Welt größer als zuvor, und der mitteleuropäische
Wirtfchciftsbnd in seiner aufstrebenden Weiterentwicklung bedroht. Nicht darf
das Wort Cecil Rhodes' recht behalten: „Lassen wir die andern nur arbeiten; in
das Bett, das sie bereiten, legen wir uns doch hinein." Vergessen wir vor allem
in Zukunft jenes nur zu wahre Wort eines 'Engländers nicht: „Wenn irgend
jemand wissen will, wie England sich, sei es als Neutraler, sei es als Krieg¬
führender, in Zukunft verhalten wird, so können wir ihn nur auf unfer Ver¬
halten in der Vergangenheit hinweisen."^) Danach sollte sich auch unser Ver¬
halten bei kommenden Friedensbesprechungm richten.







*) Einfuhr 6,6 Prozent, Ausfuhr ---- 9 Prozent des australischen GesamthandelZ;
Englands Ant-ilzahlen sind für Einfuhr ---- 68,7 Prozent, Ausfuhr ^ 40 Prozent.
*"
) Vgl. dazu Eesamthandel der Ver. Staaten Amerikas ^ 16,2 Milliarden Mark,
Deutschlands Gesamteinfuhr 17,6 Milliarden Mark, Gesamtausfuhr 8,1 Milliarden Mark (1910).
"
***) Zu finden in der April-Numnier 1917 des „Nineteenth Century, Artikel von
Sir Herbert Stephen: „Der amerikanische Friedenstraum".
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[0060] Das britische Jndiameerreich 1. Englische Besitzungen vor dem Kriege: Einwohner Einfuhr Ausfuhr Deutschlands Anteil in in Millionen Mark Einfuhr Ausfuhr Millionen 1912/13 in Millionen Mark « Australien und Inseln .... 7,8 2076 1961 96. 285) Britisch-Jndien u. Malaische Inseln 323,1 4239 6326 124 597 Somali, Sansibar, Mauritius, Sey¬ chellen und andere kleine Inseln 1,0 106 103 0,4 0,S Sudan, Süd-Afrika, Nyassaland, Br.-Ost-Afrika......12,0 968 14os, 44 «7 Uganda, Ägypten . . . . . . 19,0 498 647 41 118 ' 362,9 7936 S382 306,4 1067,3 17313**) 2. Von England besetzte Gebiete: Deutsch-Ost-Afrika...... 7,6 60.3 31.4 17 14 Deutsch-Südwest-Afrika .... 0,08 32,6 59 16 6 Deutsch-Neuguinea. .. ... 0,6 9 12 2 6 Mesopotamien .... ... 0,3_? ?__?_? 8,6 91,8 82,4 84 SS 3. Noch unabhängige Gebietsteile: Abessinien, französische, holländische, Portugiesische Kolonien, Persien (,,T.)......... 70,3 1283 1481 93 161 — Afghanistan........4,6 2, 18 — Die Zahlen reden eine deutliche Sprache. Der hier England zufallende Gewinn ist unübersehbar und gefahrdrohend. Der Gedanke des Wirtschafts¬ krieges nach dem Weltkriege findet gerade in den an tropischen Rohstoffen über¬ reichen Uferländern des Indischen Ozeans feine sicheren Stützen. - An uns und unserer verbündeten Diplomaten Arbeit und Kunst muß es liegen, das, was die Waffen in jenen fernen Landen nicht haben wirken können, durch den militärischen und diplomatischen Sieg der Mittemächte in Europa zu erreichen. Andernfalls ist Englands Ansehen und Macht, seine ganze geo¬ graphische Ausdehnung auf der Welt größer als zuvor, und der mitteleuropäische Wirtfchciftsbnd in seiner aufstrebenden Weiterentwicklung bedroht. Nicht darf das Wort Cecil Rhodes' recht behalten: „Lassen wir die andern nur arbeiten; in das Bett, das sie bereiten, legen wir uns doch hinein." Vergessen wir vor allem in Zukunft jenes nur zu wahre Wort eines 'Engländers nicht: „Wenn irgend jemand wissen will, wie England sich, sei es als Neutraler, sei es als Krieg¬ führender, in Zukunft verhalten wird, so können wir ihn nur auf unfer Ver¬ halten in der Vergangenheit hinweisen."^) Danach sollte sich auch unser Ver¬ halten bei kommenden Friedensbesprechungm richten. *) Einfuhr 6,6 Prozent, Ausfuhr ---- 9 Prozent des australischen GesamthandelZ; Englands Ant-ilzahlen sind für Einfuhr ---- 68,7 Prozent, Ausfuhr ^ 40 Prozent. *" ) Vgl. dazu Eesamthandel der Ver. Staaten Amerikas ^ 16,2 Milliarden Mark, Deutschlands Gesamteinfuhr 17,6 Milliarden Mark, Gesamtausfuhr 8,1 Milliarden Mark (1910). " ***) Zu finden in der April-Numnier 1917 des „Nineteenth Century, Artikel von Sir Herbert Stephen: „Der amerikanische Friedenstraum".

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/60>, abgerufen am 02.10.2024.