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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

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zu schlaffen und in Jahrzehnten Deutschland von den unerträglichen Lasten des
Auslandes zu befreien.

Um auf diesen Wegen vorwärtsschreiten zu können, ist ernste Arbeit gerade,
derjenigen notwendig, welche bisher schon am Probleme der Zeit mit offenen:
Blick gearbeitet hoben, und Ruhe und Ordnung. Leider Hot es unsere neue
Regierung bisher nicht verstanden, diese Richtung einzuschlagen. Industrie,
Kapital, Unternehmungsgeist, Organisation und Ordnung sind abgesetzt. Statt
dessen regiert Unordnung, Zerfahrenheit, Streik und Forderungen der Massen,
die selbst das Goldland Ophix nicht imstande wäre zu erfüllen, geschweige denn
unser am Rande des Abgrundes stehendes Baterland.

Vor allen Dingen sind die unzeitgemäßer Versuche, alles sozialisieren zu.
wollen, verderblich. Hier hat leider auch das Buch von Rathenau viel Unheil
angerichtet. Die große Menge verspricht sich das Heil aller Dinge von der
Sozialisierung vieler Betriebe. An der falschen Stelle angewendet, wird sie nur
Verderben und Rückschläge bringen können, nicht aber um das Vielfache ver¬
mehrte Staatseinnahmen. Im allgemeinen arbeitet der Staatsbetrieb immer
teurer als die Privatwirtschaft. Hieran wird auch die neue Zeit nichts ändern
-- im Gegenteil --. Der Borten des Staatsbetriebes liegt, wie aus vorstehendem
hervorgehlen dürfte, in der Vereinheitlichung und Zusammenfassung der Kräfte
und Leitung nach einer Richtung hin., Dies kann aber nur auf gewissen Gebieten
vorteilhaft geschehen, und nur auf solchen Gebieten, lauf welchen die Bedürfnisse
aller die gleichen sind. Mir benötigen alle mehr oder weniger dieselben Mengen
an Kohle zum Heizen und. Kochen,' die gleiche Menge Brot, Kartoffeln, Wasser,
Licht und Raum zum aWien. Diese Gebiete kann man daher, ohne den Wunsch
und Willen des einzelnen zu stören, zusammenfassen, vereinfachen, leiten und
bestimmen. Wir benötigen auch alle dieselbe Menge an Kleidung, und doch ist
dies Gebiet schon nicht "mehr der Regelung zugängig, denn hier spielt der
Geschmack und das Glücksgefühl des einzelnelü bereits eine zu große Rolle.

Es kann gesagt werden, daß es gelingen wird und muß, allen Teutschen
Beschäftigung und Unterhalt in absehbarer Zeit zu schaffen, denn zu viele sind
der Aufgaben und Arbeiten, die unserer harren, aber erstes Erfordernis hierzu ist,
daß die Regierung alle Volksgenossen nach Fähigkeit, Vorbildung und Tätigkeit
heranzieht, und nicht wie jetzt den größten Teil des Volkes von jeder Mitarbeit
ausschließt. Und zweites Erfordernis ist, daß jeder ernsthaft an die Arbeit geht,'und nicht mit Streiks, Lohnforderungen, Vier- oder Fünf-Stundentag, sowie
Versammlungen und Mahlen die Zeit vertrödelt. Genau so wie eine Ersparnis
und Vereinfachung andere nach sich zieht, genau so wirkt ein Streik auf viele
andere Gebiete zurück und hemmt und hindert auch dort. An der Arbeitslosigkeit
sind mithin die Arbeiter und Regierung zum guten Teile selbst schuld.

All der Geistesauswand, der zurzeit in den Aufgaben der er¬
zwungenen Sozialisievnng getrieben wird, ist nutzlos' verschwendet.
Nicht' - wir werden bestimmen, "wie wir die Arbeit in den
nächsten Jahren einteilen werden, sondern unsere Feinde. Nicht wir werden
bestimmen, welche sozialen Masmahmen letzten Endes durchgeführt werden,
sondern unsere Gegner. Wir haben den Fuß der Feinde im Nacken, und da jede
soziale Maßnahme in gewisser Weise drüben in Forderungen ihren Widerhall
findet, so wird man schon Mittel und Wege finden, uns so zu knebeln, daß wir
nur das durchführen können, was man uns erlaubt. Wir sollten daher unsere
Zeit in genieinsamer Arbeit des Volksganzen besser darauf verwenden, Werte zu
schaffen/die Ernährung aufzurichten, die Ordnung wieder herzustellen und jeden
Mann und jede Frau zu beschäftigen, als darüber zu streiten, ob die eine oder
andere Maßnahme früher oder spater kommen soll.

Weniger Theorie und mehr Praxis! das tut uns zur Zeit not auf der einen
Seite, und arbeiten und nicht verzweifeln auf der anderen. Den Glauben an
unser Können, an unser Volkstum dürfen wir nicht aufgeben, und den Mut
nicht verlieren.


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zu schlaffen und in Jahrzehnten Deutschland von den unerträglichen Lasten des
Auslandes zu befreien.

Um auf diesen Wegen vorwärtsschreiten zu können, ist ernste Arbeit gerade,
derjenigen notwendig, welche bisher schon am Probleme der Zeit mit offenen:
Blick gearbeitet hoben, und Ruhe und Ordnung. Leider Hot es unsere neue
Regierung bisher nicht verstanden, diese Richtung einzuschlagen. Industrie,
Kapital, Unternehmungsgeist, Organisation und Ordnung sind abgesetzt. Statt
dessen regiert Unordnung, Zerfahrenheit, Streik und Forderungen der Massen,
die selbst das Goldland Ophix nicht imstande wäre zu erfüllen, geschweige denn
unser am Rande des Abgrundes stehendes Baterland.

Vor allen Dingen sind die unzeitgemäßer Versuche, alles sozialisieren zu.
wollen, verderblich. Hier hat leider auch das Buch von Rathenau viel Unheil
angerichtet. Die große Menge verspricht sich das Heil aller Dinge von der
Sozialisierung vieler Betriebe. An der falschen Stelle angewendet, wird sie nur
Verderben und Rückschläge bringen können, nicht aber um das Vielfache ver¬
mehrte Staatseinnahmen. Im allgemeinen arbeitet der Staatsbetrieb immer
teurer als die Privatwirtschaft. Hieran wird auch die neue Zeit nichts ändern
— im Gegenteil —. Der Borten des Staatsbetriebes liegt, wie aus vorstehendem
hervorgehlen dürfte, in der Vereinheitlichung und Zusammenfassung der Kräfte
und Leitung nach einer Richtung hin., Dies kann aber nur auf gewissen Gebieten
vorteilhaft geschehen, und nur auf solchen Gebieten, lauf welchen die Bedürfnisse
aller die gleichen sind. Mir benötigen alle mehr oder weniger dieselben Mengen
an Kohle zum Heizen und. Kochen,' die gleiche Menge Brot, Kartoffeln, Wasser,
Licht und Raum zum aWien. Diese Gebiete kann man daher, ohne den Wunsch
und Willen des einzelnen zu stören, zusammenfassen, vereinfachen, leiten und
bestimmen. Wir benötigen auch alle dieselbe Menge an Kleidung, und doch ist
dies Gebiet schon nicht "mehr der Regelung zugängig, denn hier spielt der
Geschmack und das Glücksgefühl des einzelnelü bereits eine zu große Rolle.

Es kann gesagt werden, daß es gelingen wird und muß, allen Teutschen
Beschäftigung und Unterhalt in absehbarer Zeit zu schaffen, denn zu viele sind
der Aufgaben und Arbeiten, die unserer harren, aber erstes Erfordernis hierzu ist,
daß die Regierung alle Volksgenossen nach Fähigkeit, Vorbildung und Tätigkeit
heranzieht, und nicht wie jetzt den größten Teil des Volkes von jeder Mitarbeit
ausschließt. Und zweites Erfordernis ist, daß jeder ernsthaft an die Arbeit geht,'und nicht mit Streiks, Lohnforderungen, Vier- oder Fünf-Stundentag, sowie
Versammlungen und Mahlen die Zeit vertrödelt. Genau so wie eine Ersparnis
und Vereinfachung andere nach sich zieht, genau so wirkt ein Streik auf viele
andere Gebiete zurück und hemmt und hindert auch dort. An der Arbeitslosigkeit
sind mithin die Arbeiter und Regierung zum guten Teile selbst schuld.

All der Geistesauswand, der zurzeit in den Aufgaben der er¬
zwungenen Sozialisievnng getrieben wird, ist nutzlos' verschwendet.
Nicht' - wir werden bestimmen, «wie wir die Arbeit in den
nächsten Jahren einteilen werden, sondern unsere Feinde. Nicht wir werden
bestimmen, welche sozialen Masmahmen letzten Endes durchgeführt werden,
sondern unsere Gegner. Wir haben den Fuß der Feinde im Nacken, und da jede
soziale Maßnahme in gewisser Weise drüben in Forderungen ihren Widerhall
findet, so wird man schon Mittel und Wege finden, uns so zu knebeln, daß wir
nur das durchführen können, was man uns erlaubt. Wir sollten daher unsere
Zeit in genieinsamer Arbeit des Volksganzen besser darauf verwenden, Werte zu
schaffen/die Ernährung aufzurichten, die Ordnung wieder herzustellen und jeden
Mann und jede Frau zu beschäftigen, als darüber zu streiten, ob die eine oder
andere Maßnahme früher oder spater kommen soll.

Weniger Theorie und mehr Praxis! das tut uns zur Zeit not auf der einen
Seite, und arbeiten und nicht verzweifeln auf der anderen. Den Glauben an
unser Können, an unser Volkstum dürfen wir nicht aufgeben, und den Mut
nicht verlieren.


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[0301] A»f »eilen we'gen zu schlaffen und in Jahrzehnten Deutschland von den unerträglichen Lasten des Auslandes zu befreien. Um auf diesen Wegen vorwärtsschreiten zu können, ist ernste Arbeit gerade, derjenigen notwendig, welche bisher schon am Probleme der Zeit mit offenen: Blick gearbeitet hoben, und Ruhe und Ordnung. Leider Hot es unsere neue Regierung bisher nicht verstanden, diese Richtung einzuschlagen. Industrie, Kapital, Unternehmungsgeist, Organisation und Ordnung sind abgesetzt. Statt dessen regiert Unordnung, Zerfahrenheit, Streik und Forderungen der Massen, die selbst das Goldland Ophix nicht imstande wäre zu erfüllen, geschweige denn unser am Rande des Abgrundes stehendes Baterland. Vor allen Dingen sind die unzeitgemäßer Versuche, alles sozialisieren zu. wollen, verderblich. Hier hat leider auch das Buch von Rathenau viel Unheil angerichtet. Die große Menge verspricht sich das Heil aller Dinge von der Sozialisierung vieler Betriebe. An der falschen Stelle angewendet, wird sie nur Verderben und Rückschläge bringen können, nicht aber um das Vielfache ver¬ mehrte Staatseinnahmen. Im allgemeinen arbeitet der Staatsbetrieb immer teurer als die Privatwirtschaft. Hieran wird auch die neue Zeit nichts ändern — im Gegenteil —. Der Borten des Staatsbetriebes liegt, wie aus vorstehendem hervorgehlen dürfte, in der Vereinheitlichung und Zusammenfassung der Kräfte und Leitung nach einer Richtung hin., Dies kann aber nur auf gewissen Gebieten vorteilhaft geschehen, und nur auf solchen Gebieten, lauf welchen die Bedürfnisse aller die gleichen sind. Mir benötigen alle mehr oder weniger dieselben Mengen an Kohle zum Heizen und. Kochen,' die gleiche Menge Brot, Kartoffeln, Wasser, Licht und Raum zum aWien. Diese Gebiete kann man daher, ohne den Wunsch und Willen des einzelnen zu stören, zusammenfassen, vereinfachen, leiten und bestimmen. Wir benötigen auch alle dieselbe Menge an Kleidung, und doch ist dies Gebiet schon nicht "mehr der Regelung zugängig, denn hier spielt der Geschmack und das Glücksgefühl des einzelnelü bereits eine zu große Rolle. Es kann gesagt werden, daß es gelingen wird und muß, allen Teutschen Beschäftigung und Unterhalt in absehbarer Zeit zu schaffen, denn zu viele sind der Aufgaben und Arbeiten, die unserer harren, aber erstes Erfordernis hierzu ist, daß die Regierung alle Volksgenossen nach Fähigkeit, Vorbildung und Tätigkeit heranzieht, und nicht wie jetzt den größten Teil des Volkes von jeder Mitarbeit ausschließt. Und zweites Erfordernis ist, daß jeder ernsthaft an die Arbeit geht,'und nicht mit Streiks, Lohnforderungen, Vier- oder Fünf-Stundentag, sowie Versammlungen und Mahlen die Zeit vertrödelt. Genau so wie eine Ersparnis und Vereinfachung andere nach sich zieht, genau so wirkt ein Streik auf viele andere Gebiete zurück und hemmt und hindert auch dort. An der Arbeitslosigkeit sind mithin die Arbeiter und Regierung zum guten Teile selbst schuld. All der Geistesauswand, der zurzeit in den Aufgaben der er¬ zwungenen Sozialisievnng getrieben wird, ist nutzlos' verschwendet. Nicht' - wir werden bestimmen, «wie wir die Arbeit in den nächsten Jahren einteilen werden, sondern unsere Feinde. Nicht wir werden bestimmen, welche sozialen Masmahmen letzten Endes durchgeführt werden, sondern unsere Gegner. Wir haben den Fuß der Feinde im Nacken, und da jede soziale Maßnahme in gewisser Weise drüben in Forderungen ihren Widerhall findet, so wird man schon Mittel und Wege finden, uns so zu knebeln, daß wir nur das durchführen können, was man uns erlaubt. Wir sollten daher unsere Zeit in genieinsamer Arbeit des Volksganzen besser darauf verwenden, Werte zu schaffen/die Ernährung aufzurichten, die Ordnung wieder herzustellen und jeden Mann und jede Frau zu beschäftigen, als darüber zu streiten, ob die eine oder andere Maßnahme früher oder spater kommen soll. Weniger Theorie und mehr Praxis! das tut uns zur Zeit not auf der einen Seite, und arbeiten und nicht verzweifeln auf der anderen. Den Glauben an unser Können, an unser Volkstum dürfen wir nicht aufgeben, und den Mut nicht verlieren.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/301>, abgerufen am 22.07.2024.