Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.Auf neue" Wegen Eine Riesenautomobilsabrik hätte dauernden gleichbleibenden Absatz derselben Dieselben Autos können aber für Straßenreinigung und Lebensmittel¬ Man wende nicht ein, daß dieser Vorschlag Utopie sei. Technisch bietet er Aber man kann noch weiter gehen, man kann überhaupt den Kohlen¬ Für Baustoffe und Steine, welche ebenfalls sehr hohe Transportunkosten Natürlich darf sür alle Dinge des täglichen Gebrauches und Verbrauches, 24"
Auf neue» Wegen Eine Riesenautomobilsabrik hätte dauernden gleichbleibenden Absatz derselben Dieselben Autos können aber für Straßenreinigung und Lebensmittel¬ Man wende nicht ein, daß dieser Vorschlag Utopie sei. Technisch bietet er Aber man kann noch weiter gehen, man kann überhaupt den Kohlen¬ Für Baustoffe und Steine, welche ebenfalls sehr hohe Transportunkosten Natürlich darf sür alle Dinge des täglichen Gebrauches und Verbrauches, 24»
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0299" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/88538"/> <fw type="header" place="top"> Auf neue» Wegen</fw><lb/> <p xml:id="ID_1336" prev="#ID_1335"> Eine Riesenautomobilsabrik hätte dauernden gleichbleibenden Absatz derselben<lb/> Wagen jahraus jahrein. Die Verbilligung der Fertigung kann bis zum äußersten<lb/> getrieben werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1337"> Dieselben Autos können aber für Straßenreinigung und Lebensmittel¬<lb/> transport (Wechsel der Wagenkasten) dienen, denn auch den letzteren werden die<lb/> Städte mehr noch als im Kriege in eigene Verwaltung nehmen müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1338"> Man wende nicht ein, daß dieser Vorschlag Utopie sei. Technisch bietet er<lb/> keine Schwierigkeit, wirtschaftlich ist er von Vorteil, und eingeführt kann er sofort<lb/> werden, sobald der Wille zur Einheit da ist, oder die Stadt den Willen durch<lb/> Monopolisierung aufzwingt. Die Rückwirkung auf die Eisenbahn, durch<lb/> Beseitigung der Winterspitze wäre außerordentlich. Von einem Neichsamt aus<lb/> kann die einheitliche Einführung in allen Städten geleitet werden. Von der<lb/> Einschränkung des Kohlenverbrauches selbst, und dohinzielender Mittel, sei hier<lb/> nicht berichtet, da dies aus dem Rahmen des Aufsatzes hinausgehen würde.. Es<lb/> sei z. B. nur auf die- Verschwendung in den Sammelheizungen hingewiesen. Bei<lb/> der elektrischen Beleuchtung ist man schon lange von der Pauschallampe<lb/> abgekommen, und -hat Zähler eingebaut, da der Abnehmer verschwendet und die<lb/> Lampe Tag und Nacht durchbrennen läßt. In der Sammelheizung dagegen<lb/> kennt man noch keine Ersparnis und Einschränkung, da bisher der Zähler fehlte.<lb/> Technisch ist jedoch auch diese Frage gelöst.</p><lb/> <p xml:id="ID_1339"> Aber man kann noch weiter gehen, man kann überhaupt den Kohlen¬<lb/> transport in den Städten einschränken, kann zu Preßgas übergehen, und die<lb/> Sammelheizungen mit Gas betreiben. Dies verringert überdies den Arbeits¬<lb/> aufwand des einzelnen, und gestattet die Ausnutzung der Kohlen noch ihrer<lb/> chemischen Zusammensetzung. Dieser Gedanke ist so weitgehend, daß er so schnell<lb/> nicht durchgeführt werden kann, aber Stadtverwaltungen' mit nah zusammen¬<lb/> liegenden städtischen Gebäuden sollten hier bahnbrechend mit Versuchen vor¬<lb/> gehen, damit die besten Formen der Feuerung gefunden werden, und der Grad der<lb/> Wirtschaftlichkeit festgestellt werden kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_1340"> Für Baustoffe und Steine, welche ebenfalls sehr hohe Transportunkosten<lb/> verursachen, sind vereinfachte Mittel der Bewegung und Lagerung zu suchen. Aus<lb/> diesem Gebiet wird bereits das Lastauto, welches im Kriege das Pferdegespann<lb/> verdrängt hat, Neuerungen bringen; das übrige werden die hohen Baukosten und<lb/> Arbeitslöhne von kaltem bewirken. Regelung und Vereinheitlichung von einer<lb/> Stelle an dürfte nicht erforderlich sein. Jedoch auch dies Gebiet ist neuen<lb/> Gedanken zugänglich. Durch die Entwicklung sind wir z. B. zu einer bestimmten<lb/> Größe der Ziegelsteine gekommen. Es ist zu prüfen, ob diese nicht verbessert<lb/> werden kann. Nimmt man an, daß es ohne Nachteil möglich ist, jedem<lb/> Stein doppelten Inhalt zu geben, so benötigt man für den Hausbau nur die<lb/> Hälfte der Steine. Jeder Handgriff beim Transport und Bau wird auf die<lb/> Hälfte vermindert, denn dieser ist nur von der Anzahl der Steine, und nicht von<lb/> der Größe abhängig. Joder Maurer kann fast die doppelte Leistung in gleicher<lb/> Zeit vollbringen, und der Bau wird erheblich billiger ausfallen. Ein sehr frucht¬<lb/> bares Gebiet für die Normalisierung sind die Einzelheiten des Hausbaues.<lb/> Fenster, Türen, vor allen Dingen aber Baubeschläge lassen sich um Hunderte von<lb/> Formen vermindern, ohne daß hierdurch die Auswahl zu klein würde. Man<lb/> betrachte nur die Liste einer Firma von Baubeschlägen, Schlössern oder Riegeln,<lb/> und wird auf den ersten Blick empfinden, welche unsinnige Vielheit von Formen<lb/> und Ausführungen vorherrscht. ,</p><lb/> <p xml:id="ID_1341" next="#ID_1342"> Natürlich darf sür alle Dinge des täglichen Gebrauches und Verbrauches,<lb/> mit denen sich der Mensch in seinem Heim umgibt, keine starre Schematisierung<lb/> getrieben werden, denn zu uniformierten Einheitsmenschen, welche in gleich¬<lb/> mäßigen Kasernen wohnen, wollen wir uns nicht erniedrigen. Im Gegenteil,<lb/> Geschmack, Kunst und Empfinden dafür sollen bis in die letzten Kreise des Volkes<lb/> gefördert werden. Wie weit man hierbei gehen kann, ohne den Eindruck der<lb/> Schematisierung zu erwecken, zeigt das japanische Haus. Dieses ist mit Matten<lb/> belegt, für diese Matten besteht im ganzen Lande eine Einheitsgröße. Das</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 24»</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0299]
Auf neue» Wegen
Eine Riesenautomobilsabrik hätte dauernden gleichbleibenden Absatz derselben
Wagen jahraus jahrein. Die Verbilligung der Fertigung kann bis zum äußersten
getrieben werden.
Dieselben Autos können aber für Straßenreinigung und Lebensmittel¬
transport (Wechsel der Wagenkasten) dienen, denn auch den letzteren werden die
Städte mehr noch als im Kriege in eigene Verwaltung nehmen müssen.
Man wende nicht ein, daß dieser Vorschlag Utopie sei. Technisch bietet er
keine Schwierigkeit, wirtschaftlich ist er von Vorteil, und eingeführt kann er sofort
werden, sobald der Wille zur Einheit da ist, oder die Stadt den Willen durch
Monopolisierung aufzwingt. Die Rückwirkung auf die Eisenbahn, durch
Beseitigung der Winterspitze wäre außerordentlich. Von einem Neichsamt aus
kann die einheitliche Einführung in allen Städten geleitet werden. Von der
Einschränkung des Kohlenverbrauches selbst, und dohinzielender Mittel, sei hier
nicht berichtet, da dies aus dem Rahmen des Aufsatzes hinausgehen würde.. Es
sei z. B. nur auf die- Verschwendung in den Sammelheizungen hingewiesen. Bei
der elektrischen Beleuchtung ist man schon lange von der Pauschallampe
abgekommen, und -hat Zähler eingebaut, da der Abnehmer verschwendet und die
Lampe Tag und Nacht durchbrennen läßt. In der Sammelheizung dagegen
kennt man noch keine Ersparnis und Einschränkung, da bisher der Zähler fehlte.
Technisch ist jedoch auch diese Frage gelöst.
Aber man kann noch weiter gehen, man kann überhaupt den Kohlen¬
transport in den Städten einschränken, kann zu Preßgas übergehen, und die
Sammelheizungen mit Gas betreiben. Dies verringert überdies den Arbeits¬
aufwand des einzelnen, und gestattet die Ausnutzung der Kohlen noch ihrer
chemischen Zusammensetzung. Dieser Gedanke ist so weitgehend, daß er so schnell
nicht durchgeführt werden kann, aber Stadtverwaltungen' mit nah zusammen¬
liegenden städtischen Gebäuden sollten hier bahnbrechend mit Versuchen vor¬
gehen, damit die besten Formen der Feuerung gefunden werden, und der Grad der
Wirtschaftlichkeit festgestellt werden kann.
Für Baustoffe und Steine, welche ebenfalls sehr hohe Transportunkosten
verursachen, sind vereinfachte Mittel der Bewegung und Lagerung zu suchen. Aus
diesem Gebiet wird bereits das Lastauto, welches im Kriege das Pferdegespann
verdrängt hat, Neuerungen bringen; das übrige werden die hohen Baukosten und
Arbeitslöhne von kaltem bewirken. Regelung und Vereinheitlichung von einer
Stelle an dürfte nicht erforderlich sein. Jedoch auch dies Gebiet ist neuen
Gedanken zugänglich. Durch die Entwicklung sind wir z. B. zu einer bestimmten
Größe der Ziegelsteine gekommen. Es ist zu prüfen, ob diese nicht verbessert
werden kann. Nimmt man an, daß es ohne Nachteil möglich ist, jedem
Stein doppelten Inhalt zu geben, so benötigt man für den Hausbau nur die
Hälfte der Steine. Jeder Handgriff beim Transport und Bau wird auf die
Hälfte vermindert, denn dieser ist nur von der Anzahl der Steine, und nicht von
der Größe abhängig. Joder Maurer kann fast die doppelte Leistung in gleicher
Zeit vollbringen, und der Bau wird erheblich billiger ausfallen. Ein sehr frucht¬
bares Gebiet für die Normalisierung sind die Einzelheiten des Hausbaues.
Fenster, Türen, vor allen Dingen aber Baubeschläge lassen sich um Hunderte von
Formen vermindern, ohne daß hierdurch die Auswahl zu klein würde. Man
betrachte nur die Liste einer Firma von Baubeschlägen, Schlössern oder Riegeln,
und wird auf den ersten Blick empfinden, welche unsinnige Vielheit von Formen
und Ausführungen vorherrscht. ,
Natürlich darf sür alle Dinge des täglichen Gebrauches und Verbrauches,
mit denen sich der Mensch in seinem Heim umgibt, keine starre Schematisierung
getrieben werden, denn zu uniformierten Einheitsmenschen, welche in gleich¬
mäßigen Kasernen wohnen, wollen wir uns nicht erniedrigen. Im Gegenteil,
Geschmack, Kunst und Empfinden dafür sollen bis in die letzten Kreise des Volkes
gefördert werden. Wie weit man hierbei gehen kann, ohne den Eindruck der
Schematisierung zu erwecken, zeigt das japanische Haus. Dieses ist mit Matten
belegt, für diese Matten besteht im ganzen Lande eine Einheitsgröße. Das
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