Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Auf "euer Wegen

Die kommende, und in den Anfängen schon vorhandene Arbeitslosigkeit
wird hier mit Gewalt Bahn schaffen, ebenso wie sie teilweise wenigstens' die
unsinnigen Lohn- und Gehaltsforderungen von selbst beseitigen wird. Die-
Arbeitslosigkeit wird unser Volk aber in noch größeres Unglück stürzen, als es sich
schon befindet, und wird zeigen, daß auch diese Revolution', wie jede bisherige, die
Erfahrungen der Geschichte nicht berücksichtigt, und mit dem Überlebten auch,
die Grundlagen der Ordnung beseitigt hat. Zu spät werden die Herren unserer
Regierung einsehen, daß es der schwerste Fehler war, von unten anfangen zu
wollen, und nicht gleichmäßigen Abbau und Neubau von oben zu beginnen.

In dem Elend sind wir drin, verstärkt durch den Fuß unserer Feinde im
Nacken. So schwer es auch halten mag, und so sehr gerade das Volk selbst durch
seine unvernünftige Haltung jeden Aufbau stört, wenn nicht verhindert, so sehr
muß jeder einzelne und jedes Unternehmen, jeder Betrieb das Seine tun, um
zu geordneten Verhältnissen zurückzufinden.

Da die Grundlagen unserer Wirtschaft, durch die Art der Umwälzung und
die Maßnahmen der Regierung mehr oder weniger zerstört sind, so kann sür
Jahre, vielleicht für Jahrzehnte hinaus, an Aufstellung eines geordneten Wirt¬
schaftsplanes im einzelnen, wie im ganzen nicht gedacht werden. In erster
Linie kommt es darauf an, Arbeit zu schaffen, um jedem Volksgenossen seinen
Platz anweisen zu können. Natürlich wird bei der Auswahl der Arbeit immerhin
die Überlegung Platz greifen müssen, daß man keine Unwerte schafft, sondern
Dinge, die wenigstens einer späteren Zeit Nutzen bringen können, und Unkosten
vermindern.

Großzügig mit weitem Blick, schnellem Handeln und sicherem Griff nutz
vorgegangen werden. Zuerst prüfe man die Dinge, auf welchen heut die größten
Unkosten ruhen. Hier steht in erster Linie der Transport und die Bewegung der
Massengüter: Erze, Eisen, Kohle, Steine, Nahrungsmittel und Menschen.

Unsere Eisenbahn stand vor- dem Zusammenbruch. Schiene, Rad und
Verkehrsmittel waren abgenutzt und ausgearbeitet. Den Rest besorgte der Feind
durch Raub der Lokomotiven und Wagen. Also als wichtigste Arbeit muß die
Bahn wieder in brauchbaren Zustand gebracht werden. Schienen wird man nur
soweit bestellen können, als Eisen und Stahl nicht für andere Zwecke not¬
wendiger gebraucht werden, aber für Lokomotiven und Wagen ist ein fünf- besser
zehnjähriges Programm zu entwerfen. Es sehlen uns 30 (M Lokomotiven und
mehrere hunderttausend Güterwagen. Personenwagen kommen erst in zweiter
Reihe an Wichtigkeit. Man wird also eine Staffel aufstellen müssen mit sehr
großer Fertigung für die erste Zeit, welche dann allmählich lauf den laufenden
Bedarf abzuhauen ist. Wenn nun zum Beispiel 5--6000 Lokomotiven in der
ersten Zeit jährlich gebaut werden sollen, so darf dies nicht in sehr vielen ver¬
schiedenen Typen geschehen, sondern man muß sich auf vier bis fünf Einheits-
formen beschränken. Nun sind unsere Lokomotivsabriken, selbst wenn die
Behinderung durch Rohstoffmangel und Verminderung der Leistung durch
den Acht-Stunden-Tag nicht beständen, gar nicht in der Lage, diese Überleistung
zu bewältigen. Falsch wäre auch diese mit Nachtarbeit und drei Schichten zu
füllen, während andere Industrien leer stehen. Also Unterteilung und Heran¬
ziehen von Hilfsindustrien. Wiederum muß die Überlegung der Vereinheitlichung,
Vereinfachung, Massenherstellung und Verminderung der Transporte eintreten.
Die Achsen wird man zweckmäßig direkt bei den Hüttenwerken fertig bearbeiten.
Man kaun ein oder mehrere Werke nur auf diese Arbeit Hinstellen, denn das
Programm gewährleistet ja gleichmäßige Beschäftigung auf Jahre hinaus.

Der laufende Bedarf an Achsen und Radsätzen ist sehr hoch und bekannt.
Der Staat kann also an geeigneten zentralen Punkten vorhandene Werkstätten
erwerben, un>d mit den besten und arbeitsparendsten Einrichtungen versehen, um
die Radsätze selbst fertig zu machen. Bei richtiger Organisation kann dies
verhältnismäßig billiger geschehen als bisher.

Jeder Teil der Maschine muß auf Massenfertigung geprüft werden. Viel
mehr als bisher läßt sich verallgemeinern, normalisieren und vereinfachen.


Auf »euer Wegen

Die kommende, und in den Anfängen schon vorhandene Arbeitslosigkeit
wird hier mit Gewalt Bahn schaffen, ebenso wie sie teilweise wenigstens' die
unsinnigen Lohn- und Gehaltsforderungen von selbst beseitigen wird. Die-
Arbeitslosigkeit wird unser Volk aber in noch größeres Unglück stürzen, als es sich
schon befindet, und wird zeigen, daß auch diese Revolution', wie jede bisherige, die
Erfahrungen der Geschichte nicht berücksichtigt, und mit dem Überlebten auch,
die Grundlagen der Ordnung beseitigt hat. Zu spät werden die Herren unserer
Regierung einsehen, daß es der schwerste Fehler war, von unten anfangen zu
wollen, und nicht gleichmäßigen Abbau und Neubau von oben zu beginnen.

In dem Elend sind wir drin, verstärkt durch den Fuß unserer Feinde im
Nacken. So schwer es auch halten mag, und so sehr gerade das Volk selbst durch
seine unvernünftige Haltung jeden Aufbau stört, wenn nicht verhindert, so sehr
muß jeder einzelne und jedes Unternehmen, jeder Betrieb das Seine tun, um
zu geordneten Verhältnissen zurückzufinden.

Da die Grundlagen unserer Wirtschaft, durch die Art der Umwälzung und
die Maßnahmen der Regierung mehr oder weniger zerstört sind, so kann sür
Jahre, vielleicht für Jahrzehnte hinaus, an Aufstellung eines geordneten Wirt¬
schaftsplanes im einzelnen, wie im ganzen nicht gedacht werden. In erster
Linie kommt es darauf an, Arbeit zu schaffen, um jedem Volksgenossen seinen
Platz anweisen zu können. Natürlich wird bei der Auswahl der Arbeit immerhin
die Überlegung Platz greifen müssen, daß man keine Unwerte schafft, sondern
Dinge, die wenigstens einer späteren Zeit Nutzen bringen können, und Unkosten
vermindern.

Großzügig mit weitem Blick, schnellem Handeln und sicherem Griff nutz
vorgegangen werden. Zuerst prüfe man die Dinge, auf welchen heut die größten
Unkosten ruhen. Hier steht in erster Linie der Transport und die Bewegung der
Massengüter: Erze, Eisen, Kohle, Steine, Nahrungsmittel und Menschen.

Unsere Eisenbahn stand vor- dem Zusammenbruch. Schiene, Rad und
Verkehrsmittel waren abgenutzt und ausgearbeitet. Den Rest besorgte der Feind
durch Raub der Lokomotiven und Wagen. Also als wichtigste Arbeit muß die
Bahn wieder in brauchbaren Zustand gebracht werden. Schienen wird man nur
soweit bestellen können, als Eisen und Stahl nicht für andere Zwecke not¬
wendiger gebraucht werden, aber für Lokomotiven und Wagen ist ein fünf- besser
zehnjähriges Programm zu entwerfen. Es sehlen uns 30 (M Lokomotiven und
mehrere hunderttausend Güterwagen. Personenwagen kommen erst in zweiter
Reihe an Wichtigkeit. Man wird also eine Staffel aufstellen müssen mit sehr
großer Fertigung für die erste Zeit, welche dann allmählich lauf den laufenden
Bedarf abzuhauen ist. Wenn nun zum Beispiel 5—6000 Lokomotiven in der
ersten Zeit jährlich gebaut werden sollen, so darf dies nicht in sehr vielen ver¬
schiedenen Typen geschehen, sondern man muß sich auf vier bis fünf Einheits-
formen beschränken. Nun sind unsere Lokomotivsabriken, selbst wenn die
Behinderung durch Rohstoffmangel und Verminderung der Leistung durch
den Acht-Stunden-Tag nicht beständen, gar nicht in der Lage, diese Überleistung
zu bewältigen. Falsch wäre auch diese mit Nachtarbeit und drei Schichten zu
füllen, während andere Industrien leer stehen. Also Unterteilung und Heran¬
ziehen von Hilfsindustrien. Wiederum muß die Überlegung der Vereinheitlichung,
Vereinfachung, Massenherstellung und Verminderung der Transporte eintreten.
Die Achsen wird man zweckmäßig direkt bei den Hüttenwerken fertig bearbeiten.
Man kaun ein oder mehrere Werke nur auf diese Arbeit Hinstellen, denn das
Programm gewährleistet ja gleichmäßige Beschäftigung auf Jahre hinaus.

Der laufende Bedarf an Achsen und Radsätzen ist sehr hoch und bekannt.
Der Staat kann also an geeigneten zentralen Punkten vorhandene Werkstätten
erwerben, un>d mit den besten und arbeitsparendsten Einrichtungen versehen, um
die Radsätze selbst fertig zu machen. Bei richtiger Organisation kann dies
verhältnismäßig billiger geschehen als bisher.

Jeder Teil der Maschine muß auf Massenfertigung geprüft werden. Viel
mehr als bisher läßt sich verallgemeinern, normalisieren und vereinfachen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0296" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/88535"/>
          <fw type="header" place="top"> Auf »euer Wegen</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1316"> Die kommende, und in den Anfängen schon vorhandene Arbeitslosigkeit<lb/>
wird hier mit Gewalt Bahn schaffen, ebenso wie sie teilweise wenigstens' die<lb/>
unsinnigen Lohn- und Gehaltsforderungen von selbst beseitigen wird. Die-<lb/>
Arbeitslosigkeit wird unser Volk aber in noch größeres Unglück stürzen, als es sich<lb/>
schon befindet, und wird zeigen, daß auch diese Revolution', wie jede bisherige, die<lb/>
Erfahrungen der Geschichte nicht berücksichtigt, und mit dem Überlebten auch,<lb/>
die Grundlagen der Ordnung beseitigt hat. Zu spät werden die Herren unserer<lb/>
Regierung einsehen, daß es der schwerste Fehler war, von unten anfangen zu<lb/>
wollen, und nicht gleichmäßigen Abbau und Neubau von oben zu beginnen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1317"> In dem Elend sind wir drin, verstärkt durch den Fuß unserer Feinde im<lb/>
Nacken. So schwer es auch halten mag, und so sehr gerade das Volk selbst durch<lb/>
seine unvernünftige Haltung jeden Aufbau stört, wenn nicht verhindert, so sehr<lb/>
muß jeder einzelne und jedes Unternehmen, jeder Betrieb das Seine tun, um<lb/>
zu geordneten Verhältnissen zurückzufinden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1318"> Da die Grundlagen unserer Wirtschaft, durch die Art der Umwälzung und<lb/>
die Maßnahmen der Regierung mehr oder weniger zerstört sind, so kann sür<lb/>
Jahre, vielleicht für Jahrzehnte hinaus, an Aufstellung eines geordneten Wirt¬<lb/>
schaftsplanes im einzelnen, wie im ganzen nicht gedacht werden. In erster<lb/>
Linie kommt es darauf an, Arbeit zu schaffen, um jedem Volksgenossen seinen<lb/>
Platz anweisen zu können. Natürlich wird bei der Auswahl der Arbeit immerhin<lb/>
die Überlegung Platz greifen müssen, daß man keine Unwerte schafft, sondern<lb/>
Dinge, die wenigstens einer späteren Zeit Nutzen bringen können, und Unkosten<lb/>
vermindern.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1319"> Großzügig mit weitem Blick, schnellem Handeln und sicherem Griff nutz<lb/>
vorgegangen werden. Zuerst prüfe man die Dinge, auf welchen heut die größten<lb/>
Unkosten ruhen. Hier steht in erster Linie der Transport und die Bewegung der<lb/>
Massengüter: Erze, Eisen, Kohle, Steine, Nahrungsmittel und Menschen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1320"> Unsere Eisenbahn stand vor- dem Zusammenbruch. Schiene, Rad und<lb/>
Verkehrsmittel waren abgenutzt und ausgearbeitet. Den Rest besorgte der Feind<lb/>
durch Raub der Lokomotiven und Wagen. Also als wichtigste Arbeit muß die<lb/>
Bahn wieder in brauchbaren Zustand gebracht werden. Schienen wird man nur<lb/>
soweit bestellen können, als Eisen und Stahl nicht für andere Zwecke not¬<lb/>
wendiger gebraucht werden, aber für Lokomotiven und Wagen ist ein fünf- besser<lb/>
zehnjähriges Programm zu entwerfen. Es sehlen uns 30 (M Lokomotiven und<lb/>
mehrere hunderttausend Güterwagen. Personenwagen kommen erst in zweiter<lb/>
Reihe an Wichtigkeit. Man wird also eine Staffel aufstellen müssen mit sehr<lb/>
großer Fertigung für die erste Zeit, welche dann allmählich lauf den laufenden<lb/>
Bedarf abzuhauen ist. Wenn nun zum Beispiel 5&#x2014;6000 Lokomotiven in der<lb/>
ersten Zeit jährlich gebaut werden sollen, so darf dies nicht in sehr vielen ver¬<lb/>
schiedenen Typen geschehen, sondern man muß sich auf vier bis fünf Einheits-<lb/>
formen beschränken. Nun sind unsere Lokomotivsabriken, selbst wenn die<lb/>
Behinderung durch Rohstoffmangel und Verminderung der Leistung durch<lb/>
den Acht-Stunden-Tag nicht beständen, gar nicht in der Lage, diese Überleistung<lb/>
zu bewältigen. Falsch wäre auch diese mit Nachtarbeit und drei Schichten zu<lb/>
füllen, während andere Industrien leer stehen. Also Unterteilung und Heran¬<lb/>
ziehen von Hilfsindustrien. Wiederum muß die Überlegung der Vereinheitlichung,<lb/>
Vereinfachung, Massenherstellung und Verminderung der Transporte eintreten.<lb/>
Die Achsen wird man zweckmäßig direkt bei den Hüttenwerken fertig bearbeiten.<lb/>
Man kaun ein oder mehrere Werke nur auf diese Arbeit Hinstellen, denn das<lb/>
Programm gewährleistet ja gleichmäßige Beschäftigung auf Jahre hinaus.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1321"> Der laufende Bedarf an Achsen und Radsätzen ist sehr hoch und bekannt.<lb/>
Der Staat kann also an geeigneten zentralen Punkten vorhandene Werkstätten<lb/>
erwerben, un&gt;d mit den besten und arbeitsparendsten Einrichtungen versehen, um<lb/>
die Radsätze selbst fertig zu machen. Bei richtiger Organisation kann dies<lb/>
verhältnismäßig billiger geschehen als bisher.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1322" next="#ID_1323"> Jeder Teil der Maschine muß auf Massenfertigung geprüft werden. Viel<lb/>
mehr als bisher läßt sich verallgemeinern, normalisieren und vereinfachen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0296] Auf »euer Wegen Die kommende, und in den Anfängen schon vorhandene Arbeitslosigkeit wird hier mit Gewalt Bahn schaffen, ebenso wie sie teilweise wenigstens' die unsinnigen Lohn- und Gehaltsforderungen von selbst beseitigen wird. Die- Arbeitslosigkeit wird unser Volk aber in noch größeres Unglück stürzen, als es sich schon befindet, und wird zeigen, daß auch diese Revolution', wie jede bisherige, die Erfahrungen der Geschichte nicht berücksichtigt, und mit dem Überlebten auch, die Grundlagen der Ordnung beseitigt hat. Zu spät werden die Herren unserer Regierung einsehen, daß es der schwerste Fehler war, von unten anfangen zu wollen, und nicht gleichmäßigen Abbau und Neubau von oben zu beginnen. In dem Elend sind wir drin, verstärkt durch den Fuß unserer Feinde im Nacken. So schwer es auch halten mag, und so sehr gerade das Volk selbst durch seine unvernünftige Haltung jeden Aufbau stört, wenn nicht verhindert, so sehr muß jeder einzelne und jedes Unternehmen, jeder Betrieb das Seine tun, um zu geordneten Verhältnissen zurückzufinden. Da die Grundlagen unserer Wirtschaft, durch die Art der Umwälzung und die Maßnahmen der Regierung mehr oder weniger zerstört sind, so kann sür Jahre, vielleicht für Jahrzehnte hinaus, an Aufstellung eines geordneten Wirt¬ schaftsplanes im einzelnen, wie im ganzen nicht gedacht werden. In erster Linie kommt es darauf an, Arbeit zu schaffen, um jedem Volksgenossen seinen Platz anweisen zu können. Natürlich wird bei der Auswahl der Arbeit immerhin die Überlegung Platz greifen müssen, daß man keine Unwerte schafft, sondern Dinge, die wenigstens einer späteren Zeit Nutzen bringen können, und Unkosten vermindern. Großzügig mit weitem Blick, schnellem Handeln und sicherem Griff nutz vorgegangen werden. Zuerst prüfe man die Dinge, auf welchen heut die größten Unkosten ruhen. Hier steht in erster Linie der Transport und die Bewegung der Massengüter: Erze, Eisen, Kohle, Steine, Nahrungsmittel und Menschen. Unsere Eisenbahn stand vor- dem Zusammenbruch. Schiene, Rad und Verkehrsmittel waren abgenutzt und ausgearbeitet. Den Rest besorgte der Feind durch Raub der Lokomotiven und Wagen. Also als wichtigste Arbeit muß die Bahn wieder in brauchbaren Zustand gebracht werden. Schienen wird man nur soweit bestellen können, als Eisen und Stahl nicht für andere Zwecke not¬ wendiger gebraucht werden, aber für Lokomotiven und Wagen ist ein fünf- besser zehnjähriges Programm zu entwerfen. Es sehlen uns 30 (M Lokomotiven und mehrere hunderttausend Güterwagen. Personenwagen kommen erst in zweiter Reihe an Wichtigkeit. Man wird also eine Staffel aufstellen müssen mit sehr großer Fertigung für die erste Zeit, welche dann allmählich lauf den laufenden Bedarf abzuhauen ist. Wenn nun zum Beispiel 5—6000 Lokomotiven in der ersten Zeit jährlich gebaut werden sollen, so darf dies nicht in sehr vielen ver¬ schiedenen Typen geschehen, sondern man muß sich auf vier bis fünf Einheits- formen beschränken. Nun sind unsere Lokomotivsabriken, selbst wenn die Behinderung durch Rohstoffmangel und Verminderung der Leistung durch den Acht-Stunden-Tag nicht beständen, gar nicht in der Lage, diese Überleistung zu bewältigen. Falsch wäre auch diese mit Nachtarbeit und drei Schichten zu füllen, während andere Industrien leer stehen. Also Unterteilung und Heran¬ ziehen von Hilfsindustrien. Wiederum muß die Überlegung der Vereinheitlichung, Vereinfachung, Massenherstellung und Verminderung der Transporte eintreten. Die Achsen wird man zweckmäßig direkt bei den Hüttenwerken fertig bearbeiten. Man kaun ein oder mehrere Werke nur auf diese Arbeit Hinstellen, denn das Programm gewährleistet ja gleichmäßige Beschäftigung auf Jahre hinaus. Der laufende Bedarf an Achsen und Radsätzen ist sehr hoch und bekannt. Der Staat kann also an geeigneten zentralen Punkten vorhandene Werkstätten erwerben, un>d mit den besten und arbeitsparendsten Einrichtungen versehen, um die Radsätze selbst fertig zu machen. Bei richtiger Organisation kann dies verhältnismäßig billiger geschehen als bisher. Jeder Teil der Maschine muß auf Massenfertigung geprüft werden. Viel mehr als bisher läßt sich verallgemeinern, normalisieren und vereinfachen.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/296
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/296>, abgerufen am 24.11.2024.