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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

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jedenfalls aber genetischen Art der Beweisführung und Begriffsbildung und der
nach allgemein gültigen Begriffen und Ideen strebenden systematischen formalen
Untersuchung logisch.begrifflich-erfaßbarer Lebenserscheinungen gemacht werden.
Wir verstehen das so, daß nur die systematische, formale, kritische Untersuchungs¬
methode in der Lage ist und sein kann, an der Hand des vorliegenden Erfah¬
rungstatsachenstosses, unter ständiger Ausschaltung jeden Inhalts die formalen
allgemein gültigen Begriffe für das betreffende Gebiet zu suchen und dann, auf
die Frage nach der Richtigkeit, wie die Begriffe allgemein gültig zu handhab",
sind, in der Praxis der Welt die Ideen als Zielpunkte und Richtung gehendes
Gestirn für unsere einzelne Handlung zu finden.

Das Streben der Menschen geht nach der Einheit des Bewußtseins, nach
der Einheitlichkeit des Einordnens aller Dinge unserer Erkenntnis, danach, einen
gemeinsamen Punkt zu finden, in dem alle Fragen, die ihr Haupt zweifelnd
erheben, zusammenfließend, wenn auch.nicht beantwortet, so doch einer einheitlichen
Lösung näher zugeführt erscheinen.

Das kann in der bewußten Bewältigung der Aufgabe allgemein gültig nur
die Form unseres Denkens sein, die wir für alle Gebiete unseres Interesses zu
suchen und zu finden haben. Die Form allein, losgelöst von jedem Inhalt, der
wechselt, ist allgemein gültig und deshalb die einzige'Möglichkeit, jenes EmyeitS-
sehnen zu erfüllen, jener gemeinsame Punkt im Sehnen und Streben aller zu sein.

Der allgemein gültige Begriff der Politik ist auf diesem Wege der kritischen
Untersuchung zu finden, der Begriff von Politik, der diesem verschwommenen,
von tausend verschiedenen Inhalten erfüllten Worte eine allgemein gültige, an
keine Zeit und geschichtliche Talsachenwelt gebundene Bedeutung gibt. So gut
wie alle Lehrbücher der Politik übersehen bisher diese grundlegende Vorfrage und
arbeiten mit mehr oder weniger inhalterfüllten, halben und viertel Begriffen von
einem Dinq, das sie Politik nennen. Ein Beispiel für viele: Treitschke beginnt
seine "Politik" mit dem Wort: Alle Politik ist Kunst! Keine Frage erhebt sich,
was denn nun Politik sei. Es bleibt dem Leser überlassen, welchen Tatsachen¬
oder Gedanlenkornplex er sich darunter vorstellen mag. Und wo Politik sonst zu
definieren der Versuch g> macht ist, stets ein mit Inhalt behafteter Begriff ist ef-
ter als Ergebnis der Untersuchung sich darstellt.

Hierzu noch eine Bemerkung zu dem Wesen dieser formalen Methode. Was
ist Wissenschaft? Offenbar doch das: ein Kritizismus unserer Erkenntnismöglich¬
keit, ein Erkennen der formalen Erkenntnismöglichkeiten und Bedingungen in
bezug auf ein Individuelles, Typisches, der Versuch nach der Erfassung der allgemein
gültigen formalen Begrisiseigentümlichkeit dieses Individuellen.

Eine Untersuchung, die Politik als Wissenschaft zu ergründen, will, kann,
garnicht anders vorgehen, als allem' auf dem Weg der systematischen formalen
Methode, die die Form unseres Denkens, ohne die wir nicht das sind, was wir
sind, voraussetzt und in ihr versucht, den Begriff der Politik zu fassen. Damit
ist nicht gefordert, daß jede Untersuchung, z. B der Gegenwartspolitik, etwa mit
dieser Frage Ab civo anfängt; sie wird genetisch vorgehend die Zustände der
gegenwärtigen politischen. Lage in ihrer historischen und wirtschaftlichen Entwick¬
lung -- also fachwissenschaftlich -- zu untersuchen haben. Daß sie als Grundage
den "wissenschaftlichen" Begriff voraussetzen muß, wird nur selbstverständlich
sein müssen.

Eine Untersuchung jedoch, die die Frage nach der Möglichkeit einer wissen¬
schaftlichen Politik schlechthin beantworten will, hat zu geschehen auf dem von
jedem Inhalt freien Wege der kritischen, formalen Methode. Einzig und allein
Rudolf Stammler hat vor allem in seinen, in letzter Zeit bekannt gewordenen
neueren Forschungen diesen Standpunk! auf die Untersuchung nach den wissen¬
schaftlichen Grundlagen der Politik angewandt"). Von ihm wird jenes Ziel der



') So in seinen "Rechts- und Staatsjheorien der Neuzeit" 1917, in seinen beide"
Vortragen: "Mandevilles Menenfabel; die letzten Gründe einer wiss"mschastlich geleitete"'
Politik" 1S18 und .Recht und Macht" t9l8.

jedenfalls aber genetischen Art der Beweisführung und Begriffsbildung und der
nach allgemein gültigen Begriffen und Ideen strebenden systematischen formalen
Untersuchung logisch.begrifflich-erfaßbarer Lebenserscheinungen gemacht werden.
Wir verstehen das so, daß nur die systematische, formale, kritische Untersuchungs¬
methode in der Lage ist und sein kann, an der Hand des vorliegenden Erfah¬
rungstatsachenstosses, unter ständiger Ausschaltung jeden Inhalts die formalen
allgemein gültigen Begriffe für das betreffende Gebiet zu suchen und dann, auf
die Frage nach der Richtigkeit, wie die Begriffe allgemein gültig zu handhab«,
sind, in der Praxis der Welt die Ideen als Zielpunkte und Richtung gehendes
Gestirn für unsere einzelne Handlung zu finden.

Das Streben der Menschen geht nach der Einheit des Bewußtseins, nach
der Einheitlichkeit des Einordnens aller Dinge unserer Erkenntnis, danach, einen
gemeinsamen Punkt zu finden, in dem alle Fragen, die ihr Haupt zweifelnd
erheben, zusammenfließend, wenn auch.nicht beantwortet, so doch einer einheitlichen
Lösung näher zugeführt erscheinen.

Das kann in der bewußten Bewältigung der Aufgabe allgemein gültig nur
die Form unseres Denkens sein, die wir für alle Gebiete unseres Interesses zu
suchen und zu finden haben. Die Form allein, losgelöst von jedem Inhalt, der
wechselt, ist allgemein gültig und deshalb die einzige'Möglichkeit, jenes EmyeitS-
sehnen zu erfüllen, jener gemeinsame Punkt im Sehnen und Streben aller zu sein.

Der allgemein gültige Begriff der Politik ist auf diesem Wege der kritischen
Untersuchung zu finden, der Begriff von Politik, der diesem verschwommenen,
von tausend verschiedenen Inhalten erfüllten Worte eine allgemein gültige, an
keine Zeit und geschichtliche Talsachenwelt gebundene Bedeutung gibt. So gut
wie alle Lehrbücher der Politik übersehen bisher diese grundlegende Vorfrage und
arbeiten mit mehr oder weniger inhalterfüllten, halben und viertel Begriffen von
einem Dinq, das sie Politik nennen. Ein Beispiel für viele: Treitschke beginnt
seine „Politik" mit dem Wort: Alle Politik ist Kunst! Keine Frage erhebt sich,
was denn nun Politik sei. Es bleibt dem Leser überlassen, welchen Tatsachen¬
oder Gedanlenkornplex er sich darunter vorstellen mag. Und wo Politik sonst zu
definieren der Versuch g> macht ist, stets ein mit Inhalt behafteter Begriff ist ef-
ter als Ergebnis der Untersuchung sich darstellt.

Hierzu noch eine Bemerkung zu dem Wesen dieser formalen Methode. Was
ist Wissenschaft? Offenbar doch das: ein Kritizismus unserer Erkenntnismöglich¬
keit, ein Erkennen der formalen Erkenntnismöglichkeiten und Bedingungen in
bezug auf ein Individuelles, Typisches, der Versuch nach der Erfassung der allgemein
gültigen formalen Begrisiseigentümlichkeit dieses Individuellen.

Eine Untersuchung, die Politik als Wissenschaft zu ergründen, will, kann,
garnicht anders vorgehen, als allem' auf dem Weg der systematischen formalen
Methode, die die Form unseres Denkens, ohne die wir nicht das sind, was wir
sind, voraussetzt und in ihr versucht, den Begriff der Politik zu fassen. Damit
ist nicht gefordert, daß jede Untersuchung, z. B der Gegenwartspolitik, etwa mit
dieser Frage Ab civo anfängt; sie wird genetisch vorgehend die Zustände der
gegenwärtigen politischen. Lage in ihrer historischen und wirtschaftlichen Entwick¬
lung — also fachwissenschaftlich — zu untersuchen haben. Daß sie als Grundage
den „wissenschaftlichen" Begriff voraussetzen muß, wird nur selbstverständlich
sein müssen.

Eine Untersuchung jedoch, die die Frage nach der Möglichkeit einer wissen¬
schaftlichen Politik schlechthin beantworten will, hat zu geschehen auf dem von
jedem Inhalt freien Wege der kritischen, formalen Methode. Einzig und allein
Rudolf Stammler hat vor allem in seinen, in letzter Zeit bekannt gewordenen
neueren Forschungen diesen Standpunk! auf die Untersuchung nach den wissen¬
schaftlichen Grundlagen der Politik angewandt"). Von ihm wird jenes Ziel der



') So in seinen „Rechts- und Staatsjheorien der Neuzeit" 1917, in seinen beide»
Vortragen: „Mandevilles Menenfabel; die letzten Gründe einer wiss«mschastlich geleitete»'
Politik" 1S18 und .Recht und Macht" t9l8.
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[0242] jedenfalls aber genetischen Art der Beweisführung und Begriffsbildung und der nach allgemein gültigen Begriffen und Ideen strebenden systematischen formalen Untersuchung logisch.begrifflich-erfaßbarer Lebenserscheinungen gemacht werden. Wir verstehen das so, daß nur die systematische, formale, kritische Untersuchungs¬ methode in der Lage ist und sein kann, an der Hand des vorliegenden Erfah¬ rungstatsachenstosses, unter ständiger Ausschaltung jeden Inhalts die formalen allgemein gültigen Begriffe für das betreffende Gebiet zu suchen und dann, auf die Frage nach der Richtigkeit, wie die Begriffe allgemein gültig zu handhab«, sind, in der Praxis der Welt die Ideen als Zielpunkte und Richtung gehendes Gestirn für unsere einzelne Handlung zu finden. Das Streben der Menschen geht nach der Einheit des Bewußtseins, nach der Einheitlichkeit des Einordnens aller Dinge unserer Erkenntnis, danach, einen gemeinsamen Punkt zu finden, in dem alle Fragen, die ihr Haupt zweifelnd erheben, zusammenfließend, wenn auch.nicht beantwortet, so doch einer einheitlichen Lösung näher zugeführt erscheinen. Das kann in der bewußten Bewältigung der Aufgabe allgemein gültig nur die Form unseres Denkens sein, die wir für alle Gebiete unseres Interesses zu suchen und zu finden haben. Die Form allein, losgelöst von jedem Inhalt, der wechselt, ist allgemein gültig und deshalb die einzige'Möglichkeit, jenes EmyeitS- sehnen zu erfüllen, jener gemeinsame Punkt im Sehnen und Streben aller zu sein. Der allgemein gültige Begriff der Politik ist auf diesem Wege der kritischen Untersuchung zu finden, der Begriff von Politik, der diesem verschwommenen, von tausend verschiedenen Inhalten erfüllten Worte eine allgemein gültige, an keine Zeit und geschichtliche Talsachenwelt gebundene Bedeutung gibt. So gut wie alle Lehrbücher der Politik übersehen bisher diese grundlegende Vorfrage und arbeiten mit mehr oder weniger inhalterfüllten, halben und viertel Begriffen von einem Dinq, das sie Politik nennen. Ein Beispiel für viele: Treitschke beginnt seine „Politik" mit dem Wort: Alle Politik ist Kunst! Keine Frage erhebt sich, was denn nun Politik sei. Es bleibt dem Leser überlassen, welchen Tatsachen¬ oder Gedanlenkornplex er sich darunter vorstellen mag. Und wo Politik sonst zu definieren der Versuch g> macht ist, stets ein mit Inhalt behafteter Begriff ist ef- ter als Ergebnis der Untersuchung sich darstellt. Hierzu noch eine Bemerkung zu dem Wesen dieser formalen Methode. Was ist Wissenschaft? Offenbar doch das: ein Kritizismus unserer Erkenntnismöglich¬ keit, ein Erkennen der formalen Erkenntnismöglichkeiten und Bedingungen in bezug auf ein Individuelles, Typisches, der Versuch nach der Erfassung der allgemein gültigen formalen Begrisiseigentümlichkeit dieses Individuellen. Eine Untersuchung, die Politik als Wissenschaft zu ergründen, will, kann, garnicht anders vorgehen, als allem' auf dem Weg der systematischen formalen Methode, die die Form unseres Denkens, ohne die wir nicht das sind, was wir sind, voraussetzt und in ihr versucht, den Begriff der Politik zu fassen. Damit ist nicht gefordert, daß jede Untersuchung, z. B der Gegenwartspolitik, etwa mit dieser Frage Ab civo anfängt; sie wird genetisch vorgehend die Zustände der gegenwärtigen politischen. Lage in ihrer historischen und wirtschaftlichen Entwick¬ lung — also fachwissenschaftlich — zu untersuchen haben. Daß sie als Grundage den „wissenschaftlichen" Begriff voraussetzen muß, wird nur selbstverständlich sein müssen. Eine Untersuchung jedoch, die die Frage nach der Möglichkeit einer wissen¬ schaftlichen Politik schlechthin beantworten will, hat zu geschehen auf dem von jedem Inhalt freien Wege der kritischen, formalen Methode. Einzig und allein Rudolf Stammler hat vor allem in seinen, in letzter Zeit bekannt gewordenen neueren Forschungen diesen Standpunk! auf die Untersuchung nach den wissen¬ schaftlichen Grundlagen der Politik angewandt"). Von ihm wird jenes Ziel der ') So in seinen „Rechts- und Staatsjheorien der Neuzeit" 1917, in seinen beide» Vortragen: „Mandevilles Menenfabel; die letzten Gründe einer wiss«mschastlich geleitete»' Politik" 1S18 und .Recht und Macht" t9l8.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/242>, abgerufen am 24.11.2024.