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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

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So bleiben nur die "Aktivisten" übrig, d. h. die Flamingonten, die es trotz
der Regierungsparole für geboten erachten, die Vlamensache während des Krieges
zu vertreten und zu fordern. Auch unter ihnen gibt es nicht wenige, die dennoch
am belgischen Staate festhalten. Sie lassen sich unsere gesetzgeberischen Ma߬
nahmen, die Vervlamschung der Genter Universität u. a. in. gefallen, obgleich sie
von uus kommen. Sie würden das Gleiche auch von Franzosen, Engländern
oder selbst vom Teufel, wie es schon ausgesprochen wurde, annehmen, wenn
eine Möglichkeit bestünde, es von ihnen zu erhalten.

Einzig und allein die extremste jungflämische Gruppe arbeitete von vorn¬
herein mit vollem. Zielbewußtem mit uns zusammen in der Ueberzeugung, daß
Heil und Rettung der Vlamen niemals in einem wiederhergestellten Belgien,
sondern nur von einem siegreichen Deutschland kommen kann. Die Stärke dieser
Gruppe besteht darin, daß sie die Stelle, von der einzig und allein den: Vlmnen-
tum eine starke und aufrichtige Hilfe werden kann, richtig erkannt hat und ganz
folgerecht, ohne sich durch Verhetzung und den auf den: ganzen Lande lastenden
Terrorismus schrecken zu lassen, danach ihre Stellung wählt. Der belgische Staat
hat in den 85 Jahren seines überwiegend friedlichen Bestehens nicht aufgehört,
das Vlamentum zu verfolgen und zu unterdrücken. Deutschland dagegen hat in
den kurzen Jahren der kriegerischen Besetzung des Landes, umtobt vom Lärm
des größten Weltbrandes und auf allen Seiten von übermächtigen Feinden
bedroht, noch die Zeit gefunden, Bollwerke für das Vlamentum aufzurichten, wie
sie das Volk in den 85 Jahren belgischen Staatslebens vergebens erstrebt und
ersehnt hatte und auch bei längerem Bestehen dieses Staates -- darüber gibt eS
keinen Zweifel! -- niemals erlangt haben würde. Welcher wirklich volksbewußte
und bis auf den Grund der Dinge blickende Vlame konnte da noch zaudern und
schwanken?

Für sie wurde es zur heiligen Pflicht, die durch unser Vorgehen gebotene
Gelegenheit, Wohl die letzte vor dem sonst unausbleiblichen Untergang, zu ergreifen.
Denn, darüber können weder sie noch wir uns täuschen, ohne Mitwirkung des
Vlamentums oder doch wenigstens beträchtlicher flämischer Volksteile kann es
selbst der stärksten, zielbewußter deutschen Kraft nicht gelingen, das vom Wclsch-
tum fast schon in lebensgefährlicher Weise überwucherte Vlamentum wieder in
die Hohe zu bringen. Ein Volk, das sich nicht retten lassen will, kann kein
Gott retten!

Und wenigstens die Vlamen, die durch ihre Anpassung ^ an französische
'Sprache und Art die großen Vorteile gewonnen haben, die der belgische Staat in
der Beamtenlaufbahn auf solche Anpassungsfähige beschränkt; die im gesellschaft¬
lichen oder geschäftlichen Lebe" dadurch in die Höhe gekommen sind, -- diese
Vlamen Wollen überwiegend nicht, daß ihr Volk gerettet werde. Es liegt in der
menschlichen Natur, daß keiner auf mühsam errungene Vorteile leichten Herzens
verzichtet oder einen Zustand herbeisehnt, der ihm größeren Mitbewerb schafft.
Bewußt oder unbewußt ist darin der Grund zu suchen, daß viele Vlamen keine
Änderung 'des früheren Zustandes wünschen. Andere haben sich stumpf und
dumpf mit dem bestehenden Zustand abgefunden. Nach 85 Jahren belgischen
Staatslebens mit seinen für das Vlamentum geradezu verwüstenden Wirkungen
glauben sie an keinen Wandel mehr. Jeder Versuch, ihn dennoch herbeizuführen,
erscheint ihnen völlig aussichtslos und, wenn er sich gar auf den "Landesfeind"
stützt, verräterisch und verabscheuenswürdig. Auch ein künstlich gebildeter Staat
kann, zumal wenn er so folgerichtig verfährt, wie Belgien den Vlamen gegenüber,
in 85 Jahren eine Tradition schaffen, die sich als Macht erweist. Das hat man
im Anfang dieses Jahres gesehen, als die Selbständigkeit Flanderns ausgerufen
wurde. Ein Wutgeheul durchtobte die > Straßen der flämischen Städte.
Franskillonistisch er Reneg atenhaß, verletztes belgisch es Staats empfinden und nicht
zuletzt Haß und Wut gegen die deutschen Beschützer Flanderns reichten einander
die Hand. Ehre den Tapferen, die auf Flanderns Boden Flanderns Recht z",
vertreten wagten!


So bleiben nur die „Aktivisten" übrig, d. h. die Flamingonten, die es trotz
der Regierungsparole für geboten erachten, die Vlamensache während des Krieges
zu vertreten und zu fordern. Auch unter ihnen gibt es nicht wenige, die dennoch
am belgischen Staate festhalten. Sie lassen sich unsere gesetzgeberischen Ma߬
nahmen, die Vervlamschung der Genter Universität u. a. in. gefallen, obgleich sie
von uus kommen. Sie würden das Gleiche auch von Franzosen, Engländern
oder selbst vom Teufel, wie es schon ausgesprochen wurde, annehmen, wenn
eine Möglichkeit bestünde, es von ihnen zu erhalten.

Einzig und allein die extremste jungflämische Gruppe arbeitete von vorn¬
herein mit vollem. Zielbewußtem mit uns zusammen in der Ueberzeugung, daß
Heil und Rettung der Vlamen niemals in einem wiederhergestellten Belgien,
sondern nur von einem siegreichen Deutschland kommen kann. Die Stärke dieser
Gruppe besteht darin, daß sie die Stelle, von der einzig und allein den: Vlmnen-
tum eine starke und aufrichtige Hilfe werden kann, richtig erkannt hat und ganz
folgerecht, ohne sich durch Verhetzung und den auf den: ganzen Lande lastenden
Terrorismus schrecken zu lassen, danach ihre Stellung wählt. Der belgische Staat
hat in den 85 Jahren seines überwiegend friedlichen Bestehens nicht aufgehört,
das Vlamentum zu verfolgen und zu unterdrücken. Deutschland dagegen hat in
den kurzen Jahren der kriegerischen Besetzung des Landes, umtobt vom Lärm
des größten Weltbrandes und auf allen Seiten von übermächtigen Feinden
bedroht, noch die Zeit gefunden, Bollwerke für das Vlamentum aufzurichten, wie
sie das Volk in den 85 Jahren belgischen Staatslebens vergebens erstrebt und
ersehnt hatte und auch bei längerem Bestehen dieses Staates — darüber gibt eS
keinen Zweifel! — niemals erlangt haben würde. Welcher wirklich volksbewußte
und bis auf den Grund der Dinge blickende Vlame konnte da noch zaudern und
schwanken?

Für sie wurde es zur heiligen Pflicht, die durch unser Vorgehen gebotene
Gelegenheit, Wohl die letzte vor dem sonst unausbleiblichen Untergang, zu ergreifen.
Denn, darüber können weder sie noch wir uns täuschen, ohne Mitwirkung des
Vlamentums oder doch wenigstens beträchtlicher flämischer Volksteile kann es
selbst der stärksten, zielbewußter deutschen Kraft nicht gelingen, das vom Wclsch-
tum fast schon in lebensgefährlicher Weise überwucherte Vlamentum wieder in
die Hohe zu bringen. Ein Volk, das sich nicht retten lassen will, kann kein
Gott retten!

Und wenigstens die Vlamen, die durch ihre Anpassung ^ an französische
'Sprache und Art die großen Vorteile gewonnen haben, die der belgische Staat in
der Beamtenlaufbahn auf solche Anpassungsfähige beschränkt; die im gesellschaft¬
lichen oder geschäftlichen Lebe» dadurch in die Höhe gekommen sind, — diese
Vlamen Wollen überwiegend nicht, daß ihr Volk gerettet werde. Es liegt in der
menschlichen Natur, daß keiner auf mühsam errungene Vorteile leichten Herzens
verzichtet oder einen Zustand herbeisehnt, der ihm größeren Mitbewerb schafft.
Bewußt oder unbewußt ist darin der Grund zu suchen, daß viele Vlamen keine
Änderung 'des früheren Zustandes wünschen. Andere haben sich stumpf und
dumpf mit dem bestehenden Zustand abgefunden. Nach 85 Jahren belgischen
Staatslebens mit seinen für das Vlamentum geradezu verwüstenden Wirkungen
glauben sie an keinen Wandel mehr. Jeder Versuch, ihn dennoch herbeizuführen,
erscheint ihnen völlig aussichtslos und, wenn er sich gar auf den „Landesfeind"
stützt, verräterisch und verabscheuenswürdig. Auch ein künstlich gebildeter Staat
kann, zumal wenn er so folgerichtig verfährt, wie Belgien den Vlamen gegenüber,
in 85 Jahren eine Tradition schaffen, die sich als Macht erweist. Das hat man
im Anfang dieses Jahres gesehen, als die Selbständigkeit Flanderns ausgerufen
wurde. Ein Wutgeheul durchtobte die > Straßen der flämischen Städte.
Franskillonistisch er Reneg atenhaß, verletztes belgisch es Staats empfinden und nicht
zuletzt Haß und Wut gegen die deutschen Beschützer Flanderns reichten einander
die Hand. Ehre den Tapferen, die auf Flanderns Boden Flanderns Recht z«,
vertreten wagten!


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/103>, abgerufen am 24.11.2024.