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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Der Völkerbund

berechtigung in genügender Weise gewährleistet sind. Die nationale Eigenart der
Völker ist und bleibt die Grundlage fortschrittlicher Entwicklung. Unser Mensch¬
heitsideal ist ein durchaus föderatives und nicht ein kosmopolitisches."

"Die Notwendigkeit einer Neugestaltung der internationalen Beziehungen
wurde, wie schon betont, von den leitenden Staatsmännern der meisten krieg¬
führenden Staaten beider Lager und auch, von hervorragenden Staatsmännern
neutraler Staaten anerkannt und betont. Man weiß auch, daß in verschiedenen
Staaten bereits Kommissionen mit dem Studium dieser Fragen betraut worden
sind. Wir sind also nicht die ersten, welche solche Beschlüsse fassen. Bestimmte
Vorschläge von amtlicher Seite liegen bis heute nicht vor. Das ist wohl selbst¬
verständlich! denn es handelt sich hier um außerordentlich schwierige Fragen, mit
denen die Politiker und die Diplomaten bisher sich meist nicht mehr intensiv
befaßt haben. Dagegen ist eine große Arbeit geleistet worden von privaten Ge¬
lehrten und von Männern aus allen Schichten der Völker, die sich mit diesem
Gedanken befaßt haben. Ich möchte ausdrücklich betonen, daß nicht nur die
Studien der zünftigen Juristen und zünftigen Politiker in Frage kommen. Es
wäre nicht zu verantworten, wenn man nicht auch die zahlreichen und zum Teil
gedankenreichen Abhandlungen aus Laienkreisen berücksichtigen würde. Gewiß
finden sich in dieser Literatur sehr viele und zum Teil auffallende Entgleisungen.
Aber daneben enthalten diese Äußerungen aus privaten Kreisen wertvolle An¬
regungen, an denen man nicht ohne weiteres vorbeigehen darf."

"Ist die Friedenssicherung, d. h. die Versicherung eines Ausartens inter¬
nationaler Gegensätze zu gefährlichen Konflikten die Hauptaufgabe, so ist darüber
doch der Ausbau der zwischenstaatlichen Rechtsordnung im allgemeinen nicht zu
vernachlässigen. Das im Haag begonnene Werk muß planmäßig ausgebaut
werden. Und da möchte ich vor allem darauf hinweisen, daß es nichts nützt,
ja daß es nur schaden kann, wenn Scheingebilde allgemein verbindlicher Verträge,
welche keine Rücksicht nehmen auf das Mögliche und auf die gegebenen natür¬
lichen Verhältnisse, abgeschlossen werden. Die Erfahrung lehrt ja, daß sie doch,
nicht gehalten werden. Die Völker sind in ihrer Eigenart, in ihrer Entwicklung
und in ihren Bedürfnissen zu verschieden, als daß man ihnen ohne zwingende
Notwendigkeit eine äußere Einheitlichkeit aufdrängen dürfte. Nicht äußere Ein¬
heitlichkeit, sondern Sicherung der friedlichen auf Arbeit und nicht auf Ausnützung
politischer Vorteile sich gründenden Entwicklung jedes Volkes muß das Losungs¬
wort sein. In dieser Hinsicht kann es zweckmäßig sein, gewisse Grundrechte der
Staaten zu sichern; ich denke dabei z. B. an die Sicherung der Zugänge zu und
von dem großen Verkehrsweg des Meeres."

"Eines darf man nicht vergessen: den Zusammenhang von innerer und
äußerer Politik. Wie die kriegerischen Ereignisse störend und hemmend in die
innerstaatliche soziale Entwicklung eingreifen, so kann auch nicht erwartet werden,
daß unter den Staaten Friede dauernd bestehe, wenn unter den verschiedenen
Gliedern und Klassen der einzelnen Völker ein rücksichtsloser Kampf um Gewinn
und Übermacht herrscht. Diese Erkenntnis sollte die künftige nationale und inter¬
nationale Politik beherrschen." ,

Der bekannte Völkerrechtslehrer Professor Huber, der auf der zweiten Haager
Friedenskonferenz Vertreter der Schweiz gewesen ist, ist vom Schweizer National¬
rat beauftragt worden, einen Rapport über die Frage zu erstatten.

In Holland hat ebenfalls eine Diskussion im Senat über das Thema des
Völkerbundes stattgefunden. Zwei Äußerungen, die ich nach der "Humamtö"
vom 13. Juni wiedergebe, scheinen daraus bedeutungsvoll, diejenige des Senators
Colijn und diejenige des Ministers Cork van der Linden. Die letzte besteht aus
. weiter nichts als aus einer Wiederholung der Greyschen Ausführungen, tue erste
verdient jedoch die größte Beachtung. , ^.

Um zu entscheiden, ob ein Völkerbund wünschenswert wäre, sagt ColM,
wäre es nötig, dieses Luftschloß besser zu kennen. Der Beitritt eines kleinen
Staates zu einer allgemeinen Staatengesellschaft hat den Nachteil, daß, wenn


Der Völkerbund

berechtigung in genügender Weise gewährleistet sind. Die nationale Eigenart der
Völker ist und bleibt die Grundlage fortschrittlicher Entwicklung. Unser Mensch¬
heitsideal ist ein durchaus föderatives und nicht ein kosmopolitisches."

„Die Notwendigkeit einer Neugestaltung der internationalen Beziehungen
wurde, wie schon betont, von den leitenden Staatsmännern der meisten krieg¬
führenden Staaten beider Lager und auch, von hervorragenden Staatsmännern
neutraler Staaten anerkannt und betont. Man weiß auch, daß in verschiedenen
Staaten bereits Kommissionen mit dem Studium dieser Fragen betraut worden
sind. Wir sind also nicht die ersten, welche solche Beschlüsse fassen. Bestimmte
Vorschläge von amtlicher Seite liegen bis heute nicht vor. Das ist wohl selbst¬
verständlich! denn es handelt sich hier um außerordentlich schwierige Fragen, mit
denen die Politiker und die Diplomaten bisher sich meist nicht mehr intensiv
befaßt haben. Dagegen ist eine große Arbeit geleistet worden von privaten Ge¬
lehrten und von Männern aus allen Schichten der Völker, die sich mit diesem
Gedanken befaßt haben. Ich möchte ausdrücklich betonen, daß nicht nur die
Studien der zünftigen Juristen und zünftigen Politiker in Frage kommen. Es
wäre nicht zu verantworten, wenn man nicht auch die zahlreichen und zum Teil
gedankenreichen Abhandlungen aus Laienkreisen berücksichtigen würde. Gewiß
finden sich in dieser Literatur sehr viele und zum Teil auffallende Entgleisungen.
Aber daneben enthalten diese Äußerungen aus privaten Kreisen wertvolle An¬
regungen, an denen man nicht ohne weiteres vorbeigehen darf."

„Ist die Friedenssicherung, d. h. die Versicherung eines Ausartens inter¬
nationaler Gegensätze zu gefährlichen Konflikten die Hauptaufgabe, so ist darüber
doch der Ausbau der zwischenstaatlichen Rechtsordnung im allgemeinen nicht zu
vernachlässigen. Das im Haag begonnene Werk muß planmäßig ausgebaut
werden. Und da möchte ich vor allem darauf hinweisen, daß es nichts nützt,
ja daß es nur schaden kann, wenn Scheingebilde allgemein verbindlicher Verträge,
welche keine Rücksicht nehmen auf das Mögliche und auf die gegebenen natür¬
lichen Verhältnisse, abgeschlossen werden. Die Erfahrung lehrt ja, daß sie doch,
nicht gehalten werden. Die Völker sind in ihrer Eigenart, in ihrer Entwicklung
und in ihren Bedürfnissen zu verschieden, als daß man ihnen ohne zwingende
Notwendigkeit eine äußere Einheitlichkeit aufdrängen dürfte. Nicht äußere Ein¬
heitlichkeit, sondern Sicherung der friedlichen auf Arbeit und nicht auf Ausnützung
politischer Vorteile sich gründenden Entwicklung jedes Volkes muß das Losungs¬
wort sein. In dieser Hinsicht kann es zweckmäßig sein, gewisse Grundrechte der
Staaten zu sichern; ich denke dabei z. B. an die Sicherung der Zugänge zu und
von dem großen Verkehrsweg des Meeres."

„Eines darf man nicht vergessen: den Zusammenhang von innerer und
äußerer Politik. Wie die kriegerischen Ereignisse störend und hemmend in die
innerstaatliche soziale Entwicklung eingreifen, so kann auch nicht erwartet werden,
daß unter den Staaten Friede dauernd bestehe, wenn unter den verschiedenen
Gliedern und Klassen der einzelnen Völker ein rücksichtsloser Kampf um Gewinn
und Übermacht herrscht. Diese Erkenntnis sollte die künftige nationale und inter¬
nationale Politik beherrschen." ,

Der bekannte Völkerrechtslehrer Professor Huber, der auf der zweiten Haager
Friedenskonferenz Vertreter der Schweiz gewesen ist, ist vom Schweizer National¬
rat beauftragt worden, einen Rapport über die Frage zu erstatten.

In Holland hat ebenfalls eine Diskussion im Senat über das Thema des
Völkerbundes stattgefunden. Zwei Äußerungen, die ich nach der „Humamtö"
vom 13. Juni wiedergebe, scheinen daraus bedeutungsvoll, diejenige des Senators
Colijn und diejenige des Ministers Cork van der Linden. Die letzte besteht aus
. weiter nichts als aus einer Wiederholung der Greyschen Ausführungen, tue erste
verdient jedoch die größte Beachtung. , ^.

Um zu entscheiden, ob ein Völkerbund wünschenswert wäre, sagt ColM,
wäre es nötig, dieses Luftschloß besser zu kennen. Der Beitritt eines kleinen
Staates zu einer allgemeinen Staatengesellschaft hat den Nachteil, daß, wenn


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[0229] Der Völkerbund berechtigung in genügender Weise gewährleistet sind. Die nationale Eigenart der Völker ist und bleibt die Grundlage fortschrittlicher Entwicklung. Unser Mensch¬ heitsideal ist ein durchaus föderatives und nicht ein kosmopolitisches." „Die Notwendigkeit einer Neugestaltung der internationalen Beziehungen wurde, wie schon betont, von den leitenden Staatsmännern der meisten krieg¬ führenden Staaten beider Lager und auch, von hervorragenden Staatsmännern neutraler Staaten anerkannt und betont. Man weiß auch, daß in verschiedenen Staaten bereits Kommissionen mit dem Studium dieser Fragen betraut worden sind. Wir sind also nicht die ersten, welche solche Beschlüsse fassen. Bestimmte Vorschläge von amtlicher Seite liegen bis heute nicht vor. Das ist wohl selbst¬ verständlich! denn es handelt sich hier um außerordentlich schwierige Fragen, mit denen die Politiker und die Diplomaten bisher sich meist nicht mehr intensiv befaßt haben. Dagegen ist eine große Arbeit geleistet worden von privaten Ge¬ lehrten und von Männern aus allen Schichten der Völker, die sich mit diesem Gedanken befaßt haben. Ich möchte ausdrücklich betonen, daß nicht nur die Studien der zünftigen Juristen und zünftigen Politiker in Frage kommen. Es wäre nicht zu verantworten, wenn man nicht auch die zahlreichen und zum Teil gedankenreichen Abhandlungen aus Laienkreisen berücksichtigen würde. Gewiß finden sich in dieser Literatur sehr viele und zum Teil auffallende Entgleisungen. Aber daneben enthalten diese Äußerungen aus privaten Kreisen wertvolle An¬ regungen, an denen man nicht ohne weiteres vorbeigehen darf." „Ist die Friedenssicherung, d. h. die Versicherung eines Ausartens inter¬ nationaler Gegensätze zu gefährlichen Konflikten die Hauptaufgabe, so ist darüber doch der Ausbau der zwischenstaatlichen Rechtsordnung im allgemeinen nicht zu vernachlässigen. Das im Haag begonnene Werk muß planmäßig ausgebaut werden. Und da möchte ich vor allem darauf hinweisen, daß es nichts nützt, ja daß es nur schaden kann, wenn Scheingebilde allgemein verbindlicher Verträge, welche keine Rücksicht nehmen auf das Mögliche und auf die gegebenen natür¬ lichen Verhältnisse, abgeschlossen werden. Die Erfahrung lehrt ja, daß sie doch, nicht gehalten werden. Die Völker sind in ihrer Eigenart, in ihrer Entwicklung und in ihren Bedürfnissen zu verschieden, als daß man ihnen ohne zwingende Notwendigkeit eine äußere Einheitlichkeit aufdrängen dürfte. Nicht äußere Ein¬ heitlichkeit, sondern Sicherung der friedlichen auf Arbeit und nicht auf Ausnützung politischer Vorteile sich gründenden Entwicklung jedes Volkes muß das Losungs¬ wort sein. In dieser Hinsicht kann es zweckmäßig sein, gewisse Grundrechte der Staaten zu sichern; ich denke dabei z. B. an die Sicherung der Zugänge zu und von dem großen Verkehrsweg des Meeres." „Eines darf man nicht vergessen: den Zusammenhang von innerer und äußerer Politik. Wie die kriegerischen Ereignisse störend und hemmend in die innerstaatliche soziale Entwicklung eingreifen, so kann auch nicht erwartet werden, daß unter den Staaten Friede dauernd bestehe, wenn unter den verschiedenen Gliedern und Klassen der einzelnen Völker ein rücksichtsloser Kampf um Gewinn und Übermacht herrscht. Diese Erkenntnis sollte die künftige nationale und inter¬ nationale Politik beherrschen." , Der bekannte Völkerrechtslehrer Professor Huber, der auf der zweiten Haager Friedenskonferenz Vertreter der Schweiz gewesen ist, ist vom Schweizer National¬ rat beauftragt worden, einen Rapport über die Frage zu erstatten. In Holland hat ebenfalls eine Diskussion im Senat über das Thema des Völkerbundes stattgefunden. Zwei Äußerungen, die ich nach der „Humamtö" vom 13. Juni wiedergebe, scheinen daraus bedeutungsvoll, diejenige des Senators Colijn und diejenige des Ministers Cork van der Linden. Die letzte besteht aus . weiter nichts als aus einer Wiederholung der Greyschen Ausführungen, tue erste verdient jedoch die größte Beachtung. , ^. Um zu entscheiden, ob ein Völkerbund wünschenswert wäre, sagt ColM, wäre es nötig, dieses Luftschloß besser zu kennen. Der Beitritt eines kleinen Staates zu einer allgemeinen Staatengesellschaft hat den Nachteil, daß, wenn

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/229>, abgerufen am 24.07.2024.