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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Materialien zur Polenpolitik

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denn sie zeugen von großem Interesse für
unsere Provinz. Was wir jedoch noch denk"
licher hervorheben wollen, das ist seine Mei¬
nung, daß man durchaus danach streben müsse,
für die Provinz Westpreußen eine ähnliche
Zentrale zu schaffen, wie es Posen für die
Provinz Posen ist.

Eine solche Zentrale ist für Westpreußen
durchaus notwendig. ... Es genügt nicht,
nur festzustellen, daß Danzig schlecht gelegen
ist, und damit aufzuhören. Damit werden
wir nichts ändern. Wir' sollten uns bemühen,
die für uns ungünstigen Verhältnisse zu
ändern. . . . Man muß also vor allem da¬
nach streben, hier in Danzig den örtlichen
Umgang der Polen unter sich zu jördern.
Vor dem Kriege ist hier wenig geschehen.
Nur einzelne waren am Orte tätig . . . willig
zwar, aber weniger vermögend, da wenig
besitzend -- und vor allem weniger zu jener
Tätigkeit fähig, da sie selbst zu wenig Bil¬
dung besaßen . . . Der Radius von Danzig
bis Thorn beträgt schon 150 Kilometer. Auf
diese Entfernung also müßte Danzig seine
Wirkung ausüben I

Laßt uns nun die Reihe der Blätter, die
in Posen erscheinen, in Betracht ziehen. M
gibt ihrer dort an ein Dutzend. Sie alle
bilden den nationalen Geist. Sie sind die
Erklärer des Gedankens und wirken auf die
in 100 Kilometer weiter Entfernung woh¬
nende Bevölkerung im hohen Maße ein.

Wie ist es indessen in Danzig?

Statt einer bedeutenderen Polnischen Tages¬
zeitung, die unsere Provinz eher informieren
könnte als die Posener Blätter, wird nur die
bescheidene "Gazeta Gdanska" herausgegeben,
ein Volksblättchen, das dreimal wöchentlich
erscheint.

Wie kann man da der deutschen Presse
entgegenwirken, die aus drei größeren deut¬
schen Blättern besteht: dem Zenlrumsblatt,
der "Westpreußischen", der liberalen "Dan-
ziger Zeitung" und der in riesiger Auflage
erscheinenden und uns Polen besonders ab¬
geneigten "Danziger Neuesten Nachrichten"?
"

Somit ist hier in, Danzigeine polnische,
gut fundierte Tageszeitung durchaus not¬
wendig. Sie würde unzweifelhaft zum Rück¬
grat des ganzen polnischen Lebens nicht nur

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in Danzig selbst, sondern auch in ganz West-
preutzen werden."

Die Lösung der Polenfrage.

Die "Köl¬
nische Ztg." vom 12. August d. I. Ur. 741
läßt sich aus Warschau unter dem 1V. August
telegraphieren: "Die Rede des Landwirt-
schostsministersDzierzbickiin der letzten Staats¬
ratssitzung gibt der Polnischen Staatszeitung
"Monitor Polski" Anlaß zu einem Leitartikel,
der 'die Rede als eine deutliche Erklärung
bezeichnet, daß die Polen bereit seien, sich den
Mittemächten zu nähern. Der Wille dazu,
so führt das Blatt aus. mangele den Polen
nicht; kein real denkender Pole würde eine
Verständigung auf Grund des Satzes "6o
ut 6es" ausschlagen. Doch dazu gehöre ein
kräftiger, vernünftiger und vertrauenerweckender
Entschluß. Der Minister Dzierzbicki wendet
sich in seiner Rede nicht nur an die Polen,
sondern auch an die Außenstehenden und ent¬
reißt den polenfeindlichen Elementen die Waffe,
welche der immer noch gern vorgehaltene Be¬
weisgrund einer angeblich unklaren Haltung
der Polen liefert. Die Haltung der Polen
ist klar, nur muß das polnische Volk wissen,
daß alles, was eS zu tun hat, ihm Freiheit
bringen wird. Der Weg zur Verständigung
mit den Polen und zur Gewinnung ihres
Vertrauens steht offen, doch muß man be¬
rücksichtigen, daß es sich hier darum handelt,
das ganze Volk zu überzeugen. Dazu ge¬
nügen weder halbe Mittel, noch diplo¬
matische Züge."

Die "Kreuzzeitung" schreibt in Ur. 418
vom 17. August: "Zu den Besprechungen, die
im Großen Hauptquartier über die Regelung
der polnischen Frage stattgefunden haben,
bringt die "Kölnische Zeitung eine Auslassung,
die zu neuen Zweifeln Anlaß gibt. Ging die
allgemeine Annahme dahin, daß die Schaffung
eines selbständigen Königreichs Polen in enger
Anlehnung an beide Mittemächte, besonders
auch an Deutschland, beschlossen worden und
damit die sogenannte austropolnische Lösung
endgültig fallen gelassen worden sei, eine
Vermutung, der eine Berliner Meldung der
"Kölnischen Zeitung" selbst Nichtigkeit zu¬
sprechen zu sollen glaubte, so I will eine spätere
Berliner Meldung des Blattes es nur als
feststehend ansehen, daß eine Verständigung

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Materialien zur Polenpolitik

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denn sie zeugen von großem Interesse für
unsere Provinz. Was wir jedoch noch denk»
licher hervorheben wollen, das ist seine Mei¬
nung, daß man durchaus danach streben müsse,
für die Provinz Westpreußen eine ähnliche
Zentrale zu schaffen, wie es Posen für die
Provinz Posen ist.

Eine solche Zentrale ist für Westpreußen
durchaus notwendig. ... Es genügt nicht,
nur festzustellen, daß Danzig schlecht gelegen
ist, und damit aufzuhören. Damit werden
wir nichts ändern. Wir' sollten uns bemühen,
die für uns ungünstigen Verhältnisse zu
ändern. . . . Man muß also vor allem da¬
nach streben, hier in Danzig den örtlichen
Umgang der Polen unter sich zu jördern.
Vor dem Kriege ist hier wenig geschehen.
Nur einzelne waren am Orte tätig . . . willig
zwar, aber weniger vermögend, da wenig
besitzend — und vor allem weniger zu jener
Tätigkeit fähig, da sie selbst zu wenig Bil¬
dung besaßen . . . Der Radius von Danzig
bis Thorn beträgt schon 150 Kilometer. Auf
diese Entfernung also müßte Danzig seine
Wirkung ausüben I

Laßt uns nun die Reihe der Blätter, die
in Posen erscheinen, in Betracht ziehen. M
gibt ihrer dort an ein Dutzend. Sie alle
bilden den nationalen Geist. Sie sind die
Erklärer des Gedankens und wirken auf die
in 100 Kilometer weiter Entfernung woh¬
nende Bevölkerung im hohen Maße ein.

Wie ist es indessen in Danzig?

Statt einer bedeutenderen Polnischen Tages¬
zeitung, die unsere Provinz eher informieren
könnte als die Posener Blätter, wird nur die
bescheidene „Gazeta Gdanska" herausgegeben,
ein Volksblättchen, das dreimal wöchentlich
erscheint.

Wie kann man da der deutschen Presse
entgegenwirken, die aus drei größeren deut¬
schen Blättern besteht: dem Zenlrumsblatt,
der „Westpreußischen", der liberalen „Dan-
ziger Zeitung" und der in riesiger Auflage
erscheinenden und uns Polen besonders ab¬
geneigten „Danziger Neuesten Nachrichten"?
"

Somit ist hier in, Danzigeine polnische,
gut fundierte Tageszeitung durchaus not¬
wendig. Sie würde unzweifelhaft zum Rück¬
grat des ganzen polnischen Lebens nicht nur

[Spaltenumbruch]

in Danzig selbst, sondern auch in ganz West-
preutzen werden."

Die Lösung der Polenfrage.

Die „Köl¬
nische Ztg." vom 12. August d. I. Ur. 741
läßt sich aus Warschau unter dem 1V. August
telegraphieren: „Die Rede des Landwirt-
schostsministersDzierzbickiin der letzten Staats¬
ratssitzung gibt der Polnischen Staatszeitung
„Monitor Polski" Anlaß zu einem Leitartikel,
der 'die Rede als eine deutliche Erklärung
bezeichnet, daß die Polen bereit seien, sich den
Mittemächten zu nähern. Der Wille dazu,
so führt das Blatt aus. mangele den Polen
nicht; kein real denkender Pole würde eine
Verständigung auf Grund des Satzes „6o
ut 6es" ausschlagen. Doch dazu gehöre ein
kräftiger, vernünftiger und vertrauenerweckender
Entschluß. Der Minister Dzierzbicki wendet
sich in seiner Rede nicht nur an die Polen,
sondern auch an die Außenstehenden und ent¬
reißt den polenfeindlichen Elementen die Waffe,
welche der immer noch gern vorgehaltene Be¬
weisgrund einer angeblich unklaren Haltung
der Polen liefert. Die Haltung der Polen
ist klar, nur muß das polnische Volk wissen,
daß alles, was eS zu tun hat, ihm Freiheit
bringen wird. Der Weg zur Verständigung
mit den Polen und zur Gewinnung ihres
Vertrauens steht offen, doch muß man be¬
rücksichtigen, daß es sich hier darum handelt,
das ganze Volk zu überzeugen. Dazu ge¬
nügen weder halbe Mittel, noch diplo¬
matische Züge."

Die „Kreuzzeitung" schreibt in Ur. 418
vom 17. August: „Zu den Besprechungen, die
im Großen Hauptquartier über die Regelung
der polnischen Frage stattgefunden haben,
bringt die „Kölnische Zeitung eine Auslassung,
die zu neuen Zweifeln Anlaß gibt. Ging die
allgemeine Annahme dahin, daß die Schaffung
eines selbständigen Königreichs Polen in enger
Anlehnung an beide Mittemächte, besonders
auch an Deutschland, beschlossen worden und
damit die sogenannte austropolnische Lösung
endgültig fallen gelassen worden sei, eine
Vermutung, der eine Berliner Meldung der
„Kölnischen Zeitung" selbst Nichtigkeit zu¬
sprechen zu sollen glaubte, so I will eine spätere
Berliner Meldung des Blattes es nur als
feststehend ansehen, daß eine Verständigung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/216>, abgerufen am 04.07.2024.