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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.

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Der Friede mit Rumänien

Treiben Einhalt zu gebieten, mußte in Beßarabien eingerückt und dies von den
Russen gesäubert werden. Die rumänische Armee war dabei durchaus nicht un¬
bedingt sicher; sie wurde nur durch die Offiziere der französischen Armee zusammen¬
gehalten. Als diese am 6. März nach Moskau abgereist waren, stellten die
Mannschaften keine Truppe mehr dar, die für König Ferdinands Thron bereit ge¬
wesen wäre, zu bluten. Doch auch wenn sich die Rumänen hätten schlagen wollen,
befanden sie sich in einer so verzweifelten strategischen Lage, daß sie, von drei
Seiten umfaßt, nur hätten nach Rußland übertreten können oder sich vernichten
lassen, um die Flucht des Königs zu decken. Gewiß hätte eine solche Ab¬
wicklung der rumänischen Frage uns gezwungen, das Land erst einmal zu
erobern, den Frieden mit unsern alten Freunden in Bukarest zu schließen und
dann mit diesem gemeinsam in durchaus vertrauensvollen Beziehungen den
Staat innerlich wieder aufzubauen. Diese unsere Freunde wären dann frei¬
lich mit dem Friedensschluß und Gebietsverlust belastet worden und hätten
entsprechende Feindschaften im eigenen Lande zu überwinden gehabt. Aber es
wäre auch reiner Tisch gemacht worden und die verbündeten Monarchien wären offen
vor aller Well abgerückt von einem Schädling; moralische Faktoren von hohem poli¬
tischen Wert wären gewonnen gewesen und hätten beigetragen zu einer schnelleren
Heilung der schweren Wunden, die der Verrat Ferdinands den vertrauensvollen Be¬
ziehungen der Völker geschlagen hat. Eine solche gradlinige Politik war um so mehr
geboten, als die Abmachungen aller Art, die wir mit den Rumänen zu treffen
haben, Rumänien in eine enge, aus vertrauensvoller Zusammenarbeit beruhende
Verbindung mit uns führen soll und dem Lande solchen Nutzen bringen, daß
der Wunsch, von den Mittemächten unabhängig zu werden, nicht erst entsteht.

Der Wunsch, formale Schwierigkeiten zu beseitigen, die geeignet sind, den
Friedensschluß zu verzögern, oder wie bei Serbien und Montenegro überhaupt
zu verhindern, leuchtet natürlich ein. Die Frage ist nur, ob die Beschleunigung
des Friedensschlusses, die tatsächlich auf dem von unseren Unterhändlern gewählten
Wege möglich geworden ist, dem gebrachten Opfer gleichwertig ist. In Rumänien
arbeitete schon während des Kriegszustandes die gehaltne rumänische Verwaltung
unter militärischer Führung. Um den Preis des Ferdinand ledig zu werden und
bald zur Wahl eines anderen Königs schreiten zu können, hätten die Rumänen,
wie sie es jetzt getan, sich die militärische Besetzung sicher solange gefallen lassen,
bis alle Folgen des Krieges ausgeglichen und unsere Forderungen sicher ge¬
stellt wären.

Es hat auch den Anschein, als wenn den Unterhändlern der Mittemächte
die hier besprochenen Gründe als Entschuldigung für ihre Taktik in der Königs¬
frage nicht ganz genügten. Wir haben in diesem Zusammenhange einen Hinweis
gehört, der so klingt, als wenn auf den König Ferdinand Rücksicht genommen
werden müsse, weil er ein Hohenzoller sei. Es mag dies eine ganz brauchbare
Formel für die Diplomaten sein, um die Gründe ihrer Handlungen zu ver¬
schleiern. Ganz abgesehen davon, daß sie in unserer aufgeklärten Zeit, angesichts
der tatsächlichen Verhältnisse, die am rumänischen Königshofe in jeder Beziehung
herrschten, doch recht gefährlich ist, würde ihre Anwendung zur notwendigen
Folge haben, daß unsere Besatzungstruppen sich um des Königs Willen in die
inneren Angelegenheiten Rumäniens einmischen, was doch angeblich gerade durch
die Duldung Ferdinands auf dem Thron vermieden werden soll. Im übrigen
ist jede Unterstützung Ferdinands gerade vom monarchischen Standpunkt aus zu
verwerfen. Um gerade in diesem Punkte keine Verwirrung aufkommen zu lassen,
ist es gut, die Meinung zu kennen, die führende Rumänen von der Haltung ihres
Königs haben. Der frühere rumänische Gesandte am Berliner Hofe, Herr
Dr. Beldiman, wehrte eine Verteidigung König Ferdinands in der Bukarests
Zeitung "Lumina" unter anderem mit den Worten ab: "Im Namen des gesamten
politischen Erbes unserer Nation müssen wir energisch gegen diese freche Entstellung
der Wirklichkeit Einspruch erhebenI In der tiefen Überzeugung, daß wir dieses Erbe
vertreten, erklären wir. daß König Ferdinand, indem er sich dazu hergab, der Mit-


Der Friede mit Rumänien

Treiben Einhalt zu gebieten, mußte in Beßarabien eingerückt und dies von den
Russen gesäubert werden. Die rumänische Armee war dabei durchaus nicht un¬
bedingt sicher; sie wurde nur durch die Offiziere der französischen Armee zusammen¬
gehalten. Als diese am 6. März nach Moskau abgereist waren, stellten die
Mannschaften keine Truppe mehr dar, die für König Ferdinands Thron bereit ge¬
wesen wäre, zu bluten. Doch auch wenn sich die Rumänen hätten schlagen wollen,
befanden sie sich in einer so verzweifelten strategischen Lage, daß sie, von drei
Seiten umfaßt, nur hätten nach Rußland übertreten können oder sich vernichten
lassen, um die Flucht des Königs zu decken. Gewiß hätte eine solche Ab¬
wicklung der rumänischen Frage uns gezwungen, das Land erst einmal zu
erobern, den Frieden mit unsern alten Freunden in Bukarest zu schließen und
dann mit diesem gemeinsam in durchaus vertrauensvollen Beziehungen den
Staat innerlich wieder aufzubauen. Diese unsere Freunde wären dann frei¬
lich mit dem Friedensschluß und Gebietsverlust belastet worden und hätten
entsprechende Feindschaften im eigenen Lande zu überwinden gehabt. Aber es
wäre auch reiner Tisch gemacht worden und die verbündeten Monarchien wären offen
vor aller Well abgerückt von einem Schädling; moralische Faktoren von hohem poli¬
tischen Wert wären gewonnen gewesen und hätten beigetragen zu einer schnelleren
Heilung der schweren Wunden, die der Verrat Ferdinands den vertrauensvollen Be¬
ziehungen der Völker geschlagen hat. Eine solche gradlinige Politik war um so mehr
geboten, als die Abmachungen aller Art, die wir mit den Rumänen zu treffen
haben, Rumänien in eine enge, aus vertrauensvoller Zusammenarbeit beruhende
Verbindung mit uns führen soll und dem Lande solchen Nutzen bringen, daß
der Wunsch, von den Mittemächten unabhängig zu werden, nicht erst entsteht.

Der Wunsch, formale Schwierigkeiten zu beseitigen, die geeignet sind, den
Friedensschluß zu verzögern, oder wie bei Serbien und Montenegro überhaupt
zu verhindern, leuchtet natürlich ein. Die Frage ist nur, ob die Beschleunigung
des Friedensschlusses, die tatsächlich auf dem von unseren Unterhändlern gewählten
Wege möglich geworden ist, dem gebrachten Opfer gleichwertig ist. In Rumänien
arbeitete schon während des Kriegszustandes die gehaltne rumänische Verwaltung
unter militärischer Führung. Um den Preis des Ferdinand ledig zu werden und
bald zur Wahl eines anderen Königs schreiten zu können, hätten die Rumänen,
wie sie es jetzt getan, sich die militärische Besetzung sicher solange gefallen lassen,
bis alle Folgen des Krieges ausgeglichen und unsere Forderungen sicher ge¬
stellt wären.

Es hat auch den Anschein, als wenn den Unterhändlern der Mittemächte
die hier besprochenen Gründe als Entschuldigung für ihre Taktik in der Königs¬
frage nicht ganz genügten. Wir haben in diesem Zusammenhange einen Hinweis
gehört, der so klingt, als wenn auf den König Ferdinand Rücksicht genommen
werden müsse, weil er ein Hohenzoller sei. Es mag dies eine ganz brauchbare
Formel für die Diplomaten sein, um die Gründe ihrer Handlungen zu ver¬
schleiern. Ganz abgesehen davon, daß sie in unserer aufgeklärten Zeit, angesichts
der tatsächlichen Verhältnisse, die am rumänischen Königshofe in jeder Beziehung
herrschten, doch recht gefährlich ist, würde ihre Anwendung zur notwendigen
Folge haben, daß unsere Besatzungstruppen sich um des Königs Willen in die
inneren Angelegenheiten Rumäniens einmischen, was doch angeblich gerade durch
die Duldung Ferdinands auf dem Thron vermieden werden soll. Im übrigen
ist jede Unterstützung Ferdinands gerade vom monarchischen Standpunkt aus zu
verwerfen. Um gerade in diesem Punkte keine Verwirrung aufkommen zu lassen,
ist es gut, die Meinung zu kennen, die führende Rumänen von der Haltung ihres
Königs haben. Der frühere rumänische Gesandte am Berliner Hofe, Herr
Dr. Beldiman, wehrte eine Verteidigung König Ferdinands in der Bukarests
Zeitung „Lumina" unter anderem mit den Worten ab: „Im Namen des gesamten
politischen Erbes unserer Nation müssen wir energisch gegen diese freche Entstellung
der Wirklichkeit Einspruch erhebenI In der tiefen Überzeugung, daß wir dieses Erbe
vertreten, erklären wir. daß König Ferdinand, indem er sich dazu hergab, der Mit-


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[0066] Der Friede mit Rumänien Treiben Einhalt zu gebieten, mußte in Beßarabien eingerückt und dies von den Russen gesäubert werden. Die rumänische Armee war dabei durchaus nicht un¬ bedingt sicher; sie wurde nur durch die Offiziere der französischen Armee zusammen¬ gehalten. Als diese am 6. März nach Moskau abgereist waren, stellten die Mannschaften keine Truppe mehr dar, die für König Ferdinands Thron bereit ge¬ wesen wäre, zu bluten. Doch auch wenn sich die Rumänen hätten schlagen wollen, befanden sie sich in einer so verzweifelten strategischen Lage, daß sie, von drei Seiten umfaßt, nur hätten nach Rußland übertreten können oder sich vernichten lassen, um die Flucht des Königs zu decken. Gewiß hätte eine solche Ab¬ wicklung der rumänischen Frage uns gezwungen, das Land erst einmal zu erobern, den Frieden mit unsern alten Freunden in Bukarest zu schließen und dann mit diesem gemeinsam in durchaus vertrauensvollen Beziehungen den Staat innerlich wieder aufzubauen. Diese unsere Freunde wären dann frei¬ lich mit dem Friedensschluß und Gebietsverlust belastet worden und hätten entsprechende Feindschaften im eigenen Lande zu überwinden gehabt. Aber es wäre auch reiner Tisch gemacht worden und die verbündeten Monarchien wären offen vor aller Well abgerückt von einem Schädling; moralische Faktoren von hohem poli¬ tischen Wert wären gewonnen gewesen und hätten beigetragen zu einer schnelleren Heilung der schweren Wunden, die der Verrat Ferdinands den vertrauensvollen Be¬ ziehungen der Völker geschlagen hat. Eine solche gradlinige Politik war um so mehr geboten, als die Abmachungen aller Art, die wir mit den Rumänen zu treffen haben, Rumänien in eine enge, aus vertrauensvoller Zusammenarbeit beruhende Verbindung mit uns führen soll und dem Lande solchen Nutzen bringen, daß der Wunsch, von den Mittemächten unabhängig zu werden, nicht erst entsteht. Der Wunsch, formale Schwierigkeiten zu beseitigen, die geeignet sind, den Friedensschluß zu verzögern, oder wie bei Serbien und Montenegro überhaupt zu verhindern, leuchtet natürlich ein. Die Frage ist nur, ob die Beschleunigung des Friedensschlusses, die tatsächlich auf dem von unseren Unterhändlern gewählten Wege möglich geworden ist, dem gebrachten Opfer gleichwertig ist. In Rumänien arbeitete schon während des Kriegszustandes die gehaltne rumänische Verwaltung unter militärischer Führung. Um den Preis des Ferdinand ledig zu werden und bald zur Wahl eines anderen Königs schreiten zu können, hätten die Rumänen, wie sie es jetzt getan, sich die militärische Besetzung sicher solange gefallen lassen, bis alle Folgen des Krieges ausgeglichen und unsere Forderungen sicher ge¬ stellt wären. Es hat auch den Anschein, als wenn den Unterhändlern der Mittemächte die hier besprochenen Gründe als Entschuldigung für ihre Taktik in der Königs¬ frage nicht ganz genügten. Wir haben in diesem Zusammenhange einen Hinweis gehört, der so klingt, als wenn auf den König Ferdinand Rücksicht genommen werden müsse, weil er ein Hohenzoller sei. Es mag dies eine ganz brauchbare Formel für die Diplomaten sein, um die Gründe ihrer Handlungen zu ver¬ schleiern. Ganz abgesehen davon, daß sie in unserer aufgeklärten Zeit, angesichts der tatsächlichen Verhältnisse, die am rumänischen Königshofe in jeder Beziehung herrschten, doch recht gefährlich ist, würde ihre Anwendung zur notwendigen Folge haben, daß unsere Besatzungstruppen sich um des Königs Willen in die inneren Angelegenheiten Rumäniens einmischen, was doch angeblich gerade durch die Duldung Ferdinands auf dem Thron vermieden werden soll. Im übrigen ist jede Unterstützung Ferdinands gerade vom monarchischen Standpunkt aus zu verwerfen. Um gerade in diesem Punkte keine Verwirrung aufkommen zu lassen, ist es gut, die Meinung zu kennen, die führende Rumänen von der Haltung ihres Königs haben. Der frühere rumänische Gesandte am Berliner Hofe, Herr Dr. Beldiman, wehrte eine Verteidigung König Ferdinands in der Bukarests Zeitung „Lumina" unter anderem mit den Worten ab: „Im Namen des gesamten politischen Erbes unserer Nation müssen wir energisch gegen diese freche Entstellung der Wirklichkeit Einspruch erhebenI In der tiefen Überzeugung, daß wir dieses Erbe vertreten, erklären wir. daß König Ferdinand, indem er sich dazu hergab, der Mit-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/66>, abgerufen am 26.06.2024.