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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.

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Der deutsch-russische Rückversicherungsvertrag

Onkel, so erfaßte auch den Zaren, dem die Wiener Abmachungen vertraulich all>
geteilt worden waren, Schwermut über das Geschehene. Er bereute den Brief,
den er an den deutschen Kaiser geschrieben: "Ich muß gestehen, eine Dummheit
> begangen zu haben," äußerte er freimütig. Aber die Dinge waren nicht mehr
ungeschehen zu machen, und jetzt setzte mit verdoppelter Kraft in Nußland unter
der Form der panslawistischen Propaganda eine Bewegung ein, die ganz offen¬
sichtlich auf die Verbindung mit Frankreich und die gewaltsame Abrechnung mit
Deutschland, das als Freund der Donaumonarchie und als angeblicher Beschützer der
Türkei doppelt verabscheut wurde, lossteuerte. Je trüber sich die inneren Verhältnisse
in Rußland gestalteten, um so mächtiger setzte diese friedcnstörende Bewegung ein.
Mit ihr verbanden sich jene dunklen Kräfte, die in einem Kriege und einer russi-
' sehen Niederlage die einzige Möglichkeit sahen, die autokratische Verfassung des
Reiches von Grund aus umzugestalten.

Fürst Bismarck hatte mit dem österreichischen Bündnis nicht nur die deutsche
Widerstandskraft stärken und sichern wollen, es war ihm natürlich auch darum
zu ,tun, der Möglichkeit einer Hinneigung Österreich-Ungarns zu Rußland, die
durch den starken slawischen Teil der Donaumonarchie begünstigt, wurde, zuvor¬
zukommen. In vorderster Linie' aber stand ihm immer die Erhaltung des Friedens.
. Er ließ daher auch in Wien keinen Zweifel, daß er für eine Vetütigung der öster¬
reichischen Politik im Orient, die den Frieden gefährden könne, nicht zu haben
sei. Auf der anderen Seite war die persönliche Neigung deV Zaren, bei dem die
Erinnerung an gemeinsame, besonders die monarchischen Interessen ihre Wirkung
nicht verfehlte, dem Gedanken einer Verständigung förderlich. Dazu kam für
.Nußland ein weiteres wichtiges Moment. Die Beziehungen zu England waren
seit der drohenden Haltung, die diese Macht während des ganzen Türkenkrieges
beobachtet hatte und die sich auch bei den Verhandlungen des Berliner Kongresses
nicht verleugnete, sehr gespannt. Sie wurden jetzt verschärft durch die MWisätze,
die zwischen den beiden Großmächten wegen der Vorgänge in Zentralcisien ent¬
standen. Es ist sehr wesentlich diese Besorgnis vor der englischen'Tefahr.'die die
russische Politik bestimmte, sich wieder Deutschland zu nähern und dort Sicherung
gegen eine etwaige Koalition zu suchen. Der russische Botschafter Saburoff erhielt
den Auftrag -- im Frühjahr 188V --, mit dem deutschen Kanzler Fühlung wegen
eines Abkommens zu nehmen, das besonders die Fragen des Orients regeln sollte.
Fürst Bismarck nahui diese Eröffnungen zunächst nur mit halbem Ohr auf. Er
wies aber sogleich auf die Notwendigkeit hin, daß für eine solche Verständigung
die Zuziehung Österreich-Ungarns notwendig sei. Nunmehr legte Saburoff den
Entwurf eines Abkommens vor, gegen den Fürst Bismarck nur weniges einzu¬
wenden hatte, vorausgesetzt, daß der mit Deutschland verbündete Staat damit
einverstanden sei.

Fürst Bismarck hat sich nun eifrig bemüht, die Wiener Regierung zum An¬
schluß zu bewegen. Er war sich bewußt geworden, daß ein solcher Zusammen-
schluß, wenn er auch nicht den früheren Dreikaiserbund bedeutete, der Aufrecht¬
erhaltung des Friedens sehr förderlich fein könne. MZr...e.r. bMegnete in Wien
Zunächst.dem stärksten Widerstreben. Man war dort von solchemMMMm^eDi.
alles, was" von' Petersburg kam,'erfüllt, daß die Bemühungen des Botschafters
Prinzen Reuß auf Abneigung stießen. Es hat langer "Einwirkung bedurft, bevor
Minister von Haimerle sich entschloß, den deutschen Überredungen nachzugeben,
und wenn er es^ tat, so war es sicherlich das Vertrauen in die Staatskunst
des deutschen Kanzlers, das ihn wegen der Folgen beruhigte. Er wolle gern,
erklärte er, den Hauptkern des Abkommens, die Friedenssichcrung, annehmen, aber
jeder Bindung auf dem Balkan war er abhold. Schließlich gelang es der Ver-
MstMrrM'Ach Furfleis^ Abneigung zu überwinden und
"as dreiseitige Abkommen, das die Nachwelt mit dem Namen HM.MmkoeMche-
JUnOnenragcs bezeichnet Hai, zustande zu bringen: es wurde für drei Jahre, von
Juni 1831 ab laufend, abgeschlossen. Alexander der Zweite erlebte den Abschluß
nicht mehr, er war kurz vorher den Bomben der Nihilisten erlegen. Auch der


Der deutsch-russische Rückversicherungsvertrag

Onkel, so erfaßte auch den Zaren, dem die Wiener Abmachungen vertraulich all>
geteilt worden waren, Schwermut über das Geschehene. Er bereute den Brief,
den er an den deutschen Kaiser geschrieben: „Ich muß gestehen, eine Dummheit
> begangen zu haben," äußerte er freimütig. Aber die Dinge waren nicht mehr
ungeschehen zu machen, und jetzt setzte mit verdoppelter Kraft in Nußland unter
der Form der panslawistischen Propaganda eine Bewegung ein, die ganz offen¬
sichtlich auf die Verbindung mit Frankreich und die gewaltsame Abrechnung mit
Deutschland, das als Freund der Donaumonarchie und als angeblicher Beschützer der
Türkei doppelt verabscheut wurde, lossteuerte. Je trüber sich die inneren Verhältnisse
in Rußland gestalteten, um so mächtiger setzte diese friedcnstörende Bewegung ein.
Mit ihr verbanden sich jene dunklen Kräfte, die in einem Kriege und einer russi-
' sehen Niederlage die einzige Möglichkeit sahen, die autokratische Verfassung des
Reiches von Grund aus umzugestalten.

Fürst Bismarck hatte mit dem österreichischen Bündnis nicht nur die deutsche
Widerstandskraft stärken und sichern wollen, es war ihm natürlich auch darum
zu ,tun, der Möglichkeit einer Hinneigung Österreich-Ungarns zu Rußland, die
durch den starken slawischen Teil der Donaumonarchie begünstigt, wurde, zuvor¬
zukommen. In vorderster Linie' aber stand ihm immer die Erhaltung des Friedens.
. Er ließ daher auch in Wien keinen Zweifel, daß er für eine Vetütigung der öster¬
reichischen Politik im Orient, die den Frieden gefährden könne, nicht zu haben
sei. Auf der anderen Seite war die persönliche Neigung deV Zaren, bei dem die
Erinnerung an gemeinsame, besonders die monarchischen Interessen ihre Wirkung
nicht verfehlte, dem Gedanken einer Verständigung förderlich. Dazu kam für
.Nußland ein weiteres wichtiges Moment. Die Beziehungen zu England waren
seit der drohenden Haltung, die diese Macht während des ganzen Türkenkrieges
beobachtet hatte und die sich auch bei den Verhandlungen des Berliner Kongresses
nicht verleugnete, sehr gespannt. Sie wurden jetzt verschärft durch die MWisätze,
die zwischen den beiden Großmächten wegen der Vorgänge in Zentralcisien ent¬
standen. Es ist sehr wesentlich diese Besorgnis vor der englischen'Tefahr.'die die
russische Politik bestimmte, sich wieder Deutschland zu nähern und dort Sicherung
gegen eine etwaige Koalition zu suchen. Der russische Botschafter Saburoff erhielt
den Auftrag — im Frühjahr 188V —, mit dem deutschen Kanzler Fühlung wegen
eines Abkommens zu nehmen, das besonders die Fragen des Orients regeln sollte.
Fürst Bismarck nahui diese Eröffnungen zunächst nur mit halbem Ohr auf. Er
wies aber sogleich auf die Notwendigkeit hin, daß für eine solche Verständigung
die Zuziehung Österreich-Ungarns notwendig sei. Nunmehr legte Saburoff den
Entwurf eines Abkommens vor, gegen den Fürst Bismarck nur weniges einzu¬
wenden hatte, vorausgesetzt, daß der mit Deutschland verbündete Staat damit
einverstanden sei.

Fürst Bismarck hat sich nun eifrig bemüht, die Wiener Regierung zum An¬
schluß zu bewegen. Er war sich bewußt geworden, daß ein solcher Zusammen-
schluß, wenn er auch nicht den früheren Dreikaiserbund bedeutete, der Aufrecht¬
erhaltung des Friedens sehr förderlich fein könne. MZr...e.r. bMegnete in Wien
Zunächst.dem stärksten Widerstreben. Man war dort von solchemMMMm^eDi.
alles, was" von' Petersburg kam,'erfüllt, daß die Bemühungen des Botschafters
Prinzen Reuß auf Abneigung stießen. Es hat langer „Einwirkung bedurft, bevor
Minister von Haimerle sich entschloß, den deutschen Überredungen nachzugeben,
und wenn er es^ tat, so war es sicherlich das Vertrauen in die Staatskunst
des deutschen Kanzlers, das ihn wegen der Folgen beruhigte. Er wolle gern,
erklärte er, den Hauptkern des Abkommens, die Friedenssichcrung, annehmen, aber
jeder Bindung auf dem Balkan war er abhold. Schließlich gelang es der Ver-
MstMrrM'Ach Furfleis^ Abneigung zu überwinden und
»as dreiseitige Abkommen, das die Nachwelt mit dem Namen HM.MmkoeMche-
JUnOnenragcs bezeichnet Hai, zustande zu bringen: es wurde für drei Jahre, von
Juni 1831 ab laufend, abgeschlossen. Alexander der Zweite erlebte den Abschluß
nicht mehr, er war kurz vorher den Bomben der Nihilisten erlegen. Auch der


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[0040] Der deutsch-russische Rückversicherungsvertrag Onkel, so erfaßte auch den Zaren, dem die Wiener Abmachungen vertraulich all> geteilt worden waren, Schwermut über das Geschehene. Er bereute den Brief, den er an den deutschen Kaiser geschrieben: „Ich muß gestehen, eine Dummheit > begangen zu haben," äußerte er freimütig. Aber die Dinge waren nicht mehr ungeschehen zu machen, und jetzt setzte mit verdoppelter Kraft in Nußland unter der Form der panslawistischen Propaganda eine Bewegung ein, die ganz offen¬ sichtlich auf die Verbindung mit Frankreich und die gewaltsame Abrechnung mit Deutschland, das als Freund der Donaumonarchie und als angeblicher Beschützer der Türkei doppelt verabscheut wurde, lossteuerte. Je trüber sich die inneren Verhältnisse in Rußland gestalteten, um so mächtiger setzte diese friedcnstörende Bewegung ein. Mit ihr verbanden sich jene dunklen Kräfte, die in einem Kriege und einer russi- ' sehen Niederlage die einzige Möglichkeit sahen, die autokratische Verfassung des Reiches von Grund aus umzugestalten. Fürst Bismarck hatte mit dem österreichischen Bündnis nicht nur die deutsche Widerstandskraft stärken und sichern wollen, es war ihm natürlich auch darum zu ,tun, der Möglichkeit einer Hinneigung Österreich-Ungarns zu Rußland, die durch den starken slawischen Teil der Donaumonarchie begünstigt, wurde, zuvor¬ zukommen. In vorderster Linie' aber stand ihm immer die Erhaltung des Friedens. . Er ließ daher auch in Wien keinen Zweifel, daß er für eine Vetütigung der öster¬ reichischen Politik im Orient, die den Frieden gefährden könne, nicht zu haben sei. Auf der anderen Seite war die persönliche Neigung deV Zaren, bei dem die Erinnerung an gemeinsame, besonders die monarchischen Interessen ihre Wirkung nicht verfehlte, dem Gedanken einer Verständigung förderlich. Dazu kam für .Nußland ein weiteres wichtiges Moment. Die Beziehungen zu England waren seit der drohenden Haltung, die diese Macht während des ganzen Türkenkrieges beobachtet hatte und die sich auch bei den Verhandlungen des Berliner Kongresses nicht verleugnete, sehr gespannt. Sie wurden jetzt verschärft durch die MWisätze, die zwischen den beiden Großmächten wegen der Vorgänge in Zentralcisien ent¬ standen. Es ist sehr wesentlich diese Besorgnis vor der englischen'Tefahr.'die die russische Politik bestimmte, sich wieder Deutschland zu nähern und dort Sicherung gegen eine etwaige Koalition zu suchen. Der russische Botschafter Saburoff erhielt den Auftrag — im Frühjahr 188V —, mit dem deutschen Kanzler Fühlung wegen eines Abkommens zu nehmen, das besonders die Fragen des Orients regeln sollte. Fürst Bismarck nahui diese Eröffnungen zunächst nur mit halbem Ohr auf. Er wies aber sogleich auf die Notwendigkeit hin, daß für eine solche Verständigung die Zuziehung Österreich-Ungarns notwendig sei. Nunmehr legte Saburoff den Entwurf eines Abkommens vor, gegen den Fürst Bismarck nur weniges einzu¬ wenden hatte, vorausgesetzt, daß der mit Deutschland verbündete Staat damit einverstanden sei. Fürst Bismarck hat sich nun eifrig bemüht, die Wiener Regierung zum An¬ schluß zu bewegen. Er war sich bewußt geworden, daß ein solcher Zusammen- schluß, wenn er auch nicht den früheren Dreikaiserbund bedeutete, der Aufrecht¬ erhaltung des Friedens sehr förderlich fein könne. MZr...e.r. bMegnete in Wien Zunächst.dem stärksten Widerstreben. Man war dort von solchemMMMm^eDi. alles, was" von' Petersburg kam,'erfüllt, daß die Bemühungen des Botschafters Prinzen Reuß auf Abneigung stießen. Es hat langer „Einwirkung bedurft, bevor Minister von Haimerle sich entschloß, den deutschen Überredungen nachzugeben, und wenn er es^ tat, so war es sicherlich das Vertrauen in die Staatskunst des deutschen Kanzlers, das ihn wegen der Folgen beruhigte. Er wolle gern, erklärte er, den Hauptkern des Abkommens, die Friedenssichcrung, annehmen, aber jeder Bindung auf dem Balkan war er abhold. Schließlich gelang es der Ver- MstMrrM'Ach Furfleis^ Abneigung zu überwinden und »as dreiseitige Abkommen, das die Nachwelt mit dem Namen HM.MmkoeMche- JUnOnenragcs bezeichnet Hai, zustande zu bringen: es wurde für drei Jahre, von Juni 1831 ab laufend, abgeschlossen. Alexander der Zweite erlebte den Abschluß nicht mehr, er war kurz vorher den Bomben der Nihilisten erlegen. Auch der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/40>, abgerufen am 22.07.2024.