Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.lvirtschaftsnachrichtendienst so geschaffene Apparat ist mit den für die nationale Außenhandelsförderung tätigen Um diese harmonische Gesamtleistung der Privatinitiative zu erreichen, Die Entwicklung der jüngsten Zeit läßt die Vermutung gerechtfertigt erscheinen, lvirtschaftsnachrichtendienst so geschaffene Apparat ist mit den für die nationale Außenhandelsförderung tätigen Um diese harmonische Gesamtleistung der Privatinitiative zu erreichen, Die Entwicklung der jüngsten Zeit läßt die Vermutung gerechtfertigt erscheinen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0287" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/333770"/> <fw type="header" place="top"> lvirtschaftsnachrichtendienst</fw><lb/> <p xml:id="ID_1122" prev="#ID_1121"> so geschaffene Apparat ist mit den für die nationale Außenhandelsförderung tätigen<lb/> Apparaten der Negierung, nachdem ihre Wirkungskreise im Sinne zuverlässiger<lb/> Gesamtwirkung berichtigt sind, unter Wahrung der Unabhängigkeit beider zur Durch¬<lb/> führung des gemeinsamen Programms zusammenzuschalten." Der auf diese Weise<lb/> zustandegekommene Zusammenschluß der privaten Bestrebungen, auf Grund geschickier<lb/> Arbeitsteilung mit dementsprechenden staatlichen Stellen zusammenarbeitend, würde<lb/> eine Grundlage ergeben, auf der sich ein allen gerecht werdender Nachrichtendienst<lb/> aufbauen ließe."</p><lb/> <p xml:id="ID_1123"> Um diese harmonische Gesamtleistung der Privatinitiative zu erreichen,<lb/> müßte, so ist Schucharts Plan, aus den zurzeit bereits bestehenden Organisationen<lb/> die bestgeeignete aus privaten Mitteln — damit ihr Elastizität, Anpassungs¬<lb/> vermögen und Schnelligkeit des Dienstes unter Ausschluß aller bureaukratischen<lb/> Hemmungen erhalten bleiben — zur Zentralstelle für den Wirtschaftsnachrichten¬<lb/> dienst ausgebaut werden und ihren Dienst verrichten in enger Fühlungnahme mit den<lb/> amtlichen Stellen für Wirtschafts- und Kurspolitik, den angeschlossenen Organi¬<lb/> sationen und Lehrinstituten und auf Grund von Gegenleistungen mit den außerhalb<lb/> der Führung dieser Stellen verbleibenden doppelstaatlichen und anderen Verbänden.<lb/> So ist ein gangbarer Weg gezeigt, der ohne Umsturz, in stetiger Weiterführung<lb/> bereits tätiger Bemühungen zum Ziel zu gelangen sucht, wie es denn das hervor¬<lb/> stechendste Verdienst der Schuchartschen Darlegungen ist. daß sein Verfasser nach<lb/> gründlichem Durchdenken der gesamten Materie und ihrer nahezu restlosen Klar¬<lb/> legung Vorschläge und Anregungen bringt, die ein um so erheblicheres Maß nicht<lb/> nur an Beachtung, sondern vor allem der Befolgung verdienen, als sie sich lediglich^<lb/> im Rahmen dessen halten, was durch Weiterentwicklung, Gesundung und Zusammen¬<lb/> fassung des bereits Vorhandenen und Geleisteten auch tatsächlich und verhältnis¬<lb/> mäßig leicht erreichbar ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1124" next="#ID_1125"> Die Entwicklung der jüngsten Zeit läßt die Vermutung gerechtfertigt erscheinen,<lb/> daß die Forderungen Schucharts ihrer Verwirklichung entgegenreifen. Während<lb/> das Problem „Nachrichtendienst" nicht nur die beteiligten Kreise, sondern auch eine<lb/> weitere Öffentlichkeit beschäftigte, hatte sich aus kleinen Anfängen heraus ein<lb/> Depeschendienst nach dem Auslande entwickelt, der aus mehreren nebeneinander<lb/> laufenden Diensten ohne einheitliche Organisation bestand. Durch Zusammenfassung<lb/> dieser Nachrichtenstellen wurde am 1. April 1914 das Syndikat „Deutscher Übersee-<lb/> dienst" gegründet. Der Krieg stellte naturgemäß das junge Unternehmen vor große<lb/> Schwierigkeiten, die indessen, dank des Beitritts maßgebender Persönlichkeiten aus dem<lb/> Wirtschaftsleben, bedeutender finanzieller Zuwendungen, einer ausgezeichneten, ziel¬<lb/> sicheren Technik und des Entgegenkommens der Reichsregierung befriedigend gelöst<lb/> wurden. Zunächst wurde mit Hilfe der vom Kriege unberührt gebliebenen Telegraphen¬<lb/> verbindungen ein fester Nachrichtendienst nach Spanien, Bukarest. Sofia und Athen<lb/> eingerichtet. Hierauf versicherte sich das Syndikat, nachdem England die deutschen<lb/> Kabel durchschnitten hatte, der Mithilfe der drahtlosen Telegraphie, so daß die<lb/> Depeschen des Dienstes unmittelbar hinter den amtlichen in die Welt gesandt<lb/> werden konnten. So wurde es möglich, in Nordamerika eine Organisation zu<lb/> schaffen, von der aus die Nachrichten in die ganze damals noch neutrale Welt weiter¬<lb/> gegeben werden konnten. Daß bereits in den ersten neun Monaten nach Zustande¬<lb/> kommen des Syndikats für 100 000 Mark Depeschengebühren entrichtet wurden, zeigt,<lb/> in welch energievvller Weise der Dienst seine Arbeit aufnahm. Dabei blieb das Haupt¬<lb/> augenmerk auf die Weiterleitung wirtschaftlicher Nachrichten gerichtet: Ausweise der<lb/> Reichsbank, Erfolg der Kriegsanleihen. Richtigstellung falscher Kritiken und unwahrer<lb/> Berichte sowie wichtige wirtschaftliche Informationen. Parallel hierzu geht der Bilder-<lb/> dienst, der tausende von aktuellen Bildern an jene ausländischen Stellen weitergibt, die,<lb/> wie illustrierte Zeitschriften, Neisebureaus, Schaufenster und Aushängeplätze für eine<lb/> wirkungsvolle Aufklärung in Frage kommen. Ergänzt wurde diese Werbung durch<lb/> den Versand von Lichtbildern und Lichtbilddiapositiven mit Erläuterungen in ver-<lb/> schiedenen Sprachen, von denen die Filmpropaganda „Der große Krieg in Licht¬<lb/> bildern" eine Versandziffer von 20 000 Exemplaren erreichte. Um dem</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0287]
lvirtschaftsnachrichtendienst
so geschaffene Apparat ist mit den für die nationale Außenhandelsförderung tätigen
Apparaten der Negierung, nachdem ihre Wirkungskreise im Sinne zuverlässiger
Gesamtwirkung berichtigt sind, unter Wahrung der Unabhängigkeit beider zur Durch¬
führung des gemeinsamen Programms zusammenzuschalten." Der auf diese Weise
zustandegekommene Zusammenschluß der privaten Bestrebungen, auf Grund geschickier
Arbeitsteilung mit dementsprechenden staatlichen Stellen zusammenarbeitend, würde
eine Grundlage ergeben, auf der sich ein allen gerecht werdender Nachrichtendienst
aufbauen ließe."
Um diese harmonische Gesamtleistung der Privatinitiative zu erreichen,
müßte, so ist Schucharts Plan, aus den zurzeit bereits bestehenden Organisationen
die bestgeeignete aus privaten Mitteln — damit ihr Elastizität, Anpassungs¬
vermögen und Schnelligkeit des Dienstes unter Ausschluß aller bureaukratischen
Hemmungen erhalten bleiben — zur Zentralstelle für den Wirtschaftsnachrichten¬
dienst ausgebaut werden und ihren Dienst verrichten in enger Fühlungnahme mit den
amtlichen Stellen für Wirtschafts- und Kurspolitik, den angeschlossenen Organi¬
sationen und Lehrinstituten und auf Grund von Gegenleistungen mit den außerhalb
der Führung dieser Stellen verbleibenden doppelstaatlichen und anderen Verbänden.
So ist ein gangbarer Weg gezeigt, der ohne Umsturz, in stetiger Weiterführung
bereits tätiger Bemühungen zum Ziel zu gelangen sucht, wie es denn das hervor¬
stechendste Verdienst der Schuchartschen Darlegungen ist. daß sein Verfasser nach
gründlichem Durchdenken der gesamten Materie und ihrer nahezu restlosen Klar¬
legung Vorschläge und Anregungen bringt, die ein um so erheblicheres Maß nicht
nur an Beachtung, sondern vor allem der Befolgung verdienen, als sie sich lediglich^
im Rahmen dessen halten, was durch Weiterentwicklung, Gesundung und Zusammen¬
fassung des bereits Vorhandenen und Geleisteten auch tatsächlich und verhältnis¬
mäßig leicht erreichbar ist.
Die Entwicklung der jüngsten Zeit läßt die Vermutung gerechtfertigt erscheinen,
daß die Forderungen Schucharts ihrer Verwirklichung entgegenreifen. Während
das Problem „Nachrichtendienst" nicht nur die beteiligten Kreise, sondern auch eine
weitere Öffentlichkeit beschäftigte, hatte sich aus kleinen Anfängen heraus ein
Depeschendienst nach dem Auslande entwickelt, der aus mehreren nebeneinander
laufenden Diensten ohne einheitliche Organisation bestand. Durch Zusammenfassung
dieser Nachrichtenstellen wurde am 1. April 1914 das Syndikat „Deutscher Übersee-
dienst" gegründet. Der Krieg stellte naturgemäß das junge Unternehmen vor große
Schwierigkeiten, die indessen, dank des Beitritts maßgebender Persönlichkeiten aus dem
Wirtschaftsleben, bedeutender finanzieller Zuwendungen, einer ausgezeichneten, ziel¬
sicheren Technik und des Entgegenkommens der Reichsregierung befriedigend gelöst
wurden. Zunächst wurde mit Hilfe der vom Kriege unberührt gebliebenen Telegraphen¬
verbindungen ein fester Nachrichtendienst nach Spanien, Bukarest. Sofia und Athen
eingerichtet. Hierauf versicherte sich das Syndikat, nachdem England die deutschen
Kabel durchschnitten hatte, der Mithilfe der drahtlosen Telegraphie, so daß die
Depeschen des Dienstes unmittelbar hinter den amtlichen in die Welt gesandt
werden konnten. So wurde es möglich, in Nordamerika eine Organisation zu
schaffen, von der aus die Nachrichten in die ganze damals noch neutrale Welt weiter¬
gegeben werden konnten. Daß bereits in den ersten neun Monaten nach Zustande¬
kommen des Syndikats für 100 000 Mark Depeschengebühren entrichtet wurden, zeigt,
in welch energievvller Weise der Dienst seine Arbeit aufnahm. Dabei blieb das Haupt¬
augenmerk auf die Weiterleitung wirtschaftlicher Nachrichten gerichtet: Ausweise der
Reichsbank, Erfolg der Kriegsanleihen. Richtigstellung falscher Kritiken und unwahrer
Berichte sowie wichtige wirtschaftliche Informationen. Parallel hierzu geht der Bilder-
dienst, der tausende von aktuellen Bildern an jene ausländischen Stellen weitergibt, die,
wie illustrierte Zeitschriften, Neisebureaus, Schaufenster und Aushängeplätze für eine
wirkungsvolle Aufklärung in Frage kommen. Ergänzt wurde diese Werbung durch
den Versand von Lichtbildern und Lichtbilddiapositiven mit Erläuterungen in ver-
schiedenen Sprachen, von denen die Filmpropaganda „Der große Krieg in Licht¬
bildern" eine Versandziffer von 20 000 Exemplaren erreichte. Um dem
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