Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Wirtschaftsnachrichtendienst

dieselbe Aufgabe von einer Reihe Unternehmungen zugleich und ohne Kenntnis
der Erfolge und Erfahrungen der anderen in Angriff genommen wurde, und das?
hierdurch große Arbeitsenergien vergeudet wurden, ohne daß für die Allgemeinheit
ein sonderlicher Nutzen abzusehen war. Das schließliche Resultat eines solchen
Systems kann nur ein bescheidener Wirkungsgrad der der Nachrichtenvermittlung
zugewendeten Gesamtarbeit sein.

Die geschilderten Zustände in seinem in zweiter, erweiterter Auflage er¬
schienenen Buche "Die deutsche Außenhanoslsförderung" in dringlicher Sprache
beleuchtet zu haben, ist das große Verdienst l)r. Schucharts"). Ständig das im
Auslande Geschehene den deutschen Verhältnissen als Spiegel vorhaltend, schildert
er vor allem die bisher obwaltende Unzulänglichkeit der durch private Kräfte be-
tnebcnen deutschen Nachrichtenvermittlung, Was sich hier zeigt, sind oft gut¬
gemeinte Ansätze, die sich aber schließlich in Partikularismus verstrickten oder sich
aus Mangel einer Gesamtorganisation oder obrigkeitlicher Stärkung und Führung
nicht zur erhofften Wirkung durchzuringen vermochten. Im allgemeinen dienten
und dienen diese Einrichtungen lediglich der geschäftlichen Ausnutzung der wirt¬
schaftlichen Verhältnisse jener Länder, denen sich ihre Aufmerksamkeit zuwandte,
während ein tieferes Eingehen auf die Psychologie des Auslandes versäumt wurde.
Der wirtschaftliche Erfolg jeder Auslcmdswerbung erfordert aber als nötigste
Grundlage, "daß man dem Auslande zunächst auf eine Weise, die ihm psychologisch
zusagt, die eigene Art und die eigene Leistung nahebringen und es zur Anerkennung
dieser leiten muß". Ein auf dieser Grundlage aufgebauter Nachrichtendienst wird
nicht nur ein zuverlässiges Bild des Auslandes, seiner wirtschaftlichen Grundlagen
und Verhältnisse und seiner völkischen Gepflogenheiten erbringen, sondern wird
darüber hinaus ein wirksames Rüstzeug zur planmäßigen Beeinflussung der
Stimmung im Auslande liefern, das geeignet erscheint, nicht allein günstige wirt¬
schaftliche Beziehungen anzubahnen, sondern auch in politischen Anschauungen und
kulturellen Gedankengängen gegenseitiges Verstehen und gegenseitige Würdigung
herbeizuführen. Wohin das Äußerachtlassen derart gerichteter Bemühungen führen
muß, wurde durch den Ausbruch des Krieges dem deutschen Volke in aller Un¬
erbittlichkeit zum Bewußtsein gebracht. Ein dem Geforderten entsprechendes, tief
schärfendes Studium des Auslandes, in Verbindung mit nationaler Werbung,
kann indessen nicht allein durch private Initiative und Bemühungen oder einzig
und allein durch eine Organisation der interessierten Kreise betrieben werden: es
ist nationale Arbeit, die hier zu leisten ist,, und aus diesem Grunde kann sie nur
dann von Erfolg gekrönt sein, wenn sie in enger Anlehnung an die amtlichen
Stellen im Auslande betrieben wird. Der Pionier und Beauftragte der
nationalen Wirtschaft muß Hand in Hand mit den über das Ausland ver¬
teilten Diplomaten, den Gesandtschaften und Konsulaten seine wichtigen Auf¬
gaben lösen können. Durch die geschickte Verbindung von Diplomatie und
wirtschaftlicher Werbung hat England seine Weltmacht gründen können. Durch
kluges Eingehen auf die Psychologie des Auslandes und der unterworfenen Völker
konnte es geschehen, daß das mit allen Mitteln grausamer Gewalt unterjochte
Volk der Buren heute die Greuel des englischen Eroberungskrieges vergessen zu
baben scheint und mit Gut und Blut für'das Interesse Englands eintritt. Wie
liegen im Gegensatz hierzu die Verhältnisse in Deutschland? Dadurch, daß in den
achtziger Jahren eine scharfe Trennung zwischen diplomatischem und konsularischem
Dienst herbeigeführt wurde und ersterer für eine bevorzugte Schicht reserviert blieb,
hat der Konsulardienst entschieden an Anziehungskraft verloren. Diese Trennung
macht es nahezu unmöglich, daß Männer herangezogen werden, die, in beiden
Arten des auswärtigen Dienstes gleichmäßig ausgebildet und bewandert, als ge¬
schickte Diplomaten die deutschen Wirtschaftsinteressen im Auslande vertreten können.
Hinzu kommt, daß die ihm zugemessene Arbeit den deutschen Konsul im Auslande



*) Dr. Th. Schuchard, "Die deutsche Außenhandelsförderung", 2. Auflage bei Leonhard
Simion Nachf., Berlin.
Wirtschaftsnachrichtendienst

dieselbe Aufgabe von einer Reihe Unternehmungen zugleich und ohne Kenntnis
der Erfolge und Erfahrungen der anderen in Angriff genommen wurde, und das?
hierdurch große Arbeitsenergien vergeudet wurden, ohne daß für die Allgemeinheit
ein sonderlicher Nutzen abzusehen war. Das schließliche Resultat eines solchen
Systems kann nur ein bescheidener Wirkungsgrad der der Nachrichtenvermittlung
zugewendeten Gesamtarbeit sein.

Die geschilderten Zustände in seinem in zweiter, erweiterter Auflage er¬
schienenen Buche „Die deutsche Außenhanoslsförderung" in dringlicher Sprache
beleuchtet zu haben, ist das große Verdienst l)r. Schucharts"). Ständig das im
Auslande Geschehene den deutschen Verhältnissen als Spiegel vorhaltend, schildert
er vor allem die bisher obwaltende Unzulänglichkeit der durch private Kräfte be-
tnebcnen deutschen Nachrichtenvermittlung, Was sich hier zeigt, sind oft gut¬
gemeinte Ansätze, die sich aber schließlich in Partikularismus verstrickten oder sich
aus Mangel einer Gesamtorganisation oder obrigkeitlicher Stärkung und Führung
nicht zur erhofften Wirkung durchzuringen vermochten. Im allgemeinen dienten
und dienen diese Einrichtungen lediglich der geschäftlichen Ausnutzung der wirt¬
schaftlichen Verhältnisse jener Länder, denen sich ihre Aufmerksamkeit zuwandte,
während ein tieferes Eingehen auf die Psychologie des Auslandes versäumt wurde.
Der wirtschaftliche Erfolg jeder Auslcmdswerbung erfordert aber als nötigste
Grundlage, „daß man dem Auslande zunächst auf eine Weise, die ihm psychologisch
zusagt, die eigene Art und die eigene Leistung nahebringen und es zur Anerkennung
dieser leiten muß". Ein auf dieser Grundlage aufgebauter Nachrichtendienst wird
nicht nur ein zuverlässiges Bild des Auslandes, seiner wirtschaftlichen Grundlagen
und Verhältnisse und seiner völkischen Gepflogenheiten erbringen, sondern wird
darüber hinaus ein wirksames Rüstzeug zur planmäßigen Beeinflussung der
Stimmung im Auslande liefern, das geeignet erscheint, nicht allein günstige wirt¬
schaftliche Beziehungen anzubahnen, sondern auch in politischen Anschauungen und
kulturellen Gedankengängen gegenseitiges Verstehen und gegenseitige Würdigung
herbeizuführen. Wohin das Äußerachtlassen derart gerichteter Bemühungen führen
muß, wurde durch den Ausbruch des Krieges dem deutschen Volke in aller Un¬
erbittlichkeit zum Bewußtsein gebracht. Ein dem Geforderten entsprechendes, tief
schärfendes Studium des Auslandes, in Verbindung mit nationaler Werbung,
kann indessen nicht allein durch private Initiative und Bemühungen oder einzig
und allein durch eine Organisation der interessierten Kreise betrieben werden: es
ist nationale Arbeit, die hier zu leisten ist,, und aus diesem Grunde kann sie nur
dann von Erfolg gekrönt sein, wenn sie in enger Anlehnung an die amtlichen
Stellen im Auslande betrieben wird. Der Pionier und Beauftragte der
nationalen Wirtschaft muß Hand in Hand mit den über das Ausland ver¬
teilten Diplomaten, den Gesandtschaften und Konsulaten seine wichtigen Auf¬
gaben lösen können. Durch die geschickte Verbindung von Diplomatie und
wirtschaftlicher Werbung hat England seine Weltmacht gründen können. Durch
kluges Eingehen auf die Psychologie des Auslandes und der unterworfenen Völker
konnte es geschehen, daß das mit allen Mitteln grausamer Gewalt unterjochte
Volk der Buren heute die Greuel des englischen Eroberungskrieges vergessen zu
baben scheint und mit Gut und Blut für'das Interesse Englands eintritt. Wie
liegen im Gegensatz hierzu die Verhältnisse in Deutschland? Dadurch, daß in den
achtziger Jahren eine scharfe Trennung zwischen diplomatischem und konsularischem
Dienst herbeigeführt wurde und ersterer für eine bevorzugte Schicht reserviert blieb,
hat der Konsulardienst entschieden an Anziehungskraft verloren. Diese Trennung
macht es nahezu unmöglich, daß Männer herangezogen werden, die, in beiden
Arten des auswärtigen Dienstes gleichmäßig ausgebildet und bewandert, als ge¬
schickte Diplomaten die deutschen Wirtschaftsinteressen im Auslande vertreten können.
Hinzu kommt, daß die ihm zugemessene Arbeit den deutschen Konsul im Auslande



*) Dr. Th. Schuchard, „Die deutsche Außenhandelsförderung", 2. Auflage bei Leonhard
Simion Nachf., Berlin.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0284" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/333767"/>
          <fw type="header" place="top"> Wirtschaftsnachrichtendienst</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1114" prev="#ID_1113"> dieselbe Aufgabe von einer Reihe Unternehmungen zugleich und ohne Kenntnis<lb/>
der Erfolge und Erfahrungen der anderen in Angriff genommen wurde, und das?<lb/>
hierdurch große Arbeitsenergien vergeudet wurden, ohne daß für die Allgemeinheit<lb/>
ein sonderlicher Nutzen abzusehen war. Das schließliche Resultat eines solchen<lb/>
Systems kann nur ein bescheidener Wirkungsgrad der der Nachrichtenvermittlung<lb/>
zugewendeten Gesamtarbeit sein.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1115" next="#ID_1116"> Die geschilderten Zustände in seinem in zweiter, erweiterter Auflage er¬<lb/>
schienenen Buche &#x201E;Die deutsche Außenhanoslsförderung" in dringlicher Sprache<lb/>
beleuchtet zu haben, ist das große Verdienst l)r. Schucharts"). Ständig das im<lb/>
Auslande Geschehene den deutschen Verhältnissen als Spiegel vorhaltend, schildert<lb/>
er vor allem die bisher obwaltende Unzulänglichkeit der durch private Kräfte be-<lb/>
tnebcnen deutschen Nachrichtenvermittlung, Was sich hier zeigt, sind oft gut¬<lb/>
gemeinte Ansätze, die sich aber schließlich in Partikularismus verstrickten oder sich<lb/>
aus Mangel einer Gesamtorganisation oder obrigkeitlicher Stärkung und Führung<lb/>
nicht zur erhofften Wirkung durchzuringen vermochten. Im allgemeinen dienten<lb/>
und dienen diese Einrichtungen lediglich der geschäftlichen Ausnutzung der wirt¬<lb/>
schaftlichen Verhältnisse jener Länder, denen sich ihre Aufmerksamkeit zuwandte,<lb/>
während ein tieferes Eingehen auf die Psychologie des Auslandes versäumt wurde.<lb/>
Der wirtschaftliche Erfolg jeder Auslcmdswerbung erfordert aber als nötigste<lb/>
Grundlage, &#x201E;daß man dem Auslande zunächst auf eine Weise, die ihm psychologisch<lb/>
zusagt, die eigene Art und die eigene Leistung nahebringen und es zur Anerkennung<lb/>
dieser leiten muß". Ein auf dieser Grundlage aufgebauter Nachrichtendienst wird<lb/>
nicht nur ein zuverlässiges Bild des Auslandes, seiner wirtschaftlichen Grundlagen<lb/>
und Verhältnisse und seiner völkischen Gepflogenheiten erbringen, sondern wird<lb/>
darüber hinaus ein wirksames Rüstzeug zur planmäßigen Beeinflussung der<lb/>
Stimmung im Auslande liefern, das geeignet erscheint, nicht allein günstige wirt¬<lb/>
schaftliche Beziehungen anzubahnen, sondern auch in politischen Anschauungen und<lb/>
kulturellen Gedankengängen gegenseitiges Verstehen und gegenseitige Würdigung<lb/>
herbeizuführen. Wohin das Äußerachtlassen derart gerichteter Bemühungen führen<lb/>
muß, wurde durch den Ausbruch des Krieges dem deutschen Volke in aller Un¬<lb/>
erbittlichkeit zum Bewußtsein gebracht. Ein dem Geforderten entsprechendes, tief<lb/>
schärfendes Studium des Auslandes, in Verbindung mit nationaler Werbung,<lb/>
kann indessen nicht allein durch private Initiative und Bemühungen oder einzig<lb/>
und allein durch eine Organisation der interessierten Kreise betrieben werden: es<lb/>
ist nationale Arbeit, die hier zu leisten ist,, und aus diesem Grunde kann sie nur<lb/>
dann von Erfolg gekrönt sein, wenn sie in enger Anlehnung an die amtlichen<lb/>
Stellen im Auslande betrieben wird. Der Pionier und Beauftragte der<lb/>
nationalen Wirtschaft muß Hand in Hand mit den über das Ausland ver¬<lb/>
teilten Diplomaten, den Gesandtschaften und Konsulaten seine wichtigen Auf¬<lb/>
gaben lösen können. Durch die geschickte Verbindung von Diplomatie und<lb/>
wirtschaftlicher Werbung hat England seine Weltmacht gründen können. Durch<lb/>
kluges Eingehen auf die Psychologie des Auslandes und der unterworfenen Völker<lb/>
konnte es geschehen, daß das mit allen Mitteln grausamer Gewalt unterjochte<lb/>
Volk der Buren heute die Greuel des englischen Eroberungskrieges vergessen zu<lb/>
baben scheint und mit Gut und Blut für'das Interesse Englands eintritt. Wie<lb/>
liegen im Gegensatz hierzu die Verhältnisse in Deutschland? Dadurch, daß in den<lb/>
achtziger Jahren eine scharfe Trennung zwischen diplomatischem und konsularischem<lb/>
Dienst herbeigeführt wurde und ersterer für eine bevorzugte Schicht reserviert blieb,<lb/>
hat der Konsulardienst entschieden an Anziehungskraft verloren. Diese Trennung<lb/>
macht es nahezu unmöglich, daß Männer herangezogen werden, die, in beiden<lb/>
Arten des auswärtigen Dienstes gleichmäßig ausgebildet und bewandert, als ge¬<lb/>
schickte Diplomaten die deutschen Wirtschaftsinteressen im Auslande vertreten können.<lb/>
Hinzu kommt, daß die ihm zugemessene Arbeit den deutschen Konsul im Auslande</p><lb/>
          <note xml:id="FID_67" place="foot"> *) Dr. Th. Schuchard, &#x201E;Die deutsche Außenhandelsförderung", 2. Auflage bei Leonhard<lb/>
Simion Nachf., Berlin.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0284] Wirtschaftsnachrichtendienst dieselbe Aufgabe von einer Reihe Unternehmungen zugleich und ohne Kenntnis der Erfolge und Erfahrungen der anderen in Angriff genommen wurde, und das? hierdurch große Arbeitsenergien vergeudet wurden, ohne daß für die Allgemeinheit ein sonderlicher Nutzen abzusehen war. Das schließliche Resultat eines solchen Systems kann nur ein bescheidener Wirkungsgrad der der Nachrichtenvermittlung zugewendeten Gesamtarbeit sein. Die geschilderten Zustände in seinem in zweiter, erweiterter Auflage er¬ schienenen Buche „Die deutsche Außenhanoslsförderung" in dringlicher Sprache beleuchtet zu haben, ist das große Verdienst l)r. Schucharts"). Ständig das im Auslande Geschehene den deutschen Verhältnissen als Spiegel vorhaltend, schildert er vor allem die bisher obwaltende Unzulänglichkeit der durch private Kräfte be- tnebcnen deutschen Nachrichtenvermittlung, Was sich hier zeigt, sind oft gut¬ gemeinte Ansätze, die sich aber schließlich in Partikularismus verstrickten oder sich aus Mangel einer Gesamtorganisation oder obrigkeitlicher Stärkung und Führung nicht zur erhofften Wirkung durchzuringen vermochten. Im allgemeinen dienten und dienen diese Einrichtungen lediglich der geschäftlichen Ausnutzung der wirt¬ schaftlichen Verhältnisse jener Länder, denen sich ihre Aufmerksamkeit zuwandte, während ein tieferes Eingehen auf die Psychologie des Auslandes versäumt wurde. Der wirtschaftliche Erfolg jeder Auslcmdswerbung erfordert aber als nötigste Grundlage, „daß man dem Auslande zunächst auf eine Weise, die ihm psychologisch zusagt, die eigene Art und die eigene Leistung nahebringen und es zur Anerkennung dieser leiten muß". Ein auf dieser Grundlage aufgebauter Nachrichtendienst wird nicht nur ein zuverlässiges Bild des Auslandes, seiner wirtschaftlichen Grundlagen und Verhältnisse und seiner völkischen Gepflogenheiten erbringen, sondern wird darüber hinaus ein wirksames Rüstzeug zur planmäßigen Beeinflussung der Stimmung im Auslande liefern, das geeignet erscheint, nicht allein günstige wirt¬ schaftliche Beziehungen anzubahnen, sondern auch in politischen Anschauungen und kulturellen Gedankengängen gegenseitiges Verstehen und gegenseitige Würdigung herbeizuführen. Wohin das Äußerachtlassen derart gerichteter Bemühungen führen muß, wurde durch den Ausbruch des Krieges dem deutschen Volke in aller Un¬ erbittlichkeit zum Bewußtsein gebracht. Ein dem Geforderten entsprechendes, tief schärfendes Studium des Auslandes, in Verbindung mit nationaler Werbung, kann indessen nicht allein durch private Initiative und Bemühungen oder einzig und allein durch eine Organisation der interessierten Kreise betrieben werden: es ist nationale Arbeit, die hier zu leisten ist,, und aus diesem Grunde kann sie nur dann von Erfolg gekrönt sein, wenn sie in enger Anlehnung an die amtlichen Stellen im Auslande betrieben wird. Der Pionier und Beauftragte der nationalen Wirtschaft muß Hand in Hand mit den über das Ausland ver¬ teilten Diplomaten, den Gesandtschaften und Konsulaten seine wichtigen Auf¬ gaben lösen können. Durch die geschickte Verbindung von Diplomatie und wirtschaftlicher Werbung hat England seine Weltmacht gründen können. Durch kluges Eingehen auf die Psychologie des Auslandes und der unterworfenen Völker konnte es geschehen, daß das mit allen Mitteln grausamer Gewalt unterjochte Volk der Buren heute die Greuel des englischen Eroberungskrieges vergessen zu baben scheint und mit Gut und Blut für'das Interesse Englands eintritt. Wie liegen im Gegensatz hierzu die Verhältnisse in Deutschland? Dadurch, daß in den achtziger Jahren eine scharfe Trennung zwischen diplomatischem und konsularischem Dienst herbeigeführt wurde und ersterer für eine bevorzugte Schicht reserviert blieb, hat der Konsulardienst entschieden an Anziehungskraft verloren. Diese Trennung macht es nahezu unmöglich, daß Männer herangezogen werden, die, in beiden Arten des auswärtigen Dienstes gleichmäßig ausgebildet und bewandert, als ge¬ schickte Diplomaten die deutschen Wirtschaftsinteressen im Auslande vertreten können. Hinzu kommt, daß die ihm zugemessene Arbeit den deutschen Konsul im Auslande *) Dr. Th. Schuchard, „Die deutsche Außenhandelsförderung", 2. Auflage bei Leonhard Simion Nachf., Berlin.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/284
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/284>, abgerufen am 22.07.2024.