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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

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Brest-Litorosk, Zweiter Akt

nach Gutdünken zu Haus einzurichten, und um so größer werden die Freiheiten
sein, die die Staaten ihren Angehörigen einräumen können. Gute militärische
Grenzen gegen Rußland sind die hauptsächlichste Voraussetzung für eine liberale
und demokratische Ausgestaltung unseres politischen Lebens im Innern,

Unser Schutz im Osten ist zwiefach zu begründen: militär-politisch und
Staats-politisch. Der militär politische Schutz besteht im wesentlichen in der
Schaffung solcher Grenzen, daß es keiner östlichen Konstellation von Mächten
in den Sinn käme, diese Grenzen anzugreifen und überrennen zu wollen. Diese
Grenzsicherung ist überhaupt das Mindestmaß dessen, was wir bedürfen; Ostpreußen,
Posen, Schlesien dürfen nicht in der Gefahr bleiben, von einem östlichen Gegner
überschwemmt zu werden.

Daraus ergibt sich auch unabhängig von einer Lösung der Polenfrage die
Notwendigkeit des Überganges eines breiten Schutzstreifens in Polen und Litauen
in deutschen (preußischen) Besitz unter möglichster Aussiedlung der nicht deutschen
Bevölkerung. Den Verlauf des Schutzstreifens zu bestimmen, ist allein Sache der
Obersten Heeresleitung, Diese Forderung den Russen gegenüber ohne jeden Vor¬
behalt durchzusetzen, ist die erste und wichtigste Aufgabe Herrn von Kühlmanns.

Wer den Ernst dieser Forderung in seinen tiefsten Tiefen begreifen will, der
greife nach dem II. Bande von Hermann Stegemanns "Geschichte des Krieges"
und schlage das Kapitel "Der Feldzug im Osten vom 12, September bis 5, November
1914" auf. Dort heißt es, daß Hindenburg sich aus Suwalki zurückziehen mußte,
also die ostpreußische Grenze feindlichem Einmarsch öffnen, um die Gefahr zu be¬
heben, "daß die österreichisch-ungarische Armee erdrückt oder in die Beskidenlücke
und die Mährische senke abgedrängt würde. Die Szenenführung auf dem öster¬
reichischen Kriegstheater .... war viel mehr vom Verhalten des Angreifers ab¬
hängig als im Westen . . ." (S. 155,6). "Als die österreichischen und ungarischen
Streitkräfte zehn Tage später (am 25. September) hinter dem Dunajez eintrafen
und sich dort neu ordneten, erschienen die Spitzen Hindenburgs bereits in Süd¬
polen. Von diesem Augenblick an war der Feldzug im Osten auf eine neue
Grundlage gestellt Trotzdem marschierten und fochten noch deutsche Truppen in
scheinbarem Verfolgungseifer westlich des Njemen und täuschten eine große Armee
vor. ... der Lärm dieser kriegerischen Bewegungen hallte in den russischen
Gouvernements... so laut wider, daß die russische Heeresleitung das Rollen
der Eisenbahnzüge überhörte, die Tag und Nacht über Thorn und Posen nach
Süden leuchten.....Es war hohe Zeit, Noch hielten sich einige österreichische
Brückenköpfe am San und die Außenstellungen von Przemysl gegen russische An¬
griffe, aber schon waren sie nur noch Inseln in der steigenden Russenflut . ..."
(S. 159,) "Die Vernichtungsschlacht bei Tannenberg ... war zu ertragen, so
lange die Deutschen nicht über Mlawa und Wlozlawek auf Warschau marschierten
und die Weichsellinie aufrollen konnten" (159/60).

Wir mußten unsere Verteidigung im Osten bis zum 3. November 1914 in
strategisch nachteiligen Stellungen führen (S. 256). Mit wieviel Opfern an
Menschen und Gut mußte dieser Nachteil ausgeglichen werdenl Hätten wir durch
entsprechende Aufmarschmöglichkeiten im Osten nicht mit denselben geringeren Opfern
schon damals einen Frieden mit Rußland erzwingen können, der uns zum
mindestens vor drei Kriegsjahren gegen Rußland bewahrt hätte! ? Nie und nimmer
dürfen wir unsere Verteidigung in die Lage versetzen, wie sie 1914 bestand, das
aber würde die Regierung tun, wenn sie anstatt die Verteidigung in unsere
eigene Hände zu legen, sie anderen Völkern, geschweige den Polen und Litauern
anvertrauen wollte.

Beide, Polen und Litauer, brauchen dennoch nicht vollständig aus dem Rechen¬
exempel auszuscheiden, das es zu lösen gilt. Darum ist auch die weitere Auf¬
gabe der Verhandlungen in Brest, zu einer vorbehaltslosen Verständigung über
die Zukunft der besetzten Gebiete östlich des Schutzstreifens zu gelangen. Das
Ziel muß sein: das Baltikum entweder als preußisches Kronland oder mit einem
eigenen deutschen Fürsten und Litauen unter einem deutschen Statthalter wird als


Brest-Litorosk, Zweiter Akt

nach Gutdünken zu Haus einzurichten, und um so größer werden die Freiheiten
sein, die die Staaten ihren Angehörigen einräumen können. Gute militärische
Grenzen gegen Rußland sind die hauptsächlichste Voraussetzung für eine liberale
und demokratische Ausgestaltung unseres politischen Lebens im Innern,

Unser Schutz im Osten ist zwiefach zu begründen: militär-politisch und
Staats-politisch. Der militär politische Schutz besteht im wesentlichen in der
Schaffung solcher Grenzen, daß es keiner östlichen Konstellation von Mächten
in den Sinn käme, diese Grenzen anzugreifen und überrennen zu wollen. Diese
Grenzsicherung ist überhaupt das Mindestmaß dessen, was wir bedürfen; Ostpreußen,
Posen, Schlesien dürfen nicht in der Gefahr bleiben, von einem östlichen Gegner
überschwemmt zu werden.

Daraus ergibt sich auch unabhängig von einer Lösung der Polenfrage die
Notwendigkeit des Überganges eines breiten Schutzstreifens in Polen und Litauen
in deutschen (preußischen) Besitz unter möglichster Aussiedlung der nicht deutschen
Bevölkerung. Den Verlauf des Schutzstreifens zu bestimmen, ist allein Sache der
Obersten Heeresleitung, Diese Forderung den Russen gegenüber ohne jeden Vor¬
behalt durchzusetzen, ist die erste und wichtigste Aufgabe Herrn von Kühlmanns.

Wer den Ernst dieser Forderung in seinen tiefsten Tiefen begreifen will, der
greife nach dem II. Bande von Hermann Stegemanns „Geschichte des Krieges"
und schlage das Kapitel „Der Feldzug im Osten vom 12, September bis 5, November
1914" auf. Dort heißt es, daß Hindenburg sich aus Suwalki zurückziehen mußte,
also die ostpreußische Grenze feindlichem Einmarsch öffnen, um die Gefahr zu be¬
heben, „daß die österreichisch-ungarische Armee erdrückt oder in die Beskidenlücke
und die Mährische senke abgedrängt würde. Die Szenenführung auf dem öster¬
reichischen Kriegstheater .... war viel mehr vom Verhalten des Angreifers ab¬
hängig als im Westen . . ." (S. 155,6). „Als die österreichischen und ungarischen
Streitkräfte zehn Tage später (am 25. September) hinter dem Dunajez eintrafen
und sich dort neu ordneten, erschienen die Spitzen Hindenburgs bereits in Süd¬
polen. Von diesem Augenblick an war der Feldzug im Osten auf eine neue
Grundlage gestellt Trotzdem marschierten und fochten noch deutsche Truppen in
scheinbarem Verfolgungseifer westlich des Njemen und täuschten eine große Armee
vor. ... der Lärm dieser kriegerischen Bewegungen hallte in den russischen
Gouvernements... so laut wider, daß die russische Heeresleitung das Rollen
der Eisenbahnzüge überhörte, die Tag und Nacht über Thorn und Posen nach
Süden leuchten.....Es war hohe Zeit, Noch hielten sich einige österreichische
Brückenköpfe am San und die Außenstellungen von Przemysl gegen russische An¬
griffe, aber schon waren sie nur noch Inseln in der steigenden Russenflut . ..."
(S. 159,) „Die Vernichtungsschlacht bei Tannenberg ... war zu ertragen, so
lange die Deutschen nicht über Mlawa und Wlozlawek auf Warschau marschierten
und die Weichsellinie aufrollen konnten" (159/60).

Wir mußten unsere Verteidigung im Osten bis zum 3. November 1914 in
strategisch nachteiligen Stellungen führen (S. 256). Mit wieviel Opfern an
Menschen und Gut mußte dieser Nachteil ausgeglichen werdenl Hätten wir durch
entsprechende Aufmarschmöglichkeiten im Osten nicht mit denselben geringeren Opfern
schon damals einen Frieden mit Rußland erzwingen können, der uns zum
mindestens vor drei Kriegsjahren gegen Rußland bewahrt hätte! ? Nie und nimmer
dürfen wir unsere Verteidigung in die Lage versetzen, wie sie 1914 bestand, das
aber würde die Regierung tun, wenn sie anstatt die Verteidigung in unsere
eigene Hände zu legen, sie anderen Völkern, geschweige den Polen und Litauern
anvertrauen wollte.

Beide, Polen und Litauer, brauchen dennoch nicht vollständig aus dem Rechen¬
exempel auszuscheiden, das es zu lösen gilt. Darum ist auch die weitere Auf¬
gabe der Verhandlungen in Brest, zu einer vorbehaltslosen Verständigung über
die Zukunft der besetzten Gebiete östlich des Schutzstreifens zu gelangen. Das
Ziel muß sein: das Baltikum entweder als preußisches Kronland oder mit einem
eigenen deutschen Fürsten und Litauen unter einem deutschen Statthalter wird als


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[0091] Brest-Litorosk, Zweiter Akt nach Gutdünken zu Haus einzurichten, und um so größer werden die Freiheiten sein, die die Staaten ihren Angehörigen einräumen können. Gute militärische Grenzen gegen Rußland sind die hauptsächlichste Voraussetzung für eine liberale und demokratische Ausgestaltung unseres politischen Lebens im Innern, Unser Schutz im Osten ist zwiefach zu begründen: militär-politisch und Staats-politisch. Der militär politische Schutz besteht im wesentlichen in der Schaffung solcher Grenzen, daß es keiner östlichen Konstellation von Mächten in den Sinn käme, diese Grenzen anzugreifen und überrennen zu wollen. Diese Grenzsicherung ist überhaupt das Mindestmaß dessen, was wir bedürfen; Ostpreußen, Posen, Schlesien dürfen nicht in der Gefahr bleiben, von einem östlichen Gegner überschwemmt zu werden. Daraus ergibt sich auch unabhängig von einer Lösung der Polenfrage die Notwendigkeit des Überganges eines breiten Schutzstreifens in Polen und Litauen in deutschen (preußischen) Besitz unter möglichster Aussiedlung der nicht deutschen Bevölkerung. Den Verlauf des Schutzstreifens zu bestimmen, ist allein Sache der Obersten Heeresleitung, Diese Forderung den Russen gegenüber ohne jeden Vor¬ behalt durchzusetzen, ist die erste und wichtigste Aufgabe Herrn von Kühlmanns. Wer den Ernst dieser Forderung in seinen tiefsten Tiefen begreifen will, der greife nach dem II. Bande von Hermann Stegemanns „Geschichte des Krieges" und schlage das Kapitel „Der Feldzug im Osten vom 12, September bis 5, November 1914" auf. Dort heißt es, daß Hindenburg sich aus Suwalki zurückziehen mußte, also die ostpreußische Grenze feindlichem Einmarsch öffnen, um die Gefahr zu be¬ heben, „daß die österreichisch-ungarische Armee erdrückt oder in die Beskidenlücke und die Mährische senke abgedrängt würde. Die Szenenführung auf dem öster¬ reichischen Kriegstheater .... war viel mehr vom Verhalten des Angreifers ab¬ hängig als im Westen . . ." (S. 155,6). „Als die österreichischen und ungarischen Streitkräfte zehn Tage später (am 25. September) hinter dem Dunajez eintrafen und sich dort neu ordneten, erschienen die Spitzen Hindenburgs bereits in Süd¬ polen. Von diesem Augenblick an war der Feldzug im Osten auf eine neue Grundlage gestellt Trotzdem marschierten und fochten noch deutsche Truppen in scheinbarem Verfolgungseifer westlich des Njemen und täuschten eine große Armee vor. ... der Lärm dieser kriegerischen Bewegungen hallte in den russischen Gouvernements... so laut wider, daß die russische Heeresleitung das Rollen der Eisenbahnzüge überhörte, die Tag und Nacht über Thorn und Posen nach Süden leuchten.....Es war hohe Zeit, Noch hielten sich einige österreichische Brückenköpfe am San und die Außenstellungen von Przemysl gegen russische An¬ griffe, aber schon waren sie nur noch Inseln in der steigenden Russenflut . ..." (S. 159,) „Die Vernichtungsschlacht bei Tannenberg ... war zu ertragen, so lange die Deutschen nicht über Mlawa und Wlozlawek auf Warschau marschierten und die Weichsellinie aufrollen konnten" (159/60). Wir mußten unsere Verteidigung im Osten bis zum 3. November 1914 in strategisch nachteiligen Stellungen führen (S. 256). Mit wieviel Opfern an Menschen und Gut mußte dieser Nachteil ausgeglichen werdenl Hätten wir durch entsprechende Aufmarschmöglichkeiten im Osten nicht mit denselben geringeren Opfern schon damals einen Frieden mit Rußland erzwingen können, der uns zum mindestens vor drei Kriegsjahren gegen Rußland bewahrt hätte! ? Nie und nimmer dürfen wir unsere Verteidigung in die Lage versetzen, wie sie 1914 bestand, das aber würde die Regierung tun, wenn sie anstatt die Verteidigung in unsere eigene Hände zu legen, sie anderen Völkern, geschweige den Polen und Litauern anvertrauen wollte. Beide, Polen und Litauer, brauchen dennoch nicht vollständig aus dem Rechen¬ exempel auszuscheiden, das es zu lösen gilt. Darum ist auch die weitere Auf¬ gabe der Verhandlungen in Brest, zu einer vorbehaltslosen Verständigung über die Zukunft der besetzten Gebiete östlich des Schutzstreifens zu gelangen. Das Ziel muß sein: das Baltikum entweder als preußisches Kronland oder mit einem eigenen deutschen Fürsten und Litauen unter einem deutschen Statthalter wird als

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/91>, abgerufen am 22.07.2024.