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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

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Brest-xitowsk, Zweiter Akt

mit dem arbeitenden Rußland durch das Mißtrauen, das wir da hineinsäen.
Unsere künftigen Beziehungen zum russischen Volke sollten nicht belastet werden
durch einen Handelsvertrag, der ihm in schwerer Stunde aufgenötigt nur eine
ähnliche politische Stimmung erzeugen würde, wie der von 1904. Hier gilt es
entweder die Russen von ihrer Voreingenommenheit abzubringen, was um so sicherer
erfolgt, je weniger Wert wir auf die Erneuerung des Handelsvertrages legen,
oder uns selbst der Volksstimmung drüben anzupassen.

Über die bisher angewandte Art des Vorgehens ließe sich vielleicht eine
Verständigung erzielen, wenn es sich um dieselbe russische Regierung handelte,
die uns mit Krieg überzog und sich ein Interesse fände, dieser Regierung das
Leben so sauer wie möglich zu machen, wenn Rußland sich überhaupt in einem
Zustande befände, der demjenigen von vor dem Kriege nahe käme. Tatsächlich
besteht das alte Rußland, mit dem der Handelsvertrag von 1904 abgeschlossen
wurde, gar nicht mehr: das Hauptland ist geborsten in Moskau und Kijew (zwischen
beiden können sich sehr tiefe wirtschaftliche und politische Gegensätze entwickeln,
besonders wenn Kijew als llberschußlcmd seine überragende Bedeutung für
Moskau voll erkennt), -- Finnland ist abgesprungen, die größere Hälfte der
baltischen Provinzen, Litauen, Teile von Weißrußland und Polen befinden
sich teils als Faustpfänder, teils unwiderruflich in unserer Hand; wie es um
den Kaukasus und Sibirien steht, entzieht sich unserer Kenntnis. Und ein¬
schneidender noch als dies ist die Tatsache, daß, soweit die Macht der Lenin und
Trotzki reicht, das Privateigentum aufgehoben und das Land zu sozialpolitischen
Experimenten aller Art hergerichtet ist. Von dem Bürgerkrieg gar nicht zu reden:
wäre er nicht schon da, so dürften wir seinen Ausbruch jede Stunde erwarten.
Die Zustände im heutigen Rußland sind unhaltbar, sind ein Provisorium ohne
Kredit und ohne Vertrauen, und unserer wirtschaftlichen Zukunft über das Provi-
sorium hinaus Fesseln anzulegen, hieße blühendes Leben an einen Leichnam ketten.
Die Bindung wäre einseitig. Wir, unsere Landwirtschaft, Industrie und Handel,
wären gebunden, nicht die Russen.

Einen solchen Frieden mit Rußland wünschen wir uns nicht! Ich schrieb
schon vor einigen Wochen: der Abschluß eines langfristigen Handelsvertrages mit
Rußland kann nicht die Aufgabe unserer Unterhändler sein. Was in dieser Stunde
wirtschaftlich zu erreichen ist. sind Abmachungen über den primitiven Warenaus¬
tausch, wie ihn der Krieg erfordert. Selbst beim besten Willen der jetzigen Macht¬
haber ließe mehr sich zurzeit praktisch schon deshalb nicht erreichen, weil die
anarchischen Zustände im russischen Inlands einen sichern Handelsverkehr gar nicht
zulassen. Im übrigen wollen wir die Vorbereitung guter Beziehungen mit dem
arbeitenden, friedliebenden Rußland, keinen Eintagserfolg, den jede neue Volks-,
erhebung umstößt! wir wollen den Regierungen des russischen Landes, gleichgültig
wie sie innerlich aufgebaut sein mögen, die dem russischen Volke einmal den innern
Frieden wiedergeben, als Freunde gegenüberstehen können, als Freunde, die
ihnen helfen den Weg auch kulturell nach Europa zurückzufinden. Die Russen
und Deutschen sind aufeinander angewiesen: wirtschaftlich und Politischi Bis
solche Regierungen sich gefunden haben, kann Brest-Litowsk nichts anderes bleiben,
als ein Vorfrieden, der dem Volk Zeit zur Selbstbesinnung gibt. Die Stellung
des geachteten Freundes erwerben wir uns aber nicht durch schwächliches Zurück¬
weichen von den großen Aufgaben, vor die uns die Geschichte gestellt hat.

Damit sind wir angelangt bei den praktischen Aufgaben, die in Brest



Je klarer uns geworden ist, daß wir um unsere Weltmachtstellung, um die
Freiheit auf dem Meere, das Recht Kolonien zu erwerben und in allen Orten
der Eide Handel zu treiben gezwungen sind, mit England einen Kampf auf Leben
und Tod zu führen/) um so bewußter müssen wir uns auch sein, daß wir diesen



*) Meine ausführlichen Darlegungen inHeftl der"Grenzboten"vondiesemJahrehabenmir
zahlreiche Zustimmung aus allen Teilendes Vaterlandes und allen PolitischenKreisen eingetragen,
Brest-xitowsk, Zweiter Akt

mit dem arbeitenden Rußland durch das Mißtrauen, das wir da hineinsäen.
Unsere künftigen Beziehungen zum russischen Volke sollten nicht belastet werden
durch einen Handelsvertrag, der ihm in schwerer Stunde aufgenötigt nur eine
ähnliche politische Stimmung erzeugen würde, wie der von 1904. Hier gilt es
entweder die Russen von ihrer Voreingenommenheit abzubringen, was um so sicherer
erfolgt, je weniger Wert wir auf die Erneuerung des Handelsvertrages legen,
oder uns selbst der Volksstimmung drüben anzupassen.

Über die bisher angewandte Art des Vorgehens ließe sich vielleicht eine
Verständigung erzielen, wenn es sich um dieselbe russische Regierung handelte,
die uns mit Krieg überzog und sich ein Interesse fände, dieser Regierung das
Leben so sauer wie möglich zu machen, wenn Rußland sich überhaupt in einem
Zustande befände, der demjenigen von vor dem Kriege nahe käme. Tatsächlich
besteht das alte Rußland, mit dem der Handelsvertrag von 1904 abgeschlossen
wurde, gar nicht mehr: das Hauptland ist geborsten in Moskau und Kijew (zwischen
beiden können sich sehr tiefe wirtschaftliche und politische Gegensätze entwickeln,
besonders wenn Kijew als llberschußlcmd seine überragende Bedeutung für
Moskau voll erkennt), — Finnland ist abgesprungen, die größere Hälfte der
baltischen Provinzen, Litauen, Teile von Weißrußland und Polen befinden
sich teils als Faustpfänder, teils unwiderruflich in unserer Hand; wie es um
den Kaukasus und Sibirien steht, entzieht sich unserer Kenntnis. Und ein¬
schneidender noch als dies ist die Tatsache, daß, soweit die Macht der Lenin und
Trotzki reicht, das Privateigentum aufgehoben und das Land zu sozialpolitischen
Experimenten aller Art hergerichtet ist. Von dem Bürgerkrieg gar nicht zu reden:
wäre er nicht schon da, so dürften wir seinen Ausbruch jede Stunde erwarten.
Die Zustände im heutigen Rußland sind unhaltbar, sind ein Provisorium ohne
Kredit und ohne Vertrauen, und unserer wirtschaftlichen Zukunft über das Provi-
sorium hinaus Fesseln anzulegen, hieße blühendes Leben an einen Leichnam ketten.
Die Bindung wäre einseitig. Wir, unsere Landwirtschaft, Industrie und Handel,
wären gebunden, nicht die Russen.

Einen solchen Frieden mit Rußland wünschen wir uns nicht! Ich schrieb
schon vor einigen Wochen: der Abschluß eines langfristigen Handelsvertrages mit
Rußland kann nicht die Aufgabe unserer Unterhändler sein. Was in dieser Stunde
wirtschaftlich zu erreichen ist. sind Abmachungen über den primitiven Warenaus¬
tausch, wie ihn der Krieg erfordert. Selbst beim besten Willen der jetzigen Macht¬
haber ließe mehr sich zurzeit praktisch schon deshalb nicht erreichen, weil die
anarchischen Zustände im russischen Inlands einen sichern Handelsverkehr gar nicht
zulassen. Im übrigen wollen wir die Vorbereitung guter Beziehungen mit dem
arbeitenden, friedliebenden Rußland, keinen Eintagserfolg, den jede neue Volks-,
erhebung umstößt! wir wollen den Regierungen des russischen Landes, gleichgültig
wie sie innerlich aufgebaut sein mögen, die dem russischen Volke einmal den innern
Frieden wiedergeben, als Freunde gegenüberstehen können, als Freunde, die
ihnen helfen den Weg auch kulturell nach Europa zurückzufinden. Die Russen
und Deutschen sind aufeinander angewiesen: wirtschaftlich und Politischi Bis
solche Regierungen sich gefunden haben, kann Brest-Litowsk nichts anderes bleiben,
als ein Vorfrieden, der dem Volk Zeit zur Selbstbesinnung gibt. Die Stellung
des geachteten Freundes erwerben wir uns aber nicht durch schwächliches Zurück¬
weichen von den großen Aufgaben, vor die uns die Geschichte gestellt hat.

Damit sind wir angelangt bei den praktischen Aufgaben, die in Brest



Je klarer uns geworden ist, daß wir um unsere Weltmachtstellung, um die
Freiheit auf dem Meere, das Recht Kolonien zu erwerben und in allen Orten
der Eide Handel zu treiben gezwungen sind, mit England einen Kampf auf Leben
und Tod zu führen/) um so bewußter müssen wir uns auch sein, daß wir diesen



*) Meine ausführlichen Darlegungen inHeftl der„Grenzboten"vondiesemJahrehabenmir
zahlreiche Zustimmung aus allen Teilendes Vaterlandes und allen PolitischenKreisen eingetragen,
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[0089] Brest-xitowsk, Zweiter Akt mit dem arbeitenden Rußland durch das Mißtrauen, das wir da hineinsäen. Unsere künftigen Beziehungen zum russischen Volke sollten nicht belastet werden durch einen Handelsvertrag, der ihm in schwerer Stunde aufgenötigt nur eine ähnliche politische Stimmung erzeugen würde, wie der von 1904. Hier gilt es entweder die Russen von ihrer Voreingenommenheit abzubringen, was um so sicherer erfolgt, je weniger Wert wir auf die Erneuerung des Handelsvertrages legen, oder uns selbst der Volksstimmung drüben anzupassen. Über die bisher angewandte Art des Vorgehens ließe sich vielleicht eine Verständigung erzielen, wenn es sich um dieselbe russische Regierung handelte, die uns mit Krieg überzog und sich ein Interesse fände, dieser Regierung das Leben so sauer wie möglich zu machen, wenn Rußland sich überhaupt in einem Zustande befände, der demjenigen von vor dem Kriege nahe käme. Tatsächlich besteht das alte Rußland, mit dem der Handelsvertrag von 1904 abgeschlossen wurde, gar nicht mehr: das Hauptland ist geborsten in Moskau und Kijew (zwischen beiden können sich sehr tiefe wirtschaftliche und politische Gegensätze entwickeln, besonders wenn Kijew als llberschußlcmd seine überragende Bedeutung für Moskau voll erkennt), — Finnland ist abgesprungen, die größere Hälfte der baltischen Provinzen, Litauen, Teile von Weißrußland und Polen befinden sich teils als Faustpfänder, teils unwiderruflich in unserer Hand; wie es um den Kaukasus und Sibirien steht, entzieht sich unserer Kenntnis. Und ein¬ schneidender noch als dies ist die Tatsache, daß, soweit die Macht der Lenin und Trotzki reicht, das Privateigentum aufgehoben und das Land zu sozialpolitischen Experimenten aller Art hergerichtet ist. Von dem Bürgerkrieg gar nicht zu reden: wäre er nicht schon da, so dürften wir seinen Ausbruch jede Stunde erwarten. Die Zustände im heutigen Rußland sind unhaltbar, sind ein Provisorium ohne Kredit und ohne Vertrauen, und unserer wirtschaftlichen Zukunft über das Provi- sorium hinaus Fesseln anzulegen, hieße blühendes Leben an einen Leichnam ketten. Die Bindung wäre einseitig. Wir, unsere Landwirtschaft, Industrie und Handel, wären gebunden, nicht die Russen. Einen solchen Frieden mit Rußland wünschen wir uns nicht! Ich schrieb schon vor einigen Wochen: der Abschluß eines langfristigen Handelsvertrages mit Rußland kann nicht die Aufgabe unserer Unterhändler sein. Was in dieser Stunde wirtschaftlich zu erreichen ist. sind Abmachungen über den primitiven Warenaus¬ tausch, wie ihn der Krieg erfordert. Selbst beim besten Willen der jetzigen Macht¬ haber ließe mehr sich zurzeit praktisch schon deshalb nicht erreichen, weil die anarchischen Zustände im russischen Inlands einen sichern Handelsverkehr gar nicht zulassen. Im übrigen wollen wir die Vorbereitung guter Beziehungen mit dem arbeitenden, friedliebenden Rußland, keinen Eintagserfolg, den jede neue Volks-, erhebung umstößt! wir wollen den Regierungen des russischen Landes, gleichgültig wie sie innerlich aufgebaut sein mögen, die dem russischen Volke einmal den innern Frieden wiedergeben, als Freunde gegenüberstehen können, als Freunde, die ihnen helfen den Weg auch kulturell nach Europa zurückzufinden. Die Russen und Deutschen sind aufeinander angewiesen: wirtschaftlich und Politischi Bis solche Regierungen sich gefunden haben, kann Brest-Litowsk nichts anderes bleiben, als ein Vorfrieden, der dem Volk Zeit zur Selbstbesinnung gibt. Die Stellung des geachteten Freundes erwerben wir uns aber nicht durch schwächliches Zurück¬ weichen von den großen Aufgaben, vor die uns die Geschichte gestellt hat. Damit sind wir angelangt bei den praktischen Aufgaben, die in Brest Je klarer uns geworden ist, daß wir um unsere Weltmachtstellung, um die Freiheit auf dem Meere, das Recht Kolonien zu erwerben und in allen Orten der Eide Handel zu treiben gezwungen sind, mit England einen Kampf auf Leben und Tod zu führen/) um so bewußter müssen wir uns auch sein, daß wir diesen *) Meine ausführlichen Darlegungen inHeftl der„Grenzboten"vondiesemJahrehabenmir zahlreiche Zustimmung aus allen Teilendes Vaterlandes und allen PolitischenKreisen eingetragen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/89>, abgerufen am 22.07.2024.