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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

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Der Weltkrieg, diese größte Katastrophe, welche die geschichtliche Menschheit
jemals erlebte, hat uns Deutschen eine Reihe von Problemen in den Vordergrund
des öffentlichen Interesses gerückt, deren Lösung keinen Aufschub duldet. Der
Inhalt der vorliegenden Schriften ist ein wertvoller Beitrag zur Lösung eines
Teiles dieser Probleme. Durch mancherlei Begleiterscheinungen des Krieges ist
unter anderen offenbar geworden, daß unter allen Wissenschaften die Volkswirt¬
schaftslehre am unbekanntesten ist. Bis tief in die Kreise der Gebildeten hinein
herrschen über die einfachsten volkswirtschaftlichen Dinge meist die verworrensten
Vorstellungen. Wie bedauerlich diese Unklarheit aber ist, das hat sich während
des Krieges oft und deutlich genug gezeigt. Und noch eine andere Erkenntnis
hat uns der Krieg mit brutaler Konsequenz zum Bewußtsein gebracht, das ist die
Tatsache, daß wir keinen Raubbau mehr treiben dürfen mit den menschlichen
Arbeitskräften, die unser Volk enthält, daß wir Ersatz schaffen müssen für die
Arbeitskräfte, welche mit der vernichteten oder schwer geschädigten Generation
unserer aufblühenden hoffnungsvollen und arbeitsfrohen Jugend auf immer ver¬
loren gingen. Es wird eine klaffende Lücke auszufüllen sein; denn der Krieg hat
einen Aderlaß an der Menschheit Europas angerichtet, dessen volle Schwere man
heute kaum schon richtig einschätzt. Ein großer Teil unseres Volksvermögens ist
in Gestalt von Arbeitskraft dahin; und es ist der wertvollste Teil dieser Arbeits¬
kraft, denn es ist die jugendkräftige Generation, die in den Grabhügeln der Fremde
liegt. Vor allem wird es an Qualitätsarbeitern auf allen Gebieten fehlen; denn
zu'den besten zählten viele, welche nicht wieder heimkehren werden. Sie alle
müssen ersetzt werden, möglichst bald und tunlichst vollkommen. Deshalb be¬
schäftigt denn auch seit dem Anfange des Weltkrieges kein Problem Schulmänner
wie Laien so stark, als die Frage von der Auslese der Tüchtigen und dem Auf¬
stieg der Begabten; und es gibt zurzeit keine pädagogische Frage eine solche
ist sie ja vorwiegend --, die für die Zukunft unseres Volkes von größerer Be¬
deutung wäre. Mit Recht hat das Reichskanzlerwort: "Freie Bahn für den
Tüchtigen" so einmütige Zustimmung gefunden.

Das erste der vorliegenden Bücher will nun dem tatsächlichen Mangel
an Hilfsmitteln abhelfen, die geeignet sind, die Gebildeten über die Grund¬
lagen der Volkswirtschaftslehre zu unterrichten. Es soll zur Beseitigung der Un¬
klarheiten und Verworrenheiten beitragen, die auch unter den Gebildeten jeden
Standes und Berufes über diese Dinge bestehen. Die Schrift sucht also ihren
Leserkreis vornehmlich unter diesen Gebildeten; denn die Grundlagen der Volks¬
wirtschaftslehre müssen notwendig Allgemeingut des ganzen deutschen Volkes
werden, und dabei sollen die Gebildeten vorangehen. Nun ist aber auch nicht
jeder Gebildete ohne weitere Vorbereitung imstande, zu seiner Belehrung über
diese Dinge mit Nutzen sofort die umfangreichen grundlegenden Werke über'Volks¬
wirtschaftslehre zu Rate zu ziehen. Es fehlt ihm zuviel fundamentales Wissen.
Deshalb wirkt das unvermittelte Studium jener Werke schon durch die Art ihres
Vortmges eher erdrückend oder verwirrend auf den Anfänger, statt ihn aufzu¬
klären. Die Verfasser dieser Werke können und wollen gar nicht Rücksicht aus
den Mangel an Vorkenntnissen bei ihren Lesern nehmen. Sie verfolgen ganz
andere Zwecke und wollen vor allem ihr System wissenschaftlich lückenlos dar¬
stellen. Ihre Werke können daher mit Nutzen nur nach propädeutischen Vor¬
studien durchgearbeitet werden. Und dafür ist unser Buch geschrieben. Es will
ebenso dem gebildeten Leser bei seinem Vorstudium dienen, wie es sich die ver¬
wandte Aufgabe stellt, den volkswirtschaftlichen Belehrungen an den höheren
Lehranstalten zur Unterlage zu dienen. Die Einfügung der Volkswirtschaftslehre
als Pflichtunterricht in die Lehrpläne aller höheren Lehranstalten ist nämlich eine
Forderung, die der Verfasser mit Rücksicht auf die Bedeutung des Gegenstandes
für die staatsbürgerliche Erziehung der deutschen Jugend stellt. Von jedem
Deutschen, der eine höhere Schule besucht hat, ist zu fordern, daß ihm die Grund¬
lagen der Wissenschaft, die ihre Wurzeln so tief in das Wirtschaftsleben unseres
Volkes senkt, nicht fernerhin "böhmische Dörfer" sind. Durch diesen Zweck ist


Neue Lücher

Der Weltkrieg, diese größte Katastrophe, welche die geschichtliche Menschheit
jemals erlebte, hat uns Deutschen eine Reihe von Problemen in den Vordergrund
des öffentlichen Interesses gerückt, deren Lösung keinen Aufschub duldet. Der
Inhalt der vorliegenden Schriften ist ein wertvoller Beitrag zur Lösung eines
Teiles dieser Probleme. Durch mancherlei Begleiterscheinungen des Krieges ist
unter anderen offenbar geworden, daß unter allen Wissenschaften die Volkswirt¬
schaftslehre am unbekanntesten ist. Bis tief in die Kreise der Gebildeten hinein
herrschen über die einfachsten volkswirtschaftlichen Dinge meist die verworrensten
Vorstellungen. Wie bedauerlich diese Unklarheit aber ist, das hat sich während
des Krieges oft und deutlich genug gezeigt. Und noch eine andere Erkenntnis
hat uns der Krieg mit brutaler Konsequenz zum Bewußtsein gebracht, das ist die
Tatsache, daß wir keinen Raubbau mehr treiben dürfen mit den menschlichen
Arbeitskräften, die unser Volk enthält, daß wir Ersatz schaffen müssen für die
Arbeitskräfte, welche mit der vernichteten oder schwer geschädigten Generation
unserer aufblühenden hoffnungsvollen und arbeitsfrohen Jugend auf immer ver¬
loren gingen. Es wird eine klaffende Lücke auszufüllen sein; denn der Krieg hat
einen Aderlaß an der Menschheit Europas angerichtet, dessen volle Schwere man
heute kaum schon richtig einschätzt. Ein großer Teil unseres Volksvermögens ist
in Gestalt von Arbeitskraft dahin; und es ist der wertvollste Teil dieser Arbeits¬
kraft, denn es ist die jugendkräftige Generation, die in den Grabhügeln der Fremde
liegt. Vor allem wird es an Qualitätsarbeitern auf allen Gebieten fehlen; denn
zu'den besten zählten viele, welche nicht wieder heimkehren werden. Sie alle
müssen ersetzt werden, möglichst bald und tunlichst vollkommen. Deshalb be¬
schäftigt denn auch seit dem Anfange des Weltkrieges kein Problem Schulmänner
wie Laien so stark, als die Frage von der Auslese der Tüchtigen und dem Auf¬
stieg der Begabten; und es gibt zurzeit keine pädagogische Frage eine solche
ist sie ja vorwiegend —, die für die Zukunft unseres Volkes von größerer Be¬
deutung wäre. Mit Recht hat das Reichskanzlerwort: „Freie Bahn für den
Tüchtigen" so einmütige Zustimmung gefunden.

Das erste der vorliegenden Bücher will nun dem tatsächlichen Mangel
an Hilfsmitteln abhelfen, die geeignet sind, die Gebildeten über die Grund¬
lagen der Volkswirtschaftslehre zu unterrichten. Es soll zur Beseitigung der Un¬
klarheiten und Verworrenheiten beitragen, die auch unter den Gebildeten jeden
Standes und Berufes über diese Dinge bestehen. Die Schrift sucht also ihren
Leserkreis vornehmlich unter diesen Gebildeten; denn die Grundlagen der Volks¬
wirtschaftslehre müssen notwendig Allgemeingut des ganzen deutschen Volkes
werden, und dabei sollen die Gebildeten vorangehen. Nun ist aber auch nicht
jeder Gebildete ohne weitere Vorbereitung imstande, zu seiner Belehrung über
diese Dinge mit Nutzen sofort die umfangreichen grundlegenden Werke über'Volks¬
wirtschaftslehre zu Rate zu ziehen. Es fehlt ihm zuviel fundamentales Wissen.
Deshalb wirkt das unvermittelte Studium jener Werke schon durch die Art ihres
Vortmges eher erdrückend oder verwirrend auf den Anfänger, statt ihn aufzu¬
klären. Die Verfasser dieser Werke können und wollen gar nicht Rücksicht aus
den Mangel an Vorkenntnissen bei ihren Lesern nehmen. Sie verfolgen ganz
andere Zwecke und wollen vor allem ihr System wissenschaftlich lückenlos dar¬
stellen. Ihre Werke können daher mit Nutzen nur nach propädeutischen Vor¬
studien durchgearbeitet werden. Und dafür ist unser Buch geschrieben. Es will
ebenso dem gebildeten Leser bei seinem Vorstudium dienen, wie es sich die ver¬
wandte Aufgabe stellt, den volkswirtschaftlichen Belehrungen an den höheren
Lehranstalten zur Unterlage zu dienen. Die Einfügung der Volkswirtschaftslehre
als Pflichtunterricht in die Lehrpläne aller höheren Lehranstalten ist nämlich eine
Forderung, die der Verfasser mit Rücksicht auf die Bedeutung des Gegenstandes
für die staatsbürgerliche Erziehung der deutschen Jugend stellt. Von jedem
Deutschen, der eine höhere Schule besucht hat, ist zu fordern, daß ihm die Grund¬
lagen der Wissenschaft, die ihre Wurzeln so tief in das Wirtschaftsleben unseres
Volkes senkt, nicht fernerhin „böhmische Dörfer" sind. Durch diesen Zweck ist


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[0274] Neue Lücher Der Weltkrieg, diese größte Katastrophe, welche die geschichtliche Menschheit jemals erlebte, hat uns Deutschen eine Reihe von Problemen in den Vordergrund des öffentlichen Interesses gerückt, deren Lösung keinen Aufschub duldet. Der Inhalt der vorliegenden Schriften ist ein wertvoller Beitrag zur Lösung eines Teiles dieser Probleme. Durch mancherlei Begleiterscheinungen des Krieges ist unter anderen offenbar geworden, daß unter allen Wissenschaften die Volkswirt¬ schaftslehre am unbekanntesten ist. Bis tief in die Kreise der Gebildeten hinein herrschen über die einfachsten volkswirtschaftlichen Dinge meist die verworrensten Vorstellungen. Wie bedauerlich diese Unklarheit aber ist, das hat sich während des Krieges oft und deutlich genug gezeigt. Und noch eine andere Erkenntnis hat uns der Krieg mit brutaler Konsequenz zum Bewußtsein gebracht, das ist die Tatsache, daß wir keinen Raubbau mehr treiben dürfen mit den menschlichen Arbeitskräften, die unser Volk enthält, daß wir Ersatz schaffen müssen für die Arbeitskräfte, welche mit der vernichteten oder schwer geschädigten Generation unserer aufblühenden hoffnungsvollen und arbeitsfrohen Jugend auf immer ver¬ loren gingen. Es wird eine klaffende Lücke auszufüllen sein; denn der Krieg hat einen Aderlaß an der Menschheit Europas angerichtet, dessen volle Schwere man heute kaum schon richtig einschätzt. Ein großer Teil unseres Volksvermögens ist in Gestalt von Arbeitskraft dahin; und es ist der wertvollste Teil dieser Arbeits¬ kraft, denn es ist die jugendkräftige Generation, die in den Grabhügeln der Fremde liegt. Vor allem wird es an Qualitätsarbeitern auf allen Gebieten fehlen; denn zu'den besten zählten viele, welche nicht wieder heimkehren werden. Sie alle müssen ersetzt werden, möglichst bald und tunlichst vollkommen. Deshalb be¬ schäftigt denn auch seit dem Anfange des Weltkrieges kein Problem Schulmänner wie Laien so stark, als die Frage von der Auslese der Tüchtigen und dem Auf¬ stieg der Begabten; und es gibt zurzeit keine pädagogische Frage eine solche ist sie ja vorwiegend —, die für die Zukunft unseres Volkes von größerer Be¬ deutung wäre. Mit Recht hat das Reichskanzlerwort: „Freie Bahn für den Tüchtigen" so einmütige Zustimmung gefunden. Das erste der vorliegenden Bücher will nun dem tatsächlichen Mangel an Hilfsmitteln abhelfen, die geeignet sind, die Gebildeten über die Grund¬ lagen der Volkswirtschaftslehre zu unterrichten. Es soll zur Beseitigung der Un¬ klarheiten und Verworrenheiten beitragen, die auch unter den Gebildeten jeden Standes und Berufes über diese Dinge bestehen. Die Schrift sucht also ihren Leserkreis vornehmlich unter diesen Gebildeten; denn die Grundlagen der Volks¬ wirtschaftslehre müssen notwendig Allgemeingut des ganzen deutschen Volkes werden, und dabei sollen die Gebildeten vorangehen. Nun ist aber auch nicht jeder Gebildete ohne weitere Vorbereitung imstande, zu seiner Belehrung über diese Dinge mit Nutzen sofort die umfangreichen grundlegenden Werke über'Volks¬ wirtschaftslehre zu Rate zu ziehen. Es fehlt ihm zuviel fundamentales Wissen. Deshalb wirkt das unvermittelte Studium jener Werke schon durch die Art ihres Vortmges eher erdrückend oder verwirrend auf den Anfänger, statt ihn aufzu¬ klären. Die Verfasser dieser Werke können und wollen gar nicht Rücksicht aus den Mangel an Vorkenntnissen bei ihren Lesern nehmen. Sie verfolgen ganz andere Zwecke und wollen vor allem ihr System wissenschaftlich lückenlos dar¬ stellen. Ihre Werke können daher mit Nutzen nur nach propädeutischen Vor¬ studien durchgearbeitet werden. Und dafür ist unser Buch geschrieben. Es will ebenso dem gebildeten Leser bei seinem Vorstudium dienen, wie es sich die ver¬ wandte Aufgabe stellt, den volkswirtschaftlichen Belehrungen an den höheren Lehranstalten zur Unterlage zu dienen. Die Einfügung der Volkswirtschaftslehre als Pflichtunterricht in die Lehrpläne aller höheren Lehranstalten ist nämlich eine Forderung, die der Verfasser mit Rücksicht auf die Bedeutung des Gegenstandes für die staatsbürgerliche Erziehung der deutschen Jugend stellt. Von jedem Deutschen, der eine höhere Schule besucht hat, ist zu fordern, daß ihm die Grund¬ lagen der Wissenschaft, die ihre Wurzeln so tief in das Wirtschaftsleben unseres Volkes senkt, nicht fernerhin „böhmische Dörfer" sind. Durch diesen Zweck ist

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/274>, abgerufen am 22.07.2024.