Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.Nach dem ersten Friedenschluß des Weltkrieges Nach dem ersten Friedensschluß des Weltkrieges Georg Lleinow von Wenn nach Sturm die Stille träumt, Karl Berner Die neue Front em Friedensschluß von Litauisch. Brest ist im vorigen Heft bereits Nach dem ersten Friedenschluß des Weltkrieges Nach dem ersten Friedensschluß des Weltkrieges Georg Lleinow von Wenn nach Sturm die Stille träumt, Karl Berner Die neue Front em Friedensschluß von Litauisch. Brest ist im vorigen Heft bereits <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0238" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/333335"/> <fw type="header" place="top"> Nach dem ersten Friedenschluß des Weltkrieges</fw><lb/> </div> <div n="1"> <head> Nach dem ersten Friedensschluß des Weltkrieges<lb/><note type="byline"> Georg Lleinow</note> von</head><lb/> <quote type="epigraph"> Wenn nach Sturm die Stille träumt,<lb/> Reines Licht die Höhen säumt,<lb/> nage über Sturm und Stille,<lb/> Tief gewurzelt, gipfelklar,<lb/> Unverrückt, unwandelbar,<lb/> Wie ein Fels der deutsche Wille I</quote><lb/> <note type="bibl"> Karl Berner</note><lb/> <div n="2"> <head> Die neue Front</head><lb/> <p xml:id="ID_851" next="#ID_852"> em Friedensschluß von Litauisch. Brest ist im vorigen Heft bereits<lb/> die Bedeutung zugewiesen worden, die ihm gebührt: nicht das, was<lb/> angestrebt wurde, ist erreicht, sondern etwas anderes. Ab?r nicht<lb/> darauf kommt es an, sondern darauf, was wir aus dem tatsächlich<lb/> Zustandegekommenen machen. Und — der große Augenblick findet<lb/> ein großes Geschlecht I findet uns geeint in den militärischen und politischen Führern<lb/> sowohl wie in den Parteien; wir haben eine feste innere Front, die bereit ist, die<lb/> dem deutschen Volke im Osten gegebene Freiheit des Handelns im deutschen<lb/> Sinne zu nutzen. Nur einige wenige stehen abseits. Es sind, abgesehen von den<lb/> Unabhängigen Sozialisten, im wesentlichen dieselben, die stets zusammenzucken, wenn<lb/> einer unserer Hiebe den Gegner besonders hart trifft und die stets unsere militärischen<lb/> Führer verantwortlich machen, wenn die Gegner einen diplomatischen Erfolg er¬<lb/> ringen, ohne zu berücksichtigen, daß die Einkreisung, in der wir uns nun einmal be¬<lb/> finden, diplomatische Erfolge auf unserer Seite doch nur auf sehr eng begrenzten<lb/> Gebieten zuläßt. Man soll auch in der großen Politik nicht versuchen, Epochen<lb/> und Anschlusse zu überspringen, um eine fernere Zukunft zu sichern. Der Verlauf<lb/> der Verhandlungen in Brest-Litowsk hat uns bewiesen, daß die dort behandelten<lb/> Fragen für eine Verwertung in der großen Politik noch nicht reif sind. Darum<lb/> ist uns durch den Ausgang jener Verhandlungen nicht die große politische Auf¬<lb/> gabe nachgelassen, unsere künftigen Beziehungen zu einem in seiner staatlichen<lb/> Form noch ganz unbekannten Rußland vorzuentscheiden, sondern die sehr viel<lb/> näher liegende, einfach militärische und verwaltungstechnische, gewisse uns aus den<lb/> verschiedensten Gründen wertvolle Gebiete des zarischen Rußland vor dem Wüten<lb/> der Maximalisten zu schützen. Vor dieser Aufgabe des Tages tritt auch die Frage<lb/> zurück, ob Mitteleuropa mit oder ohne Polen zusammengesetzt wird. Mitteleuropa<lb/> kommt nicht wegen oder durch Polen, sondern ganz unabhängig davon aus dem<lb/> inneren Bedürfnis der beiden zunächst beteiligten Staaten. Die Gebiete, die eS<lb/> zunächst zu fassen gilt, sind, abgesehen von der Ukraina, der schon im vorigen Heft<lb/> gedacht worden war, bis zu gewissen Grenzen Weißrußland, aber vor allen Dingen<lb/> Livland und Estland. Ob in den eben genannten Ländern 10 Prozent Deutsche<lb/> sitzen oder gar nur drei, ist durchaus gegenstandslos geworden, seit jenes Rußland,<lb/> das uns in unseren weltpolitischen Kämpfen Bundesgenosse gegen England sein<lb/> konnte, von der Erde verschwunden ist und wir somit auch sein Wohlwollen nicht<lb/> durch Konzessionen erkaufen können. Wir können jetzt den nord- und west<lb/> europäischen Gebieten gegenüber alle Gesichtspunkte der großen Politik zurücktreten<lb/> lassen und uns darauf beschränken, im Osten zunächst eine durch nicht» beengte</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0238]
Nach dem ersten Friedenschluß des Weltkrieges
Nach dem ersten Friedensschluß des Weltkrieges
Georg Lleinow von
Wenn nach Sturm die Stille träumt,
Reines Licht die Höhen säumt,
nage über Sturm und Stille,
Tief gewurzelt, gipfelklar,
Unverrückt, unwandelbar,
Wie ein Fels der deutsche Wille I
Karl Berner
Die neue Front
em Friedensschluß von Litauisch. Brest ist im vorigen Heft bereits
die Bedeutung zugewiesen worden, die ihm gebührt: nicht das, was
angestrebt wurde, ist erreicht, sondern etwas anderes. Ab?r nicht
darauf kommt es an, sondern darauf, was wir aus dem tatsächlich
Zustandegekommenen machen. Und — der große Augenblick findet
ein großes Geschlecht I findet uns geeint in den militärischen und politischen Führern
sowohl wie in den Parteien; wir haben eine feste innere Front, die bereit ist, die
dem deutschen Volke im Osten gegebene Freiheit des Handelns im deutschen
Sinne zu nutzen. Nur einige wenige stehen abseits. Es sind, abgesehen von den
Unabhängigen Sozialisten, im wesentlichen dieselben, die stets zusammenzucken, wenn
einer unserer Hiebe den Gegner besonders hart trifft und die stets unsere militärischen
Führer verantwortlich machen, wenn die Gegner einen diplomatischen Erfolg er¬
ringen, ohne zu berücksichtigen, daß die Einkreisung, in der wir uns nun einmal be¬
finden, diplomatische Erfolge auf unserer Seite doch nur auf sehr eng begrenzten
Gebieten zuläßt. Man soll auch in der großen Politik nicht versuchen, Epochen
und Anschlusse zu überspringen, um eine fernere Zukunft zu sichern. Der Verlauf
der Verhandlungen in Brest-Litowsk hat uns bewiesen, daß die dort behandelten
Fragen für eine Verwertung in der großen Politik noch nicht reif sind. Darum
ist uns durch den Ausgang jener Verhandlungen nicht die große politische Auf¬
gabe nachgelassen, unsere künftigen Beziehungen zu einem in seiner staatlichen
Form noch ganz unbekannten Rußland vorzuentscheiden, sondern die sehr viel
näher liegende, einfach militärische und verwaltungstechnische, gewisse uns aus den
verschiedensten Gründen wertvolle Gebiete des zarischen Rußland vor dem Wüten
der Maximalisten zu schützen. Vor dieser Aufgabe des Tages tritt auch die Frage
zurück, ob Mitteleuropa mit oder ohne Polen zusammengesetzt wird. Mitteleuropa
kommt nicht wegen oder durch Polen, sondern ganz unabhängig davon aus dem
inneren Bedürfnis der beiden zunächst beteiligten Staaten. Die Gebiete, die eS
zunächst zu fassen gilt, sind, abgesehen von der Ukraina, der schon im vorigen Heft
gedacht worden war, bis zu gewissen Grenzen Weißrußland, aber vor allen Dingen
Livland und Estland. Ob in den eben genannten Ländern 10 Prozent Deutsche
sitzen oder gar nur drei, ist durchaus gegenstandslos geworden, seit jenes Rußland,
das uns in unseren weltpolitischen Kämpfen Bundesgenosse gegen England sein
konnte, von der Erde verschwunden ist und wir somit auch sein Wohlwollen nicht
durch Konzessionen erkaufen können. Wir können jetzt den nord- und west
europäischen Gebieten gegenüber alle Gesichtspunkte der großen Politik zurücktreten
lassen und uns darauf beschränken, im Osten zunächst eine durch nicht» beengte
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