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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

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Ein Vorschlag zur Wahlreform

Schulbildung vier Stimmen zugelegt, so verändert sich die Stimmenzahl, wieder
in runden Tausenden ausgedrückt, etwa dahin:

Wähler.....7251 mithin Stimmen 7251
Ältere .....49004900
Väter.....5900" 5900
Geh. Unterricht . .. . 900" 1800
Höh. Einkommen. . 200400
Hochschulbildung. . 200800
21051

Als Stimmensumme sei 50000 genommen. Nach den Anhängerkreisen der
Parteien unterscheidet sich ihr Anteil an den Zuschlagsstimmen. Es werden etwa
erhalten:

Parteien:
Kons.Dtsch.Fr. Jener.NatLib.Fortsch.PolenSoz.U.Soz
Wähler . , . . .861493125093986044114021005
Ältere.....705392928693516299910452
Väter . . . . .73241910707936973851232567
Geh. Und.....360150414426368343216
Höh. Einkommen70369298642893
Hochschulbildung. .1706418120614020163
Gewählt . . .5731736352247240
Stimmenrest . .4843515457146
Zugewählt . . .1111
Abgeordnete . .5831796353247241

Dieses Beispiel erhebt natürlich keinen Anspruch aus Zuverlässigkeit, zumal
statistische Unterlagen für die angeregten Fragen nur höchst mangelhaft vorhanden
sind und meistens für die Schätzungen nur einen gewissen Anhalt bieten. Doch
habe ich mich bemüht, die Schätzungen möglichst vorsichtig vorzunehmen, obwohl
ich mir den Hreis des gehobenen Unterrichtes und der abgeschlossenen Hochschul¬
bildung recht weit gesteckt vorstelle. Auch in der Zahl und Art der Stimmen¬
zuschläge habe ich Zurückhaltung geübt, weil es mir nur darauf ankam darzutun,
wie erheblich auf diesem Wege die Herrschaft der bloßen Zahlen eingeschränkt
werden kann, statt ihr auf künstliche indirekte Weise entgegenarbeiten und der
einen Ungerechtigkeit die Zulassung anderer Ungerechtigkeiten entgegensetzen zu
müssen. Wenn die linksstehenden Parteien sich von der Macht deS Schlagwortcs
freimachen können, so ist der Vorschlag auch für sie durchaus annehmbar. Auch
soweit er auf die Stimmkraft ihrer Anhänger ungünstig einwirkt, handelt es sich
um beschränkte, statistisch berechenbare und in ihren Folgen übersehbare Wir¬
kungen. Sie werden durch die Vorteile dieses Wahlsystems aufgewogen, welches
die den Volkswillen fälschenden unberechenbaren und unwägbaren Widerstände
beseitigt. Auch dürfen diese Parteien kaum darauf rechnen, daß sie hinsichtlich
der Ungleichheit der Wahlkreise ihren Willen durchsetzen, wenn das gleiche Wahl-
recht in geographischen Wahlkreisen zur Annahme kommen sollte.



Der Aufsatz von I)r. Reiche kann wegen Raummangel erst im nächsten Heft (Ur 5)
.
Die Schriftleitung. erscheinen.
Ein Vorschlag zur Wahlreform

Schulbildung vier Stimmen zugelegt, so verändert sich die Stimmenzahl, wieder
in runden Tausenden ausgedrückt, etwa dahin:

Wähler.....7251 mithin Stimmen 7251
Ältere .....49004900
Väter.....5900„ 5900
Geh. Unterricht . .. . 900„ 1800
Höh. Einkommen. . 200400
Hochschulbildung. . 200800
21051

Als Stimmensumme sei 50000 genommen. Nach den Anhängerkreisen der
Parteien unterscheidet sich ihr Anteil an den Zuschlagsstimmen. Es werden etwa
erhalten:

Parteien:
Kons.Dtsch.Fr. Jener.NatLib.Fortsch.PolenSoz.U.Soz
Wähler . , . . .861493125093986044114021005
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Abgeordnete . .5831796353247241

Dieses Beispiel erhebt natürlich keinen Anspruch aus Zuverlässigkeit, zumal
statistische Unterlagen für die angeregten Fragen nur höchst mangelhaft vorhanden
sind und meistens für die Schätzungen nur einen gewissen Anhalt bieten. Doch
habe ich mich bemüht, die Schätzungen möglichst vorsichtig vorzunehmen, obwohl
ich mir den Hreis des gehobenen Unterrichtes und der abgeschlossenen Hochschul¬
bildung recht weit gesteckt vorstelle. Auch in der Zahl und Art der Stimmen¬
zuschläge habe ich Zurückhaltung geübt, weil es mir nur darauf ankam darzutun,
wie erheblich auf diesem Wege die Herrschaft der bloßen Zahlen eingeschränkt
werden kann, statt ihr auf künstliche indirekte Weise entgegenarbeiten und der
einen Ungerechtigkeit die Zulassung anderer Ungerechtigkeiten entgegensetzen zu
müssen. Wenn die linksstehenden Parteien sich von der Macht deS Schlagwortcs
freimachen können, so ist der Vorschlag auch für sie durchaus annehmbar. Auch
soweit er auf die Stimmkraft ihrer Anhänger ungünstig einwirkt, handelt es sich
um beschränkte, statistisch berechenbare und in ihren Folgen übersehbare Wir¬
kungen. Sie werden durch die Vorteile dieses Wahlsystems aufgewogen, welches
die den Volkswillen fälschenden unberechenbaren und unwägbaren Widerstände
beseitigt. Auch dürfen diese Parteien kaum darauf rechnen, daß sie hinsichtlich
der Ungleichheit der Wahlkreise ihren Willen durchsetzen, wenn das gleiche Wahl-
recht in geographischen Wahlkreisen zur Annahme kommen sollte.



Der Aufsatz von I)r. Reiche kann wegen Raummangel erst im nächsten Heft (Ur 5)
.
Die Schriftleitung. erscheinen.
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[0108] Ein Vorschlag zur Wahlreform Schulbildung vier Stimmen zugelegt, so verändert sich die Stimmenzahl, wieder in runden Tausenden ausgedrückt, etwa dahin: Wähler.....7251 mithin Stimmen 7251 Ältere .....49004900 Väter.....5900„ 5900 Geh. Unterricht . .. . 900„ 1800 Höh. Einkommen. . 200400 Hochschulbildung. . 200800 21051 Als Stimmensumme sei 50000 genommen. Nach den Anhängerkreisen der Parteien unterscheidet sich ihr Anteil an den Zuschlagsstimmen. Es werden etwa erhalten: Parteien: Kons.Dtsch.Fr. Jener.NatLib.Fortsch.PolenSoz.U.Soz Wähler . , . . .861493125093986044114021005 Ältere.....705392928693516299910452 Väter . . . . .73241910707936973851232567 Geh. Und.....360150414426368343216 Höh. Einkommen70369298642893 Hochschulbildung. .1706418120614020163 Gewählt . . .5731736352247240 Stimmenrest . .4843515457146 Zugewählt . . .1111 Abgeordnete . .5831796353247241 Dieses Beispiel erhebt natürlich keinen Anspruch aus Zuverlässigkeit, zumal statistische Unterlagen für die angeregten Fragen nur höchst mangelhaft vorhanden sind und meistens für die Schätzungen nur einen gewissen Anhalt bieten. Doch habe ich mich bemüht, die Schätzungen möglichst vorsichtig vorzunehmen, obwohl ich mir den Hreis des gehobenen Unterrichtes und der abgeschlossenen Hochschul¬ bildung recht weit gesteckt vorstelle. Auch in der Zahl und Art der Stimmen¬ zuschläge habe ich Zurückhaltung geübt, weil es mir nur darauf ankam darzutun, wie erheblich auf diesem Wege die Herrschaft der bloßen Zahlen eingeschränkt werden kann, statt ihr auf künstliche indirekte Weise entgegenarbeiten und der einen Ungerechtigkeit die Zulassung anderer Ungerechtigkeiten entgegensetzen zu müssen. Wenn die linksstehenden Parteien sich von der Macht deS Schlagwortcs freimachen können, so ist der Vorschlag auch für sie durchaus annehmbar. Auch soweit er auf die Stimmkraft ihrer Anhänger ungünstig einwirkt, handelt es sich um beschränkte, statistisch berechenbare und in ihren Folgen übersehbare Wir¬ kungen. Sie werden durch die Vorteile dieses Wahlsystems aufgewogen, welches die den Volkswillen fälschenden unberechenbaren und unwägbaren Widerstände beseitigt. Auch dürfen diese Parteien kaum darauf rechnen, daß sie hinsichtlich der Ungleichheit der Wahlkreise ihren Willen durchsetzen, wenn das gleiche Wahl- recht in geographischen Wahlkreisen zur Annahme kommen sollte. Der Aufsatz von I)r. Reiche kann wegen Raummangel erst im nächsten Heft (Ur 5) . Die Schriftleitung. erscheinen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/108>, abgerufen am 24.08.2024.