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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Viertes Vierteljahr.

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Deutschlands wirtschaftliche und finanzielle Kraftquellen

folgt, steht der deutsche Geschäftsreisende mit dem englischen im Kampf. Eine
Million kleiner Streitigkeiten erzeugt so die größte Kriegsursache, die die Welt
je gesehen hat. Wenn Deutschland morgen aus der Welt vertilgt würde, so
gibt es übermorgen keinen Engländer in der Welt, der nicht um so viel reicher
wäre. Völker haben jahrelang um eine Stadt oder ein Erbfolgerecht gekämpst;
warum sollen sie nicht für einen Handelswert von 250 Millionen Pfund
kämpfen?"

Und am 25. September 1914 schrieb das größte englische Fachblatt der In¬
genieure, "The Engineer": "Es gibt nun auch einen Weg. auf dem das Ziel, den
bisher von Deutschland betriebenen Welthandel an England zu bringen, erreicht
werden kann. Er ist erbarmungslos, aber sehr einfach. Es ist die überlegte und
organisierte Zerstörung der Fabriken und Ausrüstungen der deutschen Industrie.
Bei diesem organisierten Zerstörungswerk dürfen auch die großen Eisen- und
Stahlwerke Deutschlands nicht vergessen werden. Hand in Hand mit der Be¬
setzung deutschen Gebietes durch die verbündeten Truppen muß die Zerstörung
aller großen Industrien in diesem Gebiet gehen. Es ist anzunehmen, daß das
Kapital sehr zugunsten unserer heimischen Industrien stimuliert wird, wenn die
feste Absicht eines solchen Zerstörungswerkes hier und in Frankreich bekannt ist."

Wenn auch die Gefährlichkeit der deutschen Konkurrenz für England bis
gegen das Jahr 1900 durch die großen absoluten Zahlen der englischen Statistik
verdeckt wurde, so offenbarte sie sich doch mehr und mehr. Besonders be¬
greiflich wird der Konkurrenzneid Englands bei der folgenden Betrachtung der Be¬
teiligung der wirtschaftlichen Großmächte am Welthandel (in Milliarden Mark):

1890190019111913Zunahme
England....12,715,321.024.290,55 Prozent
Deutschland. . .. 7.510,417.820.9178,66 "
Vereinigte Staaten. 6.89.214,717,7160,29 "
Frankreich . . .6.67.011.312.3101,43 "

Noch überwiegt der englische Außenhandel, aber der deutsche, der im
Jahre 1860 noch nicht ein Viertel des englischen betrug, ist im Begriff, ihn zu
überflügeln.

Die deutsche Ausfuhr von Fabrikaten stieg von 2892 Millionen Mark im
Jahre 1901 auf 5586 Millionen im Jahre 1911, die englische im gleichen
Zeitraum von 4554 auf 7389 Millionen Mark; das bedeutet für England eine
Zunahme um 66.33 Prozent, für Deutschland um 93.2 Prozent.

Die deutsche Überlegenheit zeigt sich klar in dem mächtigen Aufschwung,
den die Eisen- und Stahlindustrie, die Maschinenindustrie, die Elektrotechnik,
die chemische Industrie und der Bergbau genommen haben. Über llVz Mil¬
lionen Erwerbstätige in Industrie und Bergbau zählte Deutschland schon im
Jahre 1907. während Großbritannien und Irland im Jahre 1911 nur 9,
Rußland und Frankreich nur 6 Millionen beschäftigte.


Deutschlands wirtschaftliche und finanzielle Kraftquellen

folgt, steht der deutsche Geschäftsreisende mit dem englischen im Kampf. Eine
Million kleiner Streitigkeiten erzeugt so die größte Kriegsursache, die die Welt
je gesehen hat. Wenn Deutschland morgen aus der Welt vertilgt würde, so
gibt es übermorgen keinen Engländer in der Welt, der nicht um so viel reicher
wäre. Völker haben jahrelang um eine Stadt oder ein Erbfolgerecht gekämpst;
warum sollen sie nicht für einen Handelswert von 250 Millionen Pfund
kämpfen?"

Und am 25. September 1914 schrieb das größte englische Fachblatt der In¬
genieure, „The Engineer": „Es gibt nun auch einen Weg. auf dem das Ziel, den
bisher von Deutschland betriebenen Welthandel an England zu bringen, erreicht
werden kann. Er ist erbarmungslos, aber sehr einfach. Es ist die überlegte und
organisierte Zerstörung der Fabriken und Ausrüstungen der deutschen Industrie.
Bei diesem organisierten Zerstörungswerk dürfen auch die großen Eisen- und
Stahlwerke Deutschlands nicht vergessen werden. Hand in Hand mit der Be¬
setzung deutschen Gebietes durch die verbündeten Truppen muß die Zerstörung
aller großen Industrien in diesem Gebiet gehen. Es ist anzunehmen, daß das
Kapital sehr zugunsten unserer heimischen Industrien stimuliert wird, wenn die
feste Absicht eines solchen Zerstörungswerkes hier und in Frankreich bekannt ist."

Wenn auch die Gefährlichkeit der deutschen Konkurrenz für England bis
gegen das Jahr 1900 durch die großen absoluten Zahlen der englischen Statistik
verdeckt wurde, so offenbarte sie sich doch mehr und mehr. Besonders be¬
greiflich wird der Konkurrenzneid Englands bei der folgenden Betrachtung der Be¬
teiligung der wirtschaftlichen Großmächte am Welthandel (in Milliarden Mark):

1890190019111913Zunahme
England....12,715,321.024.290,55 Prozent
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Frankreich . . .6.67.011.312.3101,43 „

Noch überwiegt der englische Außenhandel, aber der deutsche, der im
Jahre 1860 noch nicht ein Viertel des englischen betrug, ist im Begriff, ihn zu
überflügeln.

Die deutsche Ausfuhr von Fabrikaten stieg von 2892 Millionen Mark im
Jahre 1901 auf 5586 Millionen im Jahre 1911, die englische im gleichen
Zeitraum von 4554 auf 7389 Millionen Mark; das bedeutet für England eine
Zunahme um 66.33 Prozent, für Deutschland um 93.2 Prozent.

Die deutsche Überlegenheit zeigt sich klar in dem mächtigen Aufschwung,
den die Eisen- und Stahlindustrie, die Maschinenindustrie, die Elektrotechnik,
die chemische Industrie und der Bergbau genommen haben. Über llVz Mil¬
lionen Erwerbstätige in Industrie und Bergbau zählte Deutschland schon im
Jahre 1907. während Großbritannien und Irland im Jahre 1911 nur 9,
Rußland und Frankreich nur 6 Millionen beschäftigte.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332712/32>, abgerufen am 09.11.2024.