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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Viertes Vierteljahr.

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habe. Hier redet nicht ein rechnender Verstand, nicht ein feiner Gestalter von
künstlerischen Bildern. In glühendem Strom, manch ungelöste Schlacke mit sich
wälzend, flutet die Rede dahin. Oft in herrlichen Rhythmen. Plötzlich blitzen
hier und da Gedanken und Bilder auf, die uns Tiefen des Lebens erleuchten
oder doch ahnen lassen. Und all die stürmischen Wogen sind doch nur ein Strom,
all die bewegte Gedankenwelt ist im Grunde nur ein einziger Gedanke: Gott.

Ich bin von Herzen froh, daß dieses Buch nicht von einen: Reichsdeutschen
geschrieben ist. Sonst würde man mißtrauen: hier redet Sorge ums Vaterland,
Liebe zum eigenen Staat. Nun aber redet in solcher Weise über unsere reichs-
deutsche Aufgabe ein Deutscher von jenseits der Grenzen, ein Schweizer. Einer,
der innerlich unser Leben mitlebt und doch nicht unser politisches Schicksal teilt.
Einer, der, weil unseres Volkes, unsere Art verstehen kann, der aber, weil nicht
unseres Schicksals, nicht um Deutschlands Größe, Ruhm und Macht besorgt zu
sein braucht. . So dürfen wir sein Wort ohne Mißtrauen aufnehmen.

Aber -- wird unser Volk es aufnehmen? Wird unser Volk die Schicksals¬
frage begreifen? Nicht dieses Buch und diese Formulierung -- darauf kommt
wenig an. Sondern wird es aus dein Erleben dieser Zeit mit rechtem Instinkt
die Frage empfinden und die Antwort geben?

Es scheint, daß Kutter mit dem ungestümen Eifer des Propheten auf die
Antwort "hier und jetzt" besteht. Darüber habe ich eine Frage an ihn: Kann
die Antwort, die er heischt, überhaupt durch einzelne Taten gegeben werden, da
doch ein Volk und Staat etwas unendlich Mannigfaltiges ist mit vielen Kräften
und Schwächen? Kann eine Stunde der Entscheidung sie geben? Ist hier nicht
vielmehr eine Ausgabe für Jahrhunderte gesetzt und wird sich nicht erst im Ablauf
von Geschlechtern, nach manchem Auf und Ab erweisen, ob der Deutsche das
Reich von innen heraus, das Reich des wahrhaftigen Lebens erbauen kann?


Wilhelm Stapel




Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen^ da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werde" kann.




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Neue Bücher

habe. Hier redet nicht ein rechnender Verstand, nicht ein feiner Gestalter von
künstlerischen Bildern. In glühendem Strom, manch ungelöste Schlacke mit sich
wälzend, flutet die Rede dahin. Oft in herrlichen Rhythmen. Plötzlich blitzen
hier und da Gedanken und Bilder auf, die uns Tiefen des Lebens erleuchten
oder doch ahnen lassen. Und all die stürmischen Wogen sind doch nur ein Strom,
all die bewegte Gedankenwelt ist im Grunde nur ein einziger Gedanke: Gott.

Ich bin von Herzen froh, daß dieses Buch nicht von einen: Reichsdeutschen
geschrieben ist. Sonst würde man mißtrauen: hier redet Sorge ums Vaterland,
Liebe zum eigenen Staat. Nun aber redet in solcher Weise über unsere reichs-
deutsche Aufgabe ein Deutscher von jenseits der Grenzen, ein Schweizer. Einer,
der innerlich unser Leben mitlebt und doch nicht unser politisches Schicksal teilt.
Einer, der, weil unseres Volkes, unsere Art verstehen kann, der aber, weil nicht
unseres Schicksals, nicht um Deutschlands Größe, Ruhm und Macht besorgt zu
sein braucht. . So dürfen wir sein Wort ohne Mißtrauen aufnehmen.

Aber — wird unser Volk es aufnehmen? Wird unser Volk die Schicksals¬
frage begreifen? Nicht dieses Buch und diese Formulierung — darauf kommt
wenig an. Sondern wird es aus dein Erleben dieser Zeit mit rechtem Instinkt
die Frage empfinden und die Antwort geben?

Es scheint, daß Kutter mit dem ungestümen Eifer des Propheten auf die
Antwort „hier und jetzt" besteht. Darüber habe ich eine Frage an ihn: Kann
die Antwort, die er heischt, überhaupt durch einzelne Taten gegeben werden, da
doch ein Volk und Staat etwas unendlich Mannigfaltiges ist mit vielen Kräften
und Schwächen? Kann eine Stunde der Entscheidung sie geben? Ist hier nicht
vielmehr eine Ausgabe für Jahrhunderte gesetzt und wird sich nicht erst im Ablauf
von Geschlechtern, nach manchem Auf und Ab erweisen, ob der Deutsche das
Reich von innen heraus, das Reich des wahrhaftigen Lebens erbauen kann?


Wilhelm Stapel




Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen^ da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
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[0220] Neue Bücher habe. Hier redet nicht ein rechnender Verstand, nicht ein feiner Gestalter von künstlerischen Bildern. In glühendem Strom, manch ungelöste Schlacke mit sich wälzend, flutet die Rede dahin. Oft in herrlichen Rhythmen. Plötzlich blitzen hier und da Gedanken und Bilder auf, die uns Tiefen des Lebens erleuchten oder doch ahnen lassen. Und all die stürmischen Wogen sind doch nur ein Strom, all die bewegte Gedankenwelt ist im Grunde nur ein einziger Gedanke: Gott. Ich bin von Herzen froh, daß dieses Buch nicht von einen: Reichsdeutschen geschrieben ist. Sonst würde man mißtrauen: hier redet Sorge ums Vaterland, Liebe zum eigenen Staat. Nun aber redet in solcher Weise über unsere reichs- deutsche Aufgabe ein Deutscher von jenseits der Grenzen, ein Schweizer. Einer, der innerlich unser Leben mitlebt und doch nicht unser politisches Schicksal teilt. Einer, der, weil unseres Volkes, unsere Art verstehen kann, der aber, weil nicht unseres Schicksals, nicht um Deutschlands Größe, Ruhm und Macht besorgt zu sein braucht. . So dürfen wir sein Wort ohne Mißtrauen aufnehmen. Aber — wird unser Volk es aufnehmen? Wird unser Volk die Schicksals¬ frage begreifen? Nicht dieses Buch und diese Formulierung — darauf kommt wenig an. Sondern wird es aus dein Erleben dieser Zeit mit rechtem Instinkt die Frage empfinden und die Antwort geben? Es scheint, daß Kutter mit dem ungestümen Eifer des Propheten auf die Antwort „hier und jetzt" besteht. Darüber habe ich eine Frage an ihn: Kann die Antwort, die er heischt, überhaupt durch einzelne Taten gegeben werden, da doch ein Volk und Staat etwas unendlich Mannigfaltiges ist mit vielen Kräften und Schwächen? Kann eine Stunde der Entscheidung sie geben? Ist hier nicht vielmehr eine Ausgabe für Jahrhunderte gesetzt und wird sich nicht erst im Ablauf von Geschlechtern, nach manchem Auf und Ab erweisen, ob der Deutsche das Reich von innen heraus, das Reich des wahrhaftigen Lebens erbauen kann? Wilhelm Stapel Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen^ da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung nicht verbürgt werde» kann. ««ahn.r»et sämtlich»- ««ssichr »«r mit «»«»rücklicher «-co-idni« »«« «ert«-« ««tre. ««««»--.».tetri»: d« Hu-u««-te» «,.rz «kein«» w Berlin-vichterl.lde West, - Manuskrchti°ut>in-M »»»» Bu-le werde» »rbeten unter der Adresse: «« »e» Her»»«»-»,» »-» j» «w ki». LI«rerfcl»e We». «ternftra», «i. ?»«>!»«,«»»>i l>e» Her-u»««dn«i Amt plebe»rf«U>« t9S. de« «ert--.» irrt »er «chriftletrun»: Amt Lutz»» «v» «»»!-«: «»Ja« t-«r Vren,»ot»n «.«.». H. er Berlin SV 11. r,ni>»is,s,r Ufer W» «»-mi- .K.. «.ich«».»- «.».». H. w SSeriw »V U. »,ff«ner «et»», «M,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332712/220>, abgerufen am 05.02.2025.