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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr.

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Der Arieg als Vermittler

nicht von dieser Macht befreit und erlöst werden, nicht gesund find, nicht so
find, wie sie sein sollten. Und nicht etwa wie eine Krankheit sah man die
Sünde an, nein, man empfand sie wieder als Schuld. Und deutlicher als
zuvor erkannte man, wie nötig ein jedes Volk, auch unser Volk, zu seinem
Heil, zu seiner Gesundung das Evangelium braucht, das uns zeigt, wie der
Mensch frei wird von Sünde und Schuld.

Das alles aber find von jeher Grundgedanken der kirchlichen Frömmigkeit ge¬
wesen. Wenn diese Gedanken auch die außerkirchliche Frömmigkeit durchdringen, so
wird auch das dazu mehr und mehr beitragen, daß der Boden für eine weitere
Verständigung geebnet wird. So wagen wir zu hoffen, daß auch nach dem
Kriege kirchliche und unkirchliche Frömmigkeit sich immer besser verstehen lernen
und daß der Burgfriede, der jetzt zwischen ihnen herrscht, den Anfang der Ver¬
ständigung und Versöhnung bedeutet. Und das wäre fürwahr ein großer Segen
für unser ganzes Volk, denn, wenn wir auch noch nicht wissen, was die Zukunft
unserm Lande bringen wird, so ist doch gewiß, daß wir auch nach dem Kriege
alle guten Kräfte, die in unserm Volke wurzeln -- und dazu gehören an erster
Stelle die religiösen -- dringend nötig haben werden, um die vielen großen
und schweren Aufgaben bewältigen zu können, die auch nach dem Kriege
unserer warten!




Der Arieg als Vermittler

nicht von dieser Macht befreit und erlöst werden, nicht gesund find, nicht so
find, wie sie sein sollten. Und nicht etwa wie eine Krankheit sah man die
Sünde an, nein, man empfand sie wieder als Schuld. Und deutlicher als
zuvor erkannte man, wie nötig ein jedes Volk, auch unser Volk, zu seinem
Heil, zu seiner Gesundung das Evangelium braucht, das uns zeigt, wie der
Mensch frei wird von Sünde und Schuld.

Das alles aber find von jeher Grundgedanken der kirchlichen Frömmigkeit ge¬
wesen. Wenn diese Gedanken auch die außerkirchliche Frömmigkeit durchdringen, so
wird auch das dazu mehr und mehr beitragen, daß der Boden für eine weitere
Verständigung geebnet wird. So wagen wir zu hoffen, daß auch nach dem
Kriege kirchliche und unkirchliche Frömmigkeit sich immer besser verstehen lernen
und daß der Burgfriede, der jetzt zwischen ihnen herrscht, den Anfang der Ver¬
ständigung und Versöhnung bedeutet. Und das wäre fürwahr ein großer Segen
für unser ganzes Volk, denn, wenn wir auch noch nicht wissen, was die Zukunft
unserm Lande bringen wird, so ist doch gewiß, daß wir auch nach dem Kriege
alle guten Kräfte, die in unserm Volke wurzeln — und dazu gehören an erster
Stelle die religiösen — dringend nötig haben werden, um die vielen großen
und schweren Aufgaben bewältigen zu können, die auch nach dem Kriege
unserer warten!




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[0259] Der Arieg als Vermittler nicht von dieser Macht befreit und erlöst werden, nicht gesund find, nicht so find, wie sie sein sollten. Und nicht etwa wie eine Krankheit sah man die Sünde an, nein, man empfand sie wieder als Schuld. Und deutlicher als zuvor erkannte man, wie nötig ein jedes Volk, auch unser Volk, zu seinem Heil, zu seiner Gesundung das Evangelium braucht, das uns zeigt, wie der Mensch frei wird von Sünde und Schuld. Das alles aber find von jeher Grundgedanken der kirchlichen Frömmigkeit ge¬ wesen. Wenn diese Gedanken auch die außerkirchliche Frömmigkeit durchdringen, so wird auch das dazu mehr und mehr beitragen, daß der Boden für eine weitere Verständigung geebnet wird. So wagen wir zu hoffen, daß auch nach dem Kriege kirchliche und unkirchliche Frömmigkeit sich immer besser verstehen lernen und daß der Burgfriede, der jetzt zwischen ihnen herrscht, den Anfang der Ver¬ ständigung und Versöhnung bedeutet. Und das wäre fürwahr ein großer Segen für unser ganzes Volk, denn, wenn wir auch noch nicht wissen, was die Zukunft unserm Lande bringen wird, so ist doch gewiß, daß wir auch nach dem Kriege alle guten Kräfte, die in unserm Volke wurzeln — und dazu gehören an erster Stelle die religiösen — dringend nötig haben werden, um die vielen großen und schweren Aufgaben bewältigen zu können, die auch nach dem Kriege unserer warten!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331409/259>, abgerufen am 23.07.2024.