Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.Zur ruthenischen Frage Der Deutsche besitzt aber in dem seit dem zwölften Jahrhundert zuerst im ") Man vgl. meine Ausführungen in der "Wiener Zeitung" (1902) Ur. 26 u. 27.
Zur ruthenischen Frage Der Deutsche besitzt aber in dem seit dem zwölften Jahrhundert zuerst im ") Man vgl. meine Ausführungen in der „Wiener Zeitung" (1902) Ur. 26 u. 27.
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Zur ruthenischen Frage
Der Deutsche besitzt aber in dem seit dem zwölften Jahrhundert zuerst im
Lateinischen, dann auch in den westeuropäischen Sprachen eingebürgerten Namen
„Ruthene" eine treffliche Bezeichnung. Durch diese sprachliche Nebenform von
Russe ist die Scheidung zwischen Ruthenen und Russen klar durchgeführt. Unter
Ruthenen verstand man alle Slawen, die jetzt als Ukrainer in Anspruch genommen
werden. Auch in den ruthenischen Kreisen war die Bezeichnung „Ruthene" in
diesem Sinne anerkannt. So hat M. Kordeba noch 1896 in den „Zapyski"
der Schewetschenkogeschellschaft XI. Bd. die von mir vorgeschlagene Namengebung
gebilligt, wonach „Ruthene" als Gesamtbezeichnung für das ganze Volk im
Deutschen verwendet werden soll. A. Borwiüski kennt in seiner Schilderung der
Ruthenen-Russinen im Band Galizien des bekannten monumentalen Werkes
„Österreich-Ungarn in Wort und Bild" den Namen Ukrainer noch gar nicht. Erst
später begann, und zwar mit starken Schwankungen (man vergl. die Schriften
der Schewetschenkogesellschaft) seine Verwendung auch im Deutschen. Aus unseren
Bemerkungen dürfte sich ergeben haben, daß dies weder notwendig, noch vorteilhaft
ist, vielmehr allerlei Unzukömmlichkeiten nach sich ziehen muß. Wir haben mehr
als einen Grund, an den Bezeichnungen Ruthenen, ruthenisch festzuhalten.
Auch der alt belegte Namen „Ruthenier" (Rutenia) für die von den Ruthenen
bewohnten Gebiete ist nicht von der Hand zu weisen. Ukrainer können vor
der Hand für uns nur die Ruthenen in Rußland sein. Nach der Wiederbegründung
eines Staates Ukraina könnten dessen Angehörige als Ukrainer bezeichnet werden,
doch ohne Rücksicht auf ihre Nationalität.*)
") Man vgl. meine Ausführungen in der „Wiener Zeitung" (1902) Ur. 26 u. 27.
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