Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Neuere populäre astronomische Literatur

ist durch die Untersuchungen G. H. Darwins, des Sohnes Charles Darwins,
und des französischen Mathematikers Poincarö völlig über den Haufen geworfen
worden. Und auch der dann noch übrig bleibende Nest dieser Weltentstehungs-
lehre ist bereits schwer erschüttert.

Wem es nur um eine kurze Übersicht über die jetzt im Mittelpunkt des
Interesses stehenden neuen Probleme zu tun ist, dem ist ein treffliches kleines
Buch von S. Oppenheim, der vom Realgymnasiallehrer zum Universitäts¬
professor emporstieg, zu empfehlen: "Probleme der modernen Astronomie" (Aus
Natur und Geisteswelt Ur. 355. B. G. Teubner, Leipzig).

Wer eine knappe Übersicht über das Ganze der astronomischen Forschungen
wünscht, die man bequem in die Überziehertasche stecken und im Eisenbahn¬
wagen lesen kann, für den ist jetzt erstaunlich reich gesorgt. Die knappste und
doch sehr reichhaltige illustrierte Darstellung erschien in den längst rühmlich
bekannten "Büchern der Naturwissenschaft", die S. Günther in der Universal¬
bibliothek herausgibt, aus der Feder des vor nicht langem verstorbenen
Messerschmidt. Es sind zwei Hefte von je drei Nummern. Das eine behandelt
den "Sternenhimmel": die Bewegungen und Raumverteilungen der Sterne,
das andere, "Physik der Fixsterne", ihre physikalisch-chemische Beschaffenheit,
über die doppelte Zahl von Heften verteilt die Sammlung Göschen den Stoff.
Eins behandelt die "Kometen, Meteore und Fixsterne", ein anderes die "Be¬
wegungen im Planetensystem" -- beide ursprünglich von A. F. Möbius ver¬
faßt, jetzt neu bearbeitet von dem berühmten Erforscher der Fixsternwelt
H. Kobold --, ein weiteres Heft, ursprünglich von Wislicenus geschrieben, jetzt
fortgeführt vom Potsdamer Astrophysiker Ludendorff, ist der Astrophysi! ge¬
widmet; mehr zusammenfassend ist das vierte von S. Günther: "Astronomische
Geographie."

Noch mehr ins einzelne gehen die in der Sammlung "Natur und Geistes¬
welt" erschienenen Hefte. Vereint bilden sie jetzt bald eine vollständige Ge¬
samtdarstellung des Weltalls. Eine zusammenfassende Übersicht gibt I. Scheiner
in "Der Bau des Weltalls", einzelne Teile desselben behandeln dann B. Peter
(Die Planeten). I. Franz (Der Mond), A. Krause (Die Sonne). Die
"Astronomie in ihrer Bedeutung für das praktische Leben", z. B. für die Zeit¬
messung, die geographische Ortsbestimmung zu Lande und zur See und anderes,
behandelt A. Marcuse. Mit der "Entstehung der Welt und der Erde" und
ebenso mit ihrem "Untergang" beschäftigt sich der Berliner Physiker
M. B. Weinstein. -- Ein Band über die Fixsterne ist bisher nicht erschienen.
Für ihn tritt die Schrift von K. Schwarzschild "Über das System der Fix¬
sterne" ein (4 Vorträge).

Von den gedrängteren neuen Gesamtdarstellungen hat mir die von Meisel
in der Sammlung "Das Weltbild der Gegenwart" unter dem Titel "Wand¬
lungen des Weltbildes" (München, Deutsche Verlagsanstalt) besonders gut ge¬
fallen. Das Buch vermittelt in knapper, leicht verständlicher und sehr anregen-


Neuere populäre astronomische Literatur

ist durch die Untersuchungen G. H. Darwins, des Sohnes Charles Darwins,
und des französischen Mathematikers Poincarö völlig über den Haufen geworfen
worden. Und auch der dann noch übrig bleibende Nest dieser Weltentstehungs-
lehre ist bereits schwer erschüttert.

Wem es nur um eine kurze Übersicht über die jetzt im Mittelpunkt des
Interesses stehenden neuen Probleme zu tun ist, dem ist ein treffliches kleines
Buch von S. Oppenheim, der vom Realgymnasiallehrer zum Universitäts¬
professor emporstieg, zu empfehlen: „Probleme der modernen Astronomie" (Aus
Natur und Geisteswelt Ur. 355. B. G. Teubner, Leipzig).

Wer eine knappe Übersicht über das Ganze der astronomischen Forschungen
wünscht, die man bequem in die Überziehertasche stecken und im Eisenbahn¬
wagen lesen kann, für den ist jetzt erstaunlich reich gesorgt. Die knappste und
doch sehr reichhaltige illustrierte Darstellung erschien in den längst rühmlich
bekannten „Büchern der Naturwissenschaft", die S. Günther in der Universal¬
bibliothek herausgibt, aus der Feder des vor nicht langem verstorbenen
Messerschmidt. Es sind zwei Hefte von je drei Nummern. Das eine behandelt
den „Sternenhimmel": die Bewegungen und Raumverteilungen der Sterne,
das andere, „Physik der Fixsterne", ihre physikalisch-chemische Beschaffenheit,
über die doppelte Zahl von Heften verteilt die Sammlung Göschen den Stoff.
Eins behandelt die „Kometen, Meteore und Fixsterne", ein anderes die „Be¬
wegungen im Planetensystem" — beide ursprünglich von A. F. Möbius ver¬
faßt, jetzt neu bearbeitet von dem berühmten Erforscher der Fixsternwelt
H. Kobold —, ein weiteres Heft, ursprünglich von Wislicenus geschrieben, jetzt
fortgeführt vom Potsdamer Astrophysiker Ludendorff, ist der Astrophysi! ge¬
widmet; mehr zusammenfassend ist das vierte von S. Günther: „Astronomische
Geographie."

Noch mehr ins einzelne gehen die in der Sammlung „Natur und Geistes¬
welt" erschienenen Hefte. Vereint bilden sie jetzt bald eine vollständige Ge¬
samtdarstellung des Weltalls. Eine zusammenfassende Übersicht gibt I. Scheiner
in „Der Bau des Weltalls", einzelne Teile desselben behandeln dann B. Peter
(Die Planeten). I. Franz (Der Mond), A. Krause (Die Sonne). Die
„Astronomie in ihrer Bedeutung für das praktische Leben", z. B. für die Zeit¬
messung, die geographische Ortsbestimmung zu Lande und zur See und anderes,
behandelt A. Marcuse. Mit der „Entstehung der Welt und der Erde" und
ebenso mit ihrem „Untergang" beschäftigt sich der Berliner Physiker
M. B. Weinstein. — Ein Band über die Fixsterne ist bisher nicht erschienen.
Für ihn tritt die Schrift von K. Schwarzschild „Über das System der Fix¬
sterne" ein (4 Vorträge).

Von den gedrängteren neuen Gesamtdarstellungen hat mir die von Meisel
in der Sammlung „Das Weltbild der Gegenwart" unter dem Titel „Wand¬
lungen des Weltbildes" (München, Deutsche Verlagsanstalt) besonders gut ge¬
fallen. Das Buch vermittelt in knapper, leicht verständlicher und sehr anregen-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0201" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330739"/>
          <fw type="header" place="top"> Neuere populäre astronomische Literatur</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_677" prev="#ID_676"> ist durch die Untersuchungen G. H. Darwins, des Sohnes Charles Darwins,<lb/>
und des französischen Mathematikers Poincarö völlig über den Haufen geworfen<lb/>
worden. Und auch der dann noch übrig bleibende Nest dieser Weltentstehungs-<lb/>
lehre ist bereits schwer erschüttert.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_678"> Wem es nur um eine kurze Übersicht über die jetzt im Mittelpunkt des<lb/>
Interesses stehenden neuen Probleme zu tun ist, dem ist ein treffliches kleines<lb/>
Buch von S. Oppenheim, der vom Realgymnasiallehrer zum Universitäts¬<lb/>
professor emporstieg, zu empfehlen: &#x201E;Probleme der modernen Astronomie" (Aus<lb/>
Natur und Geisteswelt Ur. 355. B. G. Teubner, Leipzig).</p><lb/>
          <p xml:id="ID_679"> Wer eine knappe Übersicht über das Ganze der astronomischen Forschungen<lb/>
wünscht, die man bequem in die Überziehertasche stecken und im Eisenbahn¬<lb/>
wagen lesen kann, für den ist jetzt erstaunlich reich gesorgt. Die knappste und<lb/>
doch sehr reichhaltige illustrierte Darstellung erschien in den längst rühmlich<lb/>
bekannten &#x201E;Büchern der Naturwissenschaft", die S. Günther in der Universal¬<lb/>
bibliothek herausgibt, aus der Feder des vor nicht langem verstorbenen<lb/>
Messerschmidt. Es sind zwei Hefte von je drei Nummern. Das eine behandelt<lb/>
den &#x201E;Sternenhimmel": die Bewegungen und Raumverteilungen der Sterne,<lb/>
das andere, &#x201E;Physik der Fixsterne", ihre physikalisch-chemische Beschaffenheit,<lb/>
über die doppelte Zahl von Heften verteilt die Sammlung Göschen den Stoff.<lb/>
Eins behandelt die &#x201E;Kometen, Meteore und Fixsterne", ein anderes die &#x201E;Be¬<lb/>
wegungen im Planetensystem" &#x2014; beide ursprünglich von A. F. Möbius ver¬<lb/>
faßt, jetzt neu bearbeitet von dem berühmten Erforscher der Fixsternwelt<lb/>
H. Kobold &#x2014;, ein weiteres Heft, ursprünglich von Wislicenus geschrieben, jetzt<lb/>
fortgeführt vom Potsdamer Astrophysiker Ludendorff, ist der Astrophysi! ge¬<lb/>
widmet; mehr zusammenfassend ist das vierte von S. Günther: &#x201E;Astronomische<lb/>
Geographie."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_680"> Noch mehr ins einzelne gehen die in der Sammlung &#x201E;Natur und Geistes¬<lb/>
welt" erschienenen Hefte. Vereint bilden sie jetzt bald eine vollständige Ge¬<lb/>
samtdarstellung des Weltalls. Eine zusammenfassende Übersicht gibt I. Scheiner<lb/>
in &#x201E;Der Bau des Weltalls", einzelne Teile desselben behandeln dann B. Peter<lb/>
(Die Planeten). I. Franz (Der Mond), A. Krause (Die Sonne). Die<lb/>
&#x201E;Astronomie in ihrer Bedeutung für das praktische Leben", z. B. für die Zeit¬<lb/>
messung, die geographische Ortsbestimmung zu Lande und zur See und anderes,<lb/>
behandelt A. Marcuse. Mit der &#x201E;Entstehung der Welt und der Erde" und<lb/>
ebenso mit ihrem &#x201E;Untergang" beschäftigt sich der Berliner Physiker<lb/>
M. B. Weinstein. &#x2014; Ein Band über die Fixsterne ist bisher nicht erschienen.<lb/>
Für ihn tritt die Schrift von K. Schwarzschild &#x201E;Über das System der Fix¬<lb/>
sterne" ein (4 Vorträge).</p><lb/>
          <p xml:id="ID_681" next="#ID_682"> Von den gedrängteren neuen Gesamtdarstellungen hat mir die von Meisel<lb/>
in der Sammlung &#x201E;Das Weltbild der Gegenwart" unter dem Titel &#x201E;Wand¬<lb/>
lungen des Weltbildes" (München, Deutsche Verlagsanstalt) besonders gut ge¬<lb/>
fallen. Das Buch vermittelt in knapper, leicht verständlicher und sehr anregen-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0201] Neuere populäre astronomische Literatur ist durch die Untersuchungen G. H. Darwins, des Sohnes Charles Darwins, und des französischen Mathematikers Poincarö völlig über den Haufen geworfen worden. Und auch der dann noch übrig bleibende Nest dieser Weltentstehungs- lehre ist bereits schwer erschüttert. Wem es nur um eine kurze Übersicht über die jetzt im Mittelpunkt des Interesses stehenden neuen Probleme zu tun ist, dem ist ein treffliches kleines Buch von S. Oppenheim, der vom Realgymnasiallehrer zum Universitäts¬ professor emporstieg, zu empfehlen: „Probleme der modernen Astronomie" (Aus Natur und Geisteswelt Ur. 355. B. G. Teubner, Leipzig). Wer eine knappe Übersicht über das Ganze der astronomischen Forschungen wünscht, die man bequem in die Überziehertasche stecken und im Eisenbahn¬ wagen lesen kann, für den ist jetzt erstaunlich reich gesorgt. Die knappste und doch sehr reichhaltige illustrierte Darstellung erschien in den längst rühmlich bekannten „Büchern der Naturwissenschaft", die S. Günther in der Universal¬ bibliothek herausgibt, aus der Feder des vor nicht langem verstorbenen Messerschmidt. Es sind zwei Hefte von je drei Nummern. Das eine behandelt den „Sternenhimmel": die Bewegungen und Raumverteilungen der Sterne, das andere, „Physik der Fixsterne", ihre physikalisch-chemische Beschaffenheit, über die doppelte Zahl von Heften verteilt die Sammlung Göschen den Stoff. Eins behandelt die „Kometen, Meteore und Fixsterne", ein anderes die „Be¬ wegungen im Planetensystem" — beide ursprünglich von A. F. Möbius ver¬ faßt, jetzt neu bearbeitet von dem berühmten Erforscher der Fixsternwelt H. Kobold —, ein weiteres Heft, ursprünglich von Wislicenus geschrieben, jetzt fortgeführt vom Potsdamer Astrophysiker Ludendorff, ist der Astrophysi! ge¬ widmet; mehr zusammenfassend ist das vierte von S. Günther: „Astronomische Geographie." Noch mehr ins einzelne gehen die in der Sammlung „Natur und Geistes¬ welt" erschienenen Hefte. Vereint bilden sie jetzt bald eine vollständige Ge¬ samtdarstellung des Weltalls. Eine zusammenfassende Übersicht gibt I. Scheiner in „Der Bau des Weltalls", einzelne Teile desselben behandeln dann B. Peter (Die Planeten). I. Franz (Der Mond), A. Krause (Die Sonne). Die „Astronomie in ihrer Bedeutung für das praktische Leben", z. B. für die Zeit¬ messung, die geographische Ortsbestimmung zu Lande und zur See und anderes, behandelt A. Marcuse. Mit der „Entstehung der Welt und der Erde" und ebenso mit ihrem „Untergang" beschäftigt sich der Berliner Physiker M. B. Weinstein. — Ein Band über die Fixsterne ist bisher nicht erschienen. Für ihn tritt die Schrift von K. Schwarzschild „Über das System der Fix¬ sterne" ein (4 Vorträge). Von den gedrängteren neuen Gesamtdarstellungen hat mir die von Meisel in der Sammlung „Das Weltbild der Gegenwart" unter dem Titel „Wand¬ lungen des Weltbildes" (München, Deutsche Verlagsanstalt) besonders gut ge¬ fallen. Das Buch vermittelt in knapper, leicht verständlicher und sehr anregen-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533/201
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533/201>, abgerufen am 26.06.2024.