Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Der deutsche Katholizismus im Weltkrieg

anderen ihre Fehler aufweist, an deren Minderung dauernd zu arbeiten pflicht¬
mäßiges Streben der Führer ist und bleibt. Mit dieser Liebe aber verbindet
sich die zur allgemeinen Kirche als der Hüterin des katholischen Glaubens, der
Vereinigung seiner Bekenner unter dem päpstlichen Oberhaupt, die zugleich in
der weltumspannenden Misston eine ihrer von Gott gesetzten Aufgaben er¬
kennt. Sollten wir uns allzusehr täuschen, wenn wir in der Schrift den
Unterton des konfessionellen Burgfriedens zu vernehmen glauben, den die zu¬
sammenschweißende Kriegsnot erzwang?

Im ganzen haben sich zwanzig Geistliche und Gelehrte vereint, um jener
Schmähschrift das Spiegelbild deutschen Mutes zum Bekenntnis der Wahrheit
entgegenzustemmen. Sie setzen von umfassenderer Grundlage aus fort, was in
treffsicherer Abwehr bereits A. Rosenberg*) begonnen hatte, und mögen gleich
ihre Beiträge verschiedenen Umfanges sein, sie alle fügen sich doch zu einer
klangvollen Symphonie zusammen: ihrer keinen möchte man missen, da erst
ihre ganze stattliche Reihe dem Wahnwitz des Gegners den Boden entzieht.
Jeden einzelnen Aufsatz nach Inhalt und Tragweite zu werten, kann natürlich
hier nicht unsere Aufgabe sein: daß den Historiker in erster Linie die mehr
geschichtlich orientierten Darlegungen anlockten, ist nur natürlich und gern be¬
kennen wir uns zunächst gegenüber den Ausführungen von H. Finke, G. I.
Ebers, H. Platz und H. von Grauert als verpflichtete Schuldner. An
die verächtlichste Waffe der Gegner, an die frei erfundene Lüge als teuflisch
angewandtes Mittel der Verhetzung, gemahnen die Darlegungen von A. Meister,
während W. Switalski die Greuelaussagen einer kritischen Betrachtung unter¬
zieht, I. Sauer mit den Ausstreuungen über die Zerstörung heiliger Stätten
durch unser Heer gründlich abrechnet. Das deutsche Staats- und Heerwesen
fassen die Aufsätze von K. Hoeber und G. Briefs ins Auge, zu denen
man noch die Würdigung der deutschen sozialen Kultur durch A. Pieper ge¬
sellen mag. Die Seelsorge und das religiöse Leben im deutschen Heere wird
von G. Pfeilschifter vortrefflich geschildert, derart daß die Vergleichung
deutscher und französischer Kriegshirtenbriefe durch A. Knöpfler dazu eine
mehr als eigenartige Folie liefert. Während K. Muth dem Allgemein¬
menschlichen in deutscher Art und Kunst nachgeht, F. Sawicki aber die
Stellung der deutschen Philosophie im Weltkrieg umgrenzt, gelten die Be¬
trachtungen des Bischofs von Speyer, M. von Faulhaber, der religiösen
Kultur unseres Volkes, die von P. Lippert der Gottesverehrung in unserem
Volke, bis F. X. Kiefl die religiöse Lage des Katholizismus und des Pro¬
testantismus im heutigen Deutschland zu schildern unternimmt. I. Schmidlin
beleuchtet die Leistungen unserer katholischen Volksgenossen auf dem Gebiete der
Heidenmission, um auf solche Weise wirkungsvoll den Band zu beschließen,



*) In der Schrift: Der deutsche Krieg und der Katholizismus. Deutsche Abwehr fran¬
zösischer Angriffe, herausg. von deutschen Katholiken. Verlag der Germania Akt.-Geh., Berlin
191ö. Preis 3 M.
Der deutsche Katholizismus im Weltkrieg

anderen ihre Fehler aufweist, an deren Minderung dauernd zu arbeiten pflicht¬
mäßiges Streben der Führer ist und bleibt. Mit dieser Liebe aber verbindet
sich die zur allgemeinen Kirche als der Hüterin des katholischen Glaubens, der
Vereinigung seiner Bekenner unter dem päpstlichen Oberhaupt, die zugleich in
der weltumspannenden Misston eine ihrer von Gott gesetzten Aufgaben er¬
kennt. Sollten wir uns allzusehr täuschen, wenn wir in der Schrift den
Unterton des konfessionellen Burgfriedens zu vernehmen glauben, den die zu¬
sammenschweißende Kriegsnot erzwang?

Im ganzen haben sich zwanzig Geistliche und Gelehrte vereint, um jener
Schmähschrift das Spiegelbild deutschen Mutes zum Bekenntnis der Wahrheit
entgegenzustemmen. Sie setzen von umfassenderer Grundlage aus fort, was in
treffsicherer Abwehr bereits A. Rosenberg*) begonnen hatte, und mögen gleich
ihre Beiträge verschiedenen Umfanges sein, sie alle fügen sich doch zu einer
klangvollen Symphonie zusammen: ihrer keinen möchte man missen, da erst
ihre ganze stattliche Reihe dem Wahnwitz des Gegners den Boden entzieht.
Jeden einzelnen Aufsatz nach Inhalt und Tragweite zu werten, kann natürlich
hier nicht unsere Aufgabe sein: daß den Historiker in erster Linie die mehr
geschichtlich orientierten Darlegungen anlockten, ist nur natürlich und gern be¬
kennen wir uns zunächst gegenüber den Ausführungen von H. Finke, G. I.
Ebers, H. Platz und H. von Grauert als verpflichtete Schuldner. An
die verächtlichste Waffe der Gegner, an die frei erfundene Lüge als teuflisch
angewandtes Mittel der Verhetzung, gemahnen die Darlegungen von A. Meister,
während W. Switalski die Greuelaussagen einer kritischen Betrachtung unter¬
zieht, I. Sauer mit den Ausstreuungen über die Zerstörung heiliger Stätten
durch unser Heer gründlich abrechnet. Das deutsche Staats- und Heerwesen
fassen die Aufsätze von K. Hoeber und G. Briefs ins Auge, zu denen
man noch die Würdigung der deutschen sozialen Kultur durch A. Pieper ge¬
sellen mag. Die Seelsorge und das religiöse Leben im deutschen Heere wird
von G. Pfeilschifter vortrefflich geschildert, derart daß die Vergleichung
deutscher und französischer Kriegshirtenbriefe durch A. Knöpfler dazu eine
mehr als eigenartige Folie liefert. Während K. Muth dem Allgemein¬
menschlichen in deutscher Art und Kunst nachgeht, F. Sawicki aber die
Stellung der deutschen Philosophie im Weltkrieg umgrenzt, gelten die Be¬
trachtungen des Bischofs von Speyer, M. von Faulhaber, der religiösen
Kultur unseres Volkes, die von P. Lippert der Gottesverehrung in unserem
Volke, bis F. X. Kiefl die religiöse Lage des Katholizismus und des Pro¬
testantismus im heutigen Deutschland zu schildern unternimmt. I. Schmidlin
beleuchtet die Leistungen unserer katholischen Volksgenossen auf dem Gebiete der
Heidenmission, um auf solche Weise wirkungsvoll den Band zu beschließen,



*) In der Schrift: Der deutsche Krieg und der Katholizismus. Deutsche Abwehr fran¬
zösischer Angriffe, herausg. von deutschen Katholiken. Verlag der Germania Akt.-Geh., Berlin
191ö. Preis 3 M.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0166" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330704"/>
          <fw type="header" place="top"> Der deutsche Katholizismus im Weltkrieg</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_550" prev="#ID_549"> anderen ihre Fehler aufweist, an deren Minderung dauernd zu arbeiten pflicht¬<lb/>
mäßiges Streben der Führer ist und bleibt. Mit dieser Liebe aber verbindet<lb/>
sich die zur allgemeinen Kirche als der Hüterin des katholischen Glaubens, der<lb/>
Vereinigung seiner Bekenner unter dem päpstlichen Oberhaupt, die zugleich in<lb/>
der weltumspannenden Misston eine ihrer von Gott gesetzten Aufgaben er¬<lb/>
kennt. Sollten wir uns allzusehr täuschen, wenn wir in der Schrift den<lb/>
Unterton des konfessionellen Burgfriedens zu vernehmen glauben, den die zu¬<lb/>
sammenschweißende Kriegsnot erzwang?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_551" next="#ID_552"> Im ganzen haben sich zwanzig Geistliche und Gelehrte vereint, um jener<lb/>
Schmähschrift das Spiegelbild deutschen Mutes zum Bekenntnis der Wahrheit<lb/>
entgegenzustemmen. Sie setzen von umfassenderer Grundlage aus fort, was in<lb/>
treffsicherer Abwehr bereits A. Rosenberg*) begonnen hatte, und mögen gleich<lb/>
ihre Beiträge verschiedenen Umfanges sein, sie alle fügen sich doch zu einer<lb/>
klangvollen Symphonie zusammen: ihrer keinen möchte man missen, da erst<lb/>
ihre ganze stattliche Reihe dem Wahnwitz des Gegners den Boden entzieht.<lb/>
Jeden einzelnen Aufsatz nach Inhalt und Tragweite zu werten, kann natürlich<lb/>
hier nicht unsere Aufgabe sein: daß den Historiker in erster Linie die mehr<lb/>
geschichtlich orientierten Darlegungen anlockten, ist nur natürlich und gern be¬<lb/>
kennen wir uns zunächst gegenüber den Ausführungen von H. Finke, G. I.<lb/>
Ebers, H. Platz und H. von Grauert als verpflichtete Schuldner. An<lb/>
die verächtlichste Waffe der Gegner, an die frei erfundene Lüge als teuflisch<lb/>
angewandtes Mittel der Verhetzung, gemahnen die Darlegungen von A. Meister,<lb/>
während W. Switalski die Greuelaussagen einer kritischen Betrachtung unter¬<lb/>
zieht, I. Sauer mit den Ausstreuungen über die Zerstörung heiliger Stätten<lb/>
durch unser Heer gründlich abrechnet. Das deutsche Staats- und Heerwesen<lb/>
fassen die Aufsätze von K. Hoeber und G. Briefs ins Auge, zu denen<lb/>
man noch die Würdigung der deutschen sozialen Kultur durch A. Pieper ge¬<lb/>
sellen mag. Die Seelsorge und das religiöse Leben im deutschen Heere wird<lb/>
von G. Pfeilschifter vortrefflich geschildert, derart daß die Vergleichung<lb/>
deutscher und französischer Kriegshirtenbriefe durch A. Knöpfler dazu eine<lb/>
mehr als eigenartige Folie liefert. Während K. Muth dem Allgemein¬<lb/>
menschlichen in deutscher Art und Kunst nachgeht, F. Sawicki aber die<lb/>
Stellung der deutschen Philosophie im Weltkrieg umgrenzt, gelten die Be¬<lb/>
trachtungen des Bischofs von Speyer, M. von Faulhaber, der religiösen<lb/>
Kultur unseres Volkes, die von P. Lippert der Gottesverehrung in unserem<lb/>
Volke, bis F. X. Kiefl die religiöse Lage des Katholizismus und des Pro¬<lb/>
testantismus im heutigen Deutschland zu schildern unternimmt. I. Schmidlin<lb/>
beleuchtet die Leistungen unserer katholischen Volksgenossen auf dem Gebiete der<lb/>
Heidenmission, um auf solche Weise wirkungsvoll den Band zu beschließen,</p><lb/>
          <note xml:id="FID_18" place="foot"> *) In der Schrift: Der deutsche Krieg und der Katholizismus. Deutsche Abwehr fran¬<lb/>
zösischer Angriffe, herausg. von deutschen Katholiken. Verlag der Germania Akt.-Geh., Berlin<lb/>
191ö. Preis 3 M.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0166] Der deutsche Katholizismus im Weltkrieg anderen ihre Fehler aufweist, an deren Minderung dauernd zu arbeiten pflicht¬ mäßiges Streben der Führer ist und bleibt. Mit dieser Liebe aber verbindet sich die zur allgemeinen Kirche als der Hüterin des katholischen Glaubens, der Vereinigung seiner Bekenner unter dem päpstlichen Oberhaupt, die zugleich in der weltumspannenden Misston eine ihrer von Gott gesetzten Aufgaben er¬ kennt. Sollten wir uns allzusehr täuschen, wenn wir in der Schrift den Unterton des konfessionellen Burgfriedens zu vernehmen glauben, den die zu¬ sammenschweißende Kriegsnot erzwang? Im ganzen haben sich zwanzig Geistliche und Gelehrte vereint, um jener Schmähschrift das Spiegelbild deutschen Mutes zum Bekenntnis der Wahrheit entgegenzustemmen. Sie setzen von umfassenderer Grundlage aus fort, was in treffsicherer Abwehr bereits A. Rosenberg*) begonnen hatte, und mögen gleich ihre Beiträge verschiedenen Umfanges sein, sie alle fügen sich doch zu einer klangvollen Symphonie zusammen: ihrer keinen möchte man missen, da erst ihre ganze stattliche Reihe dem Wahnwitz des Gegners den Boden entzieht. Jeden einzelnen Aufsatz nach Inhalt und Tragweite zu werten, kann natürlich hier nicht unsere Aufgabe sein: daß den Historiker in erster Linie die mehr geschichtlich orientierten Darlegungen anlockten, ist nur natürlich und gern be¬ kennen wir uns zunächst gegenüber den Ausführungen von H. Finke, G. I. Ebers, H. Platz und H. von Grauert als verpflichtete Schuldner. An die verächtlichste Waffe der Gegner, an die frei erfundene Lüge als teuflisch angewandtes Mittel der Verhetzung, gemahnen die Darlegungen von A. Meister, während W. Switalski die Greuelaussagen einer kritischen Betrachtung unter¬ zieht, I. Sauer mit den Ausstreuungen über die Zerstörung heiliger Stätten durch unser Heer gründlich abrechnet. Das deutsche Staats- und Heerwesen fassen die Aufsätze von K. Hoeber und G. Briefs ins Auge, zu denen man noch die Würdigung der deutschen sozialen Kultur durch A. Pieper ge¬ sellen mag. Die Seelsorge und das religiöse Leben im deutschen Heere wird von G. Pfeilschifter vortrefflich geschildert, derart daß die Vergleichung deutscher und französischer Kriegshirtenbriefe durch A. Knöpfler dazu eine mehr als eigenartige Folie liefert. Während K. Muth dem Allgemein¬ menschlichen in deutscher Art und Kunst nachgeht, F. Sawicki aber die Stellung der deutschen Philosophie im Weltkrieg umgrenzt, gelten die Be¬ trachtungen des Bischofs von Speyer, M. von Faulhaber, der religiösen Kultur unseres Volkes, die von P. Lippert der Gottesverehrung in unserem Volke, bis F. X. Kiefl die religiöse Lage des Katholizismus und des Pro¬ testantismus im heutigen Deutschland zu schildern unternimmt. I. Schmidlin beleuchtet die Leistungen unserer katholischen Volksgenossen auf dem Gebiete der Heidenmission, um auf solche Weise wirkungsvoll den Band zu beschließen, *) In der Schrift: Der deutsche Krieg und der Katholizismus. Deutsche Abwehr fran¬ zösischer Angriffe, herausg. von deutschen Katholiken. Verlag der Germania Akt.-Geh., Berlin 191ö. Preis 3 M.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533/166
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533/166>, abgerufen am 23.07.2024.