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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr.

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Der Schnitter

großem Nutzen. Auf der bevorstehenden Friedenskonferenz werde Japan ge¬
meinschaftlich mit Nußland, England und Frankreich vorgehen, könne aber
nicht auf die Erlangung großer Vorteile hoffen, da es nur indirekt, nur im
fernen Osten am Kriege teilgenommen habe."

Kato scheint also für eine weitere Politik der Sicherung seines Landes in
dem Sinne des Abschlusses eines Bündnisses einzutreten. Was kommen
wird, wissen wir nicht. Für uns wird es aber von Wert sein, die weitere
Entwicklung mit aufmerksamem Auge zu verfolgen. Denn jede Verschiebung
der großen internationalen Lage übt letzten Endes auch auf unsere eigne Lage
eine dauernde Rückwirkung aus.




Der Schnitter
Er aber geht und fällt und mäht
Und kennt nicht früh und kennt nicht spät
Beim Mähen.
Und 'wo der Sense Klinge streift
Nach ihres Schmieders dunklem Sinn,
Da sinken ganze Völker hin
Und müssen still vergehen.
Es ging ein Schnitter durch das Land,
Mit welken Leib und dürrer Hand,
Zum Mähen.
Da hoben sich der Tücher viel
Zu Frauenaugen stumm empor,
Um die es war, wie Trauerflor. . .
Sie mochten ihn nicht sehen. Der Schnitter aber ging und sann
Und setzte dann die Sense an
Zum Mähen.
Und was er mähte, sank dahin
Und ging den letzten, dunklen Gang.
Und seine Sense schrie und sang
Vom Werden und Verwehen. . . Es ging ein Schnitter durch das Land.
Ein Schnitter ging im Wettenbrand
Dahin durch dich, mein Vaterland,
Mit welken Leib und dürrer Hand,
Werner Peter Marsen Zum Mähen. . .



Der Schnitter

großem Nutzen. Auf der bevorstehenden Friedenskonferenz werde Japan ge¬
meinschaftlich mit Nußland, England und Frankreich vorgehen, könne aber
nicht auf die Erlangung großer Vorteile hoffen, da es nur indirekt, nur im
fernen Osten am Kriege teilgenommen habe."

Kato scheint also für eine weitere Politik der Sicherung seines Landes in
dem Sinne des Abschlusses eines Bündnisses einzutreten. Was kommen
wird, wissen wir nicht. Für uns wird es aber von Wert sein, die weitere
Entwicklung mit aufmerksamem Auge zu verfolgen. Denn jede Verschiebung
der großen internationalen Lage übt letzten Endes auch auf unsere eigne Lage
eine dauernde Rückwirkung aus.




Der Schnitter
Er aber geht und fällt und mäht
Und kennt nicht früh und kennt nicht spät
Beim Mähen.
Und 'wo der Sense Klinge streift
Nach ihres Schmieders dunklem Sinn,
Da sinken ganze Völker hin
Und müssen still vergehen.
Es ging ein Schnitter durch das Land,
Mit welken Leib und dürrer Hand,
Zum Mähen.
Da hoben sich der Tücher viel
Zu Frauenaugen stumm empor,
Um die es war, wie Trauerflor. . .
Sie mochten ihn nicht sehen. Der Schnitter aber ging und sann
Und setzte dann die Sense an
Zum Mähen.
Und was er mähte, sank dahin
Und ging den letzten, dunklen Gang.
Und seine Sense schrie und sang
Vom Werden und Verwehen. . . Es ging ein Schnitter durch das Land.
Ein Schnitter ging im Wettenbrand
Dahin durch dich, mein Vaterland,
Mit welken Leib und dürrer Hand,
Werner Peter Marsen Zum Mähen. . .



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[0341] Der Schnitter großem Nutzen. Auf der bevorstehenden Friedenskonferenz werde Japan ge¬ meinschaftlich mit Nußland, England und Frankreich vorgehen, könne aber nicht auf die Erlangung großer Vorteile hoffen, da es nur indirekt, nur im fernen Osten am Kriege teilgenommen habe." Kato scheint also für eine weitere Politik der Sicherung seines Landes in dem Sinne des Abschlusses eines Bündnisses einzutreten. Was kommen wird, wissen wir nicht. Für uns wird es aber von Wert sein, die weitere Entwicklung mit aufmerksamem Auge zu verfolgen. Denn jede Verschiebung der großen internationalen Lage übt letzten Endes auch auf unsere eigne Lage eine dauernde Rückwirkung aus. Der Schnitter Er aber geht und fällt und mäht Und kennt nicht früh und kennt nicht spät Beim Mähen. Und 'wo der Sense Klinge streift Nach ihres Schmieders dunklem Sinn, Da sinken ganze Völker hin Und müssen still vergehen. Es ging ein Schnitter durch das Land, Mit welken Leib und dürrer Hand, Zum Mähen. Da hoben sich der Tücher viel Zu Frauenaugen stumm empor, Um die es war, wie Trauerflor. . . Sie mochten ihn nicht sehen. Der Schnitter aber ging und sann Und setzte dann die Sense an Zum Mähen. Und was er mähte, sank dahin Und ging den letzten, dunklen Gang. Und seine Sense schrie und sang Vom Werden und Verwehen. . . Es ging ein Schnitter durch das Land. Ein Schnitter ging im Wettenbrand Dahin durch dich, mein Vaterland, Mit welken Leib und dürrer Hand, Werner Peter Marsen Zum Mähen. . .

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330101/341>, abgerufen am 27.07.2024.