Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr.Kriegsliteratur erst im gegenmärtigem Kriege erreicht hat. Alsdann bespricht der Verfasser W'.s die englische und französische Presse arbeitet und wie blind die Am Schlüsse seines Buches tritt Bücher für eine akademische Berufsvor¬ Diesen Standpunkt einer besseren Vorbildung der Journalisten, und zwar ") Man vergleiche hierzu den Aufsatz "Zeitung und Hochschule" von Karl d' Ester
in den Grenzboten Heft 47, 1916. Kriegsliteratur erst im gegenmärtigem Kriege erreicht hat. Alsdann bespricht der Verfasser W'.s die englische und französische Presse arbeitet und wie blind die Am Schlüsse seines Buches tritt Bücher für eine akademische Berufsvor¬ Diesen Standpunkt einer besseren Vorbildung der Journalisten, und zwar ") Man vergleiche hierzu den Aufsatz „Zeitung und Hochschule" von Karl d' Ester
in den Grenzboten Heft 47, 1916. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0170" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330270"/> <fw type="header" place="top"> Kriegsliteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_575" prev="#ID_574"> erst im gegenmärtigem Kriege erreicht hat. Alsdann bespricht der Verfasser<lb/> die in den 30 er Jahren des vorigen Jahrhunderts entstehenden Korrespondeuz-<lb/> büros, neben die wenige Jahre später die Telegraphenagenturen traten, die<lb/> heute eine weit wichtigere Rolle spielen als die erstgenannten. Die ältesten<lb/> und heute weit verzweigtesten dieser Telegraphenagenturen sind abgesehen von<lb/> dem, 1851 gegründeten Wolff'schen Telegraphenbüro die 1832 gegründete<lb/> Agence Havas und die 1349 in Kassel ins Leben gerufene, 1851 nach London<lb/> verlegte Telegram Company Reuters. Die beiden Gesellschaften haben mehr<lb/> und mehr Monopole in ihren Ländern erlangt und sie beherrschen infolge ihres<lb/> großen Kapitals auch den größten Teil des amerikanischen und asiatischen<lb/> Nachrichtenmarktes.</p><lb/> <p xml:id="ID_576"> W'.s die englische und französische Presse arbeitet und wie blind die<lb/> ausländischen'Zeitungen abdrucken, was Reuter und Havas ihnen vorlügen,<lb/> zeigt der Verfasser durch Wiedergabe der in den ersten Kriegslager in der<lb/> brasilianischen Zeitung „La Tribuna" erschienenen Lügennachrichten, die ein<lb/> recht wenig günstiges Licht auf die Bildung und den Verstand der Redakteure<lb/> und des Leserpublikums im „Lande des Kaffees" wirst.</p><lb/> <p xml:id="ID_577"> Am Schlüsse seines Buches tritt Bücher für eine akademische Berufsvor¬<lb/> bildung für Zeitungskimde ein. Wir können dem Verfasser in diesem Punkte<lb/> nur zustimmen und verweisen auf die guten Erfolge, die eine derartige Vor'<lb/> bereitung für den Journalistenberuf in den Vereinigten Staaten gezeitigt hat,<lb/> deren Zeitungsorganisation und Zeitungstechnik in sehr vielen Punkten geradezu<lb/> als vorbildlich gelten kann/)</p><lb/> <p xml:id="ID_578" next="#ID_579"> Diesen Standpunkt einer besseren Vorbildung der Journalisten, und zwar<lb/> durch Universitätsstudium, fordert auch Prof. I)r. Al. Meister in seinem erst<lb/> kürzlich erschienenen Buche: „Die deutsche Presse im Kriege und später"<lb/> (Verlag von Borgmeyer u. Co. in Münster i. W.). Der Zweck, den Meister<lb/> mit dieser sehr interessant geschriebenen Schrift verfolgt, ist, „in den Kreisen der<lb/> Gebildeten das Verständnis für die Presse und ihre Aufgaben zu erweitern und<lb/> einige der brennenden Presseprobleme auch denen zur Kenntnis zu bringen, die<lb/> davon bisher wenig oder nichts erfahren haben." Der Verfasser behandelt<lb/> u. a. die Organisation des Nachrichtendienstes und die kapitalistische Be¬<lb/> herrschung der Presse, wie dies besonders in Frankreich, England und den<lb/> Vereinigten Staaten der Fall ist, und tritt für eine durchgreifende Reform des<lb/> deutschen Nachrichtendienstes ein, so für die Beiordnung von Presse - Attaches<lb/> bet unseren diplomatischen Vertretungen im Auslande, deren Aufgabe es ist,<lb/> „die Presse des Landes, in dem seine Gesandtschaft oder Botschaft akkreditiert<lb/> ist, zu studieren, ihre Zusammenhänge, Hintermänner, kapitalistische Gebundenheit<lb/> und finanzielle Grundlage überhaupt, den Charakter der einzelnen Blätter und</p><lb/> <note xml:id="FID_45" place="foot"> ") Man vergleiche hierzu den Aufsatz „Zeitung und Hochschule" von Karl d' Ester<lb/> in den Grenzboten Heft 47, 1916.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0170]
Kriegsliteratur
erst im gegenmärtigem Kriege erreicht hat. Alsdann bespricht der Verfasser
die in den 30 er Jahren des vorigen Jahrhunderts entstehenden Korrespondeuz-
büros, neben die wenige Jahre später die Telegraphenagenturen traten, die
heute eine weit wichtigere Rolle spielen als die erstgenannten. Die ältesten
und heute weit verzweigtesten dieser Telegraphenagenturen sind abgesehen von
dem, 1851 gegründeten Wolff'schen Telegraphenbüro die 1832 gegründete
Agence Havas und die 1349 in Kassel ins Leben gerufene, 1851 nach London
verlegte Telegram Company Reuters. Die beiden Gesellschaften haben mehr
und mehr Monopole in ihren Ländern erlangt und sie beherrschen infolge ihres
großen Kapitals auch den größten Teil des amerikanischen und asiatischen
Nachrichtenmarktes.
W'.s die englische und französische Presse arbeitet und wie blind die
ausländischen'Zeitungen abdrucken, was Reuter und Havas ihnen vorlügen,
zeigt der Verfasser durch Wiedergabe der in den ersten Kriegslager in der
brasilianischen Zeitung „La Tribuna" erschienenen Lügennachrichten, die ein
recht wenig günstiges Licht auf die Bildung und den Verstand der Redakteure
und des Leserpublikums im „Lande des Kaffees" wirst.
Am Schlüsse seines Buches tritt Bücher für eine akademische Berufsvor¬
bildung für Zeitungskimde ein. Wir können dem Verfasser in diesem Punkte
nur zustimmen und verweisen auf die guten Erfolge, die eine derartige Vor'
bereitung für den Journalistenberuf in den Vereinigten Staaten gezeitigt hat,
deren Zeitungsorganisation und Zeitungstechnik in sehr vielen Punkten geradezu
als vorbildlich gelten kann/)
Diesen Standpunkt einer besseren Vorbildung der Journalisten, und zwar
durch Universitätsstudium, fordert auch Prof. I)r. Al. Meister in seinem erst
kürzlich erschienenen Buche: „Die deutsche Presse im Kriege und später"
(Verlag von Borgmeyer u. Co. in Münster i. W.). Der Zweck, den Meister
mit dieser sehr interessant geschriebenen Schrift verfolgt, ist, „in den Kreisen der
Gebildeten das Verständnis für die Presse und ihre Aufgaben zu erweitern und
einige der brennenden Presseprobleme auch denen zur Kenntnis zu bringen, die
davon bisher wenig oder nichts erfahren haben." Der Verfasser behandelt
u. a. die Organisation des Nachrichtendienstes und die kapitalistische Be¬
herrschung der Presse, wie dies besonders in Frankreich, England und den
Vereinigten Staaten der Fall ist, und tritt für eine durchgreifende Reform des
deutschen Nachrichtendienstes ein, so für die Beiordnung von Presse - Attaches
bet unseren diplomatischen Vertretungen im Auslande, deren Aufgabe es ist,
„die Presse des Landes, in dem seine Gesandtschaft oder Botschaft akkreditiert
ist, zu studieren, ihre Zusammenhänge, Hintermänner, kapitalistische Gebundenheit
und finanzielle Grundlage überhaupt, den Charakter der einzelnen Blätter und
") Man vergleiche hierzu den Aufsatz „Zeitung und Hochschule" von Karl d' Ester
in den Grenzboten Heft 47, 1916.
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