Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Friedensziele der Elektrotechnik

sächlich an der Transportfrage. Diese Schwierigkeit ist nun durch den Aus"
bau der Bagdadbahn, deren Schienenstrang durch das Ölgebiet führt, beseitigt
worden. Täuschen nicht die an die mesopotamisehen Erdölgrnben geknüpften
Hoffnungen, so werden sie in Zukunft berufen sein, einen großen Teil unseres
in letzter Zeit durch Überhandnähme der Explosionsmotoren stark gesteigerten
Bedarfs und einen Teil des Weltbedarfs zu decken. Es ist wohl anzunehmen,
daß zur Ausbeutung der Erdölfelder die Unternehmer diejenigen Methoden
wählen werden, welche bei der größten Betriebssicherheit die höchste Wirtschaft¬
lichkeit bieten, das sind die elektrischen Gewinnungsmethoden. Der erste Schritt
zur Vollbringung der Kulturarbeit ist durch die bereits erwähnte Anlegung des
Schienenweges, welcher die Verbindung mit Europa herstellen soll, getan worden.
Der zweite Schritt muß zur Errichtung von elektrischen Kraftwerken führen.
Die Betriebsstoffe zur Elektrizitätserzeugung sind in Form von Erdgas und
Erdöl an Ort und Stelle zu haben, an Speise- und Kühlwasser ist auch kein
Mangel, die technischen Vorbedingungen des Ausbaues elektrischer Zentralen
sind also erfüllt. Und ist erst der elektrische Strom vorhanden, so wird die
Kulturarbeit einsetzen und sich mit Blitzesschnelle über das Land verbreiten.
Die Landwirtschaft, die Erdölgewinnung und die verschiedensten Zweige der
Industrie werden aufblühen und der sagenhafte Reichtum Babyloniens wird
zu neuem Leben erwachen. Unsere Industrie, an der Spitze die Baumwoll¬
industrie, wird aus jenen Gegenden mit Rohstoffen reichlich versehen werden,
andererseits werden neue, weitere Absatzgebiete für unsere elektrotechnischen und
andere industrielle" Erzeugnisse geschaffen.

Durch die bisherigen Ausführungen ist das weite Feld der Friedenszicle
der Elektrotechnik bei weitem nicht erschöpft. Sie dürften jedoch genügen, um
in weiteste Schichten der wirtschaftlichen Machtfaktoren das Bewußtsein hinein¬
zutragen, daß wir einen großen Teil unserer zur Volkswohlfahrt führenden
Zukunftsideale durch die Elektrizität und ihre Anwendungen verwirklichen
werden. Durch sie werden wir uns, wie der Reichskanzler in seiner Reichs¬
tagsrede am 9. Dezember ausgeführt hat, wirtschaftlich zu sichern verstehen
und kein feindliches Machtmittel wird uns in Zukunft unser Recht, zu leben
und zu atmen, streitig machen können.

Und nun als letztes, jedoch hochwichtiges Zukunftsziel der Elektrotechnik
sei die Erzeugung und die Verlegung eigener überseeischer Kabelverbindungen
genannt, welche in erster Linie dem friedlichen Handel dienen, in zweiter Linie
den Zweck erfüllen sollen, der Übermittelung lügenhafter Nachrichten und der
Verleumdung der deutschen Sache jenseits des Ozeans endgültig die Spitze
abzubrechen.



Friedensziele der Elektrotechnik

sächlich an der Transportfrage. Diese Schwierigkeit ist nun durch den Aus«
bau der Bagdadbahn, deren Schienenstrang durch das Ölgebiet führt, beseitigt
worden. Täuschen nicht die an die mesopotamisehen Erdölgrnben geknüpften
Hoffnungen, so werden sie in Zukunft berufen sein, einen großen Teil unseres
in letzter Zeit durch Überhandnähme der Explosionsmotoren stark gesteigerten
Bedarfs und einen Teil des Weltbedarfs zu decken. Es ist wohl anzunehmen,
daß zur Ausbeutung der Erdölfelder die Unternehmer diejenigen Methoden
wählen werden, welche bei der größten Betriebssicherheit die höchste Wirtschaft¬
lichkeit bieten, das sind die elektrischen Gewinnungsmethoden. Der erste Schritt
zur Vollbringung der Kulturarbeit ist durch die bereits erwähnte Anlegung des
Schienenweges, welcher die Verbindung mit Europa herstellen soll, getan worden.
Der zweite Schritt muß zur Errichtung von elektrischen Kraftwerken führen.
Die Betriebsstoffe zur Elektrizitätserzeugung sind in Form von Erdgas und
Erdöl an Ort und Stelle zu haben, an Speise- und Kühlwasser ist auch kein
Mangel, die technischen Vorbedingungen des Ausbaues elektrischer Zentralen
sind also erfüllt. Und ist erst der elektrische Strom vorhanden, so wird die
Kulturarbeit einsetzen und sich mit Blitzesschnelle über das Land verbreiten.
Die Landwirtschaft, die Erdölgewinnung und die verschiedensten Zweige der
Industrie werden aufblühen und der sagenhafte Reichtum Babyloniens wird
zu neuem Leben erwachen. Unsere Industrie, an der Spitze die Baumwoll¬
industrie, wird aus jenen Gegenden mit Rohstoffen reichlich versehen werden,
andererseits werden neue, weitere Absatzgebiete für unsere elektrotechnischen und
andere industrielle» Erzeugnisse geschaffen.

Durch die bisherigen Ausführungen ist das weite Feld der Friedenszicle
der Elektrotechnik bei weitem nicht erschöpft. Sie dürften jedoch genügen, um
in weiteste Schichten der wirtschaftlichen Machtfaktoren das Bewußtsein hinein¬
zutragen, daß wir einen großen Teil unserer zur Volkswohlfahrt führenden
Zukunftsideale durch die Elektrizität und ihre Anwendungen verwirklichen
werden. Durch sie werden wir uns, wie der Reichskanzler in seiner Reichs¬
tagsrede am 9. Dezember ausgeführt hat, wirtschaftlich zu sichern verstehen
und kein feindliches Machtmittel wird uns in Zukunft unser Recht, zu leben
und zu atmen, streitig machen können.

Und nun als letztes, jedoch hochwichtiges Zukunftsziel der Elektrotechnik
sei die Erzeugung und die Verlegung eigener überseeischer Kabelverbindungen
genannt, welche in erster Linie dem friedlichen Handel dienen, in zweiter Linie
den Zweck erfüllen sollen, der Übermittelung lügenhafter Nachrichten und der
Verleumdung der deutschen Sache jenseits des Ozeans endgültig die Spitze
abzubrechen.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0066" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329732"/>
          <fw type="header" place="top"> Friedensziele der Elektrotechnik</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_146" prev="#ID_145"> sächlich an der Transportfrage. Diese Schwierigkeit ist nun durch den Aus«<lb/>
bau der Bagdadbahn, deren Schienenstrang durch das Ölgebiet führt, beseitigt<lb/>
worden. Täuschen nicht die an die mesopotamisehen Erdölgrnben geknüpften<lb/>
Hoffnungen, so werden sie in Zukunft berufen sein, einen großen Teil unseres<lb/>
in letzter Zeit durch Überhandnähme der Explosionsmotoren stark gesteigerten<lb/>
Bedarfs und einen Teil des Weltbedarfs zu decken. Es ist wohl anzunehmen,<lb/>
daß zur Ausbeutung der Erdölfelder die Unternehmer diejenigen Methoden<lb/>
wählen werden, welche bei der größten Betriebssicherheit die höchste Wirtschaft¬<lb/>
lichkeit bieten, das sind die elektrischen Gewinnungsmethoden. Der erste Schritt<lb/>
zur Vollbringung der Kulturarbeit ist durch die bereits erwähnte Anlegung des<lb/>
Schienenweges, welcher die Verbindung mit Europa herstellen soll, getan worden.<lb/>
Der zweite Schritt muß zur Errichtung von elektrischen Kraftwerken führen.<lb/>
Die Betriebsstoffe zur Elektrizitätserzeugung sind in Form von Erdgas und<lb/>
Erdöl an Ort und Stelle zu haben, an Speise- und Kühlwasser ist auch kein<lb/>
Mangel, die technischen Vorbedingungen des Ausbaues elektrischer Zentralen<lb/>
sind also erfüllt. Und ist erst der elektrische Strom vorhanden, so wird die<lb/>
Kulturarbeit einsetzen und sich mit Blitzesschnelle über das Land verbreiten.<lb/>
Die Landwirtschaft, die Erdölgewinnung und die verschiedensten Zweige der<lb/>
Industrie werden aufblühen und der sagenhafte Reichtum Babyloniens wird<lb/>
zu neuem Leben erwachen. Unsere Industrie, an der Spitze die Baumwoll¬<lb/>
industrie, wird aus jenen Gegenden mit Rohstoffen reichlich versehen werden,<lb/>
andererseits werden neue, weitere Absatzgebiete für unsere elektrotechnischen und<lb/>
andere industrielle» Erzeugnisse geschaffen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_147"> Durch die bisherigen Ausführungen ist das weite Feld der Friedenszicle<lb/>
der Elektrotechnik bei weitem nicht erschöpft. Sie dürften jedoch genügen, um<lb/>
in weiteste Schichten der wirtschaftlichen Machtfaktoren das Bewußtsein hinein¬<lb/>
zutragen, daß wir einen großen Teil unserer zur Volkswohlfahrt führenden<lb/>
Zukunftsideale durch die Elektrizität und ihre Anwendungen verwirklichen<lb/>
werden. Durch sie werden wir uns, wie der Reichskanzler in seiner Reichs¬<lb/>
tagsrede am 9. Dezember ausgeführt hat, wirtschaftlich zu sichern verstehen<lb/>
und kein feindliches Machtmittel wird uns in Zukunft unser Recht, zu leben<lb/>
und zu atmen, streitig machen können.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_148"> Und nun als letztes, jedoch hochwichtiges Zukunftsziel der Elektrotechnik<lb/>
sei die Erzeugung und die Verlegung eigener überseeischer Kabelverbindungen<lb/>
genannt, welche in erster Linie dem friedlichen Handel dienen, in zweiter Linie<lb/>
den Zweck erfüllen sollen, der Übermittelung lügenhafter Nachrichten und der<lb/>
Verleumdung der deutschen Sache jenseits des Ozeans endgültig die Spitze<lb/>
abzubrechen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0066] Friedensziele der Elektrotechnik sächlich an der Transportfrage. Diese Schwierigkeit ist nun durch den Aus« bau der Bagdadbahn, deren Schienenstrang durch das Ölgebiet führt, beseitigt worden. Täuschen nicht die an die mesopotamisehen Erdölgrnben geknüpften Hoffnungen, so werden sie in Zukunft berufen sein, einen großen Teil unseres in letzter Zeit durch Überhandnähme der Explosionsmotoren stark gesteigerten Bedarfs und einen Teil des Weltbedarfs zu decken. Es ist wohl anzunehmen, daß zur Ausbeutung der Erdölfelder die Unternehmer diejenigen Methoden wählen werden, welche bei der größten Betriebssicherheit die höchste Wirtschaft¬ lichkeit bieten, das sind die elektrischen Gewinnungsmethoden. Der erste Schritt zur Vollbringung der Kulturarbeit ist durch die bereits erwähnte Anlegung des Schienenweges, welcher die Verbindung mit Europa herstellen soll, getan worden. Der zweite Schritt muß zur Errichtung von elektrischen Kraftwerken führen. Die Betriebsstoffe zur Elektrizitätserzeugung sind in Form von Erdgas und Erdöl an Ort und Stelle zu haben, an Speise- und Kühlwasser ist auch kein Mangel, die technischen Vorbedingungen des Ausbaues elektrischer Zentralen sind also erfüllt. Und ist erst der elektrische Strom vorhanden, so wird die Kulturarbeit einsetzen und sich mit Blitzesschnelle über das Land verbreiten. Die Landwirtschaft, die Erdölgewinnung und die verschiedensten Zweige der Industrie werden aufblühen und der sagenhafte Reichtum Babyloniens wird zu neuem Leben erwachen. Unsere Industrie, an der Spitze die Baumwoll¬ industrie, wird aus jenen Gegenden mit Rohstoffen reichlich versehen werden, andererseits werden neue, weitere Absatzgebiete für unsere elektrotechnischen und andere industrielle» Erzeugnisse geschaffen. Durch die bisherigen Ausführungen ist das weite Feld der Friedenszicle der Elektrotechnik bei weitem nicht erschöpft. Sie dürften jedoch genügen, um in weiteste Schichten der wirtschaftlichen Machtfaktoren das Bewußtsein hinein¬ zutragen, daß wir einen großen Teil unserer zur Volkswohlfahrt führenden Zukunftsideale durch die Elektrizität und ihre Anwendungen verwirklichen werden. Durch sie werden wir uns, wie der Reichskanzler in seiner Reichs¬ tagsrede am 9. Dezember ausgeführt hat, wirtschaftlich zu sichern verstehen und kein feindliches Machtmittel wird uns in Zukunft unser Recht, zu leben und zu atmen, streitig machen können. Und nun als letztes, jedoch hochwichtiges Zukunftsziel der Elektrotechnik sei die Erzeugung und die Verlegung eigener überseeischer Kabelverbindungen genannt, welche in erster Linie dem friedlichen Handel dienen, in zweiter Linie den Zweck erfüllen sollen, der Übermittelung lügenhafter Nachrichten und der Verleumdung der deutschen Sache jenseits des Ozeans endgültig die Spitze abzubrechen.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_329665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_329665/66
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_329665/66>, abgerufen am 15.01.2025.