Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Friedensziele der Elektrotechnik donner und im Granatenfeuer mit größtem Eifer betrieben haben. In der Nicht alle Zentralen und Fabrikanlagen waren in der gleich glücklichen Grenzboten I 1916 4
Friedensziele der Elektrotechnik donner und im Granatenfeuer mit größtem Eifer betrieben haben. In der Nicht alle Zentralen und Fabrikanlagen waren in der gleich glücklichen Grenzboten I 1916 4
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0061" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329727"/> <fw type="header" place="top"> Friedensziele der Elektrotechnik</fw><lb/> <p xml:id="ID_133" prev="#ID_132"> donner und im Granatenfeuer mit größtem Eifer betrieben haben. In der<lb/> Wiener Zeitschrift „Elektrotechnik und Maschinenbau" wurde in einer interessanten<lb/> Artikelserie die wiederholte Beschießung des Elektrizitätswerkes in Czernowitz und<lb/> die Wiederherstellung des Betriebes unter fortwährenden Gefahren geschildert.<lb/> Der Wagemut und die aufopfernde Tätigkeit der Betriebsleitung, die Umsicht<lb/> und das erfinderische Geschick von Ingenieur und Arbeiter, womit das Werk<lb/> in Szene gesetzt wurde, verdienen unsere.Bewunderung und Anerkennung. In<lb/> der Tat waren es nur wenige Tage, an welchen das Werk feierte, die Stadt<lb/> im Dunkeln lag und die Straßenbahnwagen nicht verkehrten.</p><lb/> <p xml:id="ID_134"> Nicht alle Zentralen und Fabrikanlagen waren in der gleich glücklichen<lb/> Lage. Die feindlichen Granaten oder rauhe Soldatenhände beschädigten in<lb/> blinder Zerstörungswut empfindlichere Teile der Maschinen und Apparate oder<lb/> schleppten, höherem Befehl folgend, alle Motoren, Apparate und Freileitungen,<lb/> mit einem Wort alles, was aus Kupfer hergestellt war oder Kupfer enthielt,<lb/> fort, erstens um es für eigene Zwecke zu verwenden, zweitens um dem Eroberer<lb/> die Gelegenheit, seinen Kupfervorrat zu verstärken, zu nehmen. Der Zerstörung<lb/> von lediglich der Volkswirtschaft dienenden Werken lag mitunter auch die Ab-<lb/> sicht des Feindes zugrunde, recht zahlreiche Ersatzlieferungen für sich zu sichern.<lb/> Die mit allen: Raffinement ohne nennenswerten militärischen Zweck zerstörten<lb/> zahlreichen Vergwerksanlagen des nordfranzösischen Kohlenbeckens sprechen eine<lb/> beredte Sprache. Deutsche Tatkraft und Unternehmungsgeist sorgten auch in<lb/> diesen Gebieten nach Möglichkeit dafür, daß die Spuren der Zerstörungen be¬<lb/> seitigt wurden; die Fördermaschinen und die Bergwerkszentralen wurden wieder<lb/> in Betrieb gesetzt, und der Förderbetrieb in ursprünglicher Höhe aufgenommen.<lb/> Immerhin bleibt noch genügend Arbeit für den kommenden Frieden übrig.<lb/> Wenn auch die Grenzen des zukünftigen Deutschen Reiches noch nicht festliegen,<lb/> das Eine steht jetzt schon fest, daß unsere jetzigen Feinde den Lieferungen der<lb/> deutschen elektrotechnischen Industrie sich auch in Zukunft nicht werden auf die<lb/> Dauer verschließen können. Im Jahre 1913 betrug die Ausfuhr an elektro¬<lb/> technischen Erzeugnissen nach dem europäischen Ausland, insbesondere in die<lb/> Gebiete der feindlichen Großmächte rund 240 Millionen Mark. Bei der geringen<lb/> Anzahl elektrotechnischer Fabriken im Auslande, bei der nach dem Kriege zu<lb/> erwartenden noch größeren Knappheit an Ingenieuren und geschulten Arbeits¬<lb/> kräften ist es gänzlich ausgeschlossen, innerhalb absehbarer Zeit einen Ersatz für<lb/> so hohe in normalen Zeiten benötigte Werte zu schaffen, geschweige denn die<lb/> durch den Krieg verursachten Beschädigungen zu beseitigen. Wenn auch zu er¬<lb/> warten ist, daß die leistungsfähige amerikanische Industrie alles aufbieten wird,<lb/> uni die Lieferungen an die jetzigen Feinde an sich zu reißen — gewisse Anzeichen<lb/> liegen ja schon jetzt dafür vor —, so wird man voraussichtlich im Auslande doch nicht<lb/> dem Wunsche entsagen können, die deutsche elektrotechnische Industrie wieder mit<lb/> Aufträgen zu betrauen. Dafür bürgen die unerreichte Vollkommenheit der deut¬<lb/> schen elektrotechnischen Erzeugnisse und die Rührigkeit des deutschen Kaufmannes.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I 1916 4</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0061]
Friedensziele der Elektrotechnik
donner und im Granatenfeuer mit größtem Eifer betrieben haben. In der
Wiener Zeitschrift „Elektrotechnik und Maschinenbau" wurde in einer interessanten
Artikelserie die wiederholte Beschießung des Elektrizitätswerkes in Czernowitz und
die Wiederherstellung des Betriebes unter fortwährenden Gefahren geschildert.
Der Wagemut und die aufopfernde Tätigkeit der Betriebsleitung, die Umsicht
und das erfinderische Geschick von Ingenieur und Arbeiter, womit das Werk
in Szene gesetzt wurde, verdienen unsere.Bewunderung und Anerkennung. In
der Tat waren es nur wenige Tage, an welchen das Werk feierte, die Stadt
im Dunkeln lag und die Straßenbahnwagen nicht verkehrten.
Nicht alle Zentralen und Fabrikanlagen waren in der gleich glücklichen
Lage. Die feindlichen Granaten oder rauhe Soldatenhände beschädigten in
blinder Zerstörungswut empfindlichere Teile der Maschinen und Apparate oder
schleppten, höherem Befehl folgend, alle Motoren, Apparate und Freileitungen,
mit einem Wort alles, was aus Kupfer hergestellt war oder Kupfer enthielt,
fort, erstens um es für eigene Zwecke zu verwenden, zweitens um dem Eroberer
die Gelegenheit, seinen Kupfervorrat zu verstärken, zu nehmen. Der Zerstörung
von lediglich der Volkswirtschaft dienenden Werken lag mitunter auch die Ab-
sicht des Feindes zugrunde, recht zahlreiche Ersatzlieferungen für sich zu sichern.
Die mit allen: Raffinement ohne nennenswerten militärischen Zweck zerstörten
zahlreichen Vergwerksanlagen des nordfranzösischen Kohlenbeckens sprechen eine
beredte Sprache. Deutsche Tatkraft und Unternehmungsgeist sorgten auch in
diesen Gebieten nach Möglichkeit dafür, daß die Spuren der Zerstörungen be¬
seitigt wurden; die Fördermaschinen und die Bergwerkszentralen wurden wieder
in Betrieb gesetzt, und der Förderbetrieb in ursprünglicher Höhe aufgenommen.
Immerhin bleibt noch genügend Arbeit für den kommenden Frieden übrig.
Wenn auch die Grenzen des zukünftigen Deutschen Reiches noch nicht festliegen,
das Eine steht jetzt schon fest, daß unsere jetzigen Feinde den Lieferungen der
deutschen elektrotechnischen Industrie sich auch in Zukunft nicht werden auf die
Dauer verschließen können. Im Jahre 1913 betrug die Ausfuhr an elektro¬
technischen Erzeugnissen nach dem europäischen Ausland, insbesondere in die
Gebiete der feindlichen Großmächte rund 240 Millionen Mark. Bei der geringen
Anzahl elektrotechnischer Fabriken im Auslande, bei der nach dem Kriege zu
erwartenden noch größeren Knappheit an Ingenieuren und geschulten Arbeits¬
kräften ist es gänzlich ausgeschlossen, innerhalb absehbarer Zeit einen Ersatz für
so hohe in normalen Zeiten benötigte Werte zu schaffen, geschweige denn die
durch den Krieg verursachten Beschädigungen zu beseitigen. Wenn auch zu er¬
warten ist, daß die leistungsfähige amerikanische Industrie alles aufbieten wird,
uni die Lieferungen an die jetzigen Feinde an sich zu reißen — gewisse Anzeichen
liegen ja schon jetzt dafür vor —, so wird man voraussichtlich im Auslande doch nicht
dem Wunsche entsagen können, die deutsche elektrotechnische Industrie wieder mit
Aufträgen zu betrauen. Dafür bürgen die unerreichte Vollkommenheit der deut¬
schen elektrotechnischen Erzeugnisse und die Rührigkeit des deutschen Kaufmannes.
Grenzboten I 1916 4
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