Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] der eines Juden nahe, des Dr. I, Wohl- Der kommende Bismarck-Gedenktag ver¬ scheinens in die vielerorts veröffentlichten Es gewährt einen intimen Reiz, die hier Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] der eines Juden nahe, des Dr. I, Wohl- Der kommende Bismarck-Gedenktag ver¬ scheinens in die vielerorts veröffentlichten Es gewährt einen intimen Reiz, die hier <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0427" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330095"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_1456" prev="#ID_1455"> der eines Juden nahe, des Dr. I, Wohl-<lb/> gemuth, der im ersten diesjährigen Hefte<lb/> seiner Monatsschrift Jeschurun unter anderem<lb/> fordert, daß die Abwanderung polnischer Juden<lb/> ins türkische Reich gefördert werde, und zu<lb/> zeigen versucht, daß weder die Germanisierung<lb/> noch die Polonisierung der Juden im Inter¬<lb/> esse des Deutschen Reiches liege. Dr. Wohl¬<lb/> gemut!) hat auch im Jeschurunverlag zu Berlin<lb/> ein wirklich schönes und gutes Buch heraus¬<lb/> gegeben, daS die polnischen Fragen nicht<lb/> berührt: „Der Weltkrieg im Lichte des Juden¬<lb/> tums".) Und vor allem bietet der Tatbestand<lb/> die Grundlage dar für die Erörterung der<lb/> Hauptfrage: der Neuordnung Polens. Zwei<lb/> Lösungsvorschläge weistGrabowsky entschieden<lb/> ab: den ganz unabhängigen Pufferstaat und<lb/> ein aus Teilen des eroberten Polens zu<lb/> bildendes Großgalizien. Was er selbst vor¬<lb/> schlägt, verrate ich nicht, weil seine Schrift<lb/> zu den Urkunden gehört, die zu studieren<lb/> jedes deutschen Politikers Pflicht ist. Sein<lb/> Plan ist etwas komplizierter als der von<lb/> Schiele, diesem aber vielleicht deswegen vor¬<lb/> zuziehen, weil er leichter die Zustimmung<lb/> Österreichs erlangen würde. Im Schlußkapitel<lb/> schreibt Grabowsky, man dürfe sich nicht durch<lb/> die Prunkenden Worte täuschen lassen, in denen<lb/> das überspannte Selbstgefühl der Polenführer<lb/> sich Luft mache; „im tiefsten Innern weiß<lb/> heute jeder Pole, daß seine Nation inmitten<lb/> der riesigen Weltmächte nicht selbst ihr Geschick<lb/> in die Hand zu nehmen vermag ... Wir<lb/> bringen den Polen ihr Schicksal, wir bringen<lb/> es ihnen mit dem Worte: Sicherheit für uns,<lb/> Gerechtigkeit für euch." — Abgesehen von dem<lb/> aktuellen Charakter und Zweck der Schrift<lb/> darf sie, trotz ihres bescheidenen Umfangs,<lb/> schon als eine Ergänzung des grundlegenden<lb/> großen Polenwerkes empfohlen werden, das<lb/> Georg Cleinow, der Herausgeber der Grenz¬<lb/> boten, mehrere Jahre vor dem Kriege ver¬<lb/> öffentlicht hat.</p> <note type="byline"> or. Carl Ientsch</note> <p xml:id="ID_1457" next="#ID_1458"> Der kommende Bismarck-Gedenktag ver¬<lb/> anlaßt uns, unseren Lesern ein Buch zu<lb/> empfehlen, das den würdigen Abschluß des<lb/> Jubiläumsjahres bildete, aber wegen seines<lb/> durch die Kriegsereignisse verzögerten Er¬</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_1458" prev="#ID_1457"> scheinens in die vielerorts veröffentlichten<lb/> Übersichten über die Bismarckliteratur von<lb/> 1916 meistens nicht aufgenommen worden ist.<lb/> Es handelt sich um den überaus geschmackvoll<lb/> ausgestatteten Großfolioband „Das Bis-<lb/> marck-Jahr", der von siebzehn namhaften<lb/> Gelehrten verfaßt, von Erich Marcks und<lb/> Max Lenz herausgegeben wurde (Verlags¬<lb/> buchhandlung Brosche! u. Co., Hamburg.<lb/> Preis in Halbleder 12 M, in Leinen 10 M.,<lb/> brosch. 8 M). Ursprünglich als Veröffent-<lb/> lichung in monatlichen Lieferungen geplant,<lb/> die mit der Sommersonnenwende 1914 be¬<lb/> ginnen und mit der studentischen Säkularfeier<lb/> abschließen sollten, gibt dieses Werk nunmehr<lb/> als Zusammenfassung in Einzelbildern die<lb/> wesentlichen Züge der Persönlichkeit und der<lb/> Politik Bismarcks, den Zusammenhang seines<lb/> Lebens und Wirkens mit der Umwelt und<lb/> Nachwelt und findet eine prächtige Vervoll¬<lb/> ständigung in vierzehn ganzseitigen Kupfer¬<lb/> tiefdrucken, die Bismarck in allen Lebensaltern<lb/> zeigen. Der Reinertrag aus seinem Vertriebe<lb/> ist dem Fonds für die Bismarckfeier der<lb/> deutschen Studentenschaft und dem Fonds für<lb/> das Bismarck-Nationaldenkmal am Rhein<lb/> zugedacht. Es sei Sorge des deutschen<lb/> Volkes, daß diese Einnahme reichlich fließe.<lb/> Wenn Männer wie Marcks, Lenz, Branden¬<lb/> burg, Meinecke, Oncken, Adolf Wagner, Theo-<lb/> bald Ziegler u. a. in. die Feder ansetzen, um<lb/> in kurzen Worten das Schaffen Bismarcks zu<lb/> schildern, die Quelle seiner Kraft in seinem<lb/> Verhältnis zur Religion und Kunst aufzu¬<lb/> decken, so wissen wir, daß es sich um ein<lb/> Haushund handelt, das jedem Deutschen stets<lb/> teuer sein wird. Mit Recht betont Lenz in<lb/> seinem abschließenden Aufsatz, daß Bismarcks<lb/> Bild seinem Volke nicht nur die Verkörperung un¬<lb/> geheurer Taten, sondern der Sporn der Größe,<lb/> der Quell der Zuversicht und der Hoffnung ist.</p> <p xml:id="ID_1459" next="#ID_1460"> Es gewährt einen intimen Reiz, die hier<lb/> vorliegenden Schilderungen durch die „Er¬<lb/> innerungen an Bismarck" zu ergänzen,<lb/> die von A. von Brauer, Erich Marcks<lb/> und K. A. von Müller unter Freunden<lb/> und Mitarbeitern Bismarcks gesammelt und<lb/> herausgegeben worden sind. (Mit einem<lb/> Anhange von Dokumenten und Briefen.<lb/> Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart und</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0427]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
der eines Juden nahe, des Dr. I, Wohl-
gemuth, der im ersten diesjährigen Hefte
seiner Monatsschrift Jeschurun unter anderem
fordert, daß die Abwanderung polnischer Juden
ins türkische Reich gefördert werde, und zu
zeigen versucht, daß weder die Germanisierung
noch die Polonisierung der Juden im Inter¬
esse des Deutschen Reiches liege. Dr. Wohl¬
gemut!) hat auch im Jeschurunverlag zu Berlin
ein wirklich schönes und gutes Buch heraus¬
gegeben, daS die polnischen Fragen nicht
berührt: „Der Weltkrieg im Lichte des Juden¬
tums".) Und vor allem bietet der Tatbestand
die Grundlage dar für die Erörterung der
Hauptfrage: der Neuordnung Polens. Zwei
Lösungsvorschläge weistGrabowsky entschieden
ab: den ganz unabhängigen Pufferstaat und
ein aus Teilen des eroberten Polens zu
bildendes Großgalizien. Was er selbst vor¬
schlägt, verrate ich nicht, weil seine Schrift
zu den Urkunden gehört, die zu studieren
jedes deutschen Politikers Pflicht ist. Sein
Plan ist etwas komplizierter als der von
Schiele, diesem aber vielleicht deswegen vor¬
zuziehen, weil er leichter die Zustimmung
Österreichs erlangen würde. Im Schlußkapitel
schreibt Grabowsky, man dürfe sich nicht durch
die Prunkenden Worte täuschen lassen, in denen
das überspannte Selbstgefühl der Polenführer
sich Luft mache; „im tiefsten Innern weiß
heute jeder Pole, daß seine Nation inmitten
der riesigen Weltmächte nicht selbst ihr Geschick
in die Hand zu nehmen vermag ... Wir
bringen den Polen ihr Schicksal, wir bringen
es ihnen mit dem Worte: Sicherheit für uns,
Gerechtigkeit für euch." — Abgesehen von dem
aktuellen Charakter und Zweck der Schrift
darf sie, trotz ihres bescheidenen Umfangs,
schon als eine Ergänzung des grundlegenden
großen Polenwerkes empfohlen werden, das
Georg Cleinow, der Herausgeber der Grenz¬
boten, mehrere Jahre vor dem Kriege ver¬
öffentlicht hat.
or. Carl Ientsch Der kommende Bismarck-Gedenktag ver¬
anlaßt uns, unseren Lesern ein Buch zu
empfehlen, das den würdigen Abschluß des
Jubiläumsjahres bildete, aber wegen seines
durch die Kriegsereignisse verzögerten Er¬
scheinens in die vielerorts veröffentlichten
Übersichten über die Bismarckliteratur von
1916 meistens nicht aufgenommen worden ist.
Es handelt sich um den überaus geschmackvoll
ausgestatteten Großfolioband „Das Bis-
marck-Jahr", der von siebzehn namhaften
Gelehrten verfaßt, von Erich Marcks und
Max Lenz herausgegeben wurde (Verlags¬
buchhandlung Brosche! u. Co., Hamburg.
Preis in Halbleder 12 M, in Leinen 10 M.,
brosch. 8 M). Ursprünglich als Veröffent-
lichung in monatlichen Lieferungen geplant,
die mit der Sommersonnenwende 1914 be¬
ginnen und mit der studentischen Säkularfeier
abschließen sollten, gibt dieses Werk nunmehr
als Zusammenfassung in Einzelbildern die
wesentlichen Züge der Persönlichkeit und der
Politik Bismarcks, den Zusammenhang seines
Lebens und Wirkens mit der Umwelt und
Nachwelt und findet eine prächtige Vervoll¬
ständigung in vierzehn ganzseitigen Kupfer¬
tiefdrucken, die Bismarck in allen Lebensaltern
zeigen. Der Reinertrag aus seinem Vertriebe
ist dem Fonds für die Bismarckfeier der
deutschen Studentenschaft und dem Fonds für
das Bismarck-Nationaldenkmal am Rhein
zugedacht. Es sei Sorge des deutschen
Volkes, daß diese Einnahme reichlich fließe.
Wenn Männer wie Marcks, Lenz, Branden¬
burg, Meinecke, Oncken, Adolf Wagner, Theo-
bald Ziegler u. a. in. die Feder ansetzen, um
in kurzen Worten das Schaffen Bismarcks zu
schildern, die Quelle seiner Kraft in seinem
Verhältnis zur Religion und Kunst aufzu¬
decken, so wissen wir, daß es sich um ein
Haushund handelt, das jedem Deutschen stets
teuer sein wird. Mit Recht betont Lenz in
seinem abschließenden Aufsatz, daß Bismarcks
Bild seinem Volke nicht nur die Verkörperung un¬
geheurer Taten, sondern der Sporn der Größe,
der Quell der Zuversicht und der Hoffnung ist.
Es gewährt einen intimen Reiz, die hier
vorliegenden Schilderungen durch die „Er¬
innerungen an Bismarck" zu ergänzen,
die von A. von Brauer, Erich Marcks
und K. A. von Müller unter Freunden
und Mitarbeitern Bismarcks gesammelt und
herausgegeben worden sind. (Mit einem
Anhange von Dokumenten und Briefen.
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