Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Neue Bücher über Nnstk bekommen soll, vorbereiten, um ihm das künstlerische Verständnis zu erleichtern Neben dem Oratorium bilden den wichtigsten Bestandteil unserer Chor¬ Neue Bücher über Nnstk bekommen soll, vorbereiten, um ihm das künstlerische Verständnis zu erleichtern Neben dem Oratorium bilden den wichtigsten Bestandteil unserer Chor¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0293" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329961"/> <fw type="header" place="top"> Neue Bücher über Nnstk</fw><lb/> <p xml:id="ID_979" prev="#ID_978"> bekommen soll, vorbereiten, um ihm das künstlerische Verständnis zu erleichtern<lb/> und damit seine Genußfähigkeit zu erhöhen. Zugleich aber will er ihn auch<lb/> über die geschichtlichen Grundlagen der Werke aufklären. Letzteres Streben hat<lb/> dazu geführt, daß das Buch weit über den durchschnittlichen Anschauungskreis<lb/> des Laien hinausgeht und für den Musikhistoriker geradezu unentbehrlich geworden<lb/> ist. Ganz besonders scheint diese Eigenschaft, die freilich die Erreichung des<lb/> Hauptzweckes etwas beeinträchtigen mag, in dem jetzt neu aufgelegten Bande<lb/> hervorzutreten, der dem Oratorium und der weltlichen Chormusik gewidmet ist<lb/> (H. Kretzschmar, Führer durch den Konzertsaal, zweite Abteilung, Band 2,<lb/> Oratorien und weltliche Chorwerke, dritte vollständig neu bearbeitete Auflage,<lb/> Breitkopf und Härtel, Leipzig, 1915). Namentlich über die Anfänge des<lb/> Oratoriums und über seine Entwicklung bis zum achtzehnten Jahrhundert, die<lb/> sich hauptsächlich in Italien vollzog, haben erst die neuesten Forschungen Klar¬<lb/> heit gebracht, und Kretzschmar benützt dieselben zu einer übersichtlichen, höchst<lb/> interessanten geschichtlichen Darstellung. Die sonstigen Erweiterungen des Bandes<lb/> gegen die Auflage von 1898 bestehen in Besprechungen der seitdem entstandenen<lb/> Oratorien:c. Dabei ergibt es sich, daß das Ausland auf diesem Gebiet weit<lb/> produktiver ist als früher. Ich bedauere, daß Kretzschmar nicht auch den bei¬<lb/> behaltenen Teil des Textes einer Revision unterzogen und die kleinen Versehen<lb/> der früheren Auflagen beseitigt hat. In dem großen Kapitel über die Oratorien<lb/> Händels, in dem naturgemäß der Schwerpunkt des Ganzen liegt, hätten durch<lb/> Berücksichtigung der neueren Forschungsergebnisse, wenn sie auch keine grund¬<lb/> legende Bedeutung besitzen, doch interessante Gesichtspunkte gewonnen werden<lb/> können. Ich denke dabei an das, was über die merkwürdigen und so verschieden¬<lb/> artigen Entlehnungen Händels bekannt geworden ist, ein Thema, das Kretzschmar<lb/> nur ganz im Vorübergehen berührt.</p><lb/> <p xml:id="ID_980" next="#ID_981"> Neben dem Oratorium bilden den wichtigsten Bestandteil unserer Chor¬<lb/> konzerte die Werke Bachs, die Kretzschmar, weil sie ihrem Wesen und ihrer<lb/> ursprünglichen Bestimmung nach der Kirchenmusik angehören, in einer anderen<lb/> Abteilung seines „Führers" behandelt. Doch sei hier zum Schluß noch ein<lb/> kleines Buch erwähnt, welches der Pflege der Bachschen Kantate in Konzertsaal<lb/> und Kirche dienen will (Leonhard Wolff. I. Sebastian Bachs Kirchenknntaten,<lb/> ein Nachschlagebuch für Dirigenten und Musikfreunde, Kurt Wolff, Leipzig).<lb/> Für nicht weniger als 199 Kantaten in der Reihenfolge, in welcher sie in der<lb/> großen Ausgabe der Bachgesellschaft erschienen sind, bringt es genaue Angaben<lb/> über Besetzung !c., sodaß es dem Dirigenten leicht fällt, diejenigen Kantaten<lb/> herauszusuchen, deren Aufführung sich mit den ihm zur Verfügung stehenden<lb/> Kräften ermöglichen läßt. Bei der erfreulichen Entwicklung unserer Kirchenchöre<lb/> während der letzten Jahrzehnte und bei dem im Steigen begriffenen Interesse<lb/> für die Bachsche Kantate wird das Buch zweifellos gute Dienste leisten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0293]
Neue Bücher über Nnstk
bekommen soll, vorbereiten, um ihm das künstlerische Verständnis zu erleichtern
und damit seine Genußfähigkeit zu erhöhen. Zugleich aber will er ihn auch
über die geschichtlichen Grundlagen der Werke aufklären. Letzteres Streben hat
dazu geführt, daß das Buch weit über den durchschnittlichen Anschauungskreis
des Laien hinausgeht und für den Musikhistoriker geradezu unentbehrlich geworden
ist. Ganz besonders scheint diese Eigenschaft, die freilich die Erreichung des
Hauptzweckes etwas beeinträchtigen mag, in dem jetzt neu aufgelegten Bande
hervorzutreten, der dem Oratorium und der weltlichen Chormusik gewidmet ist
(H. Kretzschmar, Führer durch den Konzertsaal, zweite Abteilung, Band 2,
Oratorien und weltliche Chorwerke, dritte vollständig neu bearbeitete Auflage,
Breitkopf und Härtel, Leipzig, 1915). Namentlich über die Anfänge des
Oratoriums und über seine Entwicklung bis zum achtzehnten Jahrhundert, die
sich hauptsächlich in Italien vollzog, haben erst die neuesten Forschungen Klar¬
heit gebracht, und Kretzschmar benützt dieselben zu einer übersichtlichen, höchst
interessanten geschichtlichen Darstellung. Die sonstigen Erweiterungen des Bandes
gegen die Auflage von 1898 bestehen in Besprechungen der seitdem entstandenen
Oratorien:c. Dabei ergibt es sich, daß das Ausland auf diesem Gebiet weit
produktiver ist als früher. Ich bedauere, daß Kretzschmar nicht auch den bei¬
behaltenen Teil des Textes einer Revision unterzogen und die kleinen Versehen
der früheren Auflagen beseitigt hat. In dem großen Kapitel über die Oratorien
Händels, in dem naturgemäß der Schwerpunkt des Ganzen liegt, hätten durch
Berücksichtigung der neueren Forschungsergebnisse, wenn sie auch keine grund¬
legende Bedeutung besitzen, doch interessante Gesichtspunkte gewonnen werden
können. Ich denke dabei an das, was über die merkwürdigen und so verschieden¬
artigen Entlehnungen Händels bekannt geworden ist, ein Thema, das Kretzschmar
nur ganz im Vorübergehen berührt.
Neben dem Oratorium bilden den wichtigsten Bestandteil unserer Chor¬
konzerte die Werke Bachs, die Kretzschmar, weil sie ihrem Wesen und ihrer
ursprünglichen Bestimmung nach der Kirchenmusik angehören, in einer anderen
Abteilung seines „Führers" behandelt. Doch sei hier zum Schluß noch ein
kleines Buch erwähnt, welches der Pflege der Bachschen Kantate in Konzertsaal
und Kirche dienen will (Leonhard Wolff. I. Sebastian Bachs Kirchenknntaten,
ein Nachschlagebuch für Dirigenten und Musikfreunde, Kurt Wolff, Leipzig).
Für nicht weniger als 199 Kantaten in der Reihenfolge, in welcher sie in der
großen Ausgabe der Bachgesellschaft erschienen sind, bringt es genaue Angaben
über Besetzung !c., sodaß es dem Dirigenten leicht fällt, diejenigen Kantaten
herauszusuchen, deren Aufführung sich mit den ihm zur Verfügung stehenden
Kräften ermöglichen läßt. Bei der erfreulichen Entwicklung unserer Kirchenchöre
während der letzten Jahrzehnte und bei dem im Steigen begriffenen Interesse
für die Bachsche Kantate wird das Buch zweifellos gute Dienste leisten.
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