Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Auf dem toten Punkt 3, sorgsam auf die Tätigkeit des Semstwo- und StädtebundeS zu achten und auf 4. die Gouverneure um ihre Mitwirkung zu bitten, daß die Bündler im Augenblick 6. mit den Behörden geschäftsmäßig und korrekt zu Verkehren, in enge Freundschaft 6. der Bevölkerung zu erklären, daß die Intelligenz, die Reichen, die industriellen 7. den Herrscher zu bitten: feste, tätige und als Rechte bekannte Minister und Minister¬ 8. wenn die Wirren auf die Straße getragen werden, über daS ganze Sie sehen, hier sind alle Requisiten vereint, die wir aus den Zeiten von Und es scheint fast, als ob diese Gesellschaft aufgehört habe, einen Aus¬ Aber ist nicht die Zeit dieser Leute vorbei? Irgend jemand hat einmal -- "Und die Arbeiter, die Chwostow nach Gaponscher Methode ködern wollte? Auf dem toten Punkt 3, sorgsam auf die Tätigkeit des Semstwo- und StädtebundeS zu achten und auf 4. die Gouverneure um ihre Mitwirkung zu bitten, daß die Bündler im Augenblick 6. mit den Behörden geschäftsmäßig und korrekt zu Verkehren, in enge Freundschaft 6. der Bevölkerung zu erklären, daß die Intelligenz, die Reichen, die industriellen 7. den Herrscher zu bitten: feste, tätige und als Rechte bekannte Minister und Minister¬ 8. wenn die Wirren auf die Straße getragen werden, über daS ganze Sie sehen, hier sind alle Requisiten vereint, die wir aus den Zeiten von Und es scheint fast, als ob diese Gesellschaft aufgehört habe, einen Aus¬ Aber ist nicht die Zeit dieser Leute vorbei? Irgend jemand hat einmal — „Und die Arbeiter, die Chwostow nach Gaponscher Methode ködern wollte? <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0147" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329813"/> <fw type="header" place="top"> Auf dem toten Punkt</fw><lb/> <p xml:id="ID_441"> 3, sorgsam auf die Tätigkeit des Semstwo- und StädtebundeS zu achten und auf<lb/> deren Freiwilligendrushinen für Propaganda an der Front;</p><lb/> <p xml:id="ID_442"> 4. die Gouverneure um ihre Mitwirkung zu bitten, daß die Bündler im Augenblick<lb/> des Ausbruchs von Wirren auf der Straße das Volk zum Widerstande gegen<lb/> die Verschwörer sammeln können;</p><lb/> <p xml:id="ID_443"> 6. mit den Behörden geschäftsmäßig und korrekt zu Verkehren, in enge Freundschaft<lb/> mit ihnen nicht zu treten, aber andrerseits, um nicht in ihren Handlungen eingeengt zu<lb/> werden, ohne besondere Notwendigkeit sie nicht zu behelligen und nicht zu intrigieren;</p><lb/> <p xml:id="ID_444"> 6. der Bevölkerung zu erklären, daß die Intelligenz, die Reichen, die industriellen<lb/> Klassen, Banken und Juden das Unglück Rußlands, den Krieg mit den grimmigen Deutschen,<lb/> ausnützen wollen, um Wirren zu stiften, den Herrscher der selbstherrlichen Gewalt zu be¬<lb/> rauben, die für das einfache Volk so notwendig ist, und sie in die Hände einer unverant¬<lb/> wortlichen Mehrheit von Neichsdumamitgliedern zu legen, aus denen auch die Minister<lb/> genommen werden sollen, um dann mit Hülse erkaufter und unverantwortlicher Reichsduma¬<lb/> mitglieder solche Gesetze zu erlassen, wie es in Frankreich, Amerika und anderen parla¬<lb/> mentarischen Ländern gemacht wird. Dieses verbrecherische Beginnen wird von der Mehrzahl<lb/> der Stadtdumen, Semstwos und Börsenvereinigungen unterstützt;</p><lb/> <p xml:id="ID_445"> 7. den Herrscher zu bitten: feste, tätige und als Rechte bekannte Minister und Minister¬<lb/> gehülfen zu ernennen, namentlich als Minister des Innern und des Verkehrs: ferner um<lb/> starken Schutz der Armee und obersten Regierungsgewalt gegen den Einfluß der linken<lb/> Intriganten, insbesondere Gutschkows;</p><lb/> <p xml:id="ID_446"> 8. wenn die Wirren auf die Straße getragen werden, über daS ganze<lb/> Land den Kriegszustand zu verhängen, einen festen, entschlossenen Diktator zu er¬<lb/> nennen, alle linken hauptstädtischen Blätter zu schließen, in erster Linie „Rußkoje Slowo",<lb/> als das verbreitetste, die Provinzialblcitter zu konfiszieren und sie in hoffnungsvolle Hände<lb/> zu legen."</p><lb/> <p xml:id="ID_447"> Sie sehen, hier sind alle Requisiten vereint, die wir aus den Zeiten von<lb/> Herzenstein und Jolkos, aus den Attentaten gegen Witte her kennen. Wie<lb/> kann die Stimmung der „russischen Gesellschaft" sein, wenn sie sieht, welche<lb/> dunkle Kräfte gegen sie ins Werk gesetzt werden?</p><lb/> <p xml:id="ID_448"> Und es scheint fast, als ob diese Gesellschaft aufgehört habe, einen Aus¬<lb/> weg zu suchen. Eine Zeitlang konnte man es noch hören, daß so wenig nötig<lb/> sei, um „aus dieser Sackgasse herauszukommen, aus diesen schweren Unstimmig¬<lb/> keiten zwischen Gesellschaft und Regierung; diese drücken auf die Stimmung<lb/> im Lande und schaden der Sache des Krieges . . ." Da wurden wieder ganz<lb/> leise Namen wie Kriwoschein, Scherbatow, Samarin ausgesprochen und Stolypins<lb/> Schwager A. B. Neidhardt, dessen Stellung im Neichsrat nicht unwichtig ist,<lb/> bot seine Dienste an, um die „Ideen eines gemäßigten Konservatismus" zur<lb/> Geltung zu bringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_449"> Aber ist nicht die Zeit dieser Leute vorbei? Irgend jemand hat einmal<lb/> gesagt, daß man in Nußland alle Maßregeln einen Posttag zu spät treffe.<lb/> Wenn Gutschkow für einen Ministerposten reif sei, denke man an Kriwoschein.<lb/> wenn nur noch Miljukow die Lage retten könne, an Gutschkow, wenn Tscheidse<lb/> für das Land reif sei, dann werde sicher Miljukow berufen, um es zu retten . ..</p><lb/> <p xml:id="ID_450"> — „Und die Arbeiter, die Chwostow nach Gaponscher Methode ködern wollte?<lb/> Wie verhalten sie sich in diesen Zeiten der Not? Wie hat Plechcmows Ausruf gewirkt?</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0147]
Auf dem toten Punkt
3, sorgsam auf die Tätigkeit des Semstwo- und StädtebundeS zu achten und auf
deren Freiwilligendrushinen für Propaganda an der Front;
4. die Gouverneure um ihre Mitwirkung zu bitten, daß die Bündler im Augenblick
des Ausbruchs von Wirren auf der Straße das Volk zum Widerstande gegen
die Verschwörer sammeln können;
6. mit den Behörden geschäftsmäßig und korrekt zu Verkehren, in enge Freundschaft
mit ihnen nicht zu treten, aber andrerseits, um nicht in ihren Handlungen eingeengt zu
werden, ohne besondere Notwendigkeit sie nicht zu behelligen und nicht zu intrigieren;
6. der Bevölkerung zu erklären, daß die Intelligenz, die Reichen, die industriellen
Klassen, Banken und Juden das Unglück Rußlands, den Krieg mit den grimmigen Deutschen,
ausnützen wollen, um Wirren zu stiften, den Herrscher der selbstherrlichen Gewalt zu be¬
rauben, die für das einfache Volk so notwendig ist, und sie in die Hände einer unverant¬
wortlichen Mehrheit von Neichsdumamitgliedern zu legen, aus denen auch die Minister
genommen werden sollen, um dann mit Hülse erkaufter und unverantwortlicher Reichsduma¬
mitglieder solche Gesetze zu erlassen, wie es in Frankreich, Amerika und anderen parla¬
mentarischen Ländern gemacht wird. Dieses verbrecherische Beginnen wird von der Mehrzahl
der Stadtdumen, Semstwos und Börsenvereinigungen unterstützt;
7. den Herrscher zu bitten: feste, tätige und als Rechte bekannte Minister und Minister¬
gehülfen zu ernennen, namentlich als Minister des Innern und des Verkehrs: ferner um
starken Schutz der Armee und obersten Regierungsgewalt gegen den Einfluß der linken
Intriganten, insbesondere Gutschkows;
8. wenn die Wirren auf die Straße getragen werden, über daS ganze
Land den Kriegszustand zu verhängen, einen festen, entschlossenen Diktator zu er¬
nennen, alle linken hauptstädtischen Blätter zu schließen, in erster Linie „Rußkoje Slowo",
als das verbreitetste, die Provinzialblcitter zu konfiszieren und sie in hoffnungsvolle Hände
zu legen."
Sie sehen, hier sind alle Requisiten vereint, die wir aus den Zeiten von
Herzenstein und Jolkos, aus den Attentaten gegen Witte her kennen. Wie
kann die Stimmung der „russischen Gesellschaft" sein, wenn sie sieht, welche
dunkle Kräfte gegen sie ins Werk gesetzt werden?
Und es scheint fast, als ob diese Gesellschaft aufgehört habe, einen Aus¬
weg zu suchen. Eine Zeitlang konnte man es noch hören, daß so wenig nötig
sei, um „aus dieser Sackgasse herauszukommen, aus diesen schweren Unstimmig¬
keiten zwischen Gesellschaft und Regierung; diese drücken auf die Stimmung
im Lande und schaden der Sache des Krieges . . ." Da wurden wieder ganz
leise Namen wie Kriwoschein, Scherbatow, Samarin ausgesprochen und Stolypins
Schwager A. B. Neidhardt, dessen Stellung im Neichsrat nicht unwichtig ist,
bot seine Dienste an, um die „Ideen eines gemäßigten Konservatismus" zur
Geltung zu bringen.
Aber ist nicht die Zeit dieser Leute vorbei? Irgend jemand hat einmal
gesagt, daß man in Nußland alle Maßregeln einen Posttag zu spät treffe.
Wenn Gutschkow für einen Ministerposten reif sei, denke man an Kriwoschein.
wenn nur noch Miljukow die Lage retten könne, an Gutschkow, wenn Tscheidse
für das Land reif sei, dann werde sicher Miljukow berufen, um es zu retten . ..
— „Und die Arbeiter, die Chwostow nach Gaponscher Methode ködern wollte?
Wie verhalten sie sich in diesen Zeiten der Not? Wie hat Plechcmows Ausruf gewirkt?
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