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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.

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Rriegsliteratur

Mit großem Interesse wird auch der deutsche Leser diese Briefe lesen, die
aus Gründen der Gerechtigkeit geschrieben sind, um mit einer Menge Über-
treibungen und Irrtümern aufzuräumen, die die öffentliche Meinung im Lande
der Streifen und Sterne irregeleitet haben. Auf Grund eigener Erfahrungen,
die er während seiner amtlichen Tätigkeit in reichem Maße sammeln konnte,
erhebt der Verfasser Protest gegen die von der gegnerischen Lügenpresse ver¬
breiteten Märchen von der Grausamkeit und Trunksucht des deutschen Heeres,
und widerspricht er der Verleumdung Deutschlands, es habe die Neutralität
Belgiens verletzt. Im fünften Briefe befaßt er sich mit dem so oft zitierten
"Militarismus" und kommt am Schluß seiner Untersuchung zu dem Ergebnis,
daß Militarismus, gleichviel ob zu Lande oder zur See, Militarismus bleibe,
und daß es der englische Militarismus zur See sei, der den Vereinigten
Staaten am meisten Schaden zufüge, da er den amerikanischen Exporthandel
mit Deutschland, Österreich und Rußland völlig lahmgelegt habe. Besonders
hervorgehoben zu werden verdient ferner, daß Thompson die grunderhaltenden
deutschen Staatsprinzipien richtig erkannt hat, und daß er frei zugibt, daß in
Deutschland mit seiner nationalen politischen Einheit und seinen intellektuellen
sozialen Erfolgen die Vorbedingungen zu einer Weltmacht gegeben sind.

Wer diese Briefe Thompsons aufmerksam durchliest, wird sich nicht ver¬
hehlen können einzugestehen, daß der Verfasser offen und ehrlich seine Meinung
sagt, daß er mit offenen Augen und klarem Verständnis die Verhältnisse in
Deutschland studiert hat, und vor allem den Mut gehabt hat, seine wahre
Überzeugung auch auszusprechen. Mit Genugtuung erfüllt es einen, wenn man
diese Briefe gelesen hat, und man freut sich, daß es auch unter den "echten"
Amerikanern, deren Urteil -- nach englischer Auffassung -- durch keinen
"Bindestrich" getrübt ist. Leute gibt, die der Wahrheit die Ehre zu geben
wagen und auch Deutschland Gerechtigkeit widerfahren lassen.

Unter dem Titel "Nordamerika und Deutschland" (Verlag von Karl
Curtius, Berlin) behandelt der bekannte Berliner Universitätsprofessor Eduard
Meyer, dessen hervorragendes Buch über England bereits früher an dieser
Stelle ausführlich besprochen wurde, das Verhältnis der beiden Weltmächte
zueinander. Meyer untersucht die Gründe, weshalb das amerikanische Volk,
als Ganzes genommen, wenn auch vielleicht nicht geradezu deutschfeindlich, so
doch stark ententefreundlich ist.

Wie überall in der Welt, so gebührt auch für die Stimmung in Amerika
der englisch - französischen Lügenpresse -- wenn man so sagen darf -- ein
großes Verdienst, obgleich die Lügennachrichten, wie Meyer hervorhebt, nicht die
Ursache, sondern nur ein Symptom der Gesinnung der Amerikaner find. Die
eigentliche Ursache dieser Gesinnung liegt viel tiefer; mannigfache Gründe und
Faktoren haben dazu beigetragen, diese deutschfeindliche Stimmung im amerika¬
nischen Volke aufkeimen zu lassen. An dieser Tatsache ist leider nicht viel
zu ändern. Durch unsere Leistungen und Erfolge im jetzigen Kriege vermögen wir


Rriegsliteratur

Mit großem Interesse wird auch der deutsche Leser diese Briefe lesen, die
aus Gründen der Gerechtigkeit geschrieben sind, um mit einer Menge Über-
treibungen und Irrtümern aufzuräumen, die die öffentliche Meinung im Lande
der Streifen und Sterne irregeleitet haben. Auf Grund eigener Erfahrungen,
die er während seiner amtlichen Tätigkeit in reichem Maße sammeln konnte,
erhebt der Verfasser Protest gegen die von der gegnerischen Lügenpresse ver¬
breiteten Märchen von der Grausamkeit und Trunksucht des deutschen Heeres,
und widerspricht er der Verleumdung Deutschlands, es habe die Neutralität
Belgiens verletzt. Im fünften Briefe befaßt er sich mit dem so oft zitierten
„Militarismus" und kommt am Schluß seiner Untersuchung zu dem Ergebnis,
daß Militarismus, gleichviel ob zu Lande oder zur See, Militarismus bleibe,
und daß es der englische Militarismus zur See sei, der den Vereinigten
Staaten am meisten Schaden zufüge, da er den amerikanischen Exporthandel
mit Deutschland, Österreich und Rußland völlig lahmgelegt habe. Besonders
hervorgehoben zu werden verdient ferner, daß Thompson die grunderhaltenden
deutschen Staatsprinzipien richtig erkannt hat, und daß er frei zugibt, daß in
Deutschland mit seiner nationalen politischen Einheit und seinen intellektuellen
sozialen Erfolgen die Vorbedingungen zu einer Weltmacht gegeben sind.

Wer diese Briefe Thompsons aufmerksam durchliest, wird sich nicht ver¬
hehlen können einzugestehen, daß der Verfasser offen und ehrlich seine Meinung
sagt, daß er mit offenen Augen und klarem Verständnis die Verhältnisse in
Deutschland studiert hat, und vor allem den Mut gehabt hat, seine wahre
Überzeugung auch auszusprechen. Mit Genugtuung erfüllt es einen, wenn man
diese Briefe gelesen hat, und man freut sich, daß es auch unter den „echten"
Amerikanern, deren Urteil — nach englischer Auffassung — durch keinen
„Bindestrich" getrübt ist. Leute gibt, die der Wahrheit die Ehre zu geben
wagen und auch Deutschland Gerechtigkeit widerfahren lassen.

Unter dem Titel „Nordamerika und Deutschland" (Verlag von Karl
Curtius, Berlin) behandelt der bekannte Berliner Universitätsprofessor Eduard
Meyer, dessen hervorragendes Buch über England bereits früher an dieser
Stelle ausführlich besprochen wurde, das Verhältnis der beiden Weltmächte
zueinander. Meyer untersucht die Gründe, weshalb das amerikanische Volk,
als Ganzes genommen, wenn auch vielleicht nicht geradezu deutschfeindlich, so
doch stark ententefreundlich ist.

Wie überall in der Welt, so gebührt auch für die Stimmung in Amerika
der englisch - französischen Lügenpresse — wenn man so sagen darf — ein
großes Verdienst, obgleich die Lügennachrichten, wie Meyer hervorhebt, nicht die
Ursache, sondern nur ein Symptom der Gesinnung der Amerikaner find. Die
eigentliche Ursache dieser Gesinnung liegt viel tiefer; mannigfache Gründe und
Faktoren haben dazu beigetragen, diese deutschfeindliche Stimmung im amerika¬
nischen Volke aufkeimen zu lassen. An dieser Tatsache ist leider nicht viel
zu ändern. Durch unsere Leistungen und Erfolge im jetzigen Kriege vermögen wir


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[0129] Rriegsliteratur Mit großem Interesse wird auch der deutsche Leser diese Briefe lesen, die aus Gründen der Gerechtigkeit geschrieben sind, um mit einer Menge Über- treibungen und Irrtümern aufzuräumen, die die öffentliche Meinung im Lande der Streifen und Sterne irregeleitet haben. Auf Grund eigener Erfahrungen, die er während seiner amtlichen Tätigkeit in reichem Maße sammeln konnte, erhebt der Verfasser Protest gegen die von der gegnerischen Lügenpresse ver¬ breiteten Märchen von der Grausamkeit und Trunksucht des deutschen Heeres, und widerspricht er der Verleumdung Deutschlands, es habe die Neutralität Belgiens verletzt. Im fünften Briefe befaßt er sich mit dem so oft zitierten „Militarismus" und kommt am Schluß seiner Untersuchung zu dem Ergebnis, daß Militarismus, gleichviel ob zu Lande oder zur See, Militarismus bleibe, und daß es der englische Militarismus zur See sei, der den Vereinigten Staaten am meisten Schaden zufüge, da er den amerikanischen Exporthandel mit Deutschland, Österreich und Rußland völlig lahmgelegt habe. Besonders hervorgehoben zu werden verdient ferner, daß Thompson die grunderhaltenden deutschen Staatsprinzipien richtig erkannt hat, und daß er frei zugibt, daß in Deutschland mit seiner nationalen politischen Einheit und seinen intellektuellen sozialen Erfolgen die Vorbedingungen zu einer Weltmacht gegeben sind. Wer diese Briefe Thompsons aufmerksam durchliest, wird sich nicht ver¬ hehlen können einzugestehen, daß der Verfasser offen und ehrlich seine Meinung sagt, daß er mit offenen Augen und klarem Verständnis die Verhältnisse in Deutschland studiert hat, und vor allem den Mut gehabt hat, seine wahre Überzeugung auch auszusprechen. Mit Genugtuung erfüllt es einen, wenn man diese Briefe gelesen hat, und man freut sich, daß es auch unter den „echten" Amerikanern, deren Urteil — nach englischer Auffassung — durch keinen „Bindestrich" getrübt ist. Leute gibt, die der Wahrheit die Ehre zu geben wagen und auch Deutschland Gerechtigkeit widerfahren lassen. Unter dem Titel „Nordamerika und Deutschland" (Verlag von Karl Curtius, Berlin) behandelt der bekannte Berliner Universitätsprofessor Eduard Meyer, dessen hervorragendes Buch über England bereits früher an dieser Stelle ausführlich besprochen wurde, das Verhältnis der beiden Weltmächte zueinander. Meyer untersucht die Gründe, weshalb das amerikanische Volk, als Ganzes genommen, wenn auch vielleicht nicht geradezu deutschfeindlich, so doch stark ententefreundlich ist. Wie überall in der Welt, so gebührt auch für die Stimmung in Amerika der englisch - französischen Lügenpresse — wenn man so sagen darf — ein großes Verdienst, obgleich die Lügennachrichten, wie Meyer hervorhebt, nicht die Ursache, sondern nur ein Symptom der Gesinnung der Amerikaner find. Die eigentliche Ursache dieser Gesinnung liegt viel tiefer; mannigfache Gründe und Faktoren haben dazu beigetragen, diese deutschfeindliche Stimmung im amerika¬ nischen Volke aufkeimen zu lassen. An dieser Tatsache ist leider nicht viel zu ändern. Durch unsere Leistungen und Erfolge im jetzigen Kriege vermögen wir

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_329665/129>, abgerufen am 15.01.2025.