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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

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Stärke und Macht des Deutschtums in den baltischen Provinzen

lichen und Berufszwecken dienen nach den Adreßbüchern 27. Von diesen
gehören drei dem Staate, die Universitätsbibliothek zu Dorpat und zwei der
genannten Schulbibliotheken. Sie stehen jetzt natürlich in russischer Verwaltung.
Sie stammen aus der Zeit vor der Russifizierung und ihr Grundstock ist dem¬
gemäß deutsch. Vier weitere gehören Städten mit deutschen Stadtverwaltungen,
drei den deutschen Ritterschaften. Zu den städtischen gehört die etwa
96000 Bände enthaltende rigische Stadtbibliothek. Eine weitere ist die des
unter deutscher Verwaltung stehenden Polytechnikums (50000 Bände). Von
den übrigen 23 sind 22 in deutschem Besitze, eine in cölnischen, die des
Nationalmuseums zu Dorpat. Irgend einen wissenschaftlichen Wert wird ihr
niemand betmessen wollen, ebensowenig wie der Jmkerbibliothe! des lettischen
Bienenzuchtvereins in Schlock, die wir oben nicht einmal mitgezählt haben.
Schon diese Übersicht über die Bibliotheken zeigt, daß alles wissenschaftliche
Leben deutsch ist.

Eine Statistik aller Bibliotheken, die Unterhaltungs- und Bildungszwecken
dienen, läßt sich nicht geben. Deutsche Bibliotheken dieser Art, die im Besitze
von Vereinen sind, gibt es, abgesehen von den drei in deutscher Verwaltung
stehenden und größtenteils aus deutschen Büchern bestehenden Volksbibliotheken
Rigas, etwa 41. 23 von diesen 41 gehören den deutschen Vereinen. Nicht
mitgezählt sind dabei die Wanderbibliotheken der deutschen Vereine, deren Kur¬
land allein 16 besitzt, ferner ca. 10 Bibliotheken des Frauenbundes, die Biblio¬
theken der deutschen Studentenkorporationen Dorpats und Rigas, die oft recht
reichen Bibliotheken in den ritterschaftlichen und deutschen Vereinsschulen. End¬
lich haben die meisten Städte noch deutsche Leihbibliotheken.


Zeitungen und Zeitschriften.

Es erscheinen in den Ostseeprovinzen fünf mehrsprachige Zeitungen, deren
fremdsprachiger, meist russischer Text, eine Übersetzung des unter deutscher
Redaktion erscheinenden deutschen Blattes ist. Die wichtigste dieser Zeitungen
ist das siebenmal wöchentlich erscheinende Rigaer Börsenblatt. An deutschen
Blättern erschienen im Baltikum 1913 folgende:

8 Werktäglich erscheinende politische Zeitungen,
10 ein- bis zweimal wöchentlich erscheinende Politische Zeitungen,
K ein- bis zweimal monatlich erscheinende Berufszeitungen,
3 gelegentlich bis zweimal monatlich erscheinende Sportzeit-
schrtften,
S einmal wöchentlich bis einmal monatlich erscheinende kirchlich-
theologische Zeitschriften,
13 einmal wöchentlich bis einmal monatlich erscheinende Zeit¬
schriften religiösen, erbaulichen und sozialen Inhalts,"
1 Monatsschrift von der Art von "WestermannS Monatsheften,
jetzt vereinigt mit der seit 1868 erscheinenden "Baltischen
Monatsschrift" (von der Art der Rodenbergschen "Deutschen
Rundschau"),
s wissenschaftliche Zeitschriften: eine pädagogische und eine
naturwissenschaftliche.

Stärke und Macht des Deutschtums in den baltischen Provinzen

lichen und Berufszwecken dienen nach den Adreßbüchern 27. Von diesen
gehören drei dem Staate, die Universitätsbibliothek zu Dorpat und zwei der
genannten Schulbibliotheken. Sie stehen jetzt natürlich in russischer Verwaltung.
Sie stammen aus der Zeit vor der Russifizierung und ihr Grundstock ist dem¬
gemäß deutsch. Vier weitere gehören Städten mit deutschen Stadtverwaltungen,
drei den deutschen Ritterschaften. Zu den städtischen gehört die etwa
96000 Bände enthaltende rigische Stadtbibliothek. Eine weitere ist die des
unter deutscher Verwaltung stehenden Polytechnikums (50000 Bände). Von
den übrigen 23 sind 22 in deutschem Besitze, eine in cölnischen, die des
Nationalmuseums zu Dorpat. Irgend einen wissenschaftlichen Wert wird ihr
niemand betmessen wollen, ebensowenig wie der Jmkerbibliothe! des lettischen
Bienenzuchtvereins in Schlock, die wir oben nicht einmal mitgezählt haben.
Schon diese Übersicht über die Bibliotheken zeigt, daß alles wissenschaftliche
Leben deutsch ist.

Eine Statistik aller Bibliotheken, die Unterhaltungs- und Bildungszwecken
dienen, läßt sich nicht geben. Deutsche Bibliotheken dieser Art, die im Besitze
von Vereinen sind, gibt es, abgesehen von den drei in deutscher Verwaltung
stehenden und größtenteils aus deutschen Büchern bestehenden Volksbibliotheken
Rigas, etwa 41. 23 von diesen 41 gehören den deutschen Vereinen. Nicht
mitgezählt sind dabei die Wanderbibliotheken der deutschen Vereine, deren Kur¬
land allein 16 besitzt, ferner ca. 10 Bibliotheken des Frauenbundes, die Biblio¬
theken der deutschen Studentenkorporationen Dorpats und Rigas, die oft recht
reichen Bibliotheken in den ritterschaftlichen und deutschen Vereinsschulen. End¬
lich haben die meisten Städte noch deutsche Leihbibliotheken.


Zeitungen und Zeitschriften.

Es erscheinen in den Ostseeprovinzen fünf mehrsprachige Zeitungen, deren
fremdsprachiger, meist russischer Text, eine Übersetzung des unter deutscher
Redaktion erscheinenden deutschen Blattes ist. Die wichtigste dieser Zeitungen
ist das siebenmal wöchentlich erscheinende Rigaer Börsenblatt. An deutschen
Blättern erschienen im Baltikum 1913 folgende:

8 Werktäglich erscheinende politische Zeitungen,
10 ein- bis zweimal wöchentlich erscheinende Politische Zeitungen,
K ein- bis zweimal monatlich erscheinende Berufszeitungen,
3 gelegentlich bis zweimal monatlich erscheinende Sportzeit-
schrtften,
S einmal wöchentlich bis einmal monatlich erscheinende kirchlich-
theologische Zeitschriften,
13 einmal wöchentlich bis einmal monatlich erscheinende Zeit¬
schriften religiösen, erbaulichen und sozialen Inhalts,"
1 Monatsschrift von der Art von „WestermannS Monatsheften,
jetzt vereinigt mit der seit 1868 erscheinenden „Baltischen
Monatsschrift" (von der Art der Rodenbergschen „Deutschen
Rundschau"),
s wissenschaftliche Zeitschriften: eine pädagogische und eine
naturwissenschaftliche.

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[0350] Stärke und Macht des Deutschtums in den baltischen Provinzen lichen und Berufszwecken dienen nach den Adreßbüchern 27. Von diesen gehören drei dem Staate, die Universitätsbibliothek zu Dorpat und zwei der genannten Schulbibliotheken. Sie stehen jetzt natürlich in russischer Verwaltung. Sie stammen aus der Zeit vor der Russifizierung und ihr Grundstock ist dem¬ gemäß deutsch. Vier weitere gehören Städten mit deutschen Stadtverwaltungen, drei den deutschen Ritterschaften. Zu den städtischen gehört die etwa 96000 Bände enthaltende rigische Stadtbibliothek. Eine weitere ist die des unter deutscher Verwaltung stehenden Polytechnikums (50000 Bände). Von den übrigen 23 sind 22 in deutschem Besitze, eine in cölnischen, die des Nationalmuseums zu Dorpat. Irgend einen wissenschaftlichen Wert wird ihr niemand betmessen wollen, ebensowenig wie der Jmkerbibliothe! des lettischen Bienenzuchtvereins in Schlock, die wir oben nicht einmal mitgezählt haben. Schon diese Übersicht über die Bibliotheken zeigt, daß alles wissenschaftliche Leben deutsch ist. Eine Statistik aller Bibliotheken, die Unterhaltungs- und Bildungszwecken dienen, läßt sich nicht geben. Deutsche Bibliotheken dieser Art, die im Besitze von Vereinen sind, gibt es, abgesehen von den drei in deutscher Verwaltung stehenden und größtenteils aus deutschen Büchern bestehenden Volksbibliotheken Rigas, etwa 41. 23 von diesen 41 gehören den deutschen Vereinen. Nicht mitgezählt sind dabei die Wanderbibliotheken der deutschen Vereine, deren Kur¬ land allein 16 besitzt, ferner ca. 10 Bibliotheken des Frauenbundes, die Biblio¬ theken der deutschen Studentenkorporationen Dorpats und Rigas, die oft recht reichen Bibliotheken in den ritterschaftlichen und deutschen Vereinsschulen. End¬ lich haben die meisten Städte noch deutsche Leihbibliotheken. Zeitungen und Zeitschriften. Es erscheinen in den Ostseeprovinzen fünf mehrsprachige Zeitungen, deren fremdsprachiger, meist russischer Text, eine Übersetzung des unter deutscher Redaktion erscheinenden deutschen Blattes ist. Die wichtigste dieser Zeitungen ist das siebenmal wöchentlich erscheinende Rigaer Börsenblatt. An deutschen Blättern erschienen im Baltikum 1913 folgende: 8 Werktäglich erscheinende politische Zeitungen, 10 ein- bis zweimal wöchentlich erscheinende Politische Zeitungen, K ein- bis zweimal monatlich erscheinende Berufszeitungen, 3 gelegentlich bis zweimal monatlich erscheinende Sportzeit- schrtften, S einmal wöchentlich bis einmal monatlich erscheinende kirchlich- theologische Zeitschriften, 13 einmal wöchentlich bis einmal monatlich erscheinende Zeit¬ schriften religiösen, erbaulichen und sozialen Inhalts," 1 Monatsschrift von der Art von „WestermannS Monatsheften, jetzt vereinigt mit der seit 1868 erscheinenden „Baltischen Monatsschrift" (von der Art der Rodenbergschen „Deutschen Rundschau"), s wissenschaftliche Zeitschriften: eine pädagogische und eine naturwissenschaftliche.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/350>, abgerufen am 22.07.2024.