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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr.

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Der Gefangene
Ein Ekstein sich im Tanze wiegt,
Ins grüne Bett der Wind sich schmiegt;
Das Resteln spricht sein Nachtgebet.
Am Wald des Mondes Sichel steht,
Und einsam in der lauen Nacht
Halt ich auf treuem Tier die Wacht!
Da trank ich einmal noch den Duft
Der lieben Heimat! Durch die Luft
Rauscht all' ihr Zauber! Ihrer Liebe Glut
Schoß mir noch einmal in das Blut!
Jetzt führt mich nur ein grad'ger Traum
Zurück an jenen Waldessaum,
Letztes Erinnern an die Heimat spricht,
Wie sie so schön, so still, so schlicht!
Die Augen schließ ich, sehnend nur,
Ich eilte über ihre Flur!
Doch hart stößt an den Stein mein Fuß --
So grüß ich, Land dich, weil ich muß!

Nishni Udinft


Der Gefangene
Ein Ekstein sich im Tanze wiegt,
Ins grüne Bett der Wind sich schmiegt;
Das Resteln spricht sein Nachtgebet.
Am Wald des Mondes Sichel steht,
Und einsam in der lauen Nacht
Halt ich auf treuem Tier die Wacht!
Da trank ich einmal noch den Duft
Der lieben Heimat! Durch die Luft
Rauscht all' ihr Zauber! Ihrer Liebe Glut
Schoß mir noch einmal in das Blut!
Jetzt führt mich nur ein grad'ger Traum
Zurück an jenen Waldessaum,
Letztes Erinnern an die Heimat spricht,
Wie sie so schön, so still, so schlicht!
Die Augen schließ ich, sehnend nur,
Ich eilte über ihre Flur!
Doch hart stößt an den Stein mein Fuß —
So grüß ich, Land dich, weil ich muß!

Nishni Udinft


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[0037] Der Gefangene Ein Ekstein sich im Tanze wiegt, Ins grüne Bett der Wind sich schmiegt; Das Resteln spricht sein Nachtgebet. Am Wald des Mondes Sichel steht, Und einsam in der lauen Nacht Halt ich auf treuem Tier die Wacht! Da trank ich einmal noch den Duft Der lieben Heimat! Durch die Luft Rauscht all' ihr Zauber! Ihrer Liebe Glut Schoß mir noch einmal in das Blut! Jetzt führt mich nur ein grad'ger Traum Zurück an jenen Waldessaum, Letztes Erinnern an die Heimat spricht, Wie sie so schön, so still, so schlicht! Die Augen schließ ich, sehnend nur, Ich eilte über ihre Flur! Doch hart stößt an den Stein mein Fuß — So grüß ich, Land dich, weil ich muß! Nishni Udinft

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323538/37>, abgerufen am 22.07.2024.