Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr.Lin Edward Grey des achtzehnten Jahrhunderts Wie habt Jhr's doch spitzbübisch angestellt, Als Ihr um Avignon den Papst geprellt! Wie'n alter Kater, der von glühenden Kohlen Sich die Kastanien gierig sucht zu holen, So seid Ihr blindlings losgetappt Und habt mit katzenartigen Tücken Frech hinter Englands Rücken Nach Korsika geschnappt. Jetzt, da Euch alles scheint zu glücken, Wagt Seiner Gnaden sich aufs offne Meer. Spahis und Janitscharen Macht Ihr mobil, die Schweden nebenher Und hetzt den Türken auf das Heer des Zaren. Bricht an dem Triebwerk nur ein Rad entzwei, Gleich ist es mit der ganzen Kunst vorbei. Euch macht das nichts, bald treibt Ihr andre Possen. Ist man im britischen Nachbarreich Gleichgültig znzuschau'n entschlossen? Schon kommt der nächste Dummejungenstreich! Heimtückisch, ohne daß ein Mensch es merkt, Wird Irland durch Bestechung hintergangen, Und auch Westminster wißt Ihr schlau zu fangen Und stört, von hämischen Gelüst bestärkt, Den Handel Albions im Orient, Bösartig wie man's nur vom Affen kennt. O Genf! O Rom -- du Rom der Calvinisten --! Wenn ihr erst einmal offenbart, Wie euer Volk mit tausend Listen Toll aufgestachelt und verraten ward! Und wie Choiseul, der aus der Ferne schürte, Mit seinem Lügenmaul anblies den Brand,, Und wie der Herr von Fernen zu ihm stand, Euch höhnisch an der Nase führte! Wie hat er euch nicht aufgeschreckt, Als er euch Frankreichs dunklen Plan, Daß man die Hand nach Versoix' Freiheit streckt, Mit übertriebenen Eifer dargetan! Lin Edward Grey des achtzehnten Jahrhunderts Wie habt Jhr's doch spitzbübisch angestellt, Als Ihr um Avignon den Papst geprellt! Wie'n alter Kater, der von glühenden Kohlen Sich die Kastanien gierig sucht zu holen, So seid Ihr blindlings losgetappt Und habt mit katzenartigen Tücken Frech hinter Englands Rücken Nach Korsika geschnappt. Jetzt, da Euch alles scheint zu glücken, Wagt Seiner Gnaden sich aufs offne Meer. Spahis und Janitscharen Macht Ihr mobil, die Schweden nebenher Und hetzt den Türken auf das Heer des Zaren. Bricht an dem Triebwerk nur ein Rad entzwei, Gleich ist es mit der ganzen Kunst vorbei. Euch macht das nichts, bald treibt Ihr andre Possen. Ist man im britischen Nachbarreich Gleichgültig znzuschau'n entschlossen? Schon kommt der nächste Dummejungenstreich! Heimtückisch, ohne daß ein Mensch es merkt, Wird Irland durch Bestechung hintergangen, Und auch Westminster wißt Ihr schlau zu fangen Und stört, von hämischen Gelüst bestärkt, Den Handel Albions im Orient, Bösartig wie man's nur vom Affen kennt. O Genf! O Rom — du Rom der Calvinisten —! Wenn ihr erst einmal offenbart, Wie euer Volk mit tausend Listen Toll aufgestachelt und verraten ward! Und wie Choiseul, der aus der Ferne schürte, Mit seinem Lügenmaul anblies den Brand,, Und wie der Herr von Fernen zu ihm stand, Euch höhnisch an der Nase führte! Wie hat er euch nicht aufgeschreckt, Als er euch Frankreichs dunklen Plan, Daß man die Hand nach Versoix' Freiheit streckt, Mit übertriebenen Eifer dargetan! <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0038" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/323136"/> <fw type="header" place="top"> Lin Edward Grey des achtzehnten Jahrhunderts</fw><lb/> <lg xml:id="POEMID_3" type="poem"> <l> Wie habt Jhr's doch spitzbübisch angestellt,<lb/> Als Ihr um Avignon den Papst geprellt!<lb/> Wie'n alter Kater, der von glühenden Kohlen<lb/> Sich die Kastanien gierig sucht zu holen,<lb/> So seid Ihr blindlings losgetappt<lb/> Und habt mit katzenartigen Tücken<lb/> Frech hinter Englands Rücken<lb/> Nach Korsika geschnappt.</l> <l> Jetzt, da Euch alles scheint zu glücken,<lb/> Wagt Seiner Gnaden sich aufs offne Meer.<lb/> Spahis und Janitscharen<lb/> Macht Ihr mobil, die Schweden nebenher<lb/> Und hetzt den Türken auf das Heer des Zaren.</l> <l> Bricht an dem Triebwerk nur ein Rad entzwei,<lb/> Gleich ist es mit der ganzen Kunst vorbei.<lb/> Euch macht das nichts, bald treibt Ihr andre Possen.<lb/> Ist man im britischen Nachbarreich<lb/> Gleichgültig znzuschau'n entschlossen?</l> <l> Schon kommt der nächste Dummejungenstreich!<lb/> Heimtückisch, ohne daß ein Mensch es merkt,<lb/> Wird Irland durch Bestechung hintergangen,<lb/> Und auch Westminster wißt Ihr schlau zu fangen<lb/> Und stört, von hämischen Gelüst bestärkt,<lb/> Den Handel Albions im Orient,<lb/> Bösartig wie man's nur vom Affen kennt.</l> <l> O Genf! 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Lin Edward Grey des achtzehnten Jahrhunderts
Wie habt Jhr's doch spitzbübisch angestellt,
Als Ihr um Avignon den Papst geprellt!
Wie'n alter Kater, der von glühenden Kohlen
Sich die Kastanien gierig sucht zu holen,
So seid Ihr blindlings losgetappt
Und habt mit katzenartigen Tücken
Frech hinter Englands Rücken
Nach Korsika geschnappt. Jetzt, da Euch alles scheint zu glücken,
Wagt Seiner Gnaden sich aufs offne Meer.
Spahis und Janitscharen
Macht Ihr mobil, die Schweden nebenher
Und hetzt den Türken auf das Heer des Zaren. Bricht an dem Triebwerk nur ein Rad entzwei,
Gleich ist es mit der ganzen Kunst vorbei.
Euch macht das nichts, bald treibt Ihr andre Possen.
Ist man im britischen Nachbarreich
Gleichgültig znzuschau'n entschlossen? Schon kommt der nächste Dummejungenstreich!
Heimtückisch, ohne daß ein Mensch es merkt,
Wird Irland durch Bestechung hintergangen,
Und auch Westminster wißt Ihr schlau zu fangen
Und stört, von hämischen Gelüst bestärkt,
Den Handel Albions im Orient,
Bösartig wie man's nur vom Affen kennt. O Genf! O Rom — du Rom der Calvinisten —!
Wenn ihr erst einmal offenbart,
Wie euer Volk mit tausend Listen
Toll aufgestachelt und verraten ward!
Und wie Choiseul, der aus der Ferne schürte,
Mit seinem Lügenmaul anblies den Brand,,
Und wie der Herr von Fernen zu ihm stand,
Euch höhnisch an der Nase führte!
Wie hat er euch nicht aufgeschreckt,
Als er euch Frankreichs dunklen Plan,
Daß man die Hand nach Versoix' Freiheit streckt,
Mit übertriebenen Eifer dargetan!
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