Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr.Lücher für die Jugend beruhenden Auswahl und Bearbeitung und "Unter Schmugglern und andere Vom Abenteuerlichen führt kein allzu weiter Weg ins Gebiet des Märchens. Eine eigene literarische Spezies der Jugendliteratur sind die Erzählungen für Was nun noch von den Eingängen zu erwähnen bleibt, ist völlig anderer Lücher für die Jugend beruhenden Auswahl und Bearbeitung und „Unter Schmugglern und andere Vom Abenteuerlichen führt kein allzu weiter Weg ins Gebiet des Märchens. Eine eigene literarische Spezies der Jugendliteratur sind die Erzählungen für Was nun noch von den Eingängen zu erwähnen bleibt, ist völlig anderer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0331" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329559"/> <fw type="header" place="top"> Lücher für die Jugend</fw><lb/> <p xml:id="ID_1183" prev="#ID_1182"> beruhenden Auswahl und Bearbeitung und „Unter Schmugglern und andere<lb/> abenteuerliche Geschichten" von Rud. Toepffer, A. Kolping, K. Stöber<lb/> und H. v. Kleist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1184"> Vom Abenteuerlichen führt kein allzu weiter Weg ins Gebiet des Märchens.<lb/> So finden wir denn auch in den „Münchener Jugendschriften" eine Reihe<lb/> Märchen, unter anderen zwei reizende von Jereminias Gotthelf. — „Das<lb/> Erdbeeri Mareili" und „Das gelbe Vöglein und das arme Margritli" —,<lb/> die von Joh. Peter Manei neu herausgegeben wurden. — Außerdem sind die<lb/> „Märchen für Jung und Alt von Konrad Fischer zu erwähnen, die dreibändig<lb/> in zweiter, vermehrter Auflage vorliegen (Verlag von E. F. Thienemann in Gotha.<lb/> Preis Gebunden je 2 Mark). Es mag genügen, diese treffliche Sammlung, die<lb/> allgemeine Wertschätzung genießt, empfehlend in Erinnerung zu bringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1185"> Eine eigene literarische Spezies der Jugendliteratur sind die Erzählungen für<lb/> junge Mädchen. Man ist versucht, ihnen mit einem Stoßseufzer zu begegnen.<lb/> Muß es besondere Bücher für junge Mädchen geben? Es scheint fast so, und<lb/> solange ein Bedürfnis danach besteht, müssen wir den Verfassern gerecht<lb/> werden. Sie haben es ja nicht leicht, denn das den heranwachsenden Mädchen<lb/> vertraute Milieu ist eng. DaS literarische Erzeugnis, das sich hierauf be¬<lb/> schränkt sieht, ist gleichsam eine Vorstufe des Familienromans, doch fehlt das<lb/> Beste: inneres Leben, psychologische Vertiefung — der Stempel der Kunst.<lb/> In mehr oder weniger leuchtenden Farben werden Mädchenbildnisse entworfen<lb/> die — weil unwahr — dennoch schattenhaft in den Leisten einer biederen Realistik<lb/> hängen. Vermag ein heranwachsendes weibliches Menschenkind nicht mehr zu fassen?<lb/> Oder trauen wir ihm zu wenig zu ? Man prüfe das oft schon schmerzhaft ringende<lb/> Seelchen, ehe man an dem breiten Strom der herben Kunst vorbeischreitet, um<lb/> ein wenig Zuckerbrod zu reichen! — Das ist eine böse Einleitung zur weihnacht¬<lb/> lichen Empfehlung der Bücher für junge Mädchenl Sie floß in die Feder, weil<lb/> der Wunsch in der Seele brennt: greift in eurem Bücherschrank zum Besten, was<lb/> unsere Dichter uns beschert haben, wenn ihr erwachenden Bedürfnis nach literarisch-<lb/> ästhetischem Genuß begegnet. Aber da schüttelt mancher den Kops. Wohlan dennl<lb/> Die uns vorliegenden Bände stehen zur Wahl. Am besten hat mir „Frau<lb/> Regime und ihre Töchter" von Johanna Klemm (Enßlin und Laiblins<lb/> Verlagsbuchhandlung, Reutlingen. Preis 3 Mark) gefallen, aber auch „Das<lb/> Prinzeßchen" von M. Ille Beeg (im gleichen Verlag erschienen, Preis 3 Mary<lb/> ist des Beifalls sicher, nicht minder „Das Flennkränzchen" von Emmy Lehr<lb/> und „Sechs Mädels" von Paul Schettler (beide im Verlag von Stephan<lb/> Geibel. Altenburg. S.-A. Preis 2.80 Mark und 3.80 Mark). Diese Mädchen¬<lb/> geschichten sind alle frisch erzählt und atmen Gesundheit. Das ist schon etwas.<lb/> Auch viel heiterer Sonnenschein liegt aus diesen Blättern, die dazu bestimmt sind,<lb/> wie Blüten im Frühlingswind zu zerflattern.</p><lb/> <p xml:id="ID_1186" next="#ID_1187"> Was nun noch von den Eingängen zu erwähnen bleibt, ist völlig anderer<lb/> Art: Bücher mit anregender und belehrender Tendenz aus allen möglichen Gebieten<lb/> des Wissens. Immer aufs Neue willkommen sind die „Jugendblätter", die<lb/> von K. Weitbrecht bei I. F. Steintopf in Stuttgart herausgegeben werden und<lb/> um 79. Jahrgang vorliegen (Preis 5 Mark). Der stattliche Band enthält Unter-<lb/> haltsames und Lehrreiches, Erzählungen, Schilderungen aller Art, Rätsel usw. in</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0331]
Lücher für die Jugend
beruhenden Auswahl und Bearbeitung und „Unter Schmugglern und andere
abenteuerliche Geschichten" von Rud. Toepffer, A. Kolping, K. Stöber
und H. v. Kleist.
Vom Abenteuerlichen führt kein allzu weiter Weg ins Gebiet des Märchens.
So finden wir denn auch in den „Münchener Jugendschriften" eine Reihe
Märchen, unter anderen zwei reizende von Jereminias Gotthelf. — „Das
Erdbeeri Mareili" und „Das gelbe Vöglein und das arme Margritli" —,
die von Joh. Peter Manei neu herausgegeben wurden. — Außerdem sind die
„Märchen für Jung und Alt von Konrad Fischer zu erwähnen, die dreibändig
in zweiter, vermehrter Auflage vorliegen (Verlag von E. F. Thienemann in Gotha.
Preis Gebunden je 2 Mark). Es mag genügen, diese treffliche Sammlung, die
allgemeine Wertschätzung genießt, empfehlend in Erinnerung zu bringen.
Eine eigene literarische Spezies der Jugendliteratur sind die Erzählungen für
junge Mädchen. Man ist versucht, ihnen mit einem Stoßseufzer zu begegnen.
Muß es besondere Bücher für junge Mädchen geben? Es scheint fast so, und
solange ein Bedürfnis danach besteht, müssen wir den Verfassern gerecht
werden. Sie haben es ja nicht leicht, denn das den heranwachsenden Mädchen
vertraute Milieu ist eng. DaS literarische Erzeugnis, das sich hierauf be¬
schränkt sieht, ist gleichsam eine Vorstufe des Familienromans, doch fehlt das
Beste: inneres Leben, psychologische Vertiefung — der Stempel der Kunst.
In mehr oder weniger leuchtenden Farben werden Mädchenbildnisse entworfen
die — weil unwahr — dennoch schattenhaft in den Leisten einer biederen Realistik
hängen. Vermag ein heranwachsendes weibliches Menschenkind nicht mehr zu fassen?
Oder trauen wir ihm zu wenig zu ? Man prüfe das oft schon schmerzhaft ringende
Seelchen, ehe man an dem breiten Strom der herben Kunst vorbeischreitet, um
ein wenig Zuckerbrod zu reichen! — Das ist eine böse Einleitung zur weihnacht¬
lichen Empfehlung der Bücher für junge Mädchenl Sie floß in die Feder, weil
der Wunsch in der Seele brennt: greift in eurem Bücherschrank zum Besten, was
unsere Dichter uns beschert haben, wenn ihr erwachenden Bedürfnis nach literarisch-
ästhetischem Genuß begegnet. Aber da schüttelt mancher den Kops. Wohlan dennl
Die uns vorliegenden Bände stehen zur Wahl. Am besten hat mir „Frau
Regime und ihre Töchter" von Johanna Klemm (Enßlin und Laiblins
Verlagsbuchhandlung, Reutlingen. Preis 3 Mark) gefallen, aber auch „Das
Prinzeßchen" von M. Ille Beeg (im gleichen Verlag erschienen, Preis 3 Mary
ist des Beifalls sicher, nicht minder „Das Flennkränzchen" von Emmy Lehr
und „Sechs Mädels" von Paul Schettler (beide im Verlag von Stephan
Geibel. Altenburg. S.-A. Preis 2.80 Mark und 3.80 Mark). Diese Mädchen¬
geschichten sind alle frisch erzählt und atmen Gesundheit. Das ist schon etwas.
Auch viel heiterer Sonnenschein liegt aus diesen Blättern, die dazu bestimmt sind,
wie Blüten im Frühlingswind zu zerflattern.
Was nun noch von den Eingängen zu erwähnen bleibt, ist völlig anderer
Art: Bücher mit anregender und belehrender Tendenz aus allen möglichen Gebieten
des Wissens. Immer aufs Neue willkommen sind die „Jugendblätter", die
von K. Weitbrecht bei I. F. Steintopf in Stuttgart herausgegeben werden und
um 79. Jahrgang vorliegen (Preis 5 Mark). Der stattliche Band enthält Unter-
haltsames und Lehrreiches, Erzählungen, Schilderungen aller Art, Rätsel usw. in
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